von Tobias » So 27. Jul 2008, 14:42
Nicht wirklich, aber was soll man auf so etwas noch groß antworten?
Es stimmt, dass im Kitáb-i-Aqdas die Todesstrafe als Höchststrafe für Mörder vorhergesehen ist. Es stimmt auch, dass dort eine Kenntlichmachung von Dieben angesprochen wird, nur spricht Bahá’u’lláh selbst davon, dass die eigentliche Strafe durch das Universale Haus der Gerechtigkeit erlassen werden soll. Nur mal eine Anmerkung, eine solche Kenntlichmachung kennen wir in unserer heutigen Gesellschaft schon, nämlich in der Form des amtlichen Führungszeugnisses bzw. der Einträge von Vorstrafen in eine Kriminalakte. Von Chips ist da keine Rede, bis jetzt habe ich solche Dinge erst auf einer Webseite von Evangelikalen gelesen, welche Apologetik gegen die Bahá’í betrieben haben.
Bahá’í streben nicht die Weltherrschaft, sondern den Größten Frieden und die Einheit der Menschheit an. Es stimmt, wenn in einem Land die überwiegende Mehrheit der Menschen Bahá’í sind und diese einen Bahá’í-Staat gründen möchten, dass dann die Staatsgewalt durchaus auf demokratisch gewählten Institutionen nach dem Vorbild der Geistigen Räte bzw. Häuser der Gerechtigkeit übergehen könnte. Es geht klar aus den Schriften Shoghi Effendis hervor, dass selbst dann die Judikative von den anderen beiden Gewalten getrennt bleiben wird. Das Menschen aller Herkunft und Religion das Recht auf freie Meinung und Menschenrechte eingeräumt werden muss, ist ein Prinzip der Bahá’í generell. Ein solches, auf Räten basierendes System, wäre in Deutschland sogar ohne eine neue Verfassung möglich (vgl.Rudzio, Das politische System der Bundesrepublik Deutschland [2006] S. 37).
Verkehret mit allen Religionen in Herzlichkeit und Eintracht, auf daß sie Gottes süße Düfte von euch einatmen. Hütet euch, daß euch im Umgang mit den Menschen nicht die Hitze törichter Unwissenheit übermanne. Alles hat seinen Anfang in Gott und alles kehrt zu Ihm zurück. Er ist aller Dinge Ursprung, und in Ihm haben alle Dinge ihr Ende. (Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 144)
Niemand streite mit denen, die Amtsgewalt über das Volk haben. Überlaßt ihnen, was ihrer ist, und richtet euer Augenmerk auf die Menschenherzen. (Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 95)
Liebe Grüße, Tobias