von condorcet » Do 16. Aug 2007, 13:47
Rassisten waren auch ansonsten so aufgeklärte Menschen wie Jefferson und Franklin. Und wahrscheinlich hätte auch so mancher hier im Forum rassistische Vorurteile, wenn er in dieser Zeit gelebt hätte. Aber zumindest ist Lincoln für die Befreiung der Sklaven eingetreten. Er hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er gegen die Sklaverei ist. Es stimmt zwar, dass er gesagt hat, er möchte die Sklaverei in den Südstaaten nicht abschaffen, sondern nur deren Ausdehnung in die Territorien verhindern. Aber erstens hätte er sie nicht abschaffen können, weil dazu eine Verfassungsänderung nötig war, und zweitens glaubten sowohl er als auch die Regime in den Südstaaten, dass die Sklaverei nur überleben könne, wenn sie sich ausdehne, was ja dann auch zum Bürgerkrieg geführt hat.
Es stimmt auch, dass Lincoln gesagt hat, er sei nur für den Erhalt der Union und nicht gegen die Sklaverei. Aber er benötigte in den ersten Kriegsjahren die Unterstützung solcher Sklaverei-Staaten wie Maryland, Delaware und Kentucky, die in der Union blieben. Sobald die Nordstaaten die Oberhand gewannen, änderte sich auch seine Politik in dieser Hinsicht.
Das offizielle Kriegsziel war der Erhalt der Union, aber jeder wusste, um was es wirklich ging. Als die Truppen der Nordstaaten so ziemlich am Anfang des Krieges südöstlich von Richmond landeten, und als die ersten Flüchtlliche zu ihnen kamen, schrieb ein Offizier in sein Tagebuch, dass selbst diese Leute, die nicht lesen und schreiben können, wissen, dass der Krieg ihretwegen geführt wird.
Zu der Frage, ob es in zwischen 33 und 45 in Ordnung war, NSDAP-Mitglied zu sein: Wenn man unter der Nazi-Herrschaft aufgewachsen ist und von Kindheit auf mit der Nazi-Propaganda zugemüllt wurde, kann man zumindest ein Verständnis dafür aufbringen. Um vorurteilsfrei zu werden, muss man ein gewisses Wissen erwerben. Aber nicht jeder hat die Möglichkeit dazu.