Hier besprochen wird DAS Problem des konsequenten atheistischen Denkens: Der Nihilismus.
Das Prinzip GOTT (in allen seinen Mono- oder Polytheistischen sowie sonstig gearteten Formen) wurde wohl aus mehreren Gründen geschaffen und über Jahrtausende verbreitet und erhalten - da mögen Herrschsucht, Selbstdarstellungstrieb und (seitens Mächtiger) eine Hilfe zur Erklärung von Not ganz vorne mit dabei gewesen sein - als Stifter von <Sinn> hat es all die Zeit gut hergehalten; wir befinden uns in einer (an historischen Zeitmaßstäben gemessen) jungen Phase des Verlustes dieser lange als selbstverständlich angesehenen Weltbildgrundlage. Da GOTT die sog. Werte unserer Gesellschaft geprägt hat und in dieser auch nach wie vor stark vertreten ist, bereitet sein Verlust gewisse Probleme - ein Teil (die Grundlage eben) fehlt, und solange nichts neues ihn ersetzt, hat die Suche nach Moral, Menschenliebe, Existenz, <Sinn> usw. scheinbar keine Aussicht auf Erfolg -> Nihilismus eben.
Was aber die Konsequenz atheistischen Denkens zu sein scheint, ist vielmehr der Ausgangspunkt wirklicher Philosophie. Kant hat seinen Imperativ gebracht (den ich für wenig überzeugend halte), Nietzsche hat wesentliches geleistet; gemein haben sie alle den Drang, <Sinn> ohne GOTT zu schaffen.
Hier wäre eine Definition der Worte GOTT und <Sinn> angebracht, ersteres lässt sich für den Moment mit "Verursacher des Universums" und "Zielgeber bewusster menschlicher Handlung" abtun (da die <Sinn>-Findung ja ohne ihn stattfinden soll, ist er aber nicht so wichtig), <Sinn> kann man dann wunderbar einmal als "Ursache des Universums" sowie als "Ziel bewusster menschlicher Handlung" beschreiben. Die Analogie ist gewollt.
Drei Beispiele zur Sinnfindung unter diesen Voraussetzungen:
1. Determinismus, am besten biologisch begründet: Hier entfällt der Nihilismus, denn der Determinismus widerlegt nicht (nur) das Vorhandensein von <Sinn> (2. Art), sondern auch die Notwendigkeit dessen. In einer rein deterministischen Welt(anschauung) kann es nicht "keinen Sinn" geben, weil das Wort <Sinn> (2. Art) gar keinen Bezug zur Realität hat und damit eigentlich gar nicht existiert. Der <Sinn> 1.Art wird natürlich postuliert, je nach Stand der Wissenschaft als bekannt oder (wahrscheinlich) noch unbekannt, hat aber für menschliche Überlegungen keine Bedeutung, denn es ist ja eher (ohne seinen Teil 2) ein physikalisches Forschungsfeld und nicht etwas, dass Moral, Gesellschaftliche Standarts oder sonstwas für das Leben wichtige begründen könnte.
2. "Die Welt nehme ich nur durch meine Sinnesorgane wahr, ich kenne nur ihr dadurch in mein Gehirn projizierte Abbild und somit ist sie (für mich) nicht nur nicht ohne mich unvorstellbar, sie existiert vielmehr nur in meinem Kopf." Diese Art der Weltanschauung, für die mir gerade kein passender Fachbegriff einfällt, ist genauso logisch (und genauso persönlich unbefriedigend

wie der Determinismus), dass er als nächstes behandelt werden muss. Die oben genannte Aufteilung des <Sinns> in 2 Teile wird hier überflüssig, denn die Unterscheidung von "Das Universum> und <Ich persönlich> ist hinfällig (das Universum ist ja Teil meiner selbst) Und einen <Sinn> gibt es von sich aus auch nicht - denn Dreh- und Angelpunkt allen Geschehens bin ja - Ich! Anders als im Determinismus kommt hier schon die Idee der Gestaltung von <Sinn> auf - will ich Sinn, schaffe ich mir welchen! Noch deutlicher wird dieser Ansatz bei
3. Der freie Geist. Ignorieren wir mal, dass Determinismus und unsere Unfähigkeit, die Welt so zu sehen, wie sie "an sich" ist, logischer als ein freier Wille und ein sehender Verstand sind und besinnen uns lieber darauf, dass das Betreiben von Philosophie (das tun wir hier) dem Finden von Sinn und nicht der Erkenntnisgewinnung dient, dann bietet sich uns folgendes Bild:
Den <Sinn> 1. Art zu finden ist immer noch Aufgabe der Wissenschaft und vor allem: noch nicht abgeschlossen. Die Suche dauert an (und wird das wohl auch noch ´ne Weile), uns bleibt es, gespannt zuzusehen. Spekulationen über das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein einer Ursache für die Existenz des Universums stehen uns Brights genausowenig zu wie den Gläubigen.
Den <Sinn> 2. Art hingegen zu finden ist ganz allein unsere Aufgabe. Denn, wie oben bereits angesprochen, begründet dieser <Sinn> unsere Moral (gleichgültig, ob man Moralist oder, wie ich, Immoralist ist), denn amoralisch zu leben, hieße, ein vollkommenes Arschloch zu sein. Und, ganz ehrlich, wer will das schon? Aus diesem Grund (und weil wir das Leben auf diesem Planeten leben, unsere Freunde behalten, Freude genießen und was nicht sonst noch alles wollen), schafft sich der freie Geist <Sinn>. Er darf das, denn er ist frei dazu und weiß über sich keine Instanz (wie einen GOTT) mehr, und er sollte das auch, denn sonst bleibt er im Nihilismus gefangen. Wie dieser Sinn aussehen soll, ist jedem selbst überlassen - sei es die Freude an "schönen" Dingen (was ja schon viel Spielraum lässt), sei es Befriedigung dabei, solchen, die es nötig haben, zu helfen, sei es das Erlangen von Macht, die Gestaltung oder Schaffung von Werten (z.B. als Künstler) - durch die jahrtausendelange Benutzung eines GOTTes als Sinnstifter fällt es schwer, etwas nicht-metaphysisches, nicht-unendliches, nicht-universales als <Sinn> (2. Art) zu akzeptieren, aber das liegt nur daran, dass diese Form neu ist. Aber mal ehrlich - welchen Naturalisten überrascht es wirklich, dass die menschliche Sinnfrage, naja, menschlich zu beantworten ist?