Lernzwang vs. Forschungsdrang

Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon trazy » Mi 13. Feb 2008, 04:18

abgetrennt von "Empfinden und Physik der Zeit", ostfriese

Peter Janotta hat geschrieben:Ein Buch, das dir gefallen könnte, ist von einem Nobelpreisträger für Physik aus dem Jahr 1998 (für den fraktionellen Quanten-Hall-Effekt ) Robert Laughlin, der manches vielleicht ganz ähnlich sieht, wie du es gerade dargestellt hast: http://www.wissenschaft-online.de/artikel/913834


Entschuldigung, dass ich mit diesem Beitrag nichts wirklich beisteuere, aber es ist einfach schrecklich so passiv zu sein so ein Physik-Buch über die Wirklichkeit der Realität zu lesen, ohne dass man die Fähigkeiten besitzt mitzumischen wie ein Einstein. Es gibt garantiert viele, die ein Physik-Studium abbrechen. Mathe brechen an manchen Unis 80% ab, Informatik 70%. Nee dann lese ich doch lieber kein tolles Physikbuch, auch wenns schön wäre das zu wissen.
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon ostfriese » Mi 13. Feb 2008, 06:18

trazy, da kannst Du aber Deiner Kinderseele dankbar sein, dass sie anders dachte und mit Freuden auch das lernte, was sie weder erfinden noch um bedeutende neue Erkenntnisse erweitern konnte...
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon stine » Mi 13. Feb 2008, 08:04

trazy hat geschrieben:ohne dass man die Fähigkeiten besitzt mitzumischen wie ein Einstein

Lieber trazy,

da ich dein post auf mich beziehe, möchte ich dir dazu antworten, dass es für mich jammerschade wäre, wenn ich nur Kochbücher und Strickhefte lesen dürfte. Das Interesse an Physik und Mathematik hat sich leider seit der Geburt meiner Kinder nicht in Luft aufgelöst. Auch wenn ich nichts Wesentliches dazuerfinden kann, so wäre es doch schade, wenn ich nicht wenigstens meine persönlichen Gedanken dazu artikulieren dürfte.

Als Lehrer, der beruflich permanent gezwungen ist Interesse an Themen, welche die Klasse nicht interessieren, zu wecken, sollte man darüber toleranter hinwegsehen.
Aber vielleicht wolltest du auch nur mal deiner schlechten Laune Ausdruck verleihen, das würde ich gut verstehen können.

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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon ostfriese » Mi 13. Feb 2008, 15:30

stine hat geschrieben:Als Lehrer, der beruflich permanent gezwungen ist Interesse an Themen, welche die Klasse nicht interessieren, zu wecken, sollte man darüber toleranter hinwegsehen.

Worüber?
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon stine » Mi 13. Feb 2008, 15:55

ostfriese hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Als Lehrer, der beruflich permanent gezwungen ist Interesse an Themen, welche die Klasse nicht interessieren, zu wecken, sollte man darüber toleranter hinwegsehen.

Worüber?

Kann sein, dass ich hier was falsch verstanden habe?
Ich bezog trazys Aussage auf mich, da ich als Nichtphysiker solche Bücher angeboten bekomme und auch noch ernsthaft darüber nachdenke sie zu lesen. Aus Trazys Post las ich eindeutig das Sprichwort "Schuster bleib bei deinen Leisten" was mich verwunderte, da es mich, wenn ich Lehrer wäre freuen würde, wenn sich meine Schüler auch für andere Dinge interessierten, als für ihren MP3-Player.

Hab ich euch jetzt toatal verwirrt? :/

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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon ostfriese » Mi 13. Feb 2008, 17:05

stine hat geschrieben:Hab ich euch jetzt toatal verwirrt? :/

Ja. Ist hier außer mir, pinkwoolf und El Schwalmo noch jemand Lehrer?

Ich sehe gern über irgendwas tolerant hinweg, wenn man mir sagt, worüber.

Und natürlich freue ich mich über jedes (Schüler-)Interesse an meinem Fach, besonders, wenn ich es gar nicht erst wecken muss. ;D
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon stine » Mi 13. Feb 2008, 18:16

ostfriese hat geschrieben:Ist hier außer mir, pinkwoolf und El Schwalmo noch jemand Lehrer?

Verzeihung, ich dachte trazy ist auch einer - und vielleicht war es ja sowieso nicht auf mich gemünzt.

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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon trazy » Do 14. Feb 2008, 00:41

Ich bin kein Lehrer und ich habe auch keine Kinderseele, auch wenn mein Avatar kindisch ist, aber es ist mit Absicht so gewählt, um dumme Reaktionen zu provozieren, damit ich herausfinde wie abfällig Menschen denken, was vorteilhaft ist wenn sie andere Menschen unterschätzen.
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon JustFrank » Do 14. Feb 2008, 10:09

Wohin geht diese Diskussion gerade?

Dahin, wer was zu lernen und zu verstehen imstande ist? Oder dahin, wer was lernen und verstehen will?

Die Mehrheit der Menschen betrachtet Physik eher als unverständliches Etwas, vor dem man Angst haben müsse, weil es ohnehin nicht zu verstehen sei. Mathematik und Chemie haben ebenfalls den Ruf, nur etwas für Leute mit erheblicher IQ - Zugabe zu sein. Biologie wird oft total verdrängt.

Leider!

Denn diese Wissenschaften beschreiben die Welt in der wir leben. Nun ist klar, dass ein tieferes Verständnis dafür nur durch emsiges Studieren zu erreichen ist, was nun wahrlich nicht jedermanns Sache ist. Und auch gar nicht sein kann.

Aber wenn nur jeder versuchen würde, die Welt so weit zu verstehen, wie er kann und nicht aufgrund erlernter Vorurteile und vorgegebener Angstvorstellungen schon kapitulieren würde, bevor die Sache anfängt interessant zu werden, wäre einem Effekt wirkungsvoll vorgebeugt: Das (dumme) Bedürfnis die Lücken im Weltbild mit Religion zu füllen, weil das viel bequemer ist, als Dinge verstehen zu müssen, wäre weit weniger vorhanden.

Menschen, die nämlich einmal damit begonnen haben, die Welt durch Lernen zu erfassen, wissen recht schnell, dass es weit mehr Dinge gibt, die sie nicht wissen, als solche, die sie verstanden haben. Sie wissen auch, wie beschränkt es ist, diese Lücken dann einfach mit Religionssoße zu füllen. Menschen die einmal verstanden haben, dass jedes neue Wissen immer zu neuen Fragen führt, sind Menschen, die Lernen als Lebensaufgabe bgreifen und die sich nicht in irgendeiner Phase dieses Lebens ein vorgefertigtes Einfachweltbild aus dem Hause Rom oder Mekka vor die Augen kleben.
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon ostfriese » Do 14. Feb 2008, 13:04

JustFrank, eine allgemein positive Einstellung zur Horizonterweiterung wäre wünschenswert für die Menschheit, aber wohl leider nicht aus Sicht des einzelnen.

Viele, wenn nicht die meisten Menschen lernen nur, wenn man sie "dort abholt, wo sie stehen", wenn man sie "an die Hand nimmt", wenn sie sich beim Betreten von Neuland erfahrenen "Reiseleitern" anvertrauen können. Entdeckerseelen, die einfach auf eigenes Risiko losmarschieren, sind dagegen unter Erwachsenen (!, s.u.) sehr selten.

Wer sich irgendwo ein bequemes Weltbild gezimmert hat, der wird nicht ohne weiteres die Tür öffnen. Denn der frische Wind, der hineinbläst, könnte ihm die ganze Einrichtung durcheinander wirbeln. Das ist für die meisten Menschen beängstigender, als die neuen Aus- und Einsichten verlockend sind.

Hier liegt m.E. das große Versagen der Schule. Zwar plädieren alle für die Förderung von Selbständigkeit, aber das muss zwangsläufig ein Lippenbekenntnis bleiben, wenn man zugleich die Gefahren, die entdeckendes Lernen naturgemäß mit sich bringt (das Scheitern!), auszuschalten und Intelligenz-Unterschiede zu nivellieren versucht.

Ließe ich z.B. eine normale Gymnasialklasse ohne Anleitung an zwanzig mathematischen Problemen knobeln, dann gäbe es Kinder, die in der Zeit, bis der oder die schnellste alle zwanzig gelöst hat, bestenfalls eines erfolgreich hinbekämen.

Wären diese intellektuell benachteiligten Kinder unter sich, könnten sie ihr gelöstes Problem als Erfolg feiern und wären zu weiteren selbständigen Entdeckungen motiviert. Da sie aber in der Schule dem Vergleich mit den Mathe-Assen sowie großem Zeitdruck durch einen fest vorgegebenen Lehrplan ausgesetzt sind, erleben sie nichts als Frustration.

Also greift der Lehrer wohlmeinend vorbeugend ein* und richtet damit großen Schaden an: Besonders talentierte Kinder werden um persönliche Höhenflüge betrogen, lernschwächeren Schülern wird die kindliche Entdeckerseele und natürliche Lernbereitschaft sogar vollends ausgetrieben.

*Didaktische "Hilfen" sind wie Serpentinenwege in der Kletterwand. Alle sollen das gleiche "Lernziel" (den Gipfel) erreichen. Vergessen wird dabei, dass sich nicht als Entdecker fühlt, wer einen von anderen vorgetretenen Weg entlang wandert, sondern dass nur derjenige in seinem Forschergeist bestärkt wird, der die steile Wand erklettert hat wie ein Erstbesteiger.
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon JustFrank » Fr 15. Feb 2008, 11:55

Schon 1981 hat Felix R. Paturi in Chaos oder Paradies geschrieben, dass das ein guter Pädogoge das Schlimmste ist, was Kindern passieren kann. Fiel mir gerade auf die Antwort von ostfriese wieder ein.

Besonders problematisch finde ich, dass hochbegabte Kinder durch das Prinzip, alle Schüler auf einen Level zu bringen ihre Schulzeit in permanenter Unzufriedenheit verbringen. Das eigentliche Problem tritt erst auf, wenn diese Leute die Schulen verlassen.

Was tun hochintelligente Menschen, die gelernt haben in ständiger Unzufriedenheit zu leben? Wie sieht jemand die Welt, der während seiner Schulzeit laufend für seinen Intelligenzvorsprung bestraft wurde?

Positiv?

Das ist wohl kaum anzunehmen. Wenn wir uns also vorstellen, was hochbegabte, junge Erwachsene mit einem über Jahre aufgestauten Frustpotential anstellen könnten, sollten wir vielleicht froh sein, dass es Killerspiele gibt.
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon stine » Fr 15. Feb 2008, 12:17

Tatsache ist, dass Hochbegabte ihr Schulleben lang die Erfahrung machen müssen, nirgendwo dazuzugehören.
Sie werden innerhalb der Klasse oft gemobbt, als Streber bezeichnet und oft zum Einzelgänger abgestempelt, wenn sie nicht gelernt haben, als Spaßvogel ihre Talente zur Belustigung der Mitschüler einzusetzen.
Sie machen früh die Erfahrung, dass sie das was sie zu erzählen haben für ihre "Freunde" viel zu kompliziert ist und diese einfach noch während des Gesprächs abschalten und sich lieber wieder anderen Dingen zuwenden.
Leider können auch nur wenige Lehrer wirklich damit umgehen. Die meisten fühlen sich genervt und bleiben Antworten schuldig. Das geht bis zu der Bemerkung: "Dir muß ich das doch nicht erklären, du weißt doch eh alles.

Heute wird soviel über den Pisa-Notstand gefaselt und der Druck zur Einheitsschule wächst unaufhörlich, weil der große IQ-Durchschnitt sein Recht auf gute Schulbildung durchsetzen will. Man überlegt schon, wie man das ABI vereinfachen könnte, damit es auch für jedermann zu schaffen ist.
Über Schulzweige, welche die Schüler nach iherer Begabung fördern wird nicht nachgedacht.

Das gesellschaftliche Muß zu jedermanns Gleichstellung, sozial und auch geistiger Natur, wird uns nochmal das Genick brechen.

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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon ostfriese » Fr 15. Feb 2008, 20:15

Ja, die verfehlte Prämisse, man könne aus jedem Kind einen Nobelpreisträger züchten (fröhlich genährt durch das, was ich Polgarismus nennen möchte), führt letztlich zur paradoxen Konsequenz, dass wir nicht mehr, sondern weniger Jugendliche für Mathematik und Naturwissenschaften begeistern. Der Notendruck schließlich tötet den Rest von intrinsischer Motivation, denn es geht nicht mehr ums Lernen (welches natürlicherweise eine freudvolle Angelegenheit ist), sondern nur noch ums Bestehen von Prüfungen, letztlich um reine Bildungsgaukelei.

Indem man auf eine Förderung des Denkens weitgehend verzichtet, glaubt man offenbar die ungerechten angeborenen Intelligenzunterschiede bis zum Schulabschluss einebnen zu können und verkauft das unter dem Etikett der Chancengleichheit.

Die systematische Verschleuderung geistiger Ressourcen in Deutschland und der hierdurch provozierte Braindrain werden für uns aller Voraussicht nach bittere Folgen zeitigen...
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon El Schwalmo » Fr 15. Feb 2008, 20:32

ostfriese hat geschrieben:[ ... ]
Die systematische Verschleuderung geistiger Ressourcen in Deutschland und der hierdurch provozierte Braindrain werden für uns aller Voraussicht nach bittere Folgen zeitigen...

Du sprichst mir aus der Seele.

Es war schon immer ein Fehler, Chancengleichheit zu propagieren, denn die gibt es nicht. Auf der einen Seite gibt es unterschiedlich intelligente Kinder, auf der anderen Seite gibt es unterschiedlich fähige bzw. tätige Eltern. Ich kann mich noch daran erinnern, dass allen Ernstes vorgeschlagen wurde, Kindern aus 'guten Elternhäusern' einen Malus zu verpassen, damit die weniger begünstigten Kinder eine Chance hätten.

Bestenfalls kann man Chancengerechtigkeit erzielen, indem man versucht, jedes Kind individuell zu förern. Das kann auch bedeuten, dass man bei manchen Kindern gar nicht versucht, diesenbestimmte Inhalte zu vermitteln. Viel entscheidender sind auch die Kompetenzen. Hier allerdings kann man sehr viel machen, egal, wie intelligent ein Kind ist. Aber das kann teuer werden, aber jeder Euro, der hier verbraten wird, ist gut angelegt.
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon ostfriese » Fr 15. Feb 2008, 21:12

El Schwalmo hat geschrieben:Das kann auch bedeuten, dass man bei manchen Kindern gar nicht versucht, diesenbestimmte Inhalte zu vermitteln.

Du sagst es. Aber das darf man ja nicht mal kollegiumsintern laut aussprechen. Schon für das Andenken solcher Ideen wird man hierzulande in Stücke gerissen (vgl. die Diskussionen vor einigen Jahren um die Habilitationsschrift des H.W. Heymann).

El Schwalmo hat geschrieben:Viel entscheidender sind auch die Kompetenzen. Hier allerdings kann man sehr viel machen, egal, wie intelligent ein Kind ist. Aber das kann teuer werden, aber jeder Euro, der hier verbraten wird, ist gut angelegt.

Tja, das Geld haben wir nicht mehr. Das haben irgendwelche IKB-Spekulanten auf dem US-Immobilienmarkt versenkt. Shit happens, peanuts...
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon Ari » Sa 16. Feb 2008, 12:01

El Schwalmo hat geschrieben:Das kann auch bedeuten, dass man bei manchen Kindern gar nicht versucht, diesenbestimmte Inhalte zu vermitteln.

Das hab ich in meiner Schulzeit (die nicht so lange her ist) auch oft gedacht. Ich hatte einfach klassenkameraden die nicht nur "nicht wollten" sonder die einfach bestimmte Dinge nicht kapiert haben. Selbst wenn man mit ihnen mittags geübt hat. Ich hab da oft gemerkt das sie einfach eine geistig Grenze haben, die sie vielleicht durchauswendiglernen kurzzeitig überschreiten konnnten, aber sie verstanden es einfach nicht.

Die Frage ist, warum muss man so tun als wären alle Kinder von Geburt auf in der Lage gleichgroße geistige Leistung zu erbringen? Mich hat es schon oft in der Schule genervt das wir Themen 4-5x besprochen haben damit es der letzte schüer kapiert, was mir (und einige anderen) beim 1. mal und der breiten masse beim 2. mal verständlich war. Ich habe (auch nach der Schulzeit) mit einige Klassenkameraden darüber geredet und die waren auch entnervt wenn sie z.b. an mathe dachten und das endlose wiederholen von dingen die außer einer handvoll Schülern die eben "mitgezogen" wurden jeder länst verstanden hat.

Aber nein ALLE müssen es verstehen auch wenn das bedeutet das die Mehrheit kein bock mehr auf das fach hat und in der folge irgendwann im schuljahr auf durchzug schaltet..

Im nachhinein würd ich heute (natürlich durch die SUmme der lebenserfahrungen) lieber in 3-4 Jahren nachholen was damals in der doppelten Zeit vermittelt wurde.
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon emporda » Sa 16. Feb 2008, 12:16

El Schwalmo hat geschrieben:
ostfriese hat geschrieben:Es war schon immer ein Fehler, Chancengleichheit zu propagieren, denn die gibt es nicht. Auf der einen Seite gibt es unterschiedlich intelligente Kinder, auf der anderen Seite gibt es unterschiedlich fähige bzw. tätige Eltern. Ich kann mich noch daran erinnern, dass allen Ernstes vorgeschlagen wurde, Kindern aus 'guten Elternhäusern' einen Malus zu verpassen, damit die weniger begünstigten Kinder eine Chance hätten.

Ganz wesentlich gibt es auch unterschiedlich fähige Pädagogen, zumal dies ein Beruf ist, indem weitere Bildung nach dem 2.ten Staatsexamen nicht mehr stattfindet. Ich habe das 14 Jahre hautnah miterlebt. In einer technisierten Welt, in der sich das Volumen des Wissens etwa alle 5 Jahren verdoppelt, ist es geradezu fatal für Kinder von Lehrern unterrichtet zu werden, deren letzte neue Erkenntnis bereits 30 Jahre alt ist.

Dann gibt es immer wieder poltisch motivierte weiße Flecken in der Wissenschaftslandschaft. In meiner Zeit am Realgymnasium (damals neusprachlich) hörte Geschichte kurz vor Napoleon einfach auf. Die Lehrer besaßen - wenn überhaupt - nur 1 Anzug und man konnte am Farbunterschied die runde Stelle erkennen, wo wenige Jahre vorher noch das NSDAP Parteiabzeichen steckte. So ersparte man sich peinliche Fragen nach der eigenen Rolle in der Diktatur.

Ich habe mein Wissen wesentlich in der Buchhandlung eines Mitschülers erweitert, dort durfte ich still in der Ecke sitzen und lesen. Da standen in neuen Büchern oft Dinge drin vollkommen konträr zu dem, was uns der Lehrer erzählt hat. Damals habe ich jeden Respekt vor Lehrern verloren und innerlich nur noch Menschen akzeptiert, die fachlich etwas "auf dem Kasten" hatten. Das waren sehr sehr wenige und mein schulisches Betragen war deswegen respektlos unter aller Sau. Ich habe immer Mitleid mit meinem Bruder (Jahrgang 1923) gehabt, dem hat man fast 8 Jahre in Geographie und Geschichte aus dem "Stürmer" von Julius Streicher vorgelesen und danach auch abgefragt. Diese Gehirnwäsche ist er nie wieder richtig los geworden.
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon stine » Sa 16. Feb 2008, 15:48

emporda hat geschrieben:Ganz wesentlich gibt es auch unterschiedlich fähige Pädagogen, zumal dies ein Beruf ist, indem weitere Bildung nach dem 2.ten Staatsexamen nicht mehr stattfindet.

Ein guter Pädagoge sollte Erziehung UND Bildung vermitteln. Ohne Erziehung kann (mE) auch keine Bildung stattfinden.
Der Erziehungsauftrag wird aber heutzutage ständig zwischen Eltern und Lehrer hin und hergeschoben. Jede Partei behauptet von sich der andere müsse mehr leisten. Erzieherische Maßnahmen sind im Schulalltag allerdings schnell verbraucht und es bleibt, außer Verweise zu erteilen, nichts übrig.
Wenn aber ein wißbegieriger Einser-Schüler innerhalb eines Jahres um 3 Notenstufen absinkt, weil die Unruhe und der Lärm in der Klassengemeinschaft unerträglich geworden sind, dann darf die Frage nach der Qualifikation der Lehrkraft schon erlaubt sein.

Aber wie schon gesagt wurde: Wer Steuergelder nutzt um wahnsinnige Börsenzocker zu unterstützen und wer mit seinem Geld lieber den Liechtensteiner Adel bereichert, braucht sich nicht wundern, wenn das Schulsystem seines Heimatlandes den Bach runter geht.

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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon folgsam » Sa 16. Feb 2008, 16:06

Fakt ist, dass ich erst mit Beginn der Oberstufe und erst so richtig nach dem Abitur mein Potential und vorallem meine Freude am Lernen im vollen Ausmaß erfahren habe.

Es gab gute Lehrer, es gab schlechte Lehrer und dann noch die sehr schlechten Lehrer. Ich weiß nicht wie sie es getan haben, aber in der Rückschau (die 2 Jahre dies nun her ist :^^: ) meine ich mich zu erinnern, bis zur Oberstufe so gut wie keine Motivation für irgendeine Form der Schulleistung gehabt zu haben... dementsprechend waren meine Noten eher Unterdurchschnittlich. Das zog sich interessanterweise seit der 3. Grundschulklasse bis zur 10. Gymnasialklasse durch : Ein Schnitt von ca 3,3. Das ging erst nach der Wahl meiner Leistungskurse steil aufwärts, und jetzt in der Uni stelle ich fest das Lernen eine wirkliche Freude und auch (für mich überraschend) einfach von der Hand geht :^^:
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Re: Lernzwang vs. Forschungsdrang

Beitragvon stine » Sa 16. Feb 2008, 16:32

Das freut mich für dich, lieber folgsam, und läßt mich für viele andere hoffen!

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