Stine, ich denke, du bist dir gar nicht bewusst, was du da eigentlich schreibst.
stine hat geschrieben:Übertriebene Züchtigungen [...]
"Übertriebene Züchtigungen"? Darf ich dem entnehmen, dass du Züchtigung grundsätzlich für ok hältst? Wo beginnt dann die "Übertreibung"? Ist Psychoterror (Liebesentzug, Androhung von Höllenstrafen bei Nichtwohlverhalten im Sinne christlicher Lehre und Moral usw.) ok? Und ab welchem Grad ist körperliche Züchtigung "übertrieben"? Wenn Knochen brechen?
stine hat geschrieben:[...] in Kinderheimen sind IMMER das Werk einzelner Personen. Es wäre egal, ob diese Menschen in weltlichen Einrichtungen herrschen würden oder ob sie es in kirchlichen tun. Du kannst mir gerne glauben, dass handgreifliche Züchtigungen früher auch in weltlichen Kinderheimen, Schulen und sonstigen Einrichtungen keine Seltenheit waren.
Nein, sie sind nicht das Werk einzelner, sie sind Ausdruck der dahinter stehenden christlichen Lehre (und auch in weltlichen Heimen arbeiteten Christen und basierte die Pädagogik auf der christlichen Lehre und Moral). Sie finden ihre Vorbilder im Alten und Neuen Testament. "Denn welchen der Herr liebhat, den züchtigt er" ...
Das Problem sind nicht einzelne Menschen, die die christliche Lehre missverstehen oder charakterliche Mängel aufweisen. Das Problem ist die Lehre an sich. Sie ist gekennzeichnet von Intoleranz gegenüber allem Andersgläubigen (Nichtgläubigen sowieso), von Dogmatismus, unmenschlicher Moral und patriarchaler Autoritätshörigkeit. Gefragt ist blinder Gehorsam, Gottes Worte und Gebote, die Aussagen der Bibel sind nicht kritisierbar, unangreifbar und unfehlbar, da sie einer höheren Ebene - der göttlichen eben - angehören. "Zuckerbrot und Peitsche", wer gehorcht kommt in den Himmel, wer es nicht tut, in die Hölle, gehört laut Bibel und Jesus gefoltert. Punkt. Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt ... Es geht um Beherrschung, Gott fordert die Einhaltung seiner Gesetze unter Strafandrohung. Es geht nicht um Betreuung, Unterstützung, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Vernunft, Toleranz, Selbstbestimmung, Freiheit, Gleichberechtigung ... sind keine biblischen, keine christlichen Werte. Sie hielten erst mit der Aufklärung Einzug ins Christentum. Sie bilden trotzdem immer noch einen Widerspruch zum Christentum, wer gläubiger Christ ist, kann nicht wirklich Humanist sein.
stine hat geschrieben:Aufgrund dieser Außenseiter auf eine ganze Gilde zu schließen würde einer Verleumdung gleichkommen. Genauso könnte man auch behaupten, alle Sportlehrer sind Sadisten mit pädophiler Neigung, denn hin und wieder kommt das nämlich vor.
Nein, das könnte und kann man nicht behaupten. Wo, bitte, wird in der sportlichen Lehre Pädophilie gefordert, gelehrt?
stine hat geschrieben:Dass keine kirchliche Hochzeit genehmigt wurde im Beispiel 2, des impotenten Rollstuhlfahrers, ist zwar traurig aber wie schon geschrieben wurde hier im Forum, einfach angewandtes Kirchengesetz.
Es ist vor allem ein Beleg dafür, wie inhuman, wie menschenfeindlich das Kirchengesetz ist. Und ein Beleg dafür, dass Zander mit seiner Aussage recht hat: Einmischung ins Innerste, bis hin in die letzte intimste Ecke.
Beherrschung und Einmischung, nicht mal die Gedanken sind frei, siehe Mt 5, 28 ff.
stine hat geschrieben:Wenn du selber Pfleger in einer diakonischen Einrichtung bist, dann wirst du wissen, dass du und deinesgleichen eben nicht so seid, wie beschrieben.
Ich bin weder Pfleger dort noch Christin
Aber es ist richtig, weder die Mehrheit der PflegerInnen noch meiner KollegInnen dort sind so. Aber wären sie gläubige Christen, würden sie der christlichen Lehre uneingeschränkt folgen (man könnte auch sagen, wären sie und auch die Institution an sich nicht längst aufklärerisch/humanistisch weichgespült), müssten sie genau so sein. Und das Erschreckende ist, dass die neue Tendenz "Schärfung des diakonschen/christlichen Profils" zurück zu diesen ursprünglich christlichen "Werten" Intoleranz & Co führt, weg vom Weichspüler Aufklärung/Humanismus.
P.S. Stine, ich möchte dich als evtl. gläubige Christin keinesfalls verletzen. Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass heute nur noch wenige Christen wirklich wissen, was Christentum lehrt, dass sie, um es in der Sprache der Bibel zu sagen, "lau" sind. Und diese "Lauheit" scheint zunehmend zu einer Polarisierung zu führen, bei der nicht wenige beginnen, sich auf die alte Intoleranz und ein "Nur wir sind im Besitz der einzigen Wahrheit" usw. zu berufen. Und darin sehe ich und ja nun nicht gerade nur ich, eine große Gefahr.