Logisches Problem

Re: Logisches Problem

Beitragvon Myron » Mi 12. Mär 2008, 17:57

Max hat geschrieben:Da der Begriff "Bright" viel weiter gefasst ist als der philosophische Naturalismus und die meisten, die sich als "Brights" registriert haben, auch nur wenig Ahnung von philosophischem Naturalismus besitzen, kann man einen "Bright" auch keineswegs mit einem philosophischem Naturalisten gleichsetzen. Der Begriff "philosophischer Naturalismus" enthält viel mehr Gehalt als "Bright" und es ist keineswegs jeder "Bright" auch ein philosophischer Naturalist.


Rein logisch betrachtet ist jemand, dessen Weltbild naturalistisch ist, schon ein Naturalist im weiteren Sinne—so wie jemand, der nicht an Götter glaubt, ein Atheist im weiteren Sinn ist.
Ich wüsste insofern nicht, was an der allgemeinen Aussage "Alle Brights sind Naturalisten" falsch sein sollte.
(Mit "philosophisch" wird ja lediglich gekennzeichnet, dass es sich nicht um den ästhetischen oder literarischen Naturalismus handelt. Man muss kein Philosoph sein, um ein Naturalist im philosophischen Sinne des Wortes sein zu können.)
Falsch ist lediglich die Aussage "Alle Brights sind Naturalisten, die über den Naturalismus auf philosophischem Niveau nachdenken".
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Max » Mi 12. Mär 2008, 18:11

Myron hat geschrieben:
Max hat geschrieben:Da der Begriff "Bright" viel weiter gefasst ist als der philosophische Naturalismus und die meisten, die sich als "Brights" registriert haben, auch nur wenig Ahnung von philosophischem Naturalismus besitzen, kann man einen "Bright" auch keineswegs mit einem philosophischem Naturalisten gleichsetzen. Der Begriff "philosophischer Naturalismus" enthält viel mehr Gehalt als "Bright" und es ist keineswegs jeder "Bright" auch ein philosophischer Naturalist.


Rein logisch betrachtet ist jemand, dessen Weltbild naturalistisch ist, schon ein Naturalist im weiteren Sinne—so wie jemand, der nicht an Götter glaubt, ein Atheist im weiteren Sinn ist.
Ich wüsste insofern nicht, was an der allgemeinen Aussage "Alle Brights sind Naturalisten" falsch sein sollte.
(Mit "philosophisch" wird ja lediglich gekennzeichnet, dass es sich nicht um den ästhetischen oder literarischen Naturalismus handelt. Man muss kein Philosoph sein, um ein Naturalist im philosophischen Sinne des Wortes sein zu können.)
Falsch ist lediglich die Aussage "Alle Brights sind Naturalisten, die über den Naturalismus auf philosophischem Niveau nachdenken".

Stimmt, aber das wäre ein sehr weit gefasster Naturalismus.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon ostfriese » Mi 12. Mär 2008, 22:04

Myron, die Frage wäre allerdings, warum sich jemand als Bright bezeichnen sollte, wenn er nicht mal anzugeben vermag, inwiefern und aus welchen Gründen er sich zu einem naturalistischen Weltbild bekennen möchte.

Außer den einschlägigen Gegendiskutanten stine, gerhard, grauseldis, Herzblut und Nathan wurden offenbar fast alle User von religionskritischen Motiven hierher getrieben, und das sind letztlich philosophische Beweggründe.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Myron » Do 13. Mär 2008, 02:05

ostfriese hat geschrieben:Myron, die Frage wäre allerdings, warum sich jemand als Bright bezeichnen sollte, wenn er nicht mal anzugeben vermag, inwiefern und aus welchen Gründen er sich zu einem naturalistischen Weltbild bekennen möchte.


"[T]he fact is that one can be quite free of supernatural beliefs (or deity-beliefs) and be detached from interest in or concern about beliefs regarding the supernatural. Brights often maintain positions of civic indifferentism or civil neutrality toward others’ faith in the divine."

"Tatsache ist, dass man ganz frei vom Glauben an Übernatürliches (oder an Gottheiten) sein kann, ohne sich überhaupt für das Übernatürliche betreffende Ansichten zu interessieren oder damit zu beschäftigen. Brights verhalten sich im bürgerlichen Leben oft gleichgültig oder neutral gegenüber dem Glauben anderer ans Göttliche." (meine Übers.)

(http://www.the-brights.net/vision/essay ... t_who.html)

Das heißt im Grunde, dass fürs Brightsein überhaupt kein bestimmtes Reflexionsniveau, schon gar kein explizit philosophisches, erforderlich ist.
Die reine Abwesenheit des Glaubens an Übernatürliches oder Mystisches ist sowohl eine notwendige als auch eine hinreichende Bedingung fürs Brightsein.
Ein Bright muss also keineswegs durchdachte Gründe dafür angeben können, warum er ein "Supernaturalismus-freies Individuum" ist.

ostfriese hat geschrieben:Außer den einschlägigen Gegendiskutanten stine, gerhard, grauseldis, Herzblut und Nathan wurden offenbar fast alle User von religionskritischen Motiven hierher getrieben, und das sind letztlich philosophische Beweggründe.


Witzigerweise geht es den Brights laut der Futrell-Geisert'schen Selbstbeschreibung gar nicht um Religionskritik:

"Criticizing religion was far from our minds and has never been an organizational goal."

"Religionskritik lag uns fern und ist auch nie ein Organisationsziel gewesen." (meine Übers.)

(http://www.the-brights.net/vision/essay ... tnews.html)

Und "Philosophie" wird ebenfalls kleingeschrieben:

"It must be noted that the aims of the Brights movement are neither religious nor philosophical (there is no belief canon or dogma)."

"Es ist anzumerken, dass die Ziele der Brights-Bewegung weder religiöser noch philosophischer Art sind (es gibt keinen Glaubenskanon und auch kein Dogma)." (meine Übers.)

(http://www.the-brights.net/vision/essay ... t_who.html)

Aber vielleicht lösen sich alle Verkrampfungen in Wohlgefallen auf, wenn man den folgenden Satz beherzigt:

"The major strength of the Brights movement is its simplicity. What you see on the Web site is what you will get."

"Die Hauptstärke der Brights-Bewegung ist ihre Einfachheit. Was du auf der Website siehst, ist genau das, was du kriegst." (meine Übers.)

(http://www.the-brights.net/vision/essay ... t_who.html)

Den amerikanischen Brights geht es offenkundig einzig und allein darum, der breiten Öffentlichkeit klarzumachen, dass "Supernaturalismus-freie Individuen" keine Untermenschen, sondern vollwertige Mitglieder der Gesellschaft sind, die es verdienen, gleichberechtigt neben den "nicht Supernaturalismus-freien Individuen" an der politischen Willensbildung teilzuhaben.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Myron » Do 13. Mär 2008, 02:30

Max hat geschrieben:Stimmt, aber das wäre ein sehr weit gefasster Naturalismus.


Der Naturalismus der Brights könnte als bloßer Nichtsupernaturalismus (und Nichtmystizismus) nicht weiter gefasst sein.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon ostfriese » Do 13. Mär 2008, 06:49

Myron hat geschrieben:Das heißt im Grunde, dass fürs Brightsein überhaupt kein bestimmtes Reflexionsniveau, schon gar kein explizit philosophisches, erforderlich ist.
Die reine Abwesenheit des Glaubens an Übernatürliches oder Mystisches ist sowohl eine notwendige als auch eine hinreichende Bedingung fürs Brightsein.
Ein Bright muss also keineswegs durchdachte Gründe dafür angeben können, warum er ein "Supernaturalismus-freies Individuum" ist.

All dies werden aber die meisten der philosophisch nicht interessierten "brights" leider nie erfahren!! Hier liegt die Situation völlig anders als beim Begriff "gay".

Myron hat geschrieben:Witzigerweise geht es den Brights laut der Futrell-Geisert'schen Selbstbeschreibung gar nicht um Religionskritik:

Witzigerweise? Verständlicherweise! Denn sonst hätten sie sich in ihrem Ursprungsland gleich an die Wand stellen können. Aber den meisten derer, die sich bisher der "Bewegung" angeschlossen haben, geht es in erster Linie um Religionskritik, das zeigen Forum und Blog der "Brights Deutschland" mehr als deutlich.

Übrigens brauchst Du Dir, glaube ich, nicht immer artig die Mühe zu machen, englische Zitate zu übersetzen. Hier lesen und posten nur Philo-Interessierte und Englisch-Kundige. ;D
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Myron » Do 13. Mär 2008, 15:34

ostfriese hat geschrieben:Aber den meisten derer, die sich bisher der "Bewegung" angeschlossen haben, geht es in erster Linie um Religionskritik, das zeigen Forum und Blog der "Brights Deutschland" mehr als deutlich.


Auch wir haben das Problem, dass sich die öffentliche Wahrnehmung der Brights nicht mit dem offiziellen, d.i. dem Futrell-Geisert'schen Selbstverständnis deckt.
Denn in den Augen der breiten Öffentlichkeit bzw. der Medien werden die Brights zu den "radikalen", "militanten", "fundamentalistischen" Atheisten gerechnet.
Das liegt wohl nicht zuletzt auch daran, dass viele Brights tatsächlich scharfe Religionskritik betreiben. (Auch ich bin so einer.)

Fakt ist, dass die Brights dem Futrell-Geisert'schen Selbstverständnis zufolge weder eine nicht- noch eine antireligiöse Bewegung sind. (Es stellt sich für mich allerdings die Frage, inwieweit eine gänzlich Supernaturalismus- und Mystik-freie Religion überhaupt noch sinnvollerweise als solche bezeichnet werden kann. Gelinde gesagt, habe ich diesbezüglich erhebliche Zweifel.)

ostfriese hat geschrieben:Übrigens brauchst Du Dir, glaube ich, nicht immer artig die Mühe zu machen, englische Zitate zu übersetzen. Hier lesen und posten nur Philo-Interessierte und Englisch-Kundige. ;D


Ich übersetze ja nicht all meine englischen Zitate.
Aber schließlich kann man nicht von jedem hier erwarten, dass er des Englischen mächtig ist.
(Apropos, es wäre sehr gut, wenn neben den Prinzipien auch die FAQs und die Essays von Brights Central auf Brights-Net in einer deutschen Übersetzung auf der Hauptseite verfügbar wären.)
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Myron » Do 13. Mär 2008, 15:51

Myron hat geschrieben:Das heißt im Grunde, dass fürs Brightsein überhaupt kein bestimmtes Reflexionsniveau, schon gar kein explizit philosophisches, erforderlich ist.
Die reine Abwesenheit des Glaubens an Übernatürliches oder Mystisches ist sowohl eine notwendige als auch eine hinreichende Bedingung fürs Brightsein.
Ein Bright muss also keineswegs durchdachte Gründe dafür angeben können, warum er ein "Supernaturalismus-freies Individuum" ist.


"If it happens that an individual’s worldview is supernatural-free and mystical-free, s/he is by definition a bright."
(http://www.the-brights.net/vision/essay ... eriod.html)

Es genügt also vollkommen, zufälligerweise ein SMFI (= "Supernaturalismus- und Mystik-freies Individuum") zu sein.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Myron » Do 13. Mär 2008, 16:00

So leid es mir tut, aber ich stoße immer wieder auf Aussagen von Futrell & Geisert, mit denen ich Probleme habe.
Ein Beispiel:

"If the shared attribute of constituents is not the statement, 'I lack belief in (any) god,' then why the widespread insistence that they are (or must be) atheists?"
(http://www.the-brights.net/vision/essay ... eriod.html)

Fakt ist, dass einem Bright als einem Supernaturalismus-freien Individuum der Götterglaube fehlen muss, da er sonst nicht Supernaturalismus-frei und damit eben kein Bright wäre. Brights sind also de facto Atheisten im weiten Sinn, d.i. Nontheisten—egal ob sie selbst alle diesen Begriff auf sich anwenden oder nicht.
Dass Futrell & Geisert sich dermaßen verkrampfen und sich weigern, die objektiv richtige Aussage "Brights are nontheists" zu formulieren und dazu zu stehen, erscheint mir absurd.
Dass sie alle möglichen verbalen Verrenkungen vollziehen und die Begriffe "atheist" und "nontheist" bis zur Selbstverleugnung scheuen wie der Teufel das Weihwasser, nur um nicht den Hass der amerikanischen Supers auf sich zu ziehen, hat aus meiner europäischen Sicht schon fast etwas Tragikomisches an sich.
Was sie dabei zu übersehen scheinen, ist, dass die Supers sie so oder so nicht lieb haben, gleichgültig, unter welcher Bezeichnung sie in der Öffentlichkeit auftreten.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon ostfriese » Do 13. Mär 2008, 16:33

Ja, und das wird bis auf weiteres auch unser Problem in Deutschland bleiben.

Eine offene Schwulenszene gab es schon, bevor das Wort "gay" gekapert wurde. Die Brights-Bewegung muss dagegen aus dem Nichts entstehen und ausgerechnet frei denkende Menschen zu einem Bekenntnis motivieren, die bis dahin entschieden konfessionsfrei gelebt haben und denen eben diese weltanschauliche Unabhängigkeit ein hohes Gut ist.

Dieses Bemühen könnte sich als die Quadratur des Kreises erweisen -- die aus den widersprüchlichen Statements der Gründer sprechende Verkrampfung deutet stark darauf hin.

Für mich spielen die geistigen Verrenkungen von Futrell und Geisert nicht die geringste Rolle, ich bin und bleibe in erster Linie Freidenker, Skeptiker, Aufklärer, Humanist. Zwar teile ich mit "den offiziellen Brights" die naturalistische Weltanschauung, aber in ihr lagen niemals meine Motive, mich den Brights anzuschließen. Die stimmen vielmehr überein mit jenen Beweggründen, die auch Deschner, Dawkins, Hitchens oder Schmidt-Salomon antreiben...
Zuletzt geändert von ostfriese am Do 13. Mär 2008, 16:37, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Max » Do 13. Mär 2008, 16:34

Myron hat geschrieben:
Max hat geschrieben:Stimmt, aber das wäre ein sehr weit gefasster Naturalismus.


Der Naturalismus der Brights könnte als bloßer Nichtsupernaturalismus (und Nichtmystizismus) nicht weiter gefasst sein.

Solche schwachen Aussagen über die Wirklichkeit zu treffen, hat seine Vorteile ist auch vollkommen legitim. Wenn man weniger sagt, kann man auch nicht so leicht falsch liegen und widerlegt werden. Außerdem spricht man mehr Menschen an, da solche einfachen Aussagen für jeden zu verstehen sind und ihnen auch mehr Menschen zustimmen. Solche gering gefassten Aussagen zu treffen und sich mit solchen quasi-tautologischen Definitionen zufrieden zu geben, ist auch keineswegs verwerflich und es spricht nichts dagegen, so vorzugehen; es ist ein legitimes Unterfangen.

Allerdings sollte man aufgrund begrifflicher Schärfe dieses wenig sagende Konstrukt auch vom philosophischen Naturalismus unterscheiden und hier nichts vermengen. Wenn man die wenig sagende Definition von "Bright" mit dem philosophischen Naturalismus gleichsetzt, sorgt man für Unklarheiten und Missverständnisse: Der wenig informierte wird dann dem philosophischen Naturailsten unterstellen, auch Teil der "Brights-Bewegung" zu sein, und von einem "Bright" erwarten, dass er philosophischen Ausführungen über eine naturalistische Deutung des Geistes zustimmt.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Myron » Do 13. Mär 2008, 18:37

Max hat geschrieben:Solche gering gefassten Aussagen zu treffen und sich mit solchen quasi-tautologischen Definitionen zufrieden zu geben, ist auch keineswegs verwerflich und es spricht nichts dagegen, so vorzugehen; es ist ein legitimes Unterfangen.


Gut, die Brights sollen so etwas Ähnliches wie eine Volkspartei aller Nichtsupernaturalisten sein.
Das Spektrum reicht dann von areligiösen Materialisten bis hin zu Anhängern asiatischer Religionen (wobei ich bezweifle, dass die Letzteren tatsächlich so Supernaturalismus- und Mystik-frei sind, wie oft und gerne behauptet wird.)
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Re: Logisches Problem

Beitragvon [C]Arrowman » Do 20. Mär 2008, 20:07

ostfriese hat geschrieben:
Myron hat geschrieben:Das heißt im Grunde, dass fürs Brightsein überhaupt kein bestimmtes Reflexionsniveau, schon gar kein explizit philosophisches, erforderlich ist.
Die reine Abwesenheit des Glaubens an Übernatürliches oder Mystisches ist sowohl eine notwendige als auch eine hinreichende Bedingung fürs Brightsein.
Ein Bright muss also keineswegs durchdachte Gründe dafür angeben können, warum er ein "Supernaturalismus-freies Individuum" ist.

All dies werden aber die meisten der philosophisch nicht interessierten "brights" leider nie erfahren!! Hier liegt die Situation völlig anders als beim Begriff "gay".

Myron hat geschrieben:Witzigerweise geht es den Brights laut der Futrell-Geisert'schen Selbstbeschreibung gar nicht um Religionskritik:

Witzigerweise? Verständlicherweise! Denn sonst hätten sie sich in ihrem Ursprungsland gleich an die Wand stellen können. Aber den meisten derer, die sich bisher der "Bewegung" angeschlossen haben, geht es in erster Linie um Religionskritik, das zeigen Forum und Blog der "Brights Deutschland" mehr als deutlich.

Übrigens brauchst Du Dir, glaube ich, nicht immer artig die Mühe zu machen, englische Zitate zu übersetzen. Hier lesen und posten nur Philo-Interessierte und Englisch-Kundige. ;D



Zu Religionskritik und Brights:

In Amiland ist die Situation so das Atheisten heute das sind was in den 50ern die Kommunisten und später die Homos waren. Die Gruppe die von allen gehasst wird. Das Ziel ist simpel, Gleichberechtigung! Um Gleichberechtigung zu erreichen muss man zu erst darauf aufmerksam machen das Ungerechtigkeit herrscht und die die dafür Verantwortlichen (bzw. die Gruppe der Verantwortlichen) zu kritisieren. Daher gehört die Religionskritik nun mal dazu. Wichtig ist aber, das die Brights keine "Anti"-Bewegung sind, sondern eine "Pro"-Bewegung.
In Amiland kommt es immer wieder zu Jointventures zwischen Brights und gemäßigten Gläubigen um gemeinsamen gegen Fundamentalisten zu demonstrieren.
Alles was "wir" Brights wollen ist ein Platz am Tisch, ein Stück vom Kuchen, wie auch immer man das nennen mag. Zumindest aber gleiche Voraussetzung für alle und das bedeuted in Deutschland z.B: Abschaffung der Kirchensteuer, keine Reliunterricht an den Schulen oder der Bevorzugung der Kirchen mit Sonderarbeitsrecht oder wie in Bayern wo der Hofstaat der Bischöfe vom Staat getragen wird.

Ich persönlich denke aber das kann man nicht mit Kulleraugen und einem "bitte bitte bitte last uns doch" erreicht werden, sondern nur mit einer offen geführten Debatte in dem Rampenlicht der Öffentlichkeit. Ich finde es toll, wenn "Armchair"-Helden wie El Schwalmo ihre Scharmützel mit den Kreationisten führen, aber die wird in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird. Daher trete ich eher für Holzhammermethoden (Demos, gezielte Aktionen, Briefkampangen etc.) ein, die zwar unprofessioneller sind, aber mehr Effekt haben. (von wegen "Massenträgheit" ;) ) Die Schwulenbewegung hat ihre Anerkennung ganz bestimmt nicht von wissenschaftlichen Debatten in Hinterzimmern her, sondern weil sie mit klaren und z.T. radikalen Forderungen an die Öffentlichkeit gegangen sind.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon HF******* » Mi 26. Mär 2008, 12:52

Myron hat geschrieben:
* Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild.


Max schrieb:
Dieser Satz ist m.E. auch inkonsistent. Schließlich ist es für das naturalistische Weltbild konstitutiv, dass aus ihm keine Normen oder Werte folgen. Es ist nur dann möglich, ethische Aussagen auf einem Weltbild aufzubauen, wenn dieses personale Agenzien enthält oder in die Natur einen nicht-personalen Sinn hineinlegt.

Sind nicht ansich sogar die Werte Bestandteil eines Weltbildes? Man kann natürlich das Weltbild im engeren Sinne nehmen, also die Vorstellung etwa von der physischen Beschaffenheit der Welt. Ich kann aber auch eine bestimmte Vorstellung vom Menschen und seinen Werten in das Weltbild aufnehmen und als dessen Bestandteil ansehen. In diesem Sinne könnten Werte sogar Bestandteil eines naturalistischen Weltbildes sein.

"Auf einem Weltbild basieren" verstehe ich so, dass das Weltbild eine Ursache für eben diese Werte ist. Diese Ursache dürfte auch nicht ganz unwesentlich sein, weil man vom eigenen Weltbild zumindest weitaus schwerer abweichen dürfte, als von anderen Gründen.

Worauf beruhen denn Werte tatsächlich? Als Naturalist kann man das z. B. so sehen, wie es einem christlich-religiösen wohl schwerlich möglich wäre:
Werte sind Normen, die dem Zweck dienen, ein bestimmtes Verhalten der Menschen zu erzeugen, und zwar eben das Verhalten, das gewünscht ist. Gewünscht ist das, was für die betroffene Person nützlich ist. Ob jemand für oder gegen bestimmte Werte ist, richtet sich also tatsächlich danach, ob das Ergebnis gewünscht ist.

Was ein Mensch will, hängt wiederum von seinen Erfahrungen, Eindrücken, seiner Intelligenz u. s. w. ab.
Die Norm, die Annahme eines ganz bestimmten Erkenntnishorizonts als "gut" - etwa der Annahme einer Gottesexistenz als wahr - und die Annahme eines anderen Erkenntnishorizonts als böse anzusehen, ist demnach mit einem naturalistischen Weltbild unvereinbar. Die Durchsetzung einer solchen Norm ist aus naturalistischer Sicht ethisch verwerflich, wenn man das so ausdrücken will, weil das zum Weltbild gehörende Menschenbild missachtet wird. Auch wird der Erkenntnisgewinn behindert, der nach Ansicht der meisten hier anwesenden Naturalisten als Zielsetzung in Form der naturalistische Methode Bestandteil des Weltbildes ist.

Wir sind auch häufig dabei, derart krude ethische Vorstellungen der Religiösen aufgrund fehlender Begründung gar nicht als ethische Norm anzuerkennen, wir ignorieren sie. Auch damit werten wir sogar in besonders starker Weise in eine ganz bestimmte ethische Richtung. Wir ziehen nicht unmittelbar aus der Natur eine Norm, letztendlich führt das andere Weltbild aber zur anderen Begründung - also Basis - einer Norm oder sogar zu einer ganz anderen Ethik. Insofern basiert auch die Ablehnung bestimmter Ethischer Normen gerade auf diesem Weltbild.

Man könnte jetzt weitere zahlreiche ethische Normen auseinandernehmen, deren Begründung mit einem naturalistische Weltbild zwangsläufig anders ausfällt, als bei Religiösen, weil die Gründe stets mit dem naturalistischen Weltbild vereinbar sein müssen. Im Zweifel fällt dann auch das Ergebnis der Norm anders aus, wie gezeigt, wobei es bei der Ausgangsfrage lediglich um die Basis der Ethik ging.

Um eine Abgrenzung der naturalistisch basierten Ethik herbeizuführen würde ich diese am ehesten von der religiös basierten Ethik abgrenzen wollen. Ich denke die Hervorhebung der naturalistisch basierten Ethik in der Eigendefinition der Brights soll hervorheben, dass unser Anliegen eben nicht ausschließlich auf den erkenntnistheoretischen Bereich beschränkt ist, sondern im Ergebnis deutlich weiter gehen kann.

Im Einzelfall können die ethischen Werte auch innerhalb der Naturalisten ganz unterschiedlich ausfallen.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon HF******* » Mi 26. Mär 2008, 13:36

Myron schrieb:Fakt ist, dass die Brights dem Futrell-Geisert'schen Selbstverständnis zufolge weder eine nicht- noch eine antireligiöse Bewegung sind.


Das bedeutet für mich nur, dass es nicht unser Hauptanliegen ist, die religiös orientierten Menschen umzukrempeln, zu antimissionieren oder gar zu bekämpfen (sie sollen sich nur ordentlich benehmen :mg: ).
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Myron » Mi 26. Mär 2008, 16:43

HFRudolph hat geschrieben:Um eine Abgrenzung der naturalistisch basierten Ethik herbeizuführen würde ich diese am ehesten von der religiös basierten Ethik abgrenzen wollen.


Ich lese aus

"Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild"

zunächst auch nicht mehr heraus als

"Ein Bright lehnt die theologische Metaethik ab, der zufolge ein Gott bzw. dessen Wille die Quelle und der Garant der Geltung von Normen ist."

(Zur "Gottesbefehlsethik" siehe: http://plato.stanford.edu/entries/volun ... heological)
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Myron » Mi 26. Mär 2008, 16:44

HFRudolph hat geschrieben:Das bedeutet für mich nur, dass es nicht unser Hauptanliegen ist, die religiös orientierten Menschen umzukrempeln, zu antimissionieren oder gar zu bekämpfen (sie sollen sich nur ordentlich benehmen :mg: ).


Heißt das, dass wir nicht gegen den missionarischen Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen sind?
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Robert » Mi 26. Mär 2008, 16:52

Myron hat geschrieben:
HFRudolph hat geschrieben:Das bedeutet für mich nur, dass es nicht unser Hauptanliegen ist, die religiös orientierten Menschen umzukrempeln, zu antimissionieren oder gar zu bekämpfen (sie sollen sich nur ordentlich benehmen :mg: ).


Heißt das, dass wir nicht gegen den missionarischen Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen sind?


Ich gehe mal davon aus, dass HFRudolph mit ordentlich benehmen meint, dass alle Religionen als ebenbürdig behandelt werden sollen, weshalb jegliche Parteinahme des Staates ebenfalls untersagt ist. Aus diesem Grunde auch kein Religionsunterricht.

Der Säkuralismus lässt die Religionen von alleine verschwinden oder auf solch Niveau reduzieren, dass sie gefahrlos für den menschlichen Geist sind.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Myron » Mi 26. Mär 2008, 16:59

Robert hat geschrieben:Ich gehe mal davon aus, dass HFRudolph mit ordentlich benehmen meint, dass alle Religionen als ebenbürdig behandelt werden sollen, weshalb jegliche Parteinahme des Staates ebenfalls untersagt ist. Aus diesem Grunde auch kein Religionsunterricht.


Wer den Religionen bzw. den Kirchen ihren heißgeliebten Religionsunterricht wegnehmen will, der bekämpft sie de facto.
Und diese werden mit all den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür kämpfen, dass sie ihn behalten (oder überhaupt erst einführen [Islam]) dürfen.

"Ebenbürtig" kann ja auch bloß bedeuten, dass für alle (großen) Religionen und auch uns Naturalisten/(säkulare) Humanisten auf Staatskosten eine eigene (missionarische) Weltanschauungslehre an den Schulen eingerichtet wird.
Die Gleichbehandlung besteht entweder darin, dass man alle reinlässt, oder, dass man alle rausschmeißt und keinen mehr reinlässt. (Ich bin für Letzteres.)
Zuletzt geändert von Myron am Mi 26. Mär 2008, 17:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Logisches Problem

Beitragvon Robert » Mi 26. Mär 2008, 17:05

Myron hat geschrieben:
Robert hat geschrieben:Ich gehe mal davon aus, dass HFRudolph mit ordentlich benehmen meint, dass alle Religionen als ebenbürdig behandelt werden sollen, weshalb jegliche Parteinahme des Staates ebenfalls untersagt ist. Aus diesem Grunde auch kein Religionsunterricht.


Wer den Religionen bzw. den Kirchen ihren heißgeliebten Religionsunterricht wegnehmen will, der bekämpft sie de facto.
Und diese werden mit all den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür kämpfen, dass sie ihn behalten (oder überhaupt erst einführen [Islam]) dürfen.


Ich bekämpf doch nicht die Religionen, wenn ich den Religionsunterricht abschaffen will.
(Wenn ich aber die Religionen bekämpfe, will ich ihnen auch den Religionsunterricht nehmen.)

Oder bekämpfe ich etwa die Amerikaner, wenn ich für ein Ende des Irakkrieges bin.
Zuletzt geändert von Robert am Mi 26. Mär 2008, 17:12, insgesamt 2-mal geändert.
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