Warum Religionen nicht moralischer machen

Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Di 11. Dez 2007, 09:29

stine hat geschrieben:Die Bibel, als erster Versuch ein humanistisches Regelwerk für die Menschheit zu schaffen!


Hä?

Nochmal?

Was soll denn an der Bibel human sein?

Dieses verlogene Machwerk schildert die pervesesten Grausamkeiten, ist durchweg rassistisch und ruft zu Folter, Vertreibung und Totschlag auf.

Irgendwann, als die Lügner erkannt hatten, dass es Scheisse ist den Menschen die wahren Absichten dieses Buches mitzuteilen, haben sie das den zweiten Teil erlogen, damit das Buch zur Mode passt und auf einmal ganz lieb ist.

Insgesamt gesehen ist die Bibel das schlimmste Verbrechen, dass sich die Menschheit je angetan hat.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon emporda » Di 11. Dez 2007, 11:06

stine hat geschrieben:Die Bibel, als erster Versuch ein humanistisches Regelwerk für die Menschheit zu schaffen!
Aber nicht anders sehe ich das auch. Das neue, knapp 2000 Jahre alte, Testament wurde verfasst, um Dinge richtigzustellen, die im alten Testament als falsch erkannt wurden. Die Menschen die dies propagieren wollen, nannten und nennen sich Christen.

Lies bitte noch einmal genau nach. Das Regelwerk von humanoiden Gesellschaften ist Instinktverhalten und gefühlsmäßige Anpassung an Situationen und Gegebenheiten.

Ich habe nicht davon gesprochen, dass ein absurdes Märchenbuch, welches die schlimmsten denkbaren Verbrechen und Untaten als zu verehrende Akte eines göttlichen Zampanos erklärt, ein notwendiges Regelwerk humanoider Gesellschaften ist, noch das die darin gelobten Greueltaten als Höhepunkte biblischer Lehren wie Diktatur, Folter, Sklaverei, Unterdrückung, Genozide, Kindestötung, Massenvergewaltigungen usw. nachzueifernde Beispiele darstellen

Du weist doch genau, welcher frei erfundener und erlogener Mist in der Bibel steht, warum lobst das Machwerk immer über alle Maßen. Außerdem war die Bibel niemals das erste Regelwerk. Die wesentliche Teile des NT sind sowieso nur von viel älteren Religionen abgeschrieben und im alten Babylon gab über 1000 Jahre früher bereits Gesetzestexte und Verhaltensnormen.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Di 11. Dez 2007, 11:20

Weisst du emporda,

das Problem scheint mal wieder zu sein, dass diejenigen, die am heftigsten mit der Bibel argumentieren, am wenigsten wissen, was darin steht. Das zieht sich durch bis zum Ratzfatz in Rom.

Wie ist es sonst zu erklären, dass jeder Diktator, Kriegstreiber, Völkermörder, Kinderschänder und Sklaventreiber in der Bibel jederzeit eine Legitimation für sein Handeln findet?

Wenn die guten Gläubigen wissen würden, was in ihrem Buch tatsächlich steht, müssten sie es massenweise wegwerfen. Aber es wird ihnen ja auch beigebracht, das Ding so zu lesen, dass man die guten Stellen immer wieder liest und die miesen übersieht.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon emporda » Di 11. Dez 2007, 12:16

JustFrank hat geschrieben:Weisst du emporda,
das Problem scheint mal wieder zu sein, dass diejenigen, die am heftigsten mit der Bibel argumentieren, am wenigsten wissen, was darin steht. Das zieht sich durch bis zum Ratzfatz in Rom.

In Technik und Wissenschaft agierende Menschen sind es gewohnt, ihre Äußerungen an Fakten, Erkenntnisse und Gegebenheiten anzupassen. Deswegen sind deren Texte oft trocken wie alte Brötchen und lassen sich auch nicht aufbacken.

In der Religion und deren Umfeld agierende Menschen pflegen reine Phrasologie, das freie Spiel der Gedanken ohne jede Grenzen in Worte fassen bei gleichzeitig furchtbar vielen Tabus. Dabei sind Fakten und Erkenntnise nur störende Hindernisse. Also läßt man sie beiseite oder lügt sich elegant darüber weg - sowie wie Stine es fast in jedem Beitrag praktiziert.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » Di 11. Dez 2007, 13:03

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir aneinander vorbei argumentieren.
(Aber ein bestimmter Grad des Mißverständnisses wird sicherlich von eurer Seite aus bewußt aufrechterhalten :^^: )
Hab ich irgendwann gesagt, dass ich den Inhalt des AT so toll finde, das ich ihn 1:1 übernehmen möchte?
Hab ich irgendwann verlauten lassen, dass mir nicht bewußt ist, dass die Bibel ein menschgemachtes Werk ist?
Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern.

Aber ich sagte, die Bibel wäre von Menschen in der DAMALIGEN Zeit geschrieben, um IHR DAMALIGES Wissen fest zu halten. Später wurde sie korrigiert, um aber auch nur wieder das ZEITGEMÄSSE Wissen, um das menschliches Miteinander zu dokumentieren und zwar im DAMALS ÜBLICHEN Schreibstil.
Ihr könnt doch jetzt nicht hergehen und mit eurem, mit dem Wissen des 20.Jahrhunderts, vollgestopften Hirnwindungen auf den Inhalt eines paar tausend Jahre alten Schinkens eindreschen und sagen, das wäre alle Sch..., was da drin steht, heute ist das alles ganz anders und wir wissen viel mehr.
Was ist denn das für eine überflüssige Feststellung?
Wären wir heute nicht weiter, wären wir arm dran!

Dass uns vieles in der Bibel unmenschlich erscheint ist auch klar, aber damals war es eben so. Das Mittelalter war auch noch ziemlich grausam. In anderen Ländern ist noch heute alles ziemlich grausam, weil sie noch immer nach altertümlicher Lektüre leben.
Das einzige was die Bibel heute noch so unentbehrlich für uns Menschen macht, ist die Tatsache, dass sie den menschlichen Ursprung im göttlichen sucht. Und solange auch die Brights keinen anderen Beweis vorlegen, muß man dies auch nicht negieren.

LG stine
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Di 11. Dez 2007, 13:10

emporda hat geschrieben: Dabei sind Fakten und Erkenntnise nur störende Hindernisse. Also läßt man sie beiseite oder lügt sich elegant darüber weg.


Darin liegt genau die eigentliche Gefahr, die von Religionen ausgeht. Durch das sprachliche Ausblenden jeglicher Fakten geschieht das auch im Umgang mit der Wirklichkeit. Nur so ist zu erklären, dass Priester Kanonen segnen und Menschen sich Technologien erschaffen haben, von denen sie von Anfang an wussten, welchen Schaden sie anrichten würden. Was Menschen in Gottes Namen, unter Ausblendung jeder Realität schon ruiniert haben, ist wirklich bemerkenswert.

Da es jetzt immer sichtbarer an die menschlichen Existensgrundlagen geht, macht mich religiöse Sorglosigkeit (Gott wird's schon regeln!) irgendwie ratlos. Warum rennt unser Verein (am wirksamsten die Scheinheiligen aus USA) sowas von vor die Wand?
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Di 11. Dez 2007, 13:17

stine hat geschrieben:Dass uns vieles in der Bibel unmenschlich erscheint ist auch klar, aber damals war es eben so. LG stine


Denk nur einen Moment lang logisch, bitte:

Wieso sollen wir ein Buch, dass aus heutiger Sicht weitgehend Unrecht enthält als heilig verehren oder dem Teil sonst irgendwie Beachtung schenken?

Nur weil das damals so war?

Die Bibel ist heute nur noch wertlos und gefährlich.

Aber ich gehe jetzt erst einmal raus, haue ein paar Leuten die Köpfe weg und steinige irgendwen. Einfach weil das damals so war!
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » Di 11. Dez 2007, 13:24

JustFrank hat geschrieben:Aber ich gehe jetzt erst einmal raus, haue ein paar Leuten die Köpfe weg und steinige irgendwen. Einfach weil das damals so war!

Konntest du meinem Post entnehmen, dass ich der Meinung bin, solches Handeln wäre noch zeitgemäß? Bild

Oh je!

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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Di 11. Dez 2007, 13:32

Klar kann ich!

Du hälst ja auch die Bibel für zeitgemäss.

Stell dir vor, man hätte Jesus vor 20 Jahre über den Jordan geschickt. Dann würdest du heute einen elektrischen Stuhl anbeten. Also wage ich nicht mal anzunehmen, was in einer zeitgemässen Bibel stehen würde. Dagegen ist Köpfe weghauen und Leute steinigen vermutlich abgeschmackter Kinderkram.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon Pip » Di 11. Dez 2007, 13:34

stine hat geschrieben: Konntest du meinem Post entnehmen, dass ich der Meinung bin, solches Handeln wäre noch zeitgemäß?


Wenns noch zeitgemäß wäre, würdest du bei jeder Steinigung in der ersten Reihe stehen, oder? :lachtot:
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » Di 11. Dez 2007, 14:20

JustFrank hat geschrieben:Du hälst ja auch die Bibel für zeitgemäss.


Lieber JustFrank,
Bild
Die Bibel ist IHRER Zeit gemäß.
Wenn religionslose Humanisten in 1000 Jahren das Buch von Richard Dawkins fnden, werden sie es auch als Ursprung ihrer Denkweise verehren. Das heißt aber dann auch nicht, dass noch alles zeitgemäß ist, was darin steht.

LG stine
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Di 11. Dez 2007, 14:23

Nun, wenn das so ist, dann ist also die Bibel auch für dich heute bedeutungslos?
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » Di 11. Dez 2007, 14:47

JustFrank hat geschrieben:Nun, wenn das so ist, dann ist also die Bibel auch für dich heute bedeutungslos?

Die Bibel ist was sie ist: Ein Sammelsurium von Geschichten der ersten Monotheisten.
Das neue Testament ist das Buch der ersten Christen.
Und deshalb werden die Bücher verehrt und es wird nachgelesen, wie war das denn damals, warum haben die Menschen dies und das getan, was war ihre Motivation.

Ob Jesus wirklich gelebt hat, oder ob er nur als Galionsfigur eingesetzt wurde, weil eine Vision in menschlicher Gestalt früher besser zur Erklärung von Verhaltensweisen dienen konnte, darüber bin ich mir nicht sicher. Schade ist, dass Jesus selbst, wenn es ihn denn gab, anscheinend nichts hinterlassen hat, obwohl er, nach Aussage der Evangelisten, schon früh unter den Schriftgelehrten verweilte.

Die Bibel ist also nicht bedeutungslos, kann aber aus heutiger Sicht nicht mehr als Lebensvorlage genommen werden. Sie dient eigentlich nur dazu, aus ihr zu lernen, wie sich Menschen schon vor langer Zeit verhalten haben. (Und wenn´s nur dazu gut ist, zu sehen, wie man es nicht machen sollte!)

Alles klar?

LG stine
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Di 11. Dez 2007, 15:01

Natürlich ist mir jetzt alles klar!

Nur hast du ja das Ding aus heutiger Sicht auch für quasi sinnlos befunden.

Es kann uns also weder als Regelwerk, noch als Geschichtsbuch, noch als Buch mit einem beweisbaren Wahrheitsgehalt dienen.

Wozu dient es dann?
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon ostfriese » Di 11. Dez 2007, 15:11

stine hat geschrieben:Wer verhindert, dass eine gemäßigte Glaubensgrundlage als Bodensatz gültig bleibt, öffnet Tür und Tor für altrnative Scharlatanerie und fundamentalistische Religionen.

Gott als Bodensatz, genau. :^^:
Richtig, stine: Scharlatanerie wollen wir nicht. Ob alternativ oder konventionell, ist Naturalisten aber seltsamerweise egal. Und die Religionen kommen bei uns gleich mit ins Kröpfchen, weil nämlich zwischen Glauben und Aberglauben kein Unterschied besteht. :erschreckt:
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Di 11. Dez 2007, 15:19

Was sollte denn an Religionen keine Scharlartanerie sein?

Nur weil die Scharlartane in den schwarzen Kutten und grossen Häusern Kirchensteuer nehmen dürfen, ist Religion doch nicht weniger absurd, als das fliegende Spaghettimonster.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » Di 11. Dez 2007, 15:30

Wir könnten auch ein Tänzchen wagen, so sehr drehen wir uns im Kreis!
Bild

Religion ist, was es ist: Nämlich eine Gesinnungsvereinigung.
Und da ist die Christliche diejenige, die dem heutigen Zeitgeist am nächsten kommt.
Aufklärungsarbeit ist doch immer gefragt, nur pauschale Ablehnung kann so schnell nicht überzeugen.
Glaubt mir, es gibt mehr weltliche Theologen, als ihr denkt.
Und eben sind nicht alle christlichen Regeln aus heutiger Sicht überholt.

LG stine
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Di 11. Dez 2007, 15:46

Christliche Regeln sind entweder nicht christlich, sondern werden einfach nur von Christen oder wem auch immer für sich reklamiert.

Und wie auch immer diese Gesinnungsvereinigung deiner Ansicht nach ticken mag: Der Unsinn darin ist, ein übersinnliches Wesen als Grundlage der Denkweise zu sehen.

Das führt zu soviel Abweichungen von der Realität, dass es im Handeln zu fatalen Fehleinschätzungen führt.

Aber vielen Dank für den weltlichen Theologen! Der ist echt prima! Genauso wie die atheistische Kirche, der gesunde Giftmüll, die multikulturellen Nazis und der lebensbejahende Selbstmörder von nebenan.

:respekt:
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon ostfriese » Di 11. Dez 2007, 16:21

stine hat geschrieben:Religion ist, was es ist: Nämlich eine Gesinnungsvereinigung.
Und da ist die Christliche diejenige, die dem heutigen Zeitgeist am nächsten kommt.

Freilich, sie ist diejenige, die ihm am schnellsten hinterher hechelt, seit sie ihn nicht mehr bestimmen kann.

stine hat geschrieben:Aufklärungsarbeit ist doch immer gefragt,

Schön wär's!

stine hat geschrieben:nur pauschale Ablehnung kann so schnell nicht überzeugen.

Lehnen die Christen nicht seit zweitausend Jahren lang alle Religionen ab außer der eigenen?

stine hat geschrieben:Glaubt mir, es gibt mehr weltliche Theologen, als ihr denkt.

Du meinst, es gibt Theologen, die nach reiflichem Studium der "Materie" zu dem einzig intellektuell redlichen Schluss kommen: dass es keinen Gott gibt?

stine hat geschrieben:Und eben sind nicht alle christlichen Regeln aus heutiger Sicht überholt.

Dass die Christenheit sich auf die humanistischen Regeln besonnen hat, ist wohl auch der einzige Grund, warum sie unter halbwegs aufgeklärten Menschen überhaupt noch Anhänger hat.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon Jakob » Di 11. Dez 2007, 16:42

stine hat geschrieben:
emporda hat geschrieben:Ob Du das einsiehst, es ignorierst, in Dein Poesiealbum schreibst oder als gestickte Weisheit über Dein Bett hängst - das ist dem Universum und der Evolution vollkommen egal. Du bist nur ein riesiger Haufen Moleküle und für jedes Krokodil oder Eisbären ein leckerer Happen - mit oder ohne Lokus.
Also bis hierher kann ich euch gut nachfolgen. An dieser Stelle waren wir auch schon einmal. Und mir stellen sich wieder die gleichen Fragen:
Wenn wir nichts als molekulare Zellhaufen sind, dann brauchen wir auch keine gottgemachten Verhaltensregeln, das liegt auf der Hand. Aber für was brauchen wir dann den Humanismus?
Reicht es nicht, wenn irgendein Diktator festlegt, wo´s langgeht?
Warum ist es so schlimm, wenn ein paar Robben bei lebendigen Leibe das Fell über die Ohren gezogen bekommen oder ein paar hundert Quadratkilometer Wald verbrennen?
Was ist schlimmes an Weltkriegen und an Folter?
Wieso stören euch Bush und ein paar wildgewordene Religionsfanatiker?
Es ist doch nur Kommen und Gehen von Daseinsformen, ohne Belang.

Liebe Stine,
diese Argumentation höre ich öfters. Und ja, dem Universum und der Evolution ist das alles ziemlich wurscht. Da hast Du schon recht. Die Erde dreht sich weiter, egal, was wir so anstellen. Mir persönlich allerdings ist das alles nicht wurscht (und Dir wohl auch nicht), denn ich will die Lebenszeit, die ich habe, möglichst angenehm verbringen und denke instinktiv auch an meine (potentielle) Nachkommemschaft. Deshalb brauchen wir Regeln für das zwischenmenschliche Zusammenleben. Optimal ist hierfür der Humanismus.
Es wäre prinzipiell auch nix gegen Regeln einzuwenden, die ein allwissendes und unfehlbares Überwesen in perfekter Weise aufgestellt hat und die so weise sind, daß es an ihnen absolut nichts auszusetzen gibt. Bloß leider gibt es dieses Wesen nicht. Die religiösen Verhaltensregeln sind nicht gott-, sondern menschengemacht. Und deshalb nicht perfekt.
Verhaltensregeln mit wissenschaftlicher und humanischtischer Begründung sind zwar auch menschgemacht, aber im Gegensatz zu relgiös begründeten Regeln sind sie keine Dogmen, sondern der Diskussion zugänglich und können an neue Erkenntnisse und geänderte Lebensumstände angepaßt werden. Deshalb sind sie religiösen Verhaltensvorschriften überlegen.

Ich hoffe, ich konnte Dir die obigen Fragen beantworten und die Diskussion ein Stück weiterbringen.
Grüße, Jakob
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