Kinder auf Mission...

Kinder auf Mission...

Beitragvon dvrvm » Do 11. Okt 2007, 12:12

Hallo,
heute standen an der Tramhaltestelle einige 6- bis 8jährige Kinder und verteilten diese Kärtchen mit Bibelversen, mit einem Schokoladenherzchen draufgeklebt.
Ich bekam auch eins und fragte das Kind, woher es die Kärtchen habe, die Antwort war "Wir müssen das vom Christlichen Zentrum aus verteilen."
Das Kind holte sich dann von der Gruppenleiterin ein neues Kärtchen, ich sprach diese noch an, dass ich es für ziemlich fragwürdig halte, Kinder zum Missionieren zu missbrauchen. Sie antwortete mit dem üblichen Gedöns: "Kinder können das besonders gut, denn sie haben das Bedürfnis, Gott mitzuteilen, und sie haben Jesus selber erlebt!" Für mich ist die Sache klar, sie benützen liebe Kinder, um ihre netten Bibelverse zu verteilen und heile Welt zu verbreiten. Selbstverständlich waren nur die angenehmen Bibelverse auf den Kärtchen und nicht die weniger sympathischen mit Tod und Verdammnis.
Im Nachhinein überlege ich mir, ob ich ein Kind direkt hätte ansprechen sollen, im Stil von "Glaubst du an Gott? - Warum glaubst du denn an ihn? Hast du ihn schon gesehen? - Wer hat dir das erzählt? - Glaubst du alles, was man dir erzählt?" und so einen Funken von Skepsis streuen... die armen Kinder haben doch niemals eine Möglichkeit, ein Weltbild ohne Gott zu entwickeln, wenn sie immer nur Gott und Jesus hören... Oder ich hätte die Frau fragen können, ob mir ein Kind erzählen könne, auf welche Art es denn Jesus erlebt habe, und dann eine Diskussion anfangen... Fändet ihr so etwas gerechtfertigt? Würdet ihr das machen? "Darf" man als Aussenstehender auf diese Art in die Religion eingreifen? (Mal abgesehen davon, dass man als Mann heutzutage schon schief angeschaut wird, wenn man kleine Kinder auch nur anspricht, was die Kinder zusätzlich immunisiert und zu guten Missionaren macht...)
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon Peter Janotta » Do 11. Okt 2007, 12:53

Ich finde es allein schon eine Frechheit überhaupt Werbung in der Straßenbahn zu verteilen. Sicherlich ist das auch in den Regelungen des Nahverkehrs verboten. Aber Kinder fürs Missionieren einzuspannen setzt dem ganzen dann noch die Krone auf. Absolute Frechheit!!! :explodieren:
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon Max » Do 11. Okt 2007, 13:27

Hier mal ein Vergleich: Einige SPD/CDU/FDP/GRÜNE-Anhänger sind so sehr von ihrer politischen Position überzeugt, dass sie ihre Kinder, die zu jung sind, in solchen Angelegenheiten eine ernsthafte Meinung zu haben oder sich auch nur Gedanken über solche Themen zu machen, auf die Straße schicken, um Propaganda für ihre Partei zu machen. Was soll man davon halten? Ist es verwerflich, die Kinder zu fragen, wieso sie das machen und ob sie das wirklich für wahr halten?
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon disillusioned » Do 11. Okt 2007, 13:58

Ist es verwerflich, die Kinder zu fragen, wieso sie das machen und ob sie das wirklich für wahr halten?


Nein, überhaupt nicht, zumindest meines Erachtens. Ich halte so eine Art des Missionierens von christlicher Seite auch für ziemlich verächtlich. Indem man die Kinder direkt damit konfrontiert würde man ihnen auch eine differenziertere Sicht ermöglichen und (eventuell) auch ein wenig der Indoktrination entgegenwirken. Zumal es bei dem Thema Religion auch einfacher ist, als Kinder z.B. von den Nachteilen mancher poltischer Ideen zu überzeugen/das Kritikbewusstsein zu schärfen.
Fraglich ist jedoch, ob ein paar Fragen eines Unbekannten überhaupt etwas gegen die massive Gehirnwäsche auszurichten vermögen, der das Kind den Großteil der restlichen Zeit wahrscheinlich ausgesetzt ist, aber einen Versuch wäre es m.M.n. wert.

Den Vergleich mit der Politik halte ich übrigens für passend, er greift ja z.B. auch bei der religiösen Etikettierung von Kinder("katholisches Kind","muslimisches Kind" sind leider gängig, doch niemand würde sagen "neoliberales Kind" oder "sozialistisches Kind").
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon Max » Do 11. Okt 2007, 14:38

Wenn man das macht, wird man vielleicht sogar noch von den Eltern als seltsam beäugt, wozu man sich eigentlich erdreiste, und ob man nicht ein Pädophiler sei.
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon Andreas Müller » Do 11. Okt 2007, 15:07

Nein, nein, ich tarne mich doch nur als Pädophiler, in Wirklichkeit bin ich Atheist. =)
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon Max » Do 11. Okt 2007, 15:13

Andreas Müller hat geschrieben:Nein, nein, ich tarne mich doch nur als Pädophiler, in Wirklichkeit bin ich Atheist. =)
Bei dir weiß man nie so genau... ;-)
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon Andreas Müller » Do 11. Okt 2007, 15:47

...sprach der Mann mit dem Girly-Harem.
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon dvrvm » Do 11. Okt 2007, 15:49

Max hat geschrieben:Wenn man das macht, wird man vielleicht sogar noch von den Eltern als seltsam beäugt, wozu man sich eigentlich erdreiste, und ob man nicht ein Pädophiler sei.

Darum schrieb ich ja: "Mal abgesehen davon, dass man als Mann heutzutage schon schief angeschaut wird, wenn man kleine Kinder auch nur anspricht, was die Kinder zusätzlich immunisiert und zu guten Missionaren macht..."

Für mich stellte sich aber auch die Frage, ob ich dem Kind nicht Probleme mache, wenn es in einer christlichen Kindergruppe (und das schien es zu sein) "dissident" wird. Gruppendynamik und so...

Es waren übrigens Leute aus dem Christlichen Zentrum Buchegg und scheinbar ist das die Jump for Jesus Woche.
MAN BEACHTE SATZ 2: "Danach darfst du in einem Kurs lernen, wie du deine Freunde für Jesus gewinnen kannst." !!!!!!! Mir wird gleich schlecht.
:explodieren: :explodieren: :kotz: :kotz: :kotz:
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon Max » Do 11. Okt 2007, 15:51

Andreas Müller hat geschrieben:...sprach der Mann mit dem Girly-Harem.
Die Poster an meiner Wand sind kein Harem, Andreas. Du darfst nicht von dir auf mich schließen.
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon Kurt » Do 11. Okt 2007, 17:10

Max hat geschrieben:Hier mal ein Vergleich: Einige SPD/CDU/FDP/GRÜNE-Anhänger sind so sehr von ihrer politischen Position überzeugt, dass sie ihre Kinder, die zu jung sind, in solchen Angelegenheiten eine ernsthafte Meinung zu haben oder sich auch nur Gedanken über solche Themen zu machen, auf die Straße schicken, um Propaganda für ihre Partei zu machen. Was soll man davon halten?


Hab ich noch nicht erlebt. Ich glaube auch nicht, dass so eine Form von Werbung effektiv ist, zumindest wäre sie das nicht bei mir. Wenn mir jemand was andrehen will, muss er mich erstens neutral informieren und zweitens mehr Ahnung haben als ich. Beides ist bei den Kindern nicht der Fall. Unterbinden kann man solche Fälle von Gehirnwäsche und Kindesmissbrauch wohl nicht, dazu müsste man zu sehr in die Rechte der Eltern eingreifen.
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon ostfriese » Do 11. Okt 2007, 17:26

Christliches Zentrum Buchegg hat geschrieben:Danach darfst du in einem Kurs lernen, wie du deine Freunde für Jesus gewinnen kannst.

Tja, Freunde, wir müssen eben aufrüsten. Als raketengetriebene Spaghettimonster setzen wir direkt vor den Zielkindern zur Landung an und verteilen brightsblaue Luftballons. Ihre Väter ködern wir mit kostenlosen Rasiermessern der Firma Occam (sechs Klingen!!!), und die Mütter kriegen Nacktposter von Sam Harris, wenn sie ihren Haushaltsvorrat an Homöopathika vor unseren Augen entsorgen...

Überzeugt euch nicht? Ich schlaf nochmal 'ne Nacht drüber...
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Re: Kinder auf Mission...

Beitragvon disillusioned » Do 11. Okt 2007, 18:07

Kurt hat geschrieben:
Max hat geschrieben:Hier mal ein Vergleich: Einige SPD/CDU/FDP/GRÜNE-Anhänger sind so sehr von ihrer politischen Position überzeugt, dass sie ihre Kinder, die zu jung sind, in solchen Angelegenheiten eine ernsthafte Meinung zu haben oder sich auch nur Gedanken über solche Themen zu machen, auf die Straße schicken, um Propaganda für ihre Partei zu machen. Was soll man davon halten?


Hab ich noch nicht erlebt. Ich glaube auch nicht, dass so eine Form von Werbung effektiv ist, zumindest wäre sie das nicht bei mir. Wenn mir jemand was andrehen will, muss er mich erstens neutral informieren und zweitens mehr Ahnung haben als ich. Beides ist bei den Kindern nicht der Fall. Unterbinden kann man solche Fälle von Gehirnwäsche und Kindesmissbrauch wohl nicht, dazu müsste man zu sehr in die Rechte der Eltern eingreifen.


Dass mit der "politischen Missionierung" war ja auch nur zur Verdeutlichung der Absurdität gemeint und war kein reales Erlebnis von Max(, vermute ich). Niemand würde auf so eine Maßnahme bei der Politik einsetzen, bei der Religion erscheint es den meisten Menschen doch um einiges weniger absurd, obwohl es das nicht ist.

Dass diese Art der Missionierung bei "uns" keinen Erfolg hätte, dürfte auch recht klar sein, doch einige Menschen scheinen durch den Einsatz von Kindern irgendwie leichter überzeugbar(Achtung, subjektiver Eindruck). Auch in Fernsehwerbungen sieht man öfters, dass Kinder als Überzeugungsmittel eingesetzt werden.

Rechtlich verhindern kann man Dinge, wie die hier angesprochene Missionierung oder allgemein die Indoktrination natürlich nicht(ohne wesentliche Freiheiten aufzuheben), aber man kann zumindest versuchen, mehr Menschen zu skeptischem Denken zu animieren, was letztendlich dazu führen könnte, dass solche Methoden gesellschaftlich ähnlich "verachtet" wären, wie etwa, wenn es um politische Werbung ginge.
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