Was ist Vernunft??

Beitragvon molosovsky » Sa 18. Aug 2007, 10:48

Blick ins ethymologische Wörterbuch: "Vernunft" kommt von "(etwas) vernehmen".
Kommt halt drauf an, auf welche Stimme man hört (His Masters Voice -- wau wau)

Grüße
Alex / molo
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Re: Was ist Vernunft??

Beitragvon PoppersFan » Sa 18. Aug 2007, 16:42

emporda hat geschrieben:
PoppersFan hat geschrieben:Wir haben kein Problem. Wir können unsere Ansichten zwar nicht letztgültig beweisen, aber das kann niemand. Unser Glauben (es ist einer) hat jedoch den Vorteil, unendlich viel fruchtbarer, stringenter und moralischer zu sein als alle anderen, und damit lässt sich gut Werbung machen.

Das ist teilweise richtig. Für Dich (und mich) hat Grönland im Innlad einen Eispanzern von bis zu 3 km. Nur warst Du da, hast Du das Eis auch gesehen. Und wenn Du da warst, ist es nicht inzwischen geschmolzen.

Wir vertrauen darauf, dass bestimmte Fakten und Realitäten von vernünftigen Menschen korrekt geschildert werden. Hier von Glauben zu sprechen ist vollkommen fehl am Platz. Man glaubt etwas wie Gott gegen alle Vernunft und logischen Gründe, teilweise blind und fanatisch bis zu bitteren Ende.

Ich will mich an dem Begriff "Glauben" nicht aufhängen, man kann auch "Ansicht" oder "Weltanschauung" sagen. Aber ich sprach von unserer, äh, Weltanschauung insgesamt, nicht von der Farbe des grönländischen Inlandeises oder ähnlichen empirisch feststellbaren Einzeltatsachen. Also von Dingen wie dem "Glauben" (sorry) an die menschliche Vernunft und an ihre Fähigkeit, etwas zum Weltverständnis und zur Weltverbesserung beizutragen. Diese Ansicht wird beileibe nicht von jedem geteilt - jede Religion ist bereit, die Vernunft ab einem bestimmten Punkt ihren Glaubensdogmen zu opfern, falls sie dort überhaupt eine Rolle spielt. Gab es nicht sogar Philosophen, die Gefühle und mystische Intuitionen der Vernunft vorzogen, weil sie nicht an sie glaubten?

Für mich persönlich habe ich schon vor langer Zeit beschlossen, zuzugeben, dass meine Weltanschauung auf Glaubenssätzen beruht (ich könnte noch andere aufzählen, z.B. auch den, dass die Menschen in Freiheit leben sollten). Das hat auch etwas mit der Unmöglichkeit von Letztbegündungen zu tun, siehe oben. Klar glaube ich nicht an Übernatürliches, ich würde meine Ansichten deshalb auch nicht "religiös" nennen. Ich habe aber nicht die Absicht, mir oder meinen Gegnern vorzugaukeln, dass mein Standpunkt "beweisbar" wäre oder so, wie denn auch? Grade meine Gegner hätten dann leichtes Spiel: Sie könnten mir - mit Recht - ein unkritisches Verhältnis gegenüber meinen eigenen Prämissen vorhalten. Das ist übrigens auch etwas, was mich am Atheismus beunruhigt: Zwar gestatte ich mir selbst den Luxus unbeweisbarer Annahmen und Überzeugungen, aber bei anderen... (Ok, das war jetzt provokativ, wie vielleicht auch die Verwendung des Begriffs "Glauben" in einem Naturalistenforum.)

Übrigens, was Du über den Glauben sagst trifft hier ja auch zu: Ich möchte wirklich nicht ausschließen, dass ich meinen Glauben an die Vernunft und vor allem an die Freiheit blind und fanatisch bis zum bitteren Ende verteidige...
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Re: Was ist Vernunft??

Beitragvon LinuxBug » Sa 18. Aug 2007, 17:22

PoppersFan hat geschrieben:Grade meine Gegner hätten dann leichtes Spiel: Sie könnten mir - mit Recht - ein unkritisches Verhältnis gegenüber meinen eigenen Prämissen vorhalten. Das ist übrigens auch etwas, was mich am Atheismus beunruhigt: Zwar gestatte ich mir selbst den Luxus unbeweisbarer Annahmen und Überzeugungen, aber bei anderen...

Nene, ganz falsch :klugscheisser:

Wir müssen kein perfektes und 100% wahres Weltbild haben (geht ja angeblich auch gar nicht) und der kritische Rationalismus, sowie jede andere philosophische Weltanschauungen, stehen grundsätzlich unter konstanter Kritik. Du selbst musst nicht kritischer sein, als was du von Natur aus bist (bist du ja denke ich eh schon) Ich denke der kritische Rationalismus ist eine supertolle Sache, ja. Aber nur weil er nicht "letztbegründet" werden kann, ist es nicht unvernünftig diese Position zu vertreten. Im Gegenteil, alles was man gegen den krit. Rationalismus vorbringen kann, kann mindestens ebenso gut gegen jede andere Position auch oder sogar noch besser vorbringen, was das Argument wertlos macht.

Grundsätzlich muss man eine kritische Position nicht beweisen (höchstens rechtfertigen, aber das sollte kein Problem sein). Behauptest du die Existenz von etwas, musst du die Existenz von diesem auch nachweisen, nicht ich muss nachweisen dass es nicht-existiert.

Beispiel, wenn es anders wäre: "Der Papst ist bei mir zuhause auf Besuch" "Beweise es" "Beweise, dass er es nicht ist." "Kann ich nicht, zeig mir.." "Nein. Wenn du es nicht beweisen kannst, dann darfst du nicht daran zweifeln" "Aber" <- so ungefähr kommt mir die ganze "existiert Gott"-Debatte vor. Ist das vernünftig? Nein ist es nicht. Witzig wird es dann, wenn etwas total unmögliches (also etwas, dass wir bis jetzt noch nicht kennen o.ä.) behauptet wird (etwa ein Bewusstsein ohne Gehirn oder Gehirn-ähnlichem)

Natürlich gilt das nur, wenn man die "selbe" Sprache spricht. Deute ich jedes Wort um, so dass es keinen Sinn mehr macht, kann natürlich auch der krit. Rat. "unvernünftig" werden.

Übrigens, was Du über den Glauben sagst trifft hier ja auch zu: Ich möchte wirklich nicht ausschließen, dass ich meinen Glauben an die Vernunft und vor allem an die Freiheit blind und fanatisch bis zum bitteren Ende verteidige...

vs.
Man glaubt etwas wie Gott gegen alle Vernunft und logischen Gründe, teilweise blind und fanatisch bis zu bitteren Ende.

sollte man mich mit Vernunft und Logik überzeugen, dass es einen besseren Standpunkt gibt, werde ich diesen einnehmen. Was nicht passieren kann ist, dass man mich mit Vernunft und Logik überzeugen kann, dass es unvernünftig ist vernünftig und unlogisch logisch zu sein/argumentieren. Da müsst ich schon sehr betrunken sein, um eine solche Argumentation gelten zu lassen. :^^:
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Hicks

Beitragvon PoppersFan » Sa 18. Aug 2007, 17:34

Na denn Prost! :2thumbs:

Ich denke ja auch, dass wir argumentativ sehr stark dastehen, habe auch versucht das oben rüberzubringen. Ich bin nur einfach so ungeheuer bescheiden, deshalb versuche ich immer ganz harmlos und undogmatisch auszusehen... :^^:
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