Action Area 1: Die Wahrheit über die menschliche Moral

Re: Action Area 1: Die Wahrheit über die menschliche Moral

Beitragvon Gery » Sa 29. Mär 2008, 22:55

Ich erinnere mich an einen katholischen Religionslehrer, der einmal im Unterricht Christliche Moral vorstellte:
In seinen Thesen vertrat er die Ansicht, dass die Menschen vor Jesus ihre Altersschwachen Mitmenschen zurückgelassen haben und sie von wilden Tieren in der Wildnes zereißen ließen.
Nach einem langem Akt des Lachens über diese Unwissenheit, dass z.B. das Zurücklassen von alten Menschen bei normandischen Völkern stattfand und das in der Altsteinzeit, die in Europa so etwa vor 10000 Jahren war, stammt und die Menschen zwischen 8000 v. Chr. bis zum Jahre 0 bestimmt nicht ihre Opas und Omas in den Wald schickten, hab ich mir die Frage gestellt, ob man überhaupt Atheistische Moral neu definieren muss oder nicht einfach die "christlichen" oder whatever-Grundsätze (mit ausnahme von einigen sehr blödsinnigen Grundsätzen) übernimmt, denn schließlich haben die Religionen diese Grundsätze vereinamt und nicht umgekehrt!

Ich denke, dass durch das soziale Zusammenleben ganz "normale" Gesetze entstehen, die man zwar allgemein deffinieren kann (Die Freiheit ist immer die Freiheit des anders denkenden z. B.), aber durch irgendwo in der Phsyche feststehen.

Das war meine völlig unbefangene anti-philosophie Meinung eines 16 Jährigem, nemmts mir bitte nicht alt zu übel =)
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Re: Action Area 1: Die Wahrheit über die menschliche Moral

Beitragvon Robert » Sa 29. Mär 2008, 23:10

Gery hat geschrieben:Das war meine völlig unbefangene anti-philosophie Meinung eines 16 Jährigem, nemmts mir bitte nicht alt zu übel =)


OK. :mg:

Gery hat geschrieben:hab ich mir die Frage gestellt, ob man überhaupt Atheistische Moral neu definieren muss


Dies dürfte sich als extrem schwierig gestalten, denn aus der Abwesendheit eines Glaubens an Tag, gibt es sonst keine Gemeinsamkeit.

Bright, Buddhist und Esoteriker, da wird es nie zu einer Einigkeit kommen. :^^:

Gery hat geschrieben:oder nicht einfach die "christlichen" oder whatever-Grundsätze (mit ausnahme von einigen sehr blödsinnigen Grundsätzen) übernimmt, denn schließlich haben die Religionen diese Grundsätze vereinamt und nicht umgekehrt!


Naja, wir haben ja die Menschenrechte und damit kann man schon allerhand anfangen. :mg:

Ansonsten stellt man den Menschen in den Mittelpunkt aller Handlungen (Humanismus) und leitet dementsprechend geeignete Handlungen ab.


Also ich verstehe die ganze Problematik mit der Moral nicht. Jeder weiß doch, was ok ist und was man eher lassen sollte. :up:

edit:
Hätte ich fast vergessen. Ich sehe es ebenfalls so, dass sich die Religionen die Grundsätze nur angeeignet haben.
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Re: Action Area 1: Die Wahrheit über die menschliche Moral

Beitragvon HF******* » Do 12. Jun 2008, 10:37

Zum Action Area 1 gehört meiner Meinung nach eine grundlegende Begründung über die Ursachen der menschlichen Moral und ihres Charakters. Man kann hier durchaus unterschiedlicher Auffassung sein, entscheidend ist für mich letztendlich, dass man im Ergebnis übereinstimmt - das gilt auch für den christlichen Bereich.

Einen grundlegenden Durchblick und grundlegende Begründungen halte ich aber dennoch für erforderlich, weil die Moral immer wieder zum Anlass genommen wird, naturalistische Weltbilder zu diskriminieren. Dieser Beitrag ist in veränderter Form auch auf dem Blog erschienen:

Wertekatalog und die Ursachen von Ethik und Moral

Inhalt:
I. Ursachen
Angeborenes
Geschaffenes
religiöse Begründung
Kants Trugschluss


Jeder Mensch hat die Freiheit, für sich zu beurteilen, welches Handeln er für gut oder böse hält. Über die Frage, ob die Menschen eine festgeschriebene Ethik und Moral brauchen, bestehen geteilte Auffassungen. Die einen sind der Ansicht, dass es eines schriftlich niedergelegten Moralkatalogs bedarf, damit sich die Menschen moralisch und ethisch „gut“ verhalten. Viele meinen sogar, man müsse den Menschen einen solchen Katalog vorgeben, diesen quasi vorschreiben. Andere sind der Ansicht, dass dies überflüssig ist, soweit die Regelungen über die Gesetze hinaus gehen, an die sich wegen des faktischen Zwanges letztendlich auch derjenige halten muss, der die Gesetze im Ergebnis ablehnt.

I. Ursachen
Es verwundert nicht, dass weltweit eine weitgehende Übereinstimmung in bestimmten Grundwerten bestehen, und zwar unabhängig von der jeweiligen Kultur. Hierzu zählt z. B. das grundsätzliche Verbot, innerhalb der Gesellschaft zu morden, jemanden an der Gesundheit zu beschädigen, zu Rauben und zu stehlen, andererseits auch das Recht zur Notwehr und viele Gemeinsamkeiten mehr.

Angeborenes
Nun mag der eine oder andere den Eindruck gewonnen haben, dass eine gemeinsame Grund-Ethik ihre Ursache im angeborenen Verhalten hat, in den Genen des Menschen. Richard Dawkins hat in seinem Werk „Das egoistische Gen“ an zahlreichen Beispielen dargelegt, in welchen Fällen auch ein vermeintlich altruistisches Verhalten den Tieren angeboren ist und genau dargelegt, wieweit dieses oder jenes Verhalten dem Überleben einzelner Gene genützt hat.
Diese Beispiele betreffen allerdings weitgehend die Brutpflege, die Partnerwahl und die Vergeltungsstrategieen in einer Auseinandersetzung zweier streitender Tiere. Wer hier unterstellt, die gesamte menschliche Ethik beruhe auf den Genen, verkürzt die Sache extrem und wird Schwierigkeiten bekommen, bestimmte Unterschiede in Ethik und Moral innerhalb der Menschheit zu erklären. Die genetische Begründung lässt sich wohl nur zu einem kleinen Teil auf den Menschen übertragen, weil gravierendere Ursachen für das menschliche Verhalten außerhalb der genetischen Veranlagung liegen.

Die angeborenen Verhaltensweisen sind dann auch letztendlich nicht geeignet, Normen zu begründen. Die Normsetzung gegen diese Veranlagungen allerdings ist wegen der damit verbundenen Durchsetzungsschwierigkeiten und des daraus folgenden Zwanges im Zweifel eher abzulehnen.

Geschaffenes
Werte entstehen im Wesentlichen durch die menschliche Wertung, der künstlichen Aufstellung von Regeln. Das ist auch für den Fall vermeintlicher Wertebegründung durch einen Gott nicht anders, da auch hier Menschen sagen müssen, was denn der Gott gewollt haben soll… Diese Regeln verfolgen immer einen bestimmten Zweck, auch wenn dieser Zweck vielleicht Jahre später nicht mehr klar erkennbar ist oder auch abgeändert wurde.
Bei den weltweit übereinstimmenden Werten liegt der Hauptzweck der Norm darin, die Nachteile des menschlichen Zusammenlebens innerhalb einer Zivilisation möglichst gering zu halten. Der Hauptanteil unserer Werte bezweckt, dass ein möglichst friedliches Zusammenleben innerhalb der Gesellschaft möglich ist. Niemand würde die Vorteile einer Gesellschaft in Anspruch nehmen wollen, in der jemand morden darf: Es ist nämlich kein Vorteil denkbar, der den Nachteil der Gefahr, ermordet zu werden, aufwiegen könnte. Die Werte haben demnach stets konkrete Zwecke, die sie erfüllen sollen. Vielfach wurden Werte auch dementsprechend abgeändert, wenn also ein Machthaber die eigene Macht erhalten oder er bestimmte Gesellschaftsschichten beherrscht werden wollte.

Gibt es also absolute Werte, ein absolutes Gutes oder Böses? Die Frage ist bereits beantwortet, denn der Wert ist stets abhängig von dem bestimmten Zweck, den er erfüllen soll. Je nach Interesse können demnach Gut und Böse anders ausfallen. Es handelt sich stets um eine Frage des Zwecks und auch der Perspektive, denn Gut und Böse sind auch subjektive Begriffe: Für den Menschen ist die Mücke böse, die ihn beim Schlafen stört, die ihn stechen und ihm sein Blut rauben will, die ihm einen juckenden Stich hinterlässt und ihn schlimmsten-falls mit Malaria infiziert. Für eine Mücke ist der Mensch das absolute Böse, wenn er mit Tötungsabsicht auf sie losgeht. (Man kann sich noch zahlreiche bessere Beispiele ausdenken).

Gelegentlich wird der Eindruck erweckt, als seien Werte und Normen ein Selbstzweck: Dies ist eine Illusion. Es ist allerdings so, dass die geordenete Zivilisation wichtig ist, um ein friedliches und vorteilhaftes Gemeinschaftsleben zu ermöglichen. Auch „schlechte“ Regeln können daher im Einzelfall als Ordnungsprinzip und zur Gewährung einer gewissen Gleichbehandlung besser sein, als gar keine Regeln.

Religiöse Begründung?
Kann aber ein Gott als Garant von Gut und Böse herhalten, als unumstößliche Wertbasis? Ja und nein. So lange die Menschen Angst vor einem übernatürlichen Wesen haben, dass sie nach dem Tode bestraft oder belohnt oder dies wohlmöglich noch während des Lebens erfolgt, kann man Menschen dazu bewegen, bestimmte Werte zu übernehmen, ohne dass diese Werte hinterfragt werden. Die Frage nach dem Zweck einer Norm stellt sich nicht, wenn die Norm von einem so mächtigen Wesen aufgestellt zu sein scheint, gegen das der Mensch nichts ausrichten kann, dass ein Aufstemmen also sinnlos erscheinen würde.

(hier zum Artikel: -> Begründung des Menschenwürdeschutzes)

Kants Trugschluss
Unter dem Gesichtspunkt der Relativität von Gut und Böse trifft der kantsche kategorische Imperativ auch nur begrenzt zu: Dieser besagt, dass sich der Mensch so verhalten soll, als ob es den christlichen Gott gäbe, als ob es ein Leben nach dem Tode gäbe und als ob der Mensch frei wäre. Wenn er dies beherzigt, soll der Mensch nach Kant gut handeln. Das setzt natürlich voraus, dass die durch die Gottheit repräsentierten Werte auch gut sind. Hält man z. B. das Töten von Menschen, die man für eine Hexe hält, für schlecht, so kann dieser Imperativ ebenso Schlechtes wie Gutes hervorbringen. Insofern geht es also nicht um die Methode der Begründung durch einen Gott, sondern eher um den Inhalt!
Wer meint, man könne Werte nur mit dem christlichen Gott begründen, der sollte sich ansehen, ob der Gott in der Vergangenheit geeignet war, diese Werte in entsprechender Form zu begründen. Auch heute wird gerne auf den Christengott Bezug genommen etwa zur Begründung der Menschenwürde, wie jüngst wieder der ehemalige CSU-Generalsekretär Heiner Geisler dies in einer Talkshow getan hat. Tatsächlich haben sich die Menschenrechte aber erst in der allerjüngsten Geschichte durchgesetzt und waren 1000 Jahre zuvor auch nicht durch den Christengott zu begründen: Nicht nur, dass der Gottesglaube Mord und Totschlag nicht verhindert hat, es wurden (und werden) sogar in unzähligen Fällen die Gottheiten für Krieg, Folter und Mord gerade als Begründung herangezogen. Im Originalwortlaut der zehn Gebote wird die Sklaverei als Selbstverständlich vorausgesetzt, Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit sind der Bibel letztendlich fremd. Es gab also stets immer ganz andere Interessen, ganz andere Wertungen, die unsere Normen bestimmt haben, als ein unbeweisbarer Gott.

Vielleicht gibt es irgendwo eine Kurzbegründung für den pöhsen Utilitarismus?
Per Copy/Paste könnte man sicherlich einiges aus der Diskussion mit Fishermans herausnehmen.
HF*******
 
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