Humanismus contra Religion

Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » So 11. Nov 2007, 12:33

Über dieses Thema würde ich gerne mit euch diskutieren, weil ich eure Argumente sehr schätze.

Nachdem ich selbst der Meinung bin, religiöse Erziehung vermittelt ethische Grundsäätze in der Achtung auf eine höhere Instanz nachhaltiger, als im Vertrauen auf das rein Gute im Menschen, stehe ich natürlich für die Erziehung im Sinne der Gebote.
Aber ich lasse mich auch gerne eines Besseren belehren.

Da mein Posting im Thread "Jesus bewiesen" OT war stelle ich es hier als Diskussionsgrundlage nochmal rein:
ostfriese hat geschrieben:Wie kommst Du bloß darauf, dass Humanisten frei schwebend in der Luft hingen?? Das genaue Gegenteil ist der Fall, denn als Nicht-Fundamentalisten brechen uns nicht gleich alle Werte weg, sobald jemand am Wertefundament rüttelt (genau die Gefahr besteht, wenn man Kinder christlich indoktriniert und sie derartige Wahrheiten irgendwann im Zuge der Adoleszenz hinterfragen).

An dieser Stelle möchte ich (wirklich unwissend, da nie in einem Ethikunterricht) einmal nachfragen, wie Humanisten ihre Werte vermitteln. Gibt es da auch so etwas wie die 10 Gebote?
Gibt´s da eine Liste von Verhaltensmaßregeln?
Oder richten sich die humanistisch erzogenen Kinder nach dem Strafgesetzbuch?
Welche "Werte" und wie werden sie vermittelt?

Nachdem wir wissen, dass der Mensch nicht von Natur aus gut ist, würde mich das sehr interessieren.


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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon ostfriese » So 11. Nov 2007, 15:15

Hallo stine, ich kopiere mal meine Antwort aus dem anderen Thread:

Zwar kann ich sicher nicht für alle Humanisten sprechen, aber ich würde meine Ethik "humanistisch" nennen. Und die sieht, grob skizziert, so aus:

- Ich schließe von mir auf meine Mitwesen und folgere aus ihrem Verhalten, dass es auch für sie wünschenswerte und weniger wünschenswerte Befindenszustände gibt.
- Wenn dies zutrifft (wer zweifelt daran?), dann haben empfindungsfähige Wesen Interessen und Bedürfnisse, deren Nichtberücksichtigung/ Nichterfüllung Leiden auslöst.
- Da ich selbst nicht gern leide, nehme ich den moralischen Standpunkt ein und befürworte, dass im Zusammenleben der Menschen und ihrer Mitwesen möglichst wenig unnötiges Leid erzeugt werden sollte.
- Nun beurteile ich vor dem Hintergrund meines Wissens, welche Handlungen welche Konsequenzen haben. Handlungen, die zu unnötig großem Leid führen, verwerfe ich als ethisch nicht gerechtfertigt.
- Da im Einzelfall das Überschauen von Handlungsfolgen schwierig bis unmöglich ist, formuliere ich einen möglichst knapp gefassten Katalog an Verhaltensnormen, welche die persönliche Handlungsfreiheit so wenig wie möglich, aber doch so weit wie nötig (für eine konfliktarme Koexistenz) einschränken.
- Solche Normen können sich praktisch bewähren, indem sie (in zunehmendem Maße) akzeptiert werden, oder sie können scheitern, z.B. an der faktischen Natur des Menschen. In dem Fall gilt der Grundsatz: In dubio pro libertate, auf eine unbrauchbare, da offensichtlich inakzeptable Norm sollte verzichtet werden.
- Die UN-Menschenrechtscharta ist ein solcher minimaler Normen-Katalog, der wachsende Akzeptanz erfährt, daher vermitteln Humanisten letztlich sehr ähnliche Werte wie moderne Christen.
- Allerdings verraten sie ihren Kindern einerseits die historische Wahrheit, dass diese Werte von Humanisten gegen den erbitterten Widerstand der christlichen Kirchen erkämpft wurden und somit nicht christliche, sondern "humanistische Werte" genannt werden sollten; und andererseits leiten sie diese Werte weder aus göttlichen Offenbarungen noch heiligen Schriften ab, sondern stützen sie durch rationale, kritisierbare Argumente und faktische Bewährung (letztlich im Sinne virtuoser Zirkel, das ethische Gesamtsystem hat eine netzartige logische Struktur und wird zusammengehalten von interner und externer Konsistenz). Der Vorteil liegt auf der Hand:
- Zusammenbrechende dogmatische Fundamente (z.B. durch Verlust des Gottglaubens) hinterlassen einen Trümmerhaufen plötzlich ihrer Begründung beraubter Werte. Das kann humanistisch erzogenen Kindern nie passieren, da jede Norm prinzipiell kritisierbar und bei Bedarf zum Positiven hin reformierbar ist. Dies darf nicht mit Werterelativismus verwechselt werden, bei dem es keinen moralischen Fortschritt, sondern bloß geänderte Konventionen gibt.
- Es GIBT aber moralischen Fortschritt, da sind wir uns, glaube ich, einig. Nur dass Du ihn auf die vernünftige Reformbereitschaft der Christen zurückführst, während ich ihn hauptsächlich dem Nachdenken humanistischer Philosophen im Zeitalter der Aufklärung zurechne (man frage sich in dem Zusammenhang, WANN die wichtigsten Fortschritte in Europa und Amerika erzielt wurden...).
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » So 11. Nov 2007, 20:11

ostfriese hat geschrieben:- Wenn dies zutrifft (wer zweifelt daran?), dann haben empfindungsfähige Wesen Interessen und Bedürfnisse, deren Nichtberücksichtigung/ Nichterfüllung Leiden auslöst.
- Da ich selbst nicht gern leide, nehme ich den moralischen Standpunkt ein und befürworte, dass im Zusammenleben der Menschen und ihrer Mitwesen möglichst wenig unnötiges Leid erzeugt werden sollte.

Nun ist es aber so, dass die Leidensgrenze sehr individuell ist.
Aus meinem Umfeld kenne ich Mütter, die ihren (Klein)Kindern bei Verfehlungen auch immer wieder sagen, "was würdest du denn empfinden, wenn dir das passierte?", oder "möchtest du gerne, dass jemand das mit dir macht?"
Dem gegenüber steht bei mir das schlichte Verbot: "Du sollst nicht deinem Freund die Sandschaufel auf den Kopf schlagen!"
Da muß ich nicht fragen, ob mein Kind das selber gerne möchte und was es dabei empfinden würde.
Es gibt "kleine Indianer" die kennen keinen Schmerz und es gibt sensible Prinzessinnen, die eine sehr geringe Leidensgrenze haben, hier auf das eigene Empfinden zu setzen, halte ich für eher fragwürdig.
ostfriese hat geschrieben:- Nun beurteile ich vor dem Hintergrund meines Wissens, welche Handlungen welche Konsequenzen haben. Handlungen, die zu unnötig großem Leid führen, verwerfe ich als ethisch nicht gerechtfertigt.
- Da im Einzelfall das Überschauen von Handlungsfolgen schwierig bis unmöglich ist, formuliere ich einen möglichst knapp gefassten Katalog an Verhaltensnormen, welche die persönliche Handlungsfreiheit so wenig wie möglich, aber doch so weit wie nötig (für eine konfliktarme Koexistenz) einschränken.
- Solche Normen können sich praktisch bewähren, indem sie (in zunehmendem Maße) akzeptiert werden, oder sie können scheitern, z.B. an der faktischen Natur des Menschen. In dem Fall gilt der Grundsatz: In dubio pro libertate, auf eine unbrauchbare, da offensichtlich inakzeptable Norm sollte verzichtet werden.

Und gibt es da einen offiziellen Gebote-Verbote-Katalog?
Gibt es für religionslose, kleine Atheisten eine allgemeingültige Verhaltensregel?
ostfriese hat geschrieben:- Die UN-Menschenrechtscharta ist ein solcher minimaler Normen-Katalog, der wachsende Akzeptanz erfährt, daher vermitteln Humanisten letztlich sehr ähnliche Werte wie moderne Christen.

Arbeiten die Ethiklehrer damit?
ostfriese hat geschrieben:- Allerdings verraten sie ihren Kindern einerseits die historische Wahrheit, dass diese Werte von Humanisten gegen den erbitterten Widerstand der christlichen Kirchen erkämpft wurden und somit nicht christliche, sondern "humanistische Werte" genannt werden sollten; und andererseits leiten sie diese Werte weder aus göttlichen Offenbarungen noch heiligen Schriften ab, sondern stützen sie durch rationale, kritisierbare Argumente und faktische Bewährung (letztlich im Sinne virtuoser Zirkel, das ethische Gesamtsystem hat eine netzartige logische Struktur und wird zusammengehalten von interner und externer Konsistenz). Der Vorteil liegt auf der Hand:
- Zusammenbrechende dogmatische Fundamente (z.B. durch Verlust des Gottglaubens) hinterlassen einen Trümmerhaufen plötzlich ihrer Begründung beraubter Werte.

Ich denke nicht, dass ein mit religiösen Werten erzogener Jugendlicher, der in der Phase der Erwachsenwerdung an den Grundfesten seiner Religon zu zweifeln beginnt, aufgrund dessen auch die Werte des menschlichen Miteinanders in Frage stellen wird. Das Verleugnen dieser Werte wird dann immer Gewissenbisse zur Folge haben (Ins Hirn gebrannt, wie ihr immer so schön zu sagen pflegt.) und ich kann nichts Falsches dabei sehen, wenn die Regeln menschlich und nicht irrealer Natur sind.
ostfriese hat geschrieben:Das kann humanistisch erzogenen Kindern nie passieren, da jede Norm prinzipiell kritisierbar und bei Bedarf zum Positiven hin reformierbar ist. Dies darf nicht mit Werterelativismus verwechselt werden, bei dem es keinen moralischen Fortschritt, sondern bloß geänderte Konventionen gibt.

Ich kenne (und jetzt bitte nicht wieder der Verweis auf Einzelbeispiele einer fundamentalistischen Religiösen) humanistisch erzogene Kinder, die prinzipiell alle Regeln in Frage stellen und sich ihre Werte immer so zusammenbasteln, wie es ihrem gerade erlangten Reifeprozess zugute kommt.
ostfriese hat geschrieben:- Es GIBT aber moralischen Fortschritt, da sind wir uns, glaube ich, einig. Nur dass Du ihn auf die vernünftige Reformbereitschaft der Christen zurückführst, während ich ihn hauptsächlich dem Nachdenken humanistischer Philosophen im Zeitalter der Aufklärung zurechne (man frage sich in dem Zusammenhang, WANN die wichtigsten Fortschritte in Europa und Amerika erzielt wurden...).

Welcher moralische Fortschritt wäre das?
Das Ausleben sämtlicher Neigungen bis zur Kotzgrenze?
Ich persönlich empfinde gerade unsere Medienwelt heute vielfach brutaler und sexistischer und ich finde, dass das Alter mit dem unsere Kinder damit in Berührung kommen immer mehr nach unten wandert. Ich kann manche religiöse Gruppierungen gut verstehen, wenn sie ihre Kinder davor "schützen" wollen. Ich gebe natürlich auch zu, dass dann unserer Gesellschaft nicht geholfen ist, wenn jeder tut, was er gerne möchte. Ein befruchtendes Miteinander wäre für alle das beste.

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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon pinkwoolf » So 11. Nov 2007, 20:25

@ stine
Welcher moralische Fortschritt wäre das?

Nur ein paar Beispiele, die mir spontan einfallen: zunehmende Gleichstellung der Frau; der Verzicht, Übeltäter aufs Rad zu binden und zu vierteilen; die Abschaffung von freak shows, in denen Krüppel, Neger und sonstige Käuze zur Belustigung des Publikums ausgestellt werden ...
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Andreas Müller » So 11. Nov 2007, 20:35

unsere Medienwelt heute vielfach brutaler und sexistischer


Sexistischer finde ich sie nicht. Dass die Medien brutaler sind, halte ich als Anhänger der Katharsis-Theorie für gut. Und tatsächlich fallen die realen Gewalttaten seit Jahren. Unsere Gesellschaft wird immer friedlicher, das weiß jeder, der die Kriminalstatistiken gelesen hat.

Was mich stört ist eher die vollkommene Orientierungslosigkeit und das Aufkommen des Aberglaubens, diesmal vor allem in Form "alternativer Heilmethoden". Ich unterstütze die Leitkultur Humanismus und Aufklärung.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon ostfriese » So 11. Nov 2007, 20:59

stine, nur kurz: Ja, Ethiklehrer arbeiten z.B. erfolgreich mit den "10 Angeboten" des Evolutionären Humanismus, die mit der UN-Charta und dem Grundgesetz konsistent sind.

Meine Oma hat mir vermittelt: "Was Du nicht willst, ..." Diese meinen obigen Überlegungen ziemlich gut entsprechende Grundregel trägt sehr viel weiter als ein ganzes Sortiment von Einzelver- und geboten (Du sollst nicht mit Schaufeln schlagen, Du sollst nicht Blumentöpfe vom Balkon schmeißen, Du sollst nicht Wände besprühen, Du sollst nicht Waldbrände legen, ...).


geändert: Da stand "Blumen" statt "Blumentöpfe"... ;D
Zuletzt geändert von ostfriese am So 11. Nov 2007, 21:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Tapuak » So 11. Nov 2007, 21:23

stine hat geschrieben:Gibt es für religionslose, kleine Atheisten eine allgemeingültige Verhaltensregel?

Natürlich gibt es die nicht. Es gibt sie aber genausowenig für religiöse Menschen. Deren Moralvorstellungen sind ebenfalls hochgradig differenziert.

Und auch, wenn man sich anstelle der religiösen Menschen die religiösen Texte als abstrakte Lehren anschaut, wird man keine konsistente Ethik mit konsistenten Verhaltensregeln finden. Bei dem Versuch, aus der Bibel oder aus anderen christlichen Büchern eine stringente Ethik abzuleiten, wird man scheitern. Man könnte das nur, wenn man sich einzelne Textstellen heraussucht, die miteinander vereinbar sind. Diese Auswahl würde aber bereits eigene (d.h. nicht aus der Bibel abgeleitete) Werturteile voraussetzen, denn wonach beurteilt man sonst, welche biblischen Moralvorstellungen relevant sind und welche nicht?

Und selbst dann, wenn in der Bibel eine konsistente Ethik enthalten wäre (was nicht der Fall ist), wäre immer noch ungeklärt, warum ausgerechnet diese für die Menschen gültig sein sollte.

Kurzum, es ist ein Trugschluss, wenn man meint, als Christ hätte man eine gebrauchsfertige Ethik vorliegen und damit die von dir angesprochenen Probleme nicht. Die Gewissheit, über die manche Christen in der Moral zu verfügen meinen, ist also bestenfalls selbstfabriziert. Die Probleme der Moralbegründung und -durchsetzung tauchen letztendlich unabhängig von der Religiosität oder der Nicht-Religiosität auf.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon ostfriese » So 11. Nov 2007, 21:46

Richtig, Tapuak, Christen haben da auch nicht den Hauch eines Vorteils gegenüber Humanisten.

Aber stine durfte natürlich fragen, wie ich (als "Evolutionärer Humanist") meine Ethik errichte. Mit der schlichten Gegenfrage (an eine Christin oder Pantheistin) wollte ich mich nicht davon stehlen, obwohl sie natürlich berechtigt wäre...
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » So 11. Nov 2007, 23:16

Tapuak hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Gibt es für religionslose, kleine Atheisten eine allgemeingültige Verhaltensregel?

Natürlich gibt es die nicht. Es gibt sie aber genausowenig für religiöse Menschen.

ostfriese hat geschrieben:Aber stine durfte natürlich fragen, wie ich (als "Evolutionärer Humanist") meine Ethik errichte. Mit der schlichten Gegenfrage (an eine Christin oder Pantheistin) wollte ich mich nicht davon stehlen, obwohl sie natürlich berechtigt wäre...


Also die schlichte Gegenfrage hätte ich mit dem Erlernen der 10 Gebote beantwortet, die ich als Verhaltensregeln von klein auf zu befolgen hatte. Ich bin viele Jahre in einer katholischen Einrichtung erzogen worden.
Also für Religiöse gibt es in der Bibel sehr wohl richtungsweisende Verhaltensregeln.
Und im Kern stimmen sie ja immer noch. Außer Punkt eins, das mit dem Gottesbild und den fremden Göttern, könnten sie ja für alle Menschen verbindlich sein und ein friedliches Miteinander herbeiführen.

Wo ich noch Probleme habe, ich kenne in meiner Generation niemanden, der völlig unreligiös aufgewachsen und damit nicht wenigstens vorgeimpft wäre. Selbst ihr, die ihr hier schreibt, strampelt euch zwar gerade frei, aber das religiöse Fundament ist ja trotzdem da. Man kann also noch gar nicht sagen, wie es werden könnte, wenn menschliche Verhaltensregeln nur angeboten werden aber nicht als zwingend oder sogar unter Strafe ("der liebe Gott sieht alles") gestellt befolgt werden müssen.
Wer prägt dann da unser Gewissen?

Auf die reine Vernunft eines Menschen kann man doch nur pochen, wenn er eine hat - und genau da sehe ich ein Problem, bei vielen Mitbürgern in unserer Gesellschaft.

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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » So 11. Nov 2007, 23:36

Andreas Müller hat geschrieben:
unsere Medienwelt heute vielfach brutaler und sexistischer

Sexistischer finde ich sie nicht. Dass die Medien brutaler sind, halte ich als Anhänger der Katharsis-Theorie für gut. Und tatsächlich fallen die realen Gewalttaten seit Jahren. Unsere Gesellschaft wird immer friedlicher, das weiß jeder, der die Kriminalstatistiken gelesen hat.

Wir wissen aber noch nicht, da unsere Computer-Welt doch relativ neu ist, wie Kinder als Erwachsene sein werden, wenn sie nichts anderes gelernt haben, als jeden umzulegen, der sich ihnen in den Weg stellt. Es gibt ja heute schon sehr schlimme Einzelfälle.
Andreas Müller hat geschrieben:Was mich stört ist eher die vollkommene Orientierungslosigkeit und das Aufkommen des Aberglaubens, diesmal vor allem in Form "alternativer Heilmethoden". Ich unterstütze die Leitkultur Humanismus und Aufklärung.

Das ist ja genau der Knackpunkt. Fehlender Glaube erzeugt Aberglauben. Menschen suchen nun mal Spiritualität, weil sie fühlen, dass es mehr gibt, als messbar ist. Aber sie suchen dann oft an der falschen Stelle und lassen sich von Scharlatanen übers Ohr hauen.

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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon ostfriese » So 11. Nov 2007, 23:43

stine hat geschrieben:Auf die reine Vernunft eines Menschen kann man doch nur pochen, wenn er eine hat - und genau da sehe ich ein Problem, bei vielen Mitbürgern in unserer Gesellschaft.

Oh ja, das ist des Pudels Kern! Und eben deshalb befürworte ich ja wissenschaftlich-philosophische Aufklärung von der ersten Schulklasse an (noch vor aller Religionskunde), als Vernunft-Training sozusagen.

Damit müsste Dir meine Position (samt meiner im logios-Forum heiß diskutierten Initiative) nun eigentlich verständlicher geworden sein, auch wenn Du sie nicht teilst.

Wenn Du die Bildungsziele der modernen Aufklärer als schwierig erreichbar einschätzt, gebe ich Dir Recht. Umgekehrt baut aber das Bemühen der christlichen Kirchen, ihre in Scharen davonlaufenden Schäfchen zurück zu gewinnen, in noch viel kläglicherer Weise auf Sand.

Die Frage, wie toll humanistische Wertevermittlung funktioniert, wird daher an Bedeutung verlieren mit der wachsenden Einsicht, dass Religion jedenfalls in Sachen Wertevermittlung -- faktisch ebenso wie normativ begründbar -- ausgedient hat.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » So 11. Nov 2007, 23:51

ostfriese hat geschrieben:Die Frage, wie toll humanistische Wertevermittlung funktioniert, wird daher an Bedeutung verlieren mit der wachsenden Einsicht, dass Religion jedenfalls in Sachen Wertevermittlung -- faktisch ebenso wie normativ begründbar -- ausgedient hat.


Aber noch greift sie doch, noch ist sie in unseren Gewissen verankert.
Und da wo sie nicht mehr präsent ist, sehe ich schon heute ein respektloses und egozentrisches Durcheinander.

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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Kurt » So 11. Nov 2007, 23:53

stine hat geschrieben:Wer prägt dann da unser Gewissen?

Auf die reine Vernunft eines Menschen kann man doch nur pochen, wenn er eine hat - und genau da sehe ich ein Problem, bei vielen Mitbürgern in unserer Gesellschaft.

LG stine


Ich stimme mit den zehn Geboten im Wesentlichen überein, außer was die Beziehung zu Gott betrifft und dass ich sie völlig umständlich und unzureichend formuliert finde. Im Prinzip kann man die ganze Geschichte doch auf die "goldene Regel", d.h. Nächstenliebe reduzieren. Und Nächstenliebe/die goldene Regel wird doch wohl hoffentlich einem jeden von uns in der Erziehung mitgegeben worden sein, ob religiös oder atheistisch erzogen. Wenn wir einen Blick auf unsere Verwandten im Tierreich werfen, sehen wir, dass die goldene Regel sogar schon dort befolgt wird, obwohl von Vernunft und Gewissen da gar keine Rede sein kann. Wieso ist das so? Weil jedes Individuum seine eigene Position und den Kredit, den es bei den anderen Individuen hat, stärkt, indem es seinen "nächsten" gutes tut. Nächstenliebe aus Egoismus sozusagen. Die Biologen nennen es "reziproken Altruismus". Das ist tatsächlich die ganze Theorie, auf der ich meine Ethik aufbaue.

Was uns Menschen von den Tieren unterscheidet, ist einfach Fähigkeit, viel mehr fremde Individuen zu unterscheiden und quasi buchzuführen, bei wem man was gut hat bzw. wem man was schuldet. Unsere sozialen Netze können daher viel größer sein und unsere Nächstenliebe erstreckt sich auf einen viel größeren Kreis. Wir können den reziproken Altruismus sogar nicht nur zwischen Individuen anwenden, sondern zwischen sozialen Gemeinschaften wie Staaten, Familien usw. Fazit: Nächstenliebe ist rationales Verhalten.

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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Kival » Mo 12. Nov 2007, 00:44

stine hat geschrieben:Menschen suchen nun mal Spiritualität, weil sie fühlen, dass es mehr gibt, als messbar ist.


Wenn Mensche wie Du endlich einmal aufhören würden, mir solchen Blödsinn zu unterstellen, wäre mein Leben schon gleich viel angenehmer! :veg:
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » Mo 12. Nov 2007, 08:00

Kival hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Menschen suchen nun mal Spiritualität, weil sie fühlen, dass es mehr gibt, als messbar ist.


Wenn Mensche wie Du endlich einmal aufhören würden, mir solchen Blödsinn zu unterstellen, wäre mein Leben schon gleich viel angenehmer! :veg:


Korrekt: Alle Menschen, außer den Bright´s!
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » Mo 12. Nov 2007, 08:04

Kurt hat geschrieben:Nächstenliebe aus Egoismus sozusagen. Die Biologen nennen es "reziproken Altruismus". Das ist tatsächlich die ganze Theorie, auf der ich meine Ethik aufbaue.

Das gäbe in der Tat zu hoffen!
Kurt hat geschrieben:Was uns Menschen von den Tieren unterscheidet, ist einfach Fähigkeit, viel mehr fremde Individuen zu unterscheiden und quasi buchzuführen, bei wem man was gut hat bzw. wem man was schuldet. Unsere sozialen Netze können daher viel größer sein und unsere Nächstenliebe erstreckt sich auf einen viel größeren Kreis. Wir können den reziproken Altruismus sogar nicht nur zwischen Individuen anwenden, sondern zwischen sozialen Gemeinschaften wie Staaten, Familien usw. Fazit: Nächstenliebe ist rationales Verhalten.

Schön, das hier zu lesen. Das Wort Nächstenliebe wurde hier immer als abstrakt begriffen.

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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon ostfriese » Mo 12. Nov 2007, 17:35

Wir brauchen allerdings nicht nur Nächstenliebe, sondern auch Fernstenliebe. Und gerade die ist in unseren Genen nicht verankert. "Aus den Augen, aus dem Sinn" heißt es nicht von ungefähr. Es ist ethisch zutiefst verwerflich, einen Präsidenten zu wählen, der sich bis zum Geht-nicht-mehr sträubt, der Umweltzerstörungswut seiner Nation Einhalt zu gebieten. Obwohl jetzt schon Bangla Desh, die Malediven, Teile Ostafrikas usw. am Absaufen sind.

Dem Gebot der Nächstenliebe allerdings hat Bush durchaus entsprochen, denn sein "Weiter so" war vielen geliebten Landsleuten nur allzu recht...

stine hat geschrieben:Aber noch greift sie doch, noch ist sie in unseren Gewissen verankert.
Und da wo sie nicht mehr präsent ist, sehe ich schon heute ein respektloses und egozentrisches Durcheinander.

Nee, was da "in unserem Gewissen verankert ist", also unsere moralische Intuition, ist weitestgehend ein Produkt der Evolution. Die Strategie "tit-for-tat" ist für sozial lebende Tiere überlebensförderlich, deshalb haben solche Individuen überlebt, die darauf programmiert waren. Und das schließt eben ein, mit genau jenen anderen zu kooperieren, die diese Kooperation erwidern. So entstand die Nächstenliebe, dazu brauchte es keinen Religionsstifter.

Gänzlich verlassen können wir uns allerdings nicht auf unseren "Moral-Instinkt". Das haben u.a. Gedankenexperimente gezeigt, bei denen die Probanden zu genau umrissenen Entscheidungssituationen befragt wurden und -- trotz äquivalenter Ausgangslage -- widersprüchlich urteilten. Wir brauchen also rationale Kriterien für ethisches Urteilen, nicht bloß unsere angeborene Moral.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » Mo 12. Nov 2007, 19:43

Die 10 Angebote des evolutionären Humanismus (nach Schmidt-Salomon)

1. Diene weder fremden noch heimischen „Göttern“, sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern!
Diejenigen, die behaupteten, besonders nah ihrem „Gott“ zu sein, waren meist jene, die dem Wohl und Wehe der realen Menschen besonders fern standen. Beteilige dich nicht an diesem Trauerspiel! Wer Wissenschaft, besitzt, braucht keine Religion!

Ich würde sagen hier lacht das Klischee aus der Zeile. Wer will wissen, dass die Gottgläubigen am wenigsten geholfen haben?
Hier könnte auch leicht Wissenschaft, Philosophie und Kunst zur Religion erklärt werden, aber das haben doch die wenigsten auf unserer Erdkugel, was hat der große Rest?

2. Verhalte dich fair gegenüber deinem Nächsten und deinem Fernsten!
Du wirst nicht alle Menschen lieben können, aber du solltest respektieren, dass jeder Mensch – auch der von dir ungeliebte! – das Recht hat, seine individuellen Vorstellungen von „gutem Leben (und Sterben) im Diesseits“ zu verwirklichen, sofern er dadurch nicht gegen die gleichberechtigten Interessen Anderer verstößt.


3. Habe keine Angst vor Autoritäten, sondern den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
Bedenke, dass die Stärke eines Arguments völlig unabhängig davon ist, wer es äußert. Entscheidend für den Wahrheitswert einer Aussage ist allein, ob sie logisch widerspruchsfrei ist und unseren realen Erfahrungen in der Welt entspricht.

Dieser Ausspruch könnte auch zur Respektlosigkeit verleiten. Verstand ist relativ und mancher täte gut daran, auf andere zu hören.

4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen!
Wer in der Nazidiktatur nicht log, sondern der Gestapo treuherzig den Aufenthaltsort jüdischer Familien verriet, verhielt sich im höchsten Maße unethisch – im Gegensatz zu jenen, die Hitler durch Attentate beseitigen wollten, um Millionen von Menschenleben zu retten. Ethisches Handeln bedeutet keineswegs, blind irgendwelchen moralischen Geboten oder Verboten zu folgen, sondern in der jeweiligen Situation abzuwägen, mit welchen positiven und negativen Konsequenzen eine Entscheidung verbunden wäre.

Du sollst nicht töten - es sei denn...?


5. Befreie dich von der Unart des Moralisierens!
Es gibt in der Welt nicht „das Gute“ und „das Böse“, sondern bloß Menschen mit unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen und Lernerfahrungen. Trage dazu bei, dass die katastrophalen Bedingungen aufgehoben werden, unter denen Menschen heute verkümmern, und du wirst erstaunt sein, von welch freundlicher, kreativer und liebenswerter Seite sich die vermeintliche „Bestie“ Homo sapiens zeigen kann.

Zeigt mir, welch freundlicher Mensch in einem Hooligan steckt! :mg:

6. Immunisiere dich nicht gegen Kritik!
Ehrliche Kritik ist ein Geschenk, das du nicht abweisen solltest. Durch solche Kritik hast du nicht mehr zu verlieren als deine Irrtümer, von denen du dich besser heute als morgen verabschiedest. Habe Mitleid mit jenen Kritikunfähigen, die sich aus tiefer Angst heraus als „unfehlbar“ und ihre Dogmen als „heilig“ (unantastbar) darstellen müssen. Sie sollten in einer modernen Gesellschaft nicht mehr ernst genommen werden.

Es kann sich auch ein Unreligiöser für unfehlbar halten. Soll ich mit dem dann auch Mitleid haben? :^^:

7. Sei dir deiner Sache nicht allzu sicher!
Was uns heute als richtig erscheint, kann schon morgen überholt sein! Zweifle aber auch am Zweifel! Selbst wenn unser Wissen stets begrenzt und vorläufig ist, solltest du entschieden für das eintreten, von dem du überzeugt bist. Sei dabei aber jederzeit offen für bessere Argumente, denn nur so wird es dir gelingen, den schmalen Grat jenseits von Dogmatismus und Beliebigkeit zu meistern.

Das ist schwer zu verstehen, ehrlich. Wenn ich von etwas überzeugt bin, wie erkenne ich dann bessere Argumente?
Soll ich jetzt für mein Wissen einstehen oder mich doch lieber überreden lassen? :/

8. Überwinde die Neigung zur Traditionsblindheit, indem du dich gründlich nach allen Seiten hin informierst, bevor du eine Entscheidung triffst!
Du verfügst als Mensch über ein außerordentlich lernfähiges Gehirn, lass es nicht verkümmern! Achte darauf, dass du in Fragen der Ethik und der Weltanschauung die gleichen rationalen Prinzipien anwendest, die du beherrschen musst, um ein Handy oder einen Computer bedienen zu können. Eine Menschheit, die das Atom spaltet und über Satelliten kommuniziert, muss die dafür notwendige Reife besitzen.

Die Menschheit spaltet kein Atom. Wir haben im Vergleich zur Erdbevölkerung nur wenige Wissensträger. (An)Gebote sollten für alle Menschen gleich gültig sein - aber noch lange nicht sind alle "reif" für rationale Prinzipien.

9. Genieße dein Leben, denn dir ist höchstwahrscheinlich nur dieses eine gegeben!
Sei dir deiner und unser aller Endlichkeit bewusst, verdränge sie nicht, sondern „nutze den Tag“ (Carpe diem)! Gerade die Endlichkeit des individuellen Lebens macht es so ungeheuer kostbar! Lass dir von niemandem einreden, es sei eine Schande, glücklich zu sein! Im Gegenteil: Indem du die Freiheiten genießt, die du heute besitzt, ehrst du jene, die in der Vergangenheit im Kampf für diese Freiheiten ihr Leben gelassen haben!


10. Stelle dein Leben in den Dienst einer „größeren Sache“, werde Teil der Tradition derer, die die Welt zu einem besseren, lebenswerteren Ort machen wollen!
Eine solche Haltung ist nicht nur ethisch vernünftig, sondern auch das beste Rezept für eine sinnerfüllte Existenz. Es scheint so, dass Altruisten die cleveren Egoisten sind, da die größte Erfüllung unseres Eigennutzes in seiner Ausdehnung auf Andere liegt. Wenn du dich selber als Kraft im „Wärmestrom der menschlichen Geschichte“ verorten kannst, wird dich das glücklicher machen, als es jeder erdenkliche Besitz könnte. Du wirst intuitiv spüren, dass du nicht umsonst lebst und auch nicht umsonst gelebt haben wirst!



Dem gegenüber stünden die 10 Gebote des Christentums:

1. Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Wir sollen keine Götzen anbeten, niemanden und nichts höher werten. Falsche Götter könnnen sein: Geld, Macht , Ruhm, etc.

2. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.
Wir sollen eben nicht in "seinem Namen" in den Krieg ziehen.

3. Du sollst den Feiertag heiligen.
Wir sollen uns Zeit nehmen, über all der Arbeit auch an das Leben zu denken.

4.Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass es dir wohl ergehe.
Wenn wir zu unseren Eltern fair sind, werden sie es auch uns gegenüber sein.

5.Du sollst nicht töten.
absolut, niemanden.

6.Du sollst nicht ehebrechen.
Der Ehepartner/Lebenspartner unserer Mitmenschen ist für uns tabu. Auch wir widerstehen, wenn wir gebunden sind.
(Hat in vielen Ländern einen nicht zu unterschätzenden Gesundheitsaspekt.)

7.Du sollst nicht stehlen.
Selbsterklärend.

8.Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Rufmord, kann auch ein Leben und das einr ganzen Familie zerstören.

9.Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
10.Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh
noch alles, was dein Nächster hat.

Neid war schon immer eine zerstörerische Triebfeder.

Die Quintessenz entspricht dem Humanismus nicht: Achte und liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.

Warum also neue Gebote?
Und warum sind die "alten" Urmenschlichen sooo schlecht?
Oder lehnt ihr sie nur ab, weil sie "christlich" genannt werden?

LG stine
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon taotne » Mo 12. Nov 2007, 20:02

Ich hab zwar nicht den ganze Thread gelesen, wollte aber nur kurz nen Kommentar abgeben...

1. Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Wir sollen keine Götzen anbeten, niemanden und nichts höher werten. Falsche Götter könnnen sein: Geld, Macht , Ruhm, etc.

Ehrlich gesagt halte ich das anstreben von "irdischen" Sachen für erstrebenswerter als jeglicher metaphysischen Firlefanz. Auch wenn es das profane Geld sein sollte. Das heißt trotzdem nicht, dass ich dieses zu einem "Gott" mache.

3. Du sollst den Feiertag heiligen.
Wir sollen uns Zeit nehmen, über all der Arbeit auch an das Leben zu denken.

Dafür brauche ich ein Gebot?? Damit ich über das Leben nachdenke?

4.Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass es dir wohl ergehe.
Wenn wir zu unseren Eltern fair sind, werden sie es auch uns gegenüber sein.
Und was machen, wenn sie tyrannisch sind? Was wenn sie nicht in dem Sinn ihrer Kinder handeln? Gebührt ihnen dann immer noch jener gebotener Respekt?

5.Du sollst nicht töten.
absolut, niemanden.
Was ist mit Selbstmord? Was ist mit Euthanasie? Was ist mit Abtreibung??
Da hilft einem dieses Gebot absolut nicht weiter...

6.Du sollst nicht ehebrechen.
Der Ehepartner/Lebenspartner unserer Mitmenschen ist für uns tabu. Auch wir widerstehen, wenn wir gebunden sind.
(Hat in vielen Ländern einen nicht zu unterschätzenden Gesundheitsaspekt.)
Bei entsprechender Aufklärung wäre der Gesundheitsaspekt noch größer. Außerdem kann ich zwar nachvollziehen, dass es Vorteile hat in einer Monogamen Beziehung zu leben, wieso aber dies zum absoluten und einzigen zu machen? Insofern ist das Ehebruchsgebot für mich auch obsolet.

8.Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Rufmord, kann auch ein Leben und das einr ganzen Familie zerstören.

Wenn die positiven Konsequenzen überwiegen ist eine Lüge durchaus gerechtfertigt...

3. Habe keine Angst vor Autoritäten, sondern den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
Bedenke, dass die Stärke eines Arguments völlig unabhängig davon ist, wer es äußert. Entscheidend für den Wahrheitswert einer Aussage ist allein, ob sie logisch widerspruchsfrei ist und unseren realen Erfahrungen in der Welt entspricht.

Dieser Ausspruch könnte auch zur Respektlosigkeit verleiten. Verstand ist relativ und mancher täte gut daran, auf andere zu hören.

Was ist so schlecht an der Respektlosigkeit? Man bemerke, dass hier die Respektlosigkeit nicht auf der Ebene des Menschen als Menschen gefordert wird, sondern eine gewissen "Respektlosigkeit" gegenüber der Autorität der Argumente durch die bloße Person. Auf argumentativer Ebene ist gegen so eine "Respektlosigkeit" m.E. nach nichts einzuwenden.


soweit von mir..
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon pinkwoolf » Mo 12. Nov 2007, 20:06

@ Ostfriese
Wir brauchen allerdings nicht nur Nächstenliebe, sondern auch Fernstenliebe.

Ich weiß nicht mehr, welcher Aphoristiker gesagt hat, dass es viel leichter sei, den Fernsten zu lieben als den Nächsten. Jedenfalls hat er recht, solange der Fernste auch fern bleibt.

Es ist auch leichter, den Yanomami oder den Pitjantjatjara Sympathie entgegenzubringen als den Moslems. Die letzteren sind uns nämlich nicht fern genug.
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