emporda hat geschrieben:Ein Beitrag zur geschichtlichen Aufklärung über die christliche Religion
Ein Jesus Ben Stada oder Ben Pandira, Sohn der Friseusin Miriam und des Stiefvaters Pappos Ben Yehudah, war ein Agitator und beherrschte nach dem Talmut die schwarze Magie. Römische Soldaten steinigten und hängten ihn in Lydda 15 km vor Jerusalem, was spätere religiöse Phantasten offenbar für ihre Jesuslegende nutzten. Nach Berichten von Flavius Josephus kam um 52 n.C. ein ägyptischer Prophet Joshua nach Jerusalem.
Mit historischer Kritik und Entzauberung fängt Aufklärung erst an.
Als ich mir vor über 15 Jahren das seit Wochen die Spiegelbestsellerliste anführende Buch wünschte, bekam ich erst mal einen Roman. Dass ich wissen wollte, warum der Sachbuchbestseller "Verschluß-Sache Jesus" (Machenschaften des Vatikan, in Bezug auf Textfunde, Qumranrollen) Woche für Woche ganz oben stand, konnte meiner besseren Hälfte nicht in den Sinn kommen. Erst nach dem obligatorischen Geschenkumtausch begann ich zu erkennen, dass das, was ich in meinem Kinderglauben wie selbstverständlich vorausgesetzt hatte, von ernsthaft forschenden Geschichtswissenschaftlern angezweifelt wurde. Ich durchstreifte weiter die völlig verschiedenarte historische Kritik, insbesondere in Bezug auf die Gestalt Jesus und seine Geschichte.
Erst als mir bewusst wurde, dass es diesen Guru mit Namen Jesus nie gab bzw. die unzähligen -insbes. außerbiblischen, bisher als gnostisch aussortierten und philosophisch denkenden -Evangelien-Verfasser, die ja völlig andere Jesus- und Geschichtsbilder schilderten - sich mit keiner Silbe auf einen besonders begabten, charismatischen, rebellischen... jungen Juden bezogen, begann ich weiter zu suchen. Erst als mir deutlich wurde, dass es in der Jesusgeschichte nicht um das ging, was ich als Kind glaubte, sondern hier ernsthafte Denker aus der Ferne eine Geistesgeschichte verfassten, die sie in unterschiedliche Bilder brachten bzw. aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten, begann mich die Sache zu interessieren.
Ein wundertätiger Guru, gar jungfräulich geboren und nach seiner Hinrichtung im Geist seiner Anhänger - die Theologen sprachen von Gemeindebildung - oder auch noch leiblich wiedererweckt, hätte sich nicht nur meinem naturalistischen Weltbild verschlossen. Er wäre unbedeutend für mein Denken gewesen, hätte der Welt wirklich nichts mehr zu sagen.
Doch das wachsende Wissen über das frühchristliche Denken, die dort geführten Diskussionen um das Wesen dessen, was die Griechen Logos nannten, das Ringen um eine Weiterentwicklung des entleerten Tradtions- bzw. Ritusglaubens, einen "neuen Bund", der u.A.in den Qumran (wo nicht nur alte Propheten studiert, sondern im Sonnenaufgang die kosmische Weisheit gelobt wurde), gesucht wurde, machten mir klar, dass diese Denker nie dem wundertätigen Sohn der Friseurin Miriam bzw. des Römerhauptmannes Pandira hinterhergelaufen wären. (Oder was auf dem Weg durch die historische Kiritik noch alles aufgrund der verschiedenartigen, teils ganz abstrus wirkenden Bilder von einem neuen Bund/Schöpfungsbewusstsein spektuliert wurde) Einen Menschen christologisch zu vergotten - wie im kirchlichen Kurzschluss angenommen werden muss - allein das schließt sich für wahre Juden, als die sich die Christen verstanden, völlig aus.
Denn dass die Juden damals von den Römern säkularisiert wurden, ist eine flasche Perspektive. Sie wurden vielmehr angeschuldigt "Ungläubige" zu sein, weil sie weder die altbekannten Götter anriefen, die man meist vor sich hinstellten konnte, noch den politischen Gott-Kaiser verherrlichen wollten. Wir waren nicht dabei. Doch damals ein menschliches Wesen, ob den Sohn einer jüngfräulich gebliebenen Hebräerin oder eines Römerhauptmannes (wie Apokryphen die in allem natürlichen Werden lebendige Vernunft zeichneten) - zu Gott zu machen, auf den sich dann beispielsweise der Papst als religionswissenschaftlicher Dogmatiker in seinem neuen Jesusbuch berufen muss - wäre unmöglich gewesen. Um ein kleines weiteres Mosaik zu zeigen: Wenn der Koran, bei dem weit mehr noch die Ablehnung von Menschenvergötterung deutlich wird, eine Marioloige zu sehen ist, dann wird selbst dort deutlich, dass es bei der Mutter Jesus nicht um ein junge jüdische Friseurin... gegangen sein kann.
Ich kann hier nur andeuten, was ich seit Jahren unter "www.theologie-der-vernunft.de" denke.
Doch so wie das wachsende Naturwissen dazu zwingt, ein aufgeklärtes Weltbild über das Werden anzunehmen,
so wird uns die wachsende, durch die historische Kritik beförderte Aufklärung über die Geistesgeschichte auch zwingen, in neuer Weise über das Geschehen einer wahren Zeitenwende nachzudenken:
Beispielsweise über ein neues Schöpfungsbewusstsein, das dort erwachsen ist, wo nachweislich griechische Philosophie blühte, ein neues Denken über das logische Werden, die natürlich-sinnvolle Ordnung das Weltbild beherrschte und - wie in Alexandrien unter dem Begriff Philo - aufklärerische jüdische Text- bzw. Traditionsforschung, allegorische Auslegung betrieben wurde. Und wo nur so der wahre Gottessohn und jüdisch erhoffte Messias in den Prinzipien des natürlichen kosmischen Werdens gesehen wurde. (Bitte jetzt nicht wieder argumentieren, dass Philo nichts vom Sohn der Fiseurmeisterin mit Namen Jesus wusste.)
Schade, dass diese kreative Vernunft, die logischen Prinzipien, die wir heute als Naturkonstanten u.A. in der Evolutionslehre empirisch nachgewiesen haben und die antike Philosophie als Gottessohn erkannte, eine menschliche Gestalt benötigten, um sie personifiziert wirksam bzw. an alte Vorstellungen anknüpfend vermittelbar zu machen. Aber so scheint Schöpfung - in diesem Fall kollektive Kommunikation und wachsende Erkenntnis auch weiterhin erst - zu funktionieren.
Jetzt müssen wir mühsam erst wieder den Mythenmantel lüften,
damit die Aufklärung wirklich weiterführt, nicht bei banalen, kirchlich leer- bzw. vorgekauten Kurz-schlüssen stehen bleibt und dann weiter alles als Unsinn ablehenen muss, was antike Aufklärer gedacht und geschrieben haben.
Übrigens: Josephus Flavius, auf den sich emporda in seiner Jesusgeschichte bezieht, war wie Philo von Alexandrien ein großartiger jüdischer Apologet (auch Aufklärer), der mich über die damals zu lösenden Probleme der aufeinandertreffenden Weltbilder neu nachdenken lässt. (Was dann m.E. in der menschlichen Gestalt der griechisch erkannten kreativten Vernunft/des jüdischen Schöpferwortes geschah.) Josephus wollte den Römern die Vernunft des Monotheismus auf seine Weise, in römisch verständlichen Geschichtsbildern, schildern. Als Geschichtsschreiber im herkömmlichen Sinne sehe ich ihn schon lange nicht mehr. Auch wenn sich beispielsweise mein junger theologischer Lehrer in seinem neuen Buch über die Geschichte Israels immer wieder auf ihn bezog, so belegen alle seine Ausführungen, dass es an keiner Stelle in der alten Literatur um das ging, was wir dann immer wieder abstreiten oder als reine Phatastereien abtun.
Gerade die Vielzahl der verschiedene antiken Jesusbilder, die heute aufgegriffen werden, um sie in modernen Märchenstunden hin und her zu zerren, zwingen in aufgeklärter, ernsthafter Weise über Glaubensaufklärer nachzudenken, die nicht nur die alten Gesetze nachbeten, Mythen neu mixten, sondern im naturalistischen Weltbild der Antike die Lösung sahen.
Erbitterten Gegner der alten Tradition, die das jüdische Gottesverständnis ablehnten, wie beispielsweise Marcion, der daher nachweislich den Neuen Kanon eröffnete und der als Gnostiker heute gleichzeitig als Urchrist anerkannt wird, zu unterstellen, sie hätten nur leere Predigten gehalten, wie wir sie am Sonntag hören, somit Phantasiegebilde in die Welt gesetzt, kann nicht der Aufklärung letzter Schluss sein.
Weil den Persönlich- und Buchgläubigen innerhalb der Kirchenmauern das kaum möglich ist
-weil sie sonst sich selbst als die Feinde Jesus nachweisen müssten -
sind frei und aufgeklärt denkende Naturalisten gefragt.
(Auch wenn ich wieder angenommen wird, mein Temporrallappen würde durchdrehen:
Ich denke, dass Jesus lebt, die aufgeklärte Naturlehre hält ihn -die universelle, kosmische Kreativität=Schöpfung vergegenwärtigende Klarheit - in Händen.
Erst wenn wir uns von in historischer Kritik von kirchlich-christlicher Esoterik befreien, können wir darüber nachdenken.)