Drohen

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Drohen

Beitragvon Schoham » Di 14. Aug 2007, 21:18

Von hier

Wird nicht täglich überall in irgendeiner Form gedroht?

Bei Uebertretung der Gesetze mit Strafe.
Bei Uebermässigem Alkoholkonsum mit Leberschaden.
Bei Missachtung der Forumsregeln mit Sperrung.

Wann empfinden wir drohen als etwas rechtes und gutes
und wann als etwas böses?
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Beitragvon HF******* » Di 14. Aug 2007, 21:45

Drohung empfinden wir als etwas böses, wenn es nicht mit unserem Rechtsempfinden in Einklang zu bringen ist, d. h. mit unserem ethischen Wertesystem.

Es ist leider nicht erkennbar, wer gedroht haben soll. Wenn sich die Drohung gegen Dich gerichtet hat und Du die Drohung nicht gut findest, würde ich annehmen, das abgesehen von einem unterschiedlichen ethischen System möglicherweise diesen Systemen sogar andere Zielsetzungen zugrunde liegen.
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Beitragvon Schoham » Mi 15. Aug 2007, 07:51

HFRudolph hat geschrieben:Drohung empfinden wir als etwas böses, wenn es nicht mit unserem Rechtsempfinden in Einklang zu bringen ist, d. h. mit unserem ethischen Wertesystem.

Es ist leider nicht erkennbar, wer gedroht haben soll. Wenn sich die Drohung gegen Dich gerichtet hat und Du die Drohung nicht gut findest, würde ich annehmen, das abgesehen von einem unterschiedlichen ethischen System möglicherweise diesen Systemen sogar andere Zielsetzungen zugrunde liegen.


Den zweiten Teil deines Postings verstehe ich nicht.
Ich möchte ganz allgemein über "Drohung" reden.

Es gibt Drohungen die man besser "Ratschläge und ihre Folgen bei nicht Beachtung" nennen würde.

Echtes Drohen kommt von aussen an einem heran.

Als Drohung empfinde ich z.b. wenn mich jemand zwingen würde eine Denkweise annehmen
zu müssen, obwohl sie meiner innersten Ueberzeugung widerspricht. Es selbst nicht im innersten
nachvollziehen kann. Und falls ich nicht so denke und dementsprechend handle,
auf irgend eine Art bestraft würde und Nachteile hätte.

Diese Beschneidung der Freiheit sehe ich als eine Bedrohung.

Es gibt viele Dinge die der Mensch tun muss die er lieber anders tun möchte.
Dazu kann er stehen und es sagen.

Die Drohung hingegen macht ihn zum Heuchler oder zum "Märtyrer."
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Re: Drohen

Beitragvon emporda » Mi 15. Aug 2007, 09:09

Rae hat geschrieben:Wird nicht täglich überall in irgendeiner Form gedroht?

Drohen erzeugt Angst und Angst dizipliniert - das ist das einfache primitive Schema. Nachfolgend einige klassische Drohungen, "der sei ausgeschlossen" steht für ewiges Leid und Pein im Fegefeuer

Dogma „Wer sagt oder glaubt: die Strafe der bösen Geister und gottlosen Menschen sei nur zeitlich und werde nach bestimmter Zeit ein Ende nehmen, und dann komme eine völlige Wiederherstellung (Apokatastasis) der bösen Geister und gottlosen Menschen, der sei ausgeschlossen.“

Dogma „Wer sagt, wegen Irrglauben, wegen Schwierigkeiten im Zusammenleben oder wegen böswilliger Abwesenheit vom Gatten könne das eheliche Band gelöst werden, der sei ausgeschlossen.“

Dogma „Wer sagt, im wunderbaren Sakrament der Eucharistie sei nach vollzogener Weihe nicht der Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus, sondern nur beim Gebrauch, wenn es genossen wird, nicht aber vorher oder nachher, und in den geweihten Hostien oder Brotteilchen, die nach der Kommunion aufbewahrt werden oder übrigbleiben, bleibe nicht der wahre Leib des Herrn zurück, der sei ausgeschlossen.“

Dogma „Wer sagt, in der göttlichen Offenbarung gebe es nicht wahre Geheimnisse im eigentlichen Sinn, sondern alle Glaubenssätze könnten durch die richtig gebildete Vernunft von den natürlichen Grundsätzen aus verstanden und bewiesen werden, der sei ausgeschlossen.“

Der Paps hätte in Kurzform auch sagen können, "wer nicht glaubt was ich will und für richtig halte, den verbrennen wir auf dem Scheiterhaufen". Der Obermotz einer Straßengang argumentiert und handelt auch nicht anders als der Papst, nurch durch Drohungen bleiben seine Epigonen bei der Stange. Verstärkt oder untermauert wird das durch klassisches Machogehabe, Hervorheben der Position durch exklusive Kleidung sowie durch besondere Rituale und Sprache. Das schafft Abstand zwischen Drohendem und Bedrohtem und festigt deren Position und Rang. Kein gläubiger Christ würde es wagen im Kardinalsgewand in den Gottedienst zu gehen, kein Schläger einer Straßengang würde es wagen mit der Jacke des Obermotz an einem Treffen teilzunehmen

Dazu sagt der Psychologe Rudolf Sponsel
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Um die Menschen besonders im Hinblick auf ihr Sozialleben und ihr Verhalten im Dienste der Gemeinschaft und des Staates besser beeinflussen und lenken zu können, hat man die Götter, das Paradies und die Hölle erfunden. Gott erhöht den einfachen und ausgelieferten Menschen mit seiner Allmacht. Mit Gott an seiner Seite wird der Mensch - theoretisch - selbst allmächtig. Verhält er sich wohl, winkt ihm das Paradies, verhält er sich nicht wunschgemäß, droht ihm die Hölle. Die Höllenvorstellung ist also lerntheoretisch ein aversiver Reiz, der theopolitisch auf Fehlverhalten zu konditionieren ist, damit eine systemkonforme Wirkung erzielt wird.

Die Höllenvorstellung nutzt die Fähigkeit des Menschen zur Angst, sie braucht und schürt diese. Hinter diesem Weltbild steckt nicht viel Vertrauen in das Gute im Menschen und auch in die Begründbarkeit moralischen Verhaltens. Der tiefere Sinn der Höllenangst ist die Angst vor der Vernichtung, dem Schmerz und der Qual. Viele traditionelle Religionen arbeiten mit diesen primitiven Urängsten und oft in der Geschichte hat es ein unheilvolles Bündnis zwischen den Herrschenden und ihren theologischen Agenten gegeben.
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Re: Drohen

Beitragvon Schoham » Mi 15. Aug 2007, 09:43

emporda hat geschrieben:Drohen erzeugt Angst und Angst dizipliniert - das ist das einfache primitive Schema.


Bild

Steht neben der Tafel - das beim übertreten des Verbotes - eine Busse von Euro 100.-- verhängt
wird, dann muss sich nur der Uebertreter fürchten erwischt zu werden.

Primitiv ist derjenige der das Gesetz missachtet das dazu gegeben wird damit Ordnung herrscht.
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Re: Drohen

Beitragvon PoppersFan » Mi 15. Aug 2007, 10:17

Rae hat geschrieben:Wann empfinden wir drohen als etwas rechtes und gutes
und wann als etwas böses?


Das hängt davon ab, wer droht und warum gedroht wird. Die institutionalisierte Strafandrohung durch den Staat und seine Organe kann als gerecht (und darum gewissermaßen als gut) empfunden werden, wenn die Gesetze gerecht sind, denen durch die Drohung Geltung verschafft werden soll. Als gerecht empfinden wir dabei meist die Gesetze von Staaten, in denen die Bürger ihre Regierung und die Gesetzgeber wählen (bzw. abwählen) können - sie erlangen dadurch ein Mitbestimmungsrecht und können in gewissem Maße die moralische Verantwortung für die Gesetze ihres Gemeinwesens übernehmen (und für sie auch verantwortlich gemacht werden, natürlich). Das staatliche Gewaltmonopol ist in dieser Hinsicht von großer Bedeutung: Niemand darf Gewalt androhen oder anwenden außer dem Staat in seiner Funktion, die Bürger zu schützen (es gibt nur ganz wenige Ausnahmefälle, etwa Notwehr).

In totalitären Staaten müssen die Gesetze nicht automatisch ungerecht sein, aber Willkür und damit Ungerechtigkeit ist natürlich eher zu erwarten, wenn die Bürger bei der Gesetzgebung nichts mitzureden haben. Staatliches Unrecht kann dann bekanntlich so böse werden wie nur irgendwas.

Wenn Bürger von Bürgern bedroht werden, dann ist das auch ziemlich böse. Man kann sich vielleicht Ausnahmen vorstellen, selbst Gewalt ist ja nicht grundsätzlich schlecht - ich denke hier wieder an Notwehrsituationen. Aber bei solchen Drohungen ist ganz klar wieder der Staat gefragt: Er muss die Bedroher bedrohen...
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Re: Drohen

Beitragvon emporda » Mi 15. Aug 2007, 12:51

PoppersFan hat geschrieben:Das hängt davon ab, wer droht und warum gedroht wird. .
Bei der Drohung muss man unter 3 verschiedenen Arten unterscheiden

Die imaginäre Drohung durch die Religion
Hier droht jemand, für den es keinen Existenzbeweis gibt – oder je geben wird – mit imaginären und fiktiven Strafen wie dem Entzug himmlischer Gnade oder ewiger Pein im Höllenfeuer – etwas für das es ebenfalls nie einen Beweis geben wird. Im Fall von Mitläufern mit gehobener Intelligenz zieht so plumper Terror durch Schuldgefühle nicht, dann wird gedroht mit gesellschaftlicher Ächtung wie Exkommunikation oder Entzug der Gemeinschaft (Zeugen Jehovas). Bei dieser Art der Drohung handelt es sich klar um Psychoterror, auf den besonders labile Menschen ansprechen oder Menschen, die geistig unfähig sind das Drohungspotential zu durchschauen und mental außerdem zu schwach sind den imaginören Druck einfach abzustreifen.
Bei der gesellschaftlichen Ächtung zählt das System im blinden Vertrauen auf seine Mitläufer den angedrohten Psychoterror in die Tat umzusetzen, die Mitläufer werden bewußt oder unbewußt zu passiven Mittätern. Natürlich sagt ihnen das niemand, sondern stellt es im Gegenteil als notwendiges Verhalten dar um den, der da bedroht, zu ehren und zu huldigen. Der Bedrohte hat wenig bis keine Möglichkeit sich dem Psychoterror zu entziehen, sofern er weiterhin der Gesellschaft angehören will

Die reale Drohung durch den Staat
Zur Aufrechterhaltung einer gesellschaftluchen Ordnung droht der Staat mit Strafen die in einem entspechendem Codex definiert sind. Die Übertretungen sind klassifiziert, die Strafen in Geld oder Freiheitentzug begrenzt, die Organe zu deren Ausführung bekannt genau so wie die zeitliche und administrative Abfolge des Vorgehens.
Sofern die Gesetze mehrheitlich festgelegt wurden, ist das System effektiv und erträglich.
Der Bedrohte kann sich der Bestrafung zeitlich begrenzt entziehen durch Flucht, durch Verstecken samt falscher Identität, nur steht der Aufwand oft in keinem Verhältnis zur Strafe.
Diese Art der Bedrohung ist relativ neu in der Menscheitsgeschichte. Sie hat vor rund 1000 Jahren den religiösen Psychoterror ersetzt, weil der als erträgliche Gesellschaftform versagt hat.

Die diffuse Drohung durch Kriminalität
Hier droht jemand, der anononym selber oder durch Dritte auftritt mit einer pauschalen Veurteilung wie etwa „die Gerechte Strafe wird dich ereilen“ oder „wenn Du nicht bezahlst werden wir xxx“. Niemand kann genau sagen welche Strafen es sein wird, wann sie einen trifft noch durch was oder wen sie vollzogen wird. Es ist schlichtweg direkte oder indirekte Erpressung als eine kriminelle Handlung.
Der Bedrohte wird erpreßt, sei es um eine Geldleistung, um eine bestimmte Gesinnung zu verkünden, und bestimmte Handlungen auszuführen oder zu unterlassen und dergleichen mehr. Zwar stellt die Gesellschaft nahezu alle dieser Erpressungen unter Strafe, nicht immer gelingt es der Drohung zu entkommen – und darauf vertraut derjenige der droht und nimmt das Riskio in Kauf.

Dann gibt es noch Bedrohungspotentiale, die sich mehr als eine dieser Arten zu eigen machen. Das sind die islamischen Terroristen, die trotz allem religiösen Anstrich und Habitus miese Kriminelle sind, oder es sind diktatorische Staaten die eigene Gesellschaftsteile oder Nachbarstaaten mit kriminellen Drohungen in ihrem Interesse beeinflussen wollen. Die letzte Art ist ein exklusiver Klub, zu dem Staaten wie die USA, China, Russland und andere gehören.
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