Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon emporda » Do 31. Jul 2008, 08:39

Fisherman's Fellow hat geschrieben:[Falsch. Da steht nichts davon, dass in einem gekrümmten Raum Gravitation da wäre, sondern dass - empirisch feststellbar - keine Gravitationskräfte wirken
.
Vielleicht hast Du etwas vom den Experiment gehört, daß letztendlich Einsteins Theorien bestätigt hat.

Dabei wurde ein ferner Stern beobachtet, der nahe hinterm der Sonnenrand durchflog. Am Sonnenrand erschien die Posisition des Sterns für den Beobachter auf der Erde um einige Durchmesser verschoben. Die Gravitation der Sonne hat die vom Stern kommenden Photonen abgelenkt bzw. ihre Bahn gekrümmt. Gravitation krümmt den Raum, ein Raum ohne Gravitation wäre ein Raum ohne jede Masse, da Gravitation eine der 4 Elementarkräfte ist. Ein Raum ohne Massen wäre folglich auch nicht gekrümmt

Der Spiegel heute
"Wir konnten Dunkle Energie in Aktion nachweisen, während sie große Supervoids und Superhaufen von Galaxien streckt", sagte Szapudi. Die Wissenschaft geht seit rund zehn Jahren davon aus, dass die Dunkle Energie gegen die Wirkung der Gravitation arbeitet - und so für eine beschleunigte Expansion des Universums verantwortlich ist
------
Auch hier wieder nix mit philosophisch gegkrümmten Raum ohne Gravitation

Was jetzt noch bleibt ist die Frage, ob Gott eine Masse hat. Sicherlich, denn alles was von dort kommt ist logisch sehr gekrümmt. Hübner brauche ich nicht zu diskreditieren, er hat sich naturwissenschaftlich selber zur Witzfigur gemacht. Über das Klimakterium der Jungfrau Maria kann man mit ihm sicherlich vortrefflich diskutieren, nur ist das dann geistige Inzucht.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon El Schwalmo » Do 31. Jul 2008, 11:32

emporda hat geschrieben:
Fisherman's Fellow hat geschrieben:[Falsch. Da steht nichts davon, dass in einem gekrümmten Raum Gravitation da wäre, sondern dass - empirisch feststellbar - keine Gravitationskräfte wirken
.
Vielleicht hast Du etwas vom den Experiment gehört, daß letztendlich Einsteins Theorien bestätigt hat.

Dabei wurde ein ferner Stern beobachtet, der nahe hinterm der Sonnenrand durchflog. Am Sonnenrand erschien die Posisition des Sterns für den Beobachter auf der Erde um einige Durchmesser verschoben. Die Gravitation der Sonne hat die vom Stern kommenden Photonen abgelenkt bzw. ihre Bahn gekrümmt. Gravitation krümmt den Raum, ein Raum ohne Gravitation wäre ein Raum ohne jede Masse, da Gravitation eine der 4 Elementarkräfte ist. Ein Raum ohne Massen wäre folglich auch nicht gekrümmt

könnte es vielleicht sein, dass es einen Unterschied macht, ob man von Gravitationskräften oder von Feldgleichungen spricht?
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Fisherman's Fellow » Do 31. Jul 2008, 11:43

emporda hat geschrieben:Die Gravitation der Sonne hat die vom Stern kommenden Photonen abgelenkt bzw. ihre Bahn gekrümmt.

Nein, nicht die Gravitation, sondern die Masse der Sonne. In der AR ist Gravitation ein geometrisches Phänomen und keines, in dem "Kräfte" wirken. Aber auch wenn diese Theorie gut belegt ist, bedeutet sie noch nicht, dass sie "wahr" ist - allenfalls in dem aspektischen sinne, dass ich einfach annehme, dass meine Prämissen stimmen.

emporda hat geschrieben:Hübner brauche ich nicht zu diskreditieren, er hat sich naturwissenschaftlich selber zur Witzfigur gemacht.

Sorry, aber bei Deinen bewußt missverständlichen Interpretationen und ungenauen Statements muss ich das viel eher bei Dir attestieren, und nicht bei ihm.

Grüßle,
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Fisherman's Fellow » Do 31. Jul 2008, 17:51

El Schwalmo hat geschrieben:könnte es vielleicht sein, dass es einen Unterschied macht, ob man von Gravitationskräften oder von Feldgleichungen spricht?

Sicher macht das einen Unterschied. Emporda versucht mir ja gerade klar zu machen, dass nicht nur ein paar Formeln anders sind, sondern dass mit den geänderten Formeln auch etwas ganz Verschiedenes gemeint ist. Damit rennt er bei mir offene Türen ein.

Das Ärgerliche ist nur, dass er Hübner (ahnungsloserweise oder polemischerweise oder aus beiden Gründen) unterstellt, er hätte diesen Sachverhalt nicht verstanden. Dabei geht es Hübner genau darum: Empirische Wirklichkeit ist aspektisch: Abhängig von den jeweiligen Prämissen und den daraus folgenden Theorien ergibt sich ein ganz unterschiedliches Bild von "Wirk-lichkeit".

Daraus folgt, dass empirische Forschung nicht die Erkenntnis hinsichtlich des (an sich) Seienden erweitert, sondern nur die Erkenntnis hinsichtlich wissenschaftlicher Theorien. Es gibt also im Hinblick auf das "Sein an sich" keinen Fortschritt der Wissenschaft im Sinne des Malers, der vor 200 Jahren mit groben Strichen anfing, die Welt an sich zu skizzieren, und heute schon beim Fineliner angekommen ist.
Denn wenn ich nur einmal gründlich an den Prämissen drehe, ändert sich - empirisch betrachtet - die ganze Welt in ihren Grundfesten.

Grüßle,
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon El Schwalmo » Do 31. Jul 2008, 22:02

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:könnte es vielleicht sein, dass es einen Unterschied macht, ob man von Gravitationskräften oder von Feldgleichungen spricht?

Sicher macht das einen Unterschied.

ich wollte Emporda eine 'goldene Brücke' bauen.

Bei mir (als nicht-radikalem Konstruktivisten) rennst Du offene Scheunentore ein. Ich habe Hübner (ich vermute, dass das der Hübner ist, den Du zitiert hast, es ging um einen Vergleich griechischer mythologischer Vorstellungen mit modernen Naturwissenschaften) schon vor IIRC 30 Jahren gelesen. Obwohl ich in etlichen Bereichen nicht mit ihm übereinstimmte fand ich ihn doch sehr anregend.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon emporda » Fr 1. Aug 2008, 08:47

El Schwalmo hat geschrieben:
Fisherman's Fellow hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:könnte es vielleicht sein, dass es einen Unterschied macht, ob man von Gravitationskräften oder von Feldgleichungen spricht?

Sicher macht das einen Unterschied.

ich wollte Emporda eine 'goldene Brücke' bauen.

Bei mir (als nicht-radikalem Konstruktivisten) rennst Du offene Scheunentore ein. Ich habe Hübner (ich vermute, dass das der Hübner ist, den Du zitiert hast, es ging um einen Vergleich griechischer mythologischer Vorstellungen mit modernen Naturwissenschaften) schon vor IIRC 30 Jahren gelesen. Obwohl ich in etlichen Bereichen nicht mit ihm übereinstimmte fand ich ihn doch sehr anregend.

Ich habe nie Schriften von Philosophen gelesen, also weder alte Sprechen gelernt noch ist das Teil eines Technikstudiums (Maschinenbau).

Zu Deiner Frage. Gravitation und Magnetismus sind Kräfte, die überall wirken. Die Reduktion auf eine Kraft am Schwerpunkt angreifend ist nur eine menschliche Hilfskrücke. Folglich gibt es elektromagentische Felder und Gravitationsfelder. Gravitaion ist als Elementarkraft implitzit ein Effekt der Masse, man kann das weder trenen noch als geometrisches Problem definieren. Das ist wie schwache oder starke Kernkraft, wenn man ein Atom hat, dann wirken sie und sind nicht etwa ein geometrisches Problem der atomaren Konfiguration

Gravitation hängt von der Größe der Masse und von dem Abstand ab. Sie krümmt nicht nur den Raum, sie beeinflußt auch die Zeit. Mit höherer Geschwindigkeit wird die Zeit langsamer, mit weniger Gravitation wird sie schneller, entsprechend ist das Zeitsignal der Cäsiumuhren in den Navigationsatelliten korrigiert - Einstein läßt grüßen.

Es gibt unter den Kreationisten und Fundamentalisten die abendteuerlichsten Figuren.
1) Da wird behauptet Einstein ist widerlegt, weil die Gleichungen der Satelliten-Standortbestimmung rein geometrisch ohne Korrektur auskommen. Die verstehen nur nicht (oder wollen nicht), dass die Korrektur bereits vorher direkt beim Zeitsignal erfolgt
2) Da wird behauptet die Lichtgeschwindigkeit kann Millionen Mal größer sein und das Licht der Sterne erreichte die Erde am 1.ten Schöpfungstag. Dazu werden im All weiße Löcher definiert, die Unmengen Energie ausstoßen, die ohne vorhandene Energiequelle Gott aus seiner Hosentasche zaubert.
3) Da wird behauptet es gibt ein geometrisch gekrümmtes Universum ohne Schwerkraft, die ein Teil der Geometrie ist ist und nicht untrennbar zur Masse gehört
4) Die Krümmung der Lichtbahnen ferner Sterne durch Massen am "Wegesrand" zur Erde ist ein geometrisches Problem und hat nichts mit deren Gravitation zu tun
5) usw. usw. usw.

Zum Glück sind derart milde Formen der Idiotie nicht für die Mitmenschen gefährlich, man kann darauf verzichten die Typen in eine Zwangsjacke zu stecken. Das ist fast so peinlich wie die Aussage Evolution gibt es nicht, sie wurde nie bewiesen, alles ist so wie es ist weil Gott es so will.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon El Schwalmo » Fr 1. Aug 2008, 09:15

emporda hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:Bei mir (als nicht-radikalem Konstruktivisten) rennst Du offene Scheunentore ein. Ich habe Hübner (ich vermute, dass das der Hübner ist, den Du zitiert hast, es ging um einen Vergleich griechischer mythologischer Vorstellungen mit modernen Naturwissenschaften) schon vor IIRC 30 Jahren gelesen. Obwohl ich in etlichen Bereichen nicht mit ihm übereinstimmte fand ich ihn doch sehr anregend.

Ich habe nie Schriften von Philosophen gelesen, also weder alte Sprechen gelernt noch ist das Teil eines Technikstudiums (Maschinenbau).

eben. Es ist nur ein Problem, wenn man auf der Basis einer derartigen Ausbildung Aussagen zu Philosophen bzw. zu dem, was Philosophen über Naturwissenschaften schreiben, macht. Um deren Position beurteilen zu können, muss man mehr wissen als das, was man im naturwissenschaftlichen bzw. technischen Studium lernt.

Ansonsten kommt dabei exakt das heraus, was Du Philosophen unterstellst, die sich zu Naturwissenschaften äußern
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon emporda » Fr 1. Aug 2008, 09:53

El Schwalmo hat geschrieben:[Ansonsten kommt dabei exakt das heraus, was Du Philosophen unterstellst, die sich zu Naturwissenschaften äußern
Das ist die übliche persönliche Verunglimpfung wenn es zu einer konstruktiven Stellungnahme zum Problem nicht reicht. Darin kann man Dich mit allen Kreationisten in eine Kiste packen.

Das bedeutet da kein Naturwissenschaftler als Neusprachler (mit Ausnahme der Mediziner) Philosophen als Teil seiner Ausbildung gelesen hat, ist jeder im Grundsatz unfähig ist sein Fachgebiet zu verstehen.
Es gibt Tausende von Bibliotheken mit Hunderttausenden von theologischen und philosophischen Titeln, die sind nach der wissenschaftlichen Erkenntnis der letzten 50 Jahren nicht einmal das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Sie stellen für den Besitzer allenfalls noch einen Sammlerwert dar.

Wirklich beeindruckend aber trotzdem verwunderlich, hat doch nicht ein Theologe oder Philosoph einen noch so winzigen Beitrag zu naturwissenschaftlichen Erkenntnis geleistet.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon El Schwalmo » Fr 1. Aug 2008, 10:55

emporda hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:[Ansonsten kommt dabei exakt das heraus, was Du Philosophen unterstellst, die sich zu Naturwissenschaften äußern
Das ist die übliche persönliche Verunglimpfung wenn es zu einer konstruktiven Stellungnahme zum Problem nicht reicht. Darin kann man Dich mit allen Kreationisten in eine Kiste packen.

seltsam, dass Du mit einer persönlichen Verunglimpfung auf einen sachlichen Beitrag antwortest.

Nochmal zum Punkt: Du hast Deine Auffassung von bestimmten physikalischen Phänomenen geschildert. Nun vergleiche das mit dem, um das es Hübner geht. Dann sollte Dir klar werden, wo das Problem liegt.

Als Nicht-Physiker halte ich mich aus Physik heraus. Du maßt Dir an, als Nicht-Philosoph etwas zu Philosophie zu sagen. Oder auch als Nicht-Philologe etwas zur Sprachkompetenz von Muttersprachlern. Oder als Nicht-Biologe etwas zu Evolutionsbiologie.

Entweder, Du bist ein Hans Dampf in allen Gassen. Oder Du produzierst auf vielen Gebieten heiße Luft.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Telos » Fr 1. Aug 2008, 12:21

Ja, emporda weiß Bescheid!
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon emporda » Fr 1. Aug 2008, 13:28

El Schwalmo hat geschrieben:
emporda hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:[Ansonsten kommt dabei exakt das heraus, was Du Philosophen unterstellst, die sich zu Naturwissenschaften äußern
Das ist die übliche persönliche Verunglimpfung wenn es zu einer konstruktiven Stellungnahme zum Problem nicht reicht. Darin kann man Dich mit allen Kreationisten in eine Kiste packen.

seltsam, dass Du mit einer persönlichen Verunglimpfung auf einen sachlichen Beitrag antwortest.

Nochmal zum Punkt: Du hast Deine Auffassung von bestimmten physikalischen Phänomenen geschildert. Nun vergleiche das mit dem, um das es Hübner geht. Dann sollte Dir klar werden, wo das Problem liegt.

Als Nicht-Physiker halte ich mich aus Physik heraus. Du maßt Dir an, als Nicht-Philosoph etwas zu Philosophie zu sagen. Oder auch als Nicht-Philologe etwas zur Sprachkompetenz von Muttersprachlern. Oder als Nicht-Biologe etwas zu Evolutionsbiologie.

Entweder, Du bist ein Hans Dampf in allen Gassen. Oder Du produzierst auf vielen Gebieten heiße Luft.
Dein Stellungnahme demaskiert das Problem exakt

Was ich geschrieben habe, das ist der Stand der Wissenschaft. Meine Person und mein Ansicht spielt dabei überhaupt keine Rolle, sie sind vollkommen unbedeutend. Jeder mit ausreichendem Grundwissen wird vergleichbare Aussagen machen, das ist weder eine Intelligenzleistung noch das Resultat aufwendiger Forschungsarbeit. Es ist fast so einfach wie den Kalender ablesen, das überragende Genie war Einstein. Er hat alle bis dahin festen und unabhängigen Bezugswerte als voneindar abhängige und relative Größen erkannt. Nichts ist mehr fest und ewig gültig, alles ist relativ ohne dass wir dafür Sinne haben es zu erkennen. So etwas kann viel Angst machen, und Angst auszunutzen ist ein sehr bekanntes Geschäft im Vatikan

Auf dem Bereich der brotlosen Künste wie Philosophie, Theologie und andere gibt es keinen anerkannten Stand der Wissenschaft - vielfach handelt es sich nicht einmal um Wissenschaft sondern um einen albernen Steinzeitkult. Jeder schnitzt sich als eine Art Heimwerker sein persönliches Weltbild und vergewaltigt dabei nach Lust und Laune die Naturwissenschaften. Damit will er dann brillieren und als der neue Sophokles oder Kant in die Geschichte der Menschheit eintreten, klassische Geltungsgeilheit und Charakterschwäche. Nicht einer dieser Akteure hat es geschafft sich mit dem Weltbild Einsteins auseinanderzusetzen, jeder versucht auf seine Weise in immer absurderen Konstrukten das Gestern neu zu beleben

Der wissenschaftliche Aussagewert solche Arbeiten ist NULL, alles nur leere Worthülsen, griffige Floskeln und viel Müll
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon El Schwalmo » Fr 1. Aug 2008, 13:47

emporda hat geschrieben:Was ich geschrieben habe, das ist der Stand der Wissenschaft.

eben.

Aber das ist Thread 1.

Nun lies mal, was Hübner schreibt. Das ist Thread 2.

Es geht nicht darum, darzustellen, was 'Stand der Wissenschaft' ist, sondern diesen Stand philosophisch zu reflektieren. In diesem Kontext darauf zu bestehen, dass der 'Stand der Wissenschaft' Standard ist, macht wenig Sinn.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Fisherman's Fellow » Fr 1. Aug 2008, 13:53

emporda hat geschrieben:Was ich geschrieben habe, das ist der Stand der Wissenschaft.

An solchen Äußerungen wird deutlich, dass Du eine fundamentalistische Position einnimmst, denn wie die Fundamentalisten aller Couleur weigerst Du Dich, Dir selber und anderen Rechenschaft über Deine eigenen erkenntnistheoretischen Grundlagen abzulegen.
Das, was Du geschrieben hast, ist nicht "Stand der Wissenschaft", sondern eine Interpretation einer Theorie, die zur Zeit im Raum der Naturwissenschaften vorherrscht:
Interpretation schon deshalb, weil Du Gravitation als "Kraft" bezeichnest und andere Interpretationen (zB die des "geometrischen Phänomens" - wie zB in Wikipedia dargestellt) ablehnst.

emporda hat geschrieben:Der wissenschaftliche Aussagewert solche Arbeiten ist NULL, alles nur leere Worthülsen, griffige Floskeln und viel Müll


Auf der Basis einer solchen fundamentalistischen wie unwissenschaftlichen (!) Unreflektiertheit schnurrt das, was man unter "Wissenschaft" und "Wahrheit" versteht, natürlich auf einen winzigen Bereich zusammen, genauso wie es bei religiösen Fundamentalisten auch der Fall ist.

Gute Nacht!
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon emporda » Fr 1. Aug 2008, 14:22

Fisherman's Fellow hat geschrieben:Das, was Du geschrieben hast, ist nicht "Stand der Wissenschaft", sondern eine Interpretation einer Theorie, die zur Zeit im Raum der Naturwissenschaften vorherrscht:
Interpretation schon deshalb, weil Du Gravitation als "Kraft" bezeichnest und andere Interpretationen (zB die des "geometrischen Phänomens" - wie zB in Wikipedia dargestellt) ablehnst.
Erstmalig bekommt das Kind einen Namen. Einstein Erkenntnisse, die ich als überzeugend und durch Fakten bestätigt akzeptiere, sind nur eine Theorie, nicht aber Stand der Wissenschaft. Auch die Evolution ist nur eine Theorie, nicht aber Stand der Wissenschaft usw. usw. usw.

Warum nicht gleicht so und sofort bekennen "ich bin ein Kreationist". Eine Diskusion ist auf dieser Basis nicht möglich, Ende der Ansage
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon El Schwalmo » Fr 1. Aug 2008, 14:57

emporda hat geschrieben:
Fisherman's Fellow hat geschrieben:Das, was Du geschrieben hast, ist nicht "Stand der Wissenschaft", sondern eine Interpretation einer Theorie, die zur Zeit im Raum der Naturwissenschaften vorherrscht:
Interpretation schon deshalb, weil Du Gravitation als "Kraft" bezeichnest und andere Interpretationen (zB die des "geometrischen Phänomens" - wie zB in Wikipedia dargestellt) ablehnst.
Erstmalig bekommt das Kind einen Namen. Einstein Erkenntnisse, die ich als überzeugend und durch Fakten bestätigt akzeptiere, sind nur eine Theorie, nicht aber Stand der Wissenschaft. Auch die Evolution ist nur eine Theorie, nicht aber Stand der Wissenschaft usw. usw. usw.

Warum nicht gleicht so und sofort bekennen "ich bin ein Kreationist". Eine Diskusion ist auf dieser Basis nicht möglich, Ende der Ansage

es geht nicht um den Stand der Wissenschaft, sondern um eine philosophische Durchdringung dessselben.

BTW, Du verwendest den Begriff 'Theorie' exakt in der Weise, wie das Kreationisten tun. Das beruht darauf, dass Du bestenfalls den Standard kennst, aber nie reflektiert hast. Das ist für Techniker typisch (BTW, die meisten Kreationisten sind Techniker). Typisch ist auch deren Abwertung von Hinterfragen. Die konsequente Haltung ist dann Schweigen. Im Diskurs kannst Du Dich nur blamieren. Denn schon der Beginn eines Diskurses ist in Deinem Weltbild ein performativer Selbstwidersprucht.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Qubit » Fr 1. Aug 2008, 17:29

El Schwalmo hat geschrieben:könnte es vielleicht sein, dass es einen Unterschied macht, ob man von Gravitationskräften oder von Feldgleichungen spricht?


Nun, der entscheidende Punkt Newton vs. Einstein ist folgender:
In beiden Theorien lassen sich Feldgrössen F(x,t) definieren.
Bei Newton lässt sich Gravitation G im Sinne einer Kraft als Gradientenfeld eines Potentialfeldes V(x,t) (in Raum und Zeit) verstehen.
Bei Einstein existiert Gravitation als ein solches Feld jedoch nicht, bei ihm ist die RaumZeit selbst "physikalischer Träger" der beschriebenen Wirkungen. Er macht die RaumZeit selbst zu einem Objekt der Physik.
viewtopic.php?f=13&t=1941&p=35138#p35138
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon El Schwalmo » Fr 1. Aug 2008, 17:40

Qubit hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:könnte es vielleicht sein, dass es einen Unterschied macht, ob man von Gravitationskräften oder von Feldgleichungen spricht?

Nun, der entscheidende Punkt Newton vs. Einstein ist folgender:
In beiden Theorien lassen sich Feldgrössen F(x,t) definieren.
Bei Newton lässt sich Gravitation G im Sinne einer Kraft als Gradientenfeld eines Potentialfeldes V(x,t) (in Raum und Zeit) verstehen.
Bei Einstein existiert Gravitation als ein solches Feld jedoch nicht, bei ihm ist die RaumZeit selbst "physikalischer Träger" der beschriebenen Wirkungen. Er macht die RaumZeit selbst zu einem Objekt der Physik.
viewtopic.php?f=13&t=1941&p=35138#p35138

danke für Deine Erklärung. Ich bin kein Physiker, ich kenne das, was Du gerade beschrieben hast, nur aus 'philosophischen' Diskussionen. Daher habe ich nur eine Frage formuliert und keine Antwort gegeben.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Fisherman's Fellow » Fr 1. Aug 2008, 18:06

emporda hat geschrieben:Warum nicht gleicht so und sofort bekennen "ich bin ein Kreationist".

Weil ich kein Kreationist bin. ;D

BTW: Der Kreationismus (oder ID etc) behauptet sich ja vor allem deswegen, weil sich die Erde nicht besonders gut für die Evolution zu eignen scheint (keine Makroevolution mehr seit 600 Mio. Jahren, ungelöstes Problem der Entstehung des Lebens, usw). Wenn sich hier wenigstens alle paar Jahre mal nachweisbar aus unbelebter Materie Leben entwickeln würde, oder wenn sich im Laufe von ein paar Hunderttausend Jahren immer mal wieder Lebensformen mit völlig neuer Struktur bilden würden wie einst im Kambrium, dann - ja, dann könnte man von einer guten Eignung der Erde für die Evolution sprechen, und dann wäre der Kreationismus wohl gar nicht erst entstanden.
Aber nebbich - es gibt ja noch andere Planeten, wo's vielleicht besser klappt(e) - von denen wir was geerbt haben.

Jedenfalls finde ich, dass man in einen wissenschaftlichen Erfahrungshintergrund, bei dem sich der methodische Atheismus bewährt hat, nicht (ohne Not) - wie die Kreationisten es tun - wissenschaftsfremde Prämissen "injizieren" sollte.
Das ist genauso verkehrt wie der umgekehrte Versuch von naturalistischer Seite, in einen mythisch-religiösen Erfahrungshintergrund den methodischen Atheismus der Wissenschaften zu injizieren.

Grüßle,
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon El Schwalmo » Fr 1. Aug 2008, 18:17

Fisherman's Fellow hat geschrieben:BTW: Der Kreationismus (oder ID etc) behauptet sich ja vor allem deswegen, weil sich die Erde nicht besonders gut für die Evolution zu eignen scheint (keine Makroevolution mehr seit 600 Mio. Jahren, ungelöstes Problem der Entstehung des Lebens, usw).

hier bietet sich an, genauer hinzusehen, was man unter 'Evolution' versteht. Die Mechanismen, nach denen diese Evolution, die man als historischen Vorgang im Fossilbefund dokumentiert findet, abläuft, sind umstritten. Niemand kann heute behaupten, dass er weiß, dass diese Evolution ohne Eingriffe eines Schöpfers erfolgt ist.

Ich gehe davon aus, dass kein Schöpfer eingegriffen hat (genauer, ich hoffe das, denn der Gedanke, was ein Wesen, das hinieden so dilettiert hat, in einem ewigen Jenseits alles nicht gebacken bekommen bekommt, ängstigt mich). Aber wir sind meilenweit davon entfernt, mechanismisch erklären zu können, wie bestimmte Strukturen entstehen. Schlappe 150 Jahre nach Darwin ist das auch nicht weiter verwunderlich.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Myron » Fr 1. Aug 2008, 18:21

Fisherman's Fellow hat geschrieben:Ein strafender Herr ist eine Person, und ich habe darauf hingewiesen, dass ich diese Aussage im Rahmen eines mythisch-religiösen Erfahrungshorizontes verstehe.


Du hast in einem vorherigen Beitrag geschrieben:

"Natürlich bin ich auch davon überzeugt vom Dasein eines persönlichen Gottes, und zwar genau im Sinne einer trinitarischen 'Persona' dh einer in Bezug auf uns Menschen zugeschnittenen 'Maske' Gottes."

Leider kann ich damit nichts anfangen. Du willst ja wohl kaum sagen, dass Gott persönlich sei, weil er eine Maske trage, oder?

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
Von Person kann man im naturwissenschaftlichen Bereich ohnehin kaum sprechen; sie löst sich zunächst in neurophysiologische, dann in chemische, schließlich in physikalische Prozesse auf.


Personen sind selbstbewusste und denkfähige Lebewesen, und als solche der naturwissenschaftlichen Betrachtung durchaus zugänglich. Alle natürlichen Personen sind materieller Natur, wohingegen der Theismus mit Gott eine übernatürliche und damit immaterielle Person setzt. Aber auch als eine immaterielle Person bleibt Gott ein selbstbewusstes und denkfähiges Lebewesen. Davon geht der Theismus aus.
(Ob der Begriff einer immateriellen Person überhaupt logisch haltbar und sinnvoll verwendbar ist, ist eine andere Frage. Aber als Theist hat man keine andere Wahl, als daran festzuhalten. Denn wenn man diesen Begriff aufgibt, gibt man den gesamten Theismus auf.)

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
Im täglichen Leben verfügst Du durchaus noch über ganz andere Erfahrungsgrundlagen als das wissenschaftliche Be-Greifen, aber diesen Umstand gestehst Du Dir nicht ein.


Ich bin ja gar kein Wissenschaftler; aber ich weiß zumindest eines: ich habe natürliche Sinne, einen natürlichen Verstand und eine natürliche Sprache, mithilfe deren ich die Wirklichkeit zu begreifen suche. Von ganz anderen Erfahrungs- oder Erkenntnisgrundlagen weiß ich nichts.

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
Da empirische Sätze immer von apriorischen Prämissen ausgehen, sind sie ebenfalls nicht objektiv, woraus folgt, dass die physikalistische Ontologie, ebenso wie jede andere, kontingent ist und insofern nicht "objektiv" genannt werden darf.


Die Physikalisten geben die Kontingenz ihres Standpunktes gerne zu. Sie räumen ein, dass es mögliche Welten gibt, in denen der Physikalismus falsch ist. Sie bestreiten lediglich, dass unsere wirkliche Welt eine ist, in der er falsch ist. Ob sie damit recht haben oder nicht, darüber entscheiden objektive Tatsachen.

Im Übrigen darf "apriorisch" (im Sinne von "nicht aus der Erfahrung abgeleitet") nicht mit "(epistemisch) nichtobjektiv" gleichgesetzt werden. Auch die Wahrheit apriorischer Annahmen hängt von objektiven Tatsachen ab.
Außerdem können apriorische Annahmen durchaus im Lichte empirischer Erkenntnisse revidiert werden; denn dass etwas nicht aus der Erfahrung (aus empirischen Basissätzen) abgeleitet ist, bedeutet nicht, dass es gegen empirisches Wissen prinzipiell immun ist.

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
Es gibt kein sachliches Argument für die "höhere" Objektivität wissenschaftlicher Erkenntnis. Es gibt nur einen diesbezüglichen Aberglauben.


Die Objektivität der Wissenschaften ist in deren Methodik begründet.
Auf der Suche nach Beweisen für ihre Theorien geht sie medias in res und gibt sich nicht mit bloßen Erzählungen zufrieden.
Und ihr praktischer, technologischer Erfolg untermauert ihren objektive Geltung.
Was die Wissenschaftler nicht wissen, weiß niemand. Und falls doch jemand etwas wissen sollte, das die Wissenschaftler nicht wissen, dann weiß er nicht, dass er es weiß.

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
Myron hat geschrieben:denn die Wahrheit bzw. Falschheit einer Aussage ist immer etwas Objektives.

Bei formal logischen Sätzen. Nicht aber bei empirischen Aussagen, die von apriorischen Prämissen abhängen, welche falsch sein können, was aber unentscheidbar ist.


Wahrsein und Fürwahrhalten sind schlicht und ergreifend nicht ein und dasselbe.
Die Idee der Wahrheit ist per se objektivistisch.

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
... wie die Lehre des Buddhismus zB besagt, dass es keinen Kausalzusammenhang gibt.


Soweit ich weiß, geht der Buddhismus sehr wohl von einem kosmischen Kausalzusammenhang aller Dinge aus.

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
Die Negation eines einheitlichen Weltgrundes wäre meiner Meinung nach der Super-Gau für die Wissenschaften.


"Einheitlich" kann aber nicht "einfach" bedeuten, denn der Weltgrund muss irgendeine dynamische Struktur aufweisen, weil er andernfalls nicht all die natürlichen Phänomene hervorbringen könnte.

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
K. Hübner: "Der Glaube des logischen Positivismus, in den Basissätzen die entscheidende Grundlage für empirische Verifikationen oder Falsifikationen gefunden zu haben, wurde jedoch schon 1934 von K. Popper erschüttert, als er darauf hinwies, dass des niemals absolute Verifikationen wissenschaftlich-empirischer Aussagen gibt, weil deren Überprüfung stets theoretische Annahmen vorausgehen, die nicht im selben Kontext überprüft werden können."


Die wenigsten Naturalisten sind heutzutage noch logische Positivisten der alten Schule.
Ich gehöre nicht dazu.

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
Hübner: "(...) Zusammengefasst: Es gibt im Bereich der exakten empirischen Wissenschaften überhaupt keine absoluten, allein durch Erfahrung und formale Logik bestimmte Verifikationen oder Falsifikationen."


Will er damit sagen, dass es keine wissenschaftlich definitiv verifizierten oder falsifizierten Aussagen gibt?
Wenn ja, muss ich ihm widersprechen. Zwei Beispiel: Dass sich Wasser aus zwei Wasserstoffatomen und einem Sauerstoffatom zusammensetzt, ist zweifelsfrei bewiesen, und dass sich die Sonne um die Erde dreht, ist zweifelsfrei widerlegt.

Fisherman's Fellow hat geschrieben:
Hübner: "Es gibt ebenso wenig eine empirische Widerlegung der mythischen Ontologie wie es eine empirische Begründung der wissenschaftlichen Ontologie gibt. (...) Der wissenschaftstheoretische Vergleich zwischen der wissenschaftlichen und mythischen Ontologie lässt sich nun verallgemeinern: Ontologien der bezeichneten Art sind prinzipiell gleichberechtigt. (...) Wenn es nämlich behauptet, dass man die Wirklichkeit gleichberechtigt einmal unter dem Gesichtspunkt dieser, ein andermal unter dem Gesichtspunkt jener Ontologie betrachten kann, weil sie alle gleichberechtigt sind, so besagt das doch, dass man sie einmal unter dem Aspekt dieser, dann wieder jener Ontologie betrachten kann, dass also die Wirklichkeit einen aspektischen Charakter hat."


Was meint Hübner mit "mythische Ontologie"?
Ich denke dabei spontan an die Setzung spiritueller Substanzen wie Götter, Teufel, Engel, Dämonen und Menschenseelen (oder auch an animistische Vorstellungen).

Er selbst schreibt:

"Es sei gefragt: War der Mythos nicht eine paradigmatische Alternative zur wissenschaftlichen Ontologie und in welchem Verhältnis stand er zu ihr? Es zeigte sich in der Tat, dass er ebenfalls wie diese ein Erfahrungssystem darstellt, und dass man die Punkte aufzählen kann, die ihn einerseits als ein solches kennzeichnen und andererseits den analogen Zusammenhang zwischen der mythischen und der wissenschaftlichen Ontologie erkennbar machen. Es sind hauptsächlich die folgenden:
1. Für den Mythos bilden im Gegensatz zur Naturwissenschaft das Ideelle und das Materielle eine unlösliche Einheit. Alles Ideelle nimmt sogleich eine materielle Gestalt an.
2. Was in der Naturwissenschaft die Naturgesetze sind, sind im Mythos die Archaí, also Ursprungsgeschichten. In ihnen wird jeder regelmäßige, sich stets wiederholende Ablauf im Naturgeschehen auf ein ursprüngliches, nicht datierbares Urereignis zurückgeführt.
3. Der Mythos unterscheidet nicht, wie die Naturwissenschaft, den allgemeinen Begriff von dem ihn repräsentierenden Gegenstand."


ad 1) Verstehe ich nicht. Was genau soll das heißen?

ad 2) Es gibt auch eine wissenschaftliche Kosmogonie, die den vorwissenschaftlichen Weltentstehungsmythen Konkurrenz macht.

ad 3) Die logische Unterscheidung zwischen Begriffen und darunter fallenden Gegenständen ist von grundlegender Wichtigkeit. Wer sie verwischt oder gar aufhebt, der hört im Grunde auf zu denken und denkt nur noch, dass er denkt.

"Zeichen als Magie, als unmittelbare Offenbarung des Seins. Diese Auffassung steht am 'Ursprung' des Zeichendenkens und geht auf älteste animistische Vorstellungen zurück. Sie finden ihre Fortsetzung vorzugsweise in religiösen oder mystischen Lehren. (...)
Identität von Zeichen und Welt. Das Ganze der Phänomene erscheint in sich selbst zeichenhaft; jedes Ding oder Ereignis ist Offenbarung des Seins oder spricht von sich her ein Geheimnis aus. Die Zeichendeutung erweist sich dann als spekulative Mantik, wie sie religiösen und mystischen Lehren zugrundeliegt."


(Mersch, Dieter, Hrsg. Zeichen über Zeichen: Texte zur Semiotik von Peirce bis Eco und Derrida. München: dtv, 1998. S. 11f.)

Eine solche Zeichenauffassung zeugt von einem primitiven, prä-logischen und prä-rationalen Denken. Aber für Hübner steht sie gleichberechtigt neben der modernen Logik und Semiotik, in deren Rahmen sich die Wissenschaft bewegt.—Süße Träume, Herr Professor!
Hübners Strategie scheint zu sein, der Entmythologisierung der Religion durch die Wissenschaft Einhalt zu gebieten und dafür die Wissenschaft zu remythologisieren, d.h. sie zu einer "Sage" unter mehreren zu machen, wodurch sie ihre Vormachtsstellung als Richterin über Wahrheit und Falschheit verlöre.

Im Übrigen erscheint mir Hübners Behauptung, die Wirklichkeit selbst habe einen "aspektischen Charakter", der es uns erlaube, sie wahrheitsgetreu mal so und mal so zu betrachten, haltlos.
Es gibt nur eine einzige allumfassende Wirklichkeit, und darin ist entweder das theistische (bzw. das jüdische, christliche, islamische) Weltbild zutreffend oder das atheistisch-naturalistische. Eines der beiden Weltbilder ist auf jeden Fall falsch!
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