sun hat geschrieben:warum glauben intelligente und gebildete Menschen?
- weil es Lücken in unserem Wissen gibt, wodurch Platz für übernatürliche Erklärungen bleiben
- weil das antrophische Prinzip nicht bekannt oder nicht überzeugend ist
- weil Ockhams Rasiermesser nicht akzeptiert, bzw. Gott als einfaches Wesen gedacht wird
Dem ersten Punkt kann ich zustimmen, auch wenn ich es anders formulieren würde. Es wird hier ja gerne das Bild des Lückenbüßergottes gezeichnet. So von wegen man braucht eine Erklärung für die Blitze, schwupp hat man wütende Götter. Der Gott der Bibel entspricht diesem Bild nicht, und auch Animismus findet in ihr keinen Platz, obwohl man eigentlich beides in einem derart alten, menschengemachten(?) Werk erwarten sollte.
Das antrophische Prinzip war mir tatsächlich nicht bekannt. Ich habe nur die ersten Zeilen in Wikipedia gelesen. Was bitte soll daran überzeugend sein? Sag mir, was dich daran überzeugt und ich sage dir, warum ich es anders sehe. (Einfach so ins Blaue tue ich das jetzt mal nicht)
Mit Ockhams Rasiermesser habe ich eigentlich kein Problem, allerdings
"ist zu beachten, dass dieses Sparsamkeitsprinzip keine Aussage über die Gültigkeit von Erklärungsmodellen macht, sondern nur eine Heuristik bietet, wie wirksame Erklärungen gefunden werden können." -- Wikipedia
Ich würde allerdings anders rasieren: Ich bevorzuge einen Jahrtausende alten Bericht, der unverändert mit aktuellen Erkenntnissen kompatibel
* ist, über eine Theorie die auch nach Jahrhunderten des Flickens noch nicht ausgereift ist. Ein Richter würde wohl auch nicht erwarten, dass ein Zeuge nach Hunderten Korrekturen seiner Aussage irgendwann noch die Wahrheit sagen wird.
Auch wenn wir annehmen, dass die Evolution (von der kosmischen bis zur biologischen) lückenlos wäre, dann wäre dadurch die Ursprungsfrage nicht gelöst, sondern nur um 15 Mrd. Jahre vertagt. Das ist für mich keineswegs befriedigend. Und wenn ich ein Rassiermesser wäre, und sollte zwischen "vertagt" und "geschaffen" entscheiden... Ich würde nicht lange überlegen. (Es sei noch einmal angemerkt, dass der angenommene Schöpfer nicht den von ihm geschaffenen Gesetzen unterliegt).
* kompatibel soll hier heißen, dass sich die Mosaikstückchen auch zu einem anderen Bild zusammensetzen lassen, wie es El Schwalmo weiter oben formuliert hat. Um nicht wieder vom Thema abzukommen, liste ich hier mal nicht auf, warum ich die Bibel für Wissenschaftskompatibel halte. (Ein Fehler, der meiner Meinung gerne gemacht wird, ist, dass man unterstellt, dass Dinge die nicht wissenschaftlich beweisbar sind, nicht mit der Wissenschaft kompatibel sind, bzw. dadurch automatisch unwahr.)
sun hat geschrieben:mich würde interessieren was wirklich dahinter steckt. Also hinter den oben aufgeführten Punkten.
Woher kommt die Idee das Gott einfach ist und leichter anzunehmen als ein Urknall.
Warum haben viele so wenig vertrauen in die Wissenschaft, dass Sie lieber übernatürlichen Erklärungen glauben als eine wissenschaftliche Antwort suchen? Steckt da eine wissenschaftsfeindlichkeit dahinter und wenn ja woher kommt diese?
Warum muss Gott denn einfach sein? Und was meinst du damit?
Und wer sagt, das Gläubige kein Vertrauen in die Wissenschaft haben? Ich habe nur kein vertrauen in Menschen.
Eine Theorie die beständig im Fluss ist, ist nun einmal auch nicht sonderlich vertrauenserweckend. (Ironischerweise gab es aber wohl zu jedem Zeitpunkt Menschen, die den jeweiligen Stand der Theorie als "bewiesen" glaubten und proklamierten...)
Ich denke, dass ein Mensch jeglicher Weltanschauung zu einem richtigen Ergebnis kommen kann, wenn es z.B. darum geht, die Mengen bestimmter Isotope in einer Probe zu bestimmen.
Wenn es aber darum geht, die gemessenen Werte zu interpretieren, erhält man gewiss ebensoviele Meinungen wie Weltanschauungen vertreten sind. (2 Ärtzte, 3 Meinungen - oder wie sagt der Volksmund?)
Wenn ein Angler seinem Kollegen erzählt, es seien nur Forellen im Fluss, aber keine Barsche, und dieser fortan nur mit Forellenköder angelt, ist er vielleicht auch nach Jahren noch davon überzeugt, dass es dort keine Barsche gibt. Seine eigenen "Messungen" haben das Vor-Urteil bestätigt.
Wenn man also davon ausgeht, dass es für alles natürliche Erklärungen gibt, dann kommt man natürlich auch nicht zu anderen Ergebnissen.
Ansonsten würde ich an dieser Stelle gerne eine "Begriffsdefinition" anregen...
Um welche Gläubigen geht es denn eigentlich?
Ich habe mich in den letzten Tagen ein wenig über Brights informiert, und mich dabei immer wieder Vorwürfen ausgesetzt gesehen, die mich eigentlich überhaupt nicht (be)treffen.
Wenn z.B. Dawkins anregt, Kinder von Christen nicht christliche Kinder zu nennen, dann muss ich sagen: Thumbs up!!!
Man wird weder durch Taufe noch durch Abstammung Christ. Das entspricht zwar möglicherweise der Lehre oder Tradition der heutigen großen Kirchen, ist deswegen aber noch lange keine biblische Wahrheit.
Da ich die Bibel für wörtlich wahr halte, könnte man mich wohl als Fundamentalisten bezeichnen. Aus naheliegenden Gründen sollte man dafür aber vielleicht den neuen Begriff
Original prägen...
Darüber hinaus würde ich unterstellen, das Originale sich intensiv mit den Grundlagen ihres Glaubens und vielleicht auch mit Kritik daran auseinandergesetzt haben, und eine bewusste Entscheidung getroffen haben.
Sie sind daher abzugrenzen von den
Traditionellen, die einfach schon immer dazugehört haben und denen es vielleicht auch egal ist, ob die Brights das lächerlich finden.
Dann gibt es wohl noch die
Spirituellen, die sich einfach nur wohlfühlen, den "Flow" im Gottesdienst spüren, und an manchen Tagen Gott so richtig spüren, oder das zumindest meinen. (Die weiter oben diskutierte mythische oder mystische Erfahrung würden nämlich keinesfalls alle für sich in Anspruch nehmen wollen.) Das ist wohl die Gruppe, die auch anfällig für Fernsehprediger ist und Heilungsgottesdienste besucht.
In eine ähnliche Richtung gehen wohl die
Mirakulösen, die gerne auch mal eine Marienerscheinung haben.
Es scheint auch eine Gruppe zu geben, die man wohl die
Schizophrenen nennen muss, denn sie glauben Sonntags an Schöpfung und Montags an Evolution.
Dann wären da (mindestens) noch die
Aufgeklärten oder die
Integrationalisten. Sie haben kein Problem damit, die Bibel mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, bzw. was dafür gehalten wird, in Einklang zu bringen. Zu dieser Gruppe zählen inzwischen vermutlich die meisten Theologen der ev. u. kath. Landeskirchen, deren offizielle Lehrmeinung Evolution beinhaltet. Ihr Werkzeug ist die historisch-kritische Methode, man könnte sie auch als die naturalistische Art der Bibelauslegung bezeichnen.
Möglicherweise existieren auch ein paar Blends der obigen ;)
Es wäre anzumerken, dass sich obige Definitionen nur den Personenkreis umfasst, der gewöhnlich als Christen bezeichnet wird, also nur einen Teil der Supers.
Subjektiv kann man wohl sagen, dass die Intelligenz in den oben genannten Gruppen nicht gleichmäßig verteilt ist...
Auf jeden Fall sollte man suns Fragen wohl differenziert beantworten. Ein simples "Aus Tradition und Unwissen" wird der Sache nicht gerecht.
Meine Geschichte ist übrigens etwas anders verlaufen als die von darwin upheaval:
Im Alter von etwa 10 Jahren wurde mir schlagartig die Unvereinbarkeit des Schöpfungsberichts mit den Stammbäumen in einem Tierbuch bewußt. (Auch hier hat ein großer Bruder leicht nachgeholfen. Er hat eigentlich nur gefragt, ob mir der Widerspruch bewußt sei.) Ich habe mich fortan mit dem Thema beschäftigt, allerdings vorrangig aus dem "anderen" Blickwinkel. (Damit kein falscher Eindruck entsteht:
Ich wollte es wissen, und niemand hat mir nahegelegt irgendetwas zu lesen).