Stellt euch vor, ich stell mich vor

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Beitragvon Andreas Müller » Mi 13. Sep 2006, 01:43

Hi Leute,

hier meine offizielle Selbstbeweihräucherung:


Ich bin Hobbyautor und schreibe überwiegend Satiren und humorvolle Fantasy.
Meine Texte sind hier kostenlos zu lesen:
http://www.terryrotter.de.vu

Bis zur Übernahme des Projekts war ich Chefredakteur von Filehell.de, einem Online-Spielemagazin. Heute bin ich Fördermitglied der Giordano Bruno Stiftung, Mitglied der Brights, Betreuungsmitglied vom Bund für Geistesfreiheit Bayern und Mitglied des Netzwerk Grundeinkommen, welches hier zu finden ist:
http://www.grundeinkommen.info

Außerdem bin ich Redakteur beim Humanistischen Pressedienst (hpd) und schreibe auch für die Reader's Edition der Netzeitung:

Meine Artikel für die RE:
http://www.readers-edition.de/autor?user_id=Andreas%20Mueller


http://hpd-online.de/

Der Humanistische Pressedienst ist das Presseorgan mehrerer humanistischer Organisationen wie der Giordano Bruno Stiftung, dem Humanistischen Verband Deutschlands, der IBKA und anderen. Der hpd soll sowohl humanistische Positionen in der Öffentlichkeit vertreten als auch die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen stärken.


Dann gibt es noch ein paar minder wichtige Dinge über mich zu erfahren: Mein Lieblingsschriftsteller ist Terry Pratchett. Ich spiele E-Gitarre, bin ein ziemlich großer Videospiele- und Filmfan und ein letztes Überbleibel der Punk-Bewegung, weshalb man mich gelegentlich auf entsprechenden Konzerten vorfinden wird. Momentan studiere ich Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Englische Literaturwissenschaft und Deutsche Sprachwissenschaft an der Uni Würzburg.

Ich habe überhaupt kein Einkommen und ernähre mich überwiegend von Büchern. Verklagen lohnt sich also nicht. :pfeif:

Das wär's. Wenn noch Fragen sind, her damit. Wer sich geneigt fühlt, den Boden unter meinen Füßen zu küssen, der zögere nicht. Wer sich dagegen geneigt fühlt, mich in der Wand einzumauern, der zögere.


Grüße,
Andreas Müller
Zuletzt geändert von Andreas Müller am Mo 29. Jan 2007, 21:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Münchhausen » Mo 29. Jan 2007, 21:01

Wie wird man Mitglied beim hpd und der Giordano Bruno Stiftung ?
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 29. Jan 2007, 21:30

Wie wird man Mitglied beim hpd


Gar nicht. hpd steht für "Humanistischer Pressedienst" und ist keine Mitgliederorganisation. Wir bieten aber jedem an, dort als freier Mitarbeiter oder, wenn er gut ist, als ständiger Mitarbeiter tätig zu sein. Dafür muss man einen guten Artikel über ein aktuelles Thema schreiben, oder mehrere. In die Redaktion aufgenommen zu werden, ist schon etwas schwieriger, aber auch möglich, wenn man länger und zuverlässig dort tätig ist.

und der Giordano Bruno Stiftung?


Du kannst ebenfalls Fördermitglied werden, einfach, indem du dich hier anmeldest:

http://www.giordano-bruno-stiftung.de/FKGBS/fkgbs.html
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Beitragvon HF******* » Di 30. Jan 2007, 12:02

@Autor:

Was muss man in der Giordano-Bruno-Stiftung machen? Muss man Gelder spenden? Was für Förderungen kann man entfalten?

Gruß
HFRudolph
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Beitragvon Andreas Müller » Di 30. Jan 2007, 13:29

Was muss man in der Giordano-Bruno-Stiftung machen?


Nichts. Damit wärst du zwar nicht das Ideal-Mitglied, aber wohl das durschnittliche.

Muss man Gelder spenden?


Nein, du darfst Gelder spenden. Da ich kein Einkommen beziehe, habe ich das bislang unterlassen.

Was für Förderungen kann man entfalten?


Ich weiß leider nicht, was du damit meinst. Was man tun kann, außer Mitlglied sein, ist:

- Präsenz zeigen bei Veranstaltungen der GBS, vor allem bei öffentlichen Veranstaltungen wie der religionsfreien Zone
- Bei den Partnerprojekten mitarbeiten, zum Beispiel fowid oder dem hpd - beide schmeißt Carsten Frerk fast alleine
- Die GBS bewerben, zum Beispiel, indem du Materialien verteilst (gibt's kostenlos) oder einfach davon erzählst.
- In Afrika missionieren gehen - Aktion "Brot für Manifest" :wink:
- Kreationisten verprügeln (zumindest verbal...)
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Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 30. Jan 2007, 13:53

Man kann Fördermitglied von der GBS sein ohne die Stiftung zu fördern? Sachen gibt es.
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Beitragvon Andreas Müller » Di 30. Jan 2007, 14:26

Man kann Fördermitglied von der GBS sein ohne die Stiftung zu fördern?


Da schaut ihr mal, wie nett wir sind. :up:
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Beitragvon Sinuhe » Di 30. Jan 2007, 16:22

Der Autor hat geschrieben:Wir bieten aber jedem an, dort als freier Mitarbeiter oder, wenn er gut ist, als ständiger Mitarbeiter tätig zu sein. Dafür muss man einen guten Artikel über ein aktuelles Thema schreiben, oder mehrere. In die Redaktion aufgenommen zu werden, ist schon etwas schwieriger, aber auch möglich, wenn man länger und zuverlässig dort tätig ist.


Verdient man da als ständiger Mitarbeiter was?
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Beitragvon Andreas Müller » Di 30. Jan 2007, 16:48

Verdient man da als ständiger Mitarbeiter was?


Ich verdien ja nicht mal was. Dann bekommen die freien Mitarbeiter erst recht nichts. Woher auch? Der hpd kostet Geld und wirft zumindest momentan noch keines ab. Wir befinden uns hier auf der Ebene "gesellschaftliches Engagement". Nur der Chefred bekommt ein bisschen Geld, allerdings ist das so wenig, dass ich mich frage, wie er damit überhaupt zurecht kommt.

Da schaust du mal: Alles Idealisten. :2thumbs:
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Beitragvon Klaus » Di 30. Jan 2007, 16:51

Es geht um die Ehre.
:up:
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Beitragvon Münchhausen » Di 30. Jan 2007, 20:37

Bin zwar aus Österreich aber Mitglied wird man doch gern, und den hpd werd ich mir bald genauer uner die Lupe nehen, wäre toll dort in irgendeiner weise aktiv mitmachen zu können.

mfg
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Beitragvon Sinuhe » Di 30. Jan 2007, 21:12

der Autor:
Kannst du mir mal schildern, wie ein Leben ohne Einkommensquelle so läuft?

Ich hab nämlich vor Philosophie zu studieren, aber man wendet mir immer ein, dass der Arbeitsmarkt schlecht sei und man Geld zum Leben brauche. Was hälst du davon? Und könntest du dir vorstellen, mit deiner finanziellen Lage eine Familie gründen?

Mit freundlichem Gruß
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Beitragvon Andreas Müller » Di 30. Jan 2007, 22:35

Kannst du mir mal schildern, wie ein Leben ohne Einkommensquelle so läuft?


Ich wohne noch im Haus meiner Eltern, bis ich fertig studiert und einen Job habe. Studiengebühren muss ich nicht zahlen und ich bekomme BaföG, damit komme ich aus. Ich sehe eigentlich gar nicht den Ansatzpunkt fürs Geld ausgeben. Wenn ich Geld hätte, würde ichs wohl eh nur verspenden. Ich könnte mir höchstens vorstellen, hin und wieder mal auf Tagungen und Veranstaltungen zu gehen.

Was hälst du davon?


Unter den Philosophen scheint es gerade eine Unzahl Postmodernisten zu geben. Ich hätte wohl keine Lust, mich mit denen herum zu schlagen. Das muss ich jetzt bereits in der Literaturwissenschaft machen, obwohl das eigentlich nichts damit zu tun haben sollte. Ich habe vor, alle postmodernen Theorien (New Historicism, Dekonstruktivismus, Diskursanalyse etc.) zu widerlegen, muss nur mal sehen, wann und wie ich das mache. Entweder in der Doktor/Magisterarbeit oder schon vorher. Ich habe auf jeden Fall vor, einige wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher zu schreiben. Mal sehen, wo mich das alles hinführt.

Grundprinzipiell sage ich: Studier einfach, was du willst. Man weiß eben nicht, wie die Zukunft wird. Die Empfehlung habe ich bislang von jedem Professor gehört und ich sehe das auch so. Außerdem: Man kann ohnehin nicht nur ein Fach studieren. Zwei Nebenfächer gehören auch noch dazu und es ist doch unwahrscheinlich, dass die alle "zwecklos" sein sollen.

Und könntest du dir vorstellen, mit deiner finanziellen Lage eine Familie gründen?


Nein, allerdings habe ich auch nicht vor, eine Familie zu gründen. Meine Zukunftsplanung besteht aus Freundin, Job und daraus, mein Engagement für Humanismus und Aufklärung zu erweitern, außerdem möchte ich weiterhin Bücher schreiben.

Außerdem haben die Hartz 4 ja wohl nicht umsonst eingeführt. :up:
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Beitragvon Tapuak » Mi 31. Jan 2007, 01:11

Der Autor hat geschrieben:Ich habe vor, alle postmodernen Theorien (New Historicism, Dekonstruktivismus, Diskursanalyse etc.) zu widerlegen, muss nur mal sehen, wann und wie ich das mache.

Na, an Ehrgeiz mangelt es dir ja nicht. ;)
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Beitragvon Andreas Müller » Mi 31. Jan 2007, 06:39

Na, an Ehrgeiz mangelt es dir ja nicht. ;)


Ist ja nicht so, als würde ich das auch hinbekommen, vor allem in der kurzen Zeit.
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Beitragvon Sinuhe » Mi 31. Jan 2007, 19:04

Was hast du eigentlich gegen die Postmoderne? Kannst du mal deine Kritik aufsagen? Ich hab mich mit dem Thema noch nie beschäftigt, aber wenn ich mir die Elemente und Urteile dieser geistig-kulturellen Bewegung ansehe, erkenne ich noch nichts verwerfliches:

wikipedia hat geschrieben:Elemente postmodernen Denkens und Urteilens sind:
[Weis nicht genau, was ich dazu halten aus] --> Absage an das seit der Aufklärung betonte Primat der Vernunft (ratio) und die Zweckrationalität (die bereits in der Moderne erschüttert wurden)
[kapier ich nicht richtig, bitte um Erklärung]--> Verlust des autonomen Subjekts als rational agierender Einheit
-->Neue Hinwendung zu Aspekten der menschlichen Affektivität und Emotionalität
-->Ablehnung oder kritische Hinterfragung eines universalen Wahrheitsanspruchs im Bereich philosophischer und religiöser Auffassungen und Systeme (sog. Metaerzählungen oder Mythen wie Moral, Geschichte, Gott, Ideologie, Utopie oder Religion, aber auch, insofern sie einen Wahrheits- oder Universalitätsanspruch trägt, Wissenschaft)
-->Verlust traditioneller Bindungen, von Solidarität und eines allgemeinen Gemeinschaftsgefühls
[kapier ich nicht richtig, bitte um Erklärung]-->Sektoralisierung des gesellschaftlichen Lebens in eine Vielzahl von Gruppen und Individuen mit einander widersprechenden Denk- und Verhaltensweisen

-->Toleranz, Freiheit und radikale Pluralität in Gesellschaft, Kunst und Kultur
[kapier ich nicht richtig, bitte um Erklärung]-->Dekonstruktion, Sampling, Mixing von Codes als (neue) Kulturtechniken
[Was soll das bringen?]-->Zunehmende Zeichenhaftigkeit der Welt (siehe auch Semiotisches Dreieck u. Baudrillard)
-->Feminismus und Multikulturalismus


Zum Thema gibt es doch das Buch "Erkenntnis aus Engagement" von MSS. Hat das jemand von euch schon gelesen?
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Beitragvon Andreas Müller » Mi 31. Jan 2007, 19:34

Zum Thema gibt es doch das Buch "Erkenntnis aus Engagement" von MSS


MSS ist kein bisschen weniger gegen die Postmoderne als ich:

Der Wille zur Ohnmacht: Rien ne va plus, nichts geht mehr!, kichern die fröhlichen Bankrotteure der Postmoderne, erleichtert, dass ihnen die schwere Bürde, Geschichte humaner zu gestalten, von der Schulter genommen wurde.


http://www.daszitat.de/autoren/503204938c0d0142a/50320494ea0f95e3d/50994798b21361c01.html

Absage an das seit der Aufklärung betonte Primat der Vernunft (ratio)


Absage an die Vernunft, so kann man das sagen. Mein Cultural Studies (das zugehörige Fach) Professor gibt folgende Dinge von sich:

Du kannst die Evolutionstheorie aber nicht beweisen!
Die Sonne ist heiß? Das glaube ich nicht. Du bist ein Positivist, Geisteswissenschaft funktioniert nicht so.


Das sind die Leute, die Wissenschaft nur für einen Diskurs halten. Radikale Konstruktivisten, wenn man so will. Es gibt keine Subjekte, sondern nur noch einen "stream of flows", so eine Art Kulturfluss, schwer zu beschreiben. Die tun so, als wären sie links, bestätigen aber nur das System, wie es ist. Dazu gehören auch New Historicism (Geschichte wird von Historikern aus Einzelfakten konstruiert, pseudowissenschaftlicher Bezug zur Chaos-Theorie), Feministische Literaturtheorie (Frauen haben schon immer tolle Bücher geschrieben... Geschichtsverfälschung und sonst gar nichts), Michael Foucaults Diskursanalyse (Zitat von einem Germanistik-Tutor: Von Foucault müsst ihr nur wissen, dass es ihn gab und er seltsame Bücher geschrieben hat) und weitere schlaue Theorien.

Postmodernisten denken zum Beispiel, dass die afrikanischen Schrifsteller, die "westliche" Literaturformen verwenden, um auf ihre schlimme Lage hinzuweisen, ihrer Kultur beraubt werden und dadurch keinen Protest gegen die koloniale Ausbeutung äußern können. Sie müssten sich also eigene Literaturformen ausdenken, nicht einfach Romane und Kurzgeschichte etc. übernehmen. Dabei ist es gerade diese Philosophie, die den Afrikanern ihre Kultur wegnimmt. Beispielsweise haben sich mehrere Stämme dagegen gewehrt, an einer Studie von Nature teilzunehmen, weil sie dachten, dass sie der Westen damit nur in ihr System reinzwängen will...

Ich werde das noch genauer in einem Artikel darlegen oder vielleicht sogar in einer Arbeit, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich mit dem Quatsch noch mehr Zeit verschwenden soll. Aber der Artikel kommt auf jeden Fall. Hier Literaturempfehlungen:

Bild
Illusionen der Postmoderne. Ein Essay
Terry Eagleton
Metzler 1997-10 Broschiert 186 Seiten


Bild
Eleganter Unsinn
Alan Sokal und Jean Bricmont
Dtv 2001 Broschiert



Die Bücher sind absolut klasse! Da lacht man sich kaputt, was für pseudointellektuelle Betrüger das alles sind!

Richard Dawkins bringt es auf den Punkt:
http://physics.nyu.edu/faculty/sokal/dawkins.html
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Beitragvon Andreas Müller » Mi 31. Jan 2007, 19:58

Hier noch die Antworten auf deine Fragen:

Verlust des autonomen Subjekts als rational agierender Einheit


Es gibt keine Subjekte (Individuen). Jeder ist sozusagen Ergebnis der kulturellen Einflüsse, die auf ihn wirken. Du schaust dir Star Wars an, dann wird es in dein Weltbild und deine Wahrnehmung eingefügt, du liest Shakespeare, dann passiert das Selbe. Die Summe dieser Einflüsse bildet keine Einheit. Du bist nichts, so zu sagen, nur ein Träger und Wiedergeber von Kultur.

aber auch, insofern sie einen Wahrheits- oder Universalitätsanspruch trägt, Wissenschaft


Einen Wahrheitsanspruch hat die Wissenschaft natürlich schon und muss sie auch haben. Genau das leugnen die Postmodernisten. Es gibt eine klasse Stelle in dem einen Buch, das ich empfohlen habe, ein Zitat von einem Philosophen aus dem 18. Jahrhundert, sinngemäß:

Ein Bauer sagt, er sieht seine Scheune und er kann sie auch anfassen, aber nur aufgrund seiner subjektiven Wahrnehmung. Er ist davon überzeugt, dass die Scheune nicht außerhalb seiner Wahrnehmung existiert. So einen Bauer würde man für verrückt erklären. Aber wenn ein Philosoph das sagt, dann erhält er dafür hohes Ansehen.

Sektoralisierung des gesellschaftlichen Lebens in eine Vielzahl von Gruppen und Individuen mit einander widersprechenden Denk- und Verhaltensweisen


Es gibt keine Einheitskultur, zum Beispiel keine deutsche Kultur. Es gibt nur Einzelpersonen und Gruppen mit individuellen Denk- und Verhaltensweisen. Innerhalb Deutschlands gibt es Punks, Muslime, Rocker etc. und sie alle nehmen die Welt anders wahr und haben ihre eigene Kultur. Tatsächlich gibt es sehr wohl eine nationale Kultur, nur dass sie mit anderen Kulturen im Austausch steht und es unsinnvoll ist, sie als besser zu erachten als andere Kulturen. Allein dass wir eine pluralistische Gesellschaft haben liegt in unserer demokratischen Kultur begründet. In Diktaturen sieht die Sache ganz anders aus. Hier gibt es z. B. ein bestimmtes Verhältnis von Religion und Staat, bestimmte Gesetze, bestimmte Verkehrsschilder und so weiter. Die gibt es in anderen Länder nicht, oder nicht in der Kombination.

Dekonstruktion, Sampling, Mixing von Codes als (neue) Kulturtechniken


Mixing von Codes kommt - wo es auch hingehört - aus der Sprachwissenschaft: Jugendsprache, die Sprache von Rentnern, von Minderheiten etc. steht im Austausch miteinander und bringt neue Sprachformen hervor. "Geil" kommt zum Beispiel aus der Jugendsprache und hat nun Einzug in die Standardsprache gefunden. Die Postmodernisten nehmen nun diese sprachwissenschaftliche Theorie und wenden sie auf ALLES und ich meine ALLES an. Die ganze Kultur besteht nur aus Codes.

Sampling ist fast dasselbe. Dekonstruktion nimmt den Text zur Kenntnis, glaubt aber, es gäbe etwas, das "unter" dem Text liegt. Das kann man nun mit der ebenso schwachsinnigen Psychoanalyse analysieren und so feststellen, dass Goethe seine Bücher nur aus Penisneid geschrieben hat und Schiller in seine Mutter verliebt war etc. Kein Wunder, dass die Psychoanalyse in der Psychologie fast ganz von anderen Therapieformen verdrängt wurde, sich außerdem erheblich weiterentwickelt hat. Die Postmodernisten bleiben einfach bei Freud.

Zunehmende Zeichenhaftigkeit der Welt


Aus Zeichen werden Mythen konstruiert. Wenn in der Werbung ein Mann mit einem schnellen Wagen in Verbindung gebracht wird, wird dadurch der Mythos entwickelt, dass starke Männer schnelle Autos fahren. "Rose" steht schon seit Ewigkeiten für "Liebe", obwohl sie nichts damit zu tun hat. Was die Postmodernisten nun komplett ignorieren, sind die biologischen (evolutionspsychologischen) Grundlagen dieser Mythen. Es ist eben nicht alles rein willkürlich.

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Beitragvon Sinuhe » Mi 31. Jan 2007, 20:02

Der Autor hat geschrieben:
Absage an das seit der Aufklärung betonte Primat der Vernunft (ratio)


Absage an die Vernunft, so kann man das sagen.

Wenn da Primat steht, meinen die wohl Primat. Ich glaube allerdings, dass dieser komische Satz nur aus einer sehr engen Definition von Vernunft gebildet worden ist. Vielleicht meint die Postmoderne die faktenbezogene Vernunft (oder sowas in der Art ^^) und kritisiert somit manche Leichtgläubigkeit in der Wissenschaft. Ich denke nicht, dass sie jene Vernunft meinen:
wikipedia hat geschrieben:Mit Vernunft als philosophischem Fachbegriff wird die Fähigkeit des menschlichen Geistes bezeichnet, universelle Zusammenhänge in der Welt und ihre Bedeutung zu erkennen und danach zu handeln - insbesondere auch im Hinblick auf die eigene Lebenssituation (vgl. Nous). Die Vernunft ist das oberste Erkenntnisvermögen, das den Verstand kontrolliert und diesem Grenzen setzt bzw. dessen Beschränkungen erkennt. Sie ist damit das wichtigste Mittel der geistigen Reflexion und das wichtigste Werkzeug der Philosophie. Dieses, als Diskussionsgrundlage immer noch maßgebliche Verständnis von Vernunft, steht in der Tradition der Philosophie Immanuel Kants.

Das mit der Abschaffung des Primats bedeutet, dass man nichts verabsolutieren sollte. (oder nicht?)

Das sind die Leute, die Wissenschaft nur für einen Diskurs halten. Radikale Konstruktivisten, wenn man so will. Es gibt keine Subjekte, sondern nur noch einen "stream of flows", so eine Art Kulturfluss, schwer zu beschreiben. Die tun so, als wären sie links, bestätigen aber nur das System, wie es ist. Dazu gehören auch New Historicism (Geschichte wird von Historikern aus Einzelfakten konstruiert, pseudowissenschaftlicher Bezug zur Chaos-Theorie), Feministische Literaturtheorie (Frauen haben schon immer tolle Bücher geschrieben... Geschichtsverfälschung und sonst gar nichts), Michael Foucaults Diskursanalyse (Zitat von einem Germanistik-Tutor: Von Foucault müsst ihr nur wissen, dass es ihn gab und er seltsame Bücher geschrieben hat) und weitere schlaue Theorien.

Postmodernisten denken zum Beispiel, dass die afrikanischen Schrifsteller, die "westliche" Literaturformen verwenden, um auf ihre schlimme Lage hinzuweisen, ihrer Kultur beraubt werden und dadurch keinen Protest gegen die koloniale Ausbeutung äußern können. Sie müssten sich also eigene Literaturformen ausdenken, nicht einfach Romane und Kurzgeschichte etc. übernehmen. Dabei ist es gerade diese Philosophie, die den Afrikanern ihre Kultur wegnimmt. Beispielsweise haben sich mehrere Stämme dagegen gewehrt, an einer Studie von Nature teilzunehmen, weil sie dachten, dass sie der Westen damit nur in ihr System reinzwängen will...

Hast du Belege dafür, dass all dies ein Gut der Postmoderne ist?
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Beitragvon Andreas Müller » Mi 31. Jan 2007, 20:49

Hast du Belege dafür, dass all dies ein Gut der Postmoderne ist?


"Die Postmoderne" will sich selbst gar nicht definieren. Viele postmoderne Philosophen sagen, sie wären keine. In diesem Fall ist passiert, was immer in diesen Fällen passiert: Wer sich nicht selbst definiert, wird von seinem Gegner definiert, siehe meine Literaturempfehlungen. Terry Eagleton ist übrigens ein bedeutender Literaturwissenschaftler, wenn der etwas kritisiert, hat es zum Glück Gewicht.

Die Postmoderne ist übrigens einfach die Zeit, in der wir leben und die postmoderne Philosophie ist die Art und Weise, wie viele Leute denken, die "Wahrnehmungstendenz" unserer Gesellschaft. Nicht im Detail, aber in oberflächlicher Version. Das ist dieses typische "Ist halt eine andere Kultur", wenn Moslems mal wieder ihre Frauen steinigen. Klar ist es eine andere Kultur und sie ist SCHEISSE! Aber Postmodernisten, ne, die sind ja super tolerant. Da kannst du Hexen verbrennen in ihrer Gegenwart und sie bewundern deine Kultur dafür.

Ich weiß gar nicht, wo ich meine Kritik beenden soll. Das kann man aus zig verschiedenen Blickwinkeln kritisieren. Auch in Hinblick auf die verhängnisvollen politischen Folgen dieser Philosophie wie die Schwächung der Linken.

Also: Bitte nicht auf diese Leute hereinfallen. Die machen auf supercool, trendy, tolerant und sind nichts anderes als ahnunglose Betrüger oder einfach nur ahnungslos.
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