gavagai hat geschrieben:"Freiheit" beim Entstehen des Willens
Hallo gavagai,
ich verstehe darunter das Entstehen nicht der (allgemeinen) Instanz Willen, sondern dessen, was man will. In dem Sinne: "Ich will (Objekt=Inhalt)" bzw. "Ich habe den Willen dass (Objekt=Inhalt)". Wenn man sagt: "Sein letzter Wille war XYZ", dann meint man den Inhalt des Willens. Willensfreiheit wäre dann Freiheit bei dem Vorgang, bei dem der Wille ein Objekt / einen Inhalt wählt.
Die Frage für mich ist: Wie entsteht, WAS wir wollen? Oder: Was bedingt die Zielbildung? (Könnte man evtl. den konkreten Willen nennen.) Warum habe ich "Appetit" auf X und nicht auf Y? Was bedingt, dass ich schwarze und nicht braune Schuhe will?
In dem Sinn sind die 2 Freiheiten "hintereinander geschaltet". (Die "resultierende Gesamtfreiheit" könnte nur bei 100% liegen, wenn beide einzeln bei 100% liegen:)
(1) Kommt der Wille "frei" zustande? ==> Hängt von den Faktoren ab, die die Willensbildung determinieren. (Genetik, Sozialisation, ...)
(2) Kann der Wille "frei" in Handlung umgesetzt werden? ==> Hängt von den Faktoren ab, die die Handlungsmöglichkeiten determinieren.
In dem Sinn zu (1):
Wir können etwas wollen. Aber:
Wir können nicht wollen, was wir wollen. Und falls doch:
Wir können nicht wollen, was wir wollen wollen. Und falls doch:
Wir können nicht wollen, was wir wollen wollen wollen. Usw...
Ein "wirklich freier" Wille würde eine unendliche Regression bedingen. Zu solchen unendlichen (auch ewig dauernden) Leistungen sind wir aber gar nicht imstande.
Also gibt es diesen ganz freien Willen nicht.
Allerdings kann man die Freiheit bei der Willensbildung noch weiter kaputt machen. Etwa durch systematische Manipulation, oder durch Dummheit, Informationsentzug, mentale Drogen usw. Folglich gibt es relative Willensfreiheit als Wert auf einer Skala. Es gibt also auch die Möglichkeit, den Willen (die Willensbildung) ein Stück weit zu befreien. Aber grundsätzlich bleibt er/sie immer determiniert.
gavagai hat geschrieben:Was würde mir ein freier Willen nutzen, wenn ich ihn nicht in Handlungen umsetzen könnte?
Man wäre einen Schritt weiter. Unter Umständen ergibt sich DOCH eine Möglichkeit, den Willen (Inhalt) in Handlung umzusetzen. Prinzip Hoffnung. Es ist dieselbe Frage wie die, ob es Sinn macht, Benzin zu kaufen, wenn das Auto kaputt ist. Es könnte sinnvoll werden. Denn danach ergeben sich vielleicht neue Perspektiven. (Z. B.: Benzin in den Tank, DANACH erst ergibt sich die Möglichkeit, zu erkennen, dass es nur am Filter gelegen hat.)
Sollte ich Mist verzapft haben, kehr in weg!