Myron hat geschrieben:Hm..., mit "Gott" scheinst du schlicht den Weltgrund zu meinen. Doch wie dieser beschaffen ist, darüber streiten sich die Theisten und die Atheisten bekanntlich. Handelt es sich dabei, wie Erstere behaupten, um ein ewiges, lebendiges Wesen mit (Selbst-)Bewusstsein und Persönlichkeit oder nicht? Nur ein solches Wesen würde nämlich den Namen "Gott" verdienen.
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Du machst mich gerade zum Atheisten!
Das Bild das Du entwirfst, passt weder auf besonnene Christen (die mal drüber nachgedacht haben - ich schränke es jedesmal ein, weil es schon einige Unbesonnene gibt, auf die es passt), noch ist es biblisch.
Dort werden zwar gewisse Sachen erzählt über die Taten Gottes, und in Liedern werden ihm gelegentlich Eigenschaften gegeben, aber an den Schaltstellen (Zehn Gebote uva) wird jeder solche Vergleich untersagt, weil da nichts ist, mit dem sich Gott vergleichen lässt. Gar nichts.
Dieser innerbiblische, scheinbare Widerspruch lässt sich nicht auflösen, solange man nicht unterscheidet zwischen dem menschlichen (rationalen) Versuch, Gott zu be-greifen und all dem, worin Gott
sich offenbart. Als Weltgrund offenbart er sich eigentlich in allem, aber so nimmt es ein individueller Mensch nicht wahr in dem kleinen Ausschnitt, den er von der Wirklichkeit mitbekommt. Es besteht also ein Unterschied zwischen dem, was man als Wissenschaftler an Gestaltung in der Welt (Naturgesetze, Evolution) ermittelt und dem, was sich im "richtigen", individuellen Leben abspielt.
Und an dieser Stelle tut sich eine Kluft auf zwischen den Erfahrungsbedingungen objektivierender, rational-wissenschaftlicher Erkenntnis und denen subjekivierend-spiritueller Erkenntnis. Darum gilt Jesus bei den Christen nicht als Gott (an sich), sondern als 'Immanuel', "Gott
mit uns", als "Gott light, für Dummies mit 1,3 Kilo Hirnmasse", wenn Du so willst.
Wer sich auf diese letzteren, spirituellen Erfahrungen nicht einlässt, wird das, was sich daraus ergibt, für intersubjektiv nicht vermittelbar oder auch für halluzinogen oder schlimmer halten. Das dies den Wissenschaftsgläubigen so erscheint, ist ganz logisch, ist aber nichts, wessen man sich brüsten sollte. Mir kommt es ein wenig so vor, als würden sich Einäugige darüber lustig machen, dass Zweiäugige räumlich sehen können.
Grüßle,
FF