Übernatürliches und Nichtkausalität

Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon HF******* » Mo 1. Sep 2008, 14:19

Wo liegt der Unterschied zwischen einem übernatürlichen Vorgang und einem echt akausalen Vorgang? :skeptisch3:

Mit "echt akausal" meine ich wirklich zufällig, also nicht bloß ein Sachverhalt, bei dem einem die Ursache nicht bekannt ist, sondern ein solcher, bei dem es einfach keine Ursache gibt.
HF*******
 
Beiträge: 2651
Registriert: Do 19. Okt 2006, 11:59

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon emporda » Mo 1. Sep 2008, 16:43

HFRudolph hat geschrieben:Wo liegt der Unterschied zwischen einem übernatürlichen Vorgang und einem echt akausalen Vorgang? :skeptisch3:
Mit "echt akausal" meine ich wirklich zufällig, also nicht bloß ein Sachverhalt, bei dem einem die Ursache nicht bekannt ist, sondern ein solcher, bei dem es einfach keine Ursache gibt.

Echt kausal kann bedeuten, dass wir den Zusammenhang nur nicht erkennen, obwohl er da ist. Übernatürlich ist fast die ganze Latte der Exorzismuserscheinungen

1) göttliche Zulassung als eine Krankheit von Gott zugelassen, eine teuflische Heimsuchungen, Schläge, Stürze, Unfälle
Alles was geschieht kommt nur von Gott, kann wiederum nur von Gott beseitigt werden, sei es der Schnupfen oder der verstauchte Fuß. Um es zu beseitigen bedarf es des intensiven Gebetes, sonst klappt es nicht
2) Verwünschungen die andere aussprechen wie eine Behexung, wenn man etwas auf den Körper legt, durch Verfluchung, den Bösen Blick, Voodoo, Macumba-Zauber usw.
Das sind alles reale Möglichkeiten und Fakten dieser Welt, natürlich nur von und für Menschen gültig. Kein Affe, Hund oder sonstige Wesen sind dazu in der Lage
3) Umgang mit gefährlichen Personen und Orten wie Zauberer, Kartenleger, Astrologen, Hexer, Spiritisten, satanische Rituale, Okkultismus, Totenbeschwörung, Satanspakte, übernatürliche Kraft, sprechen fremder Sprachen usw.
Die Dinge sind reale Fakten, es handelt sich nicht etwa um psychopathologische Krankheitsbilder, Wahnvorstellungen und sonstige neurologische Störungen. Die Ausübenden haben diese Fähigkeiten, natürlich diesmal nicht von Gott zugelassen sondern aus einem Pakt mit Satan.
4) beständig schwere und vielfache Sünde durch teuflische Heimsuchung wie „Satan ging in ihn ein“. Das sind dann Verbrecher und/oder Priester, die Drogen nehmen, schwere Verbrechen ausführen und sich sexueller Perversionen schuldig machen:
Auch hier ist nicht etwa eine genetische Veranlagung oder eine psychische Störung die Ursache, Gott ist auch nicht schuld, denn nur der Satan kann so etwas Böses wollen

Das ist nicht etwa Dummheit, totale Verblödung oder gar alberne Spökenkickerei, den Katholen ist es bitter ernst damit, es ist wesentlicher Teil ihres offziellen Glaubens begündet durch die Bibel.
In der Generalaudienz vom November 1972 sagt Papst Paul VI zum Exorzismus „Wer sich weigert, diese schreckliche Wirklichkeit als bestehend anzuerkennen, verlässt den Rahmen der biblischen und kirchlichen Lehre. Sie ist geheimnisvoll und Furcht erregend“

Für jemanden der an Engel, Heilige, Teufel und Dämonen glaubt, für den ist alles außerhalb dem Begriffsvermögen seines Verstand Übernatürlich. Folglich gilt, je dümmer um so mehr Übernatürliches.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon Klaus » Mo 1. Sep 2008, 17:09

Nun echter Zufall, wie ich es sehe, finden wir in der natürlichen Selektion.
Einzelne Mitglieder einer Population überleben eben nur durch Zufall, ebenso basiert die Fortpflanzung auf einem nicht unerheblichen Zufallsfaktor. Gerade bei der Fortpflanzung spielen Zufälle eine sehr große Rolle, angefangen beim Crossing-Over der elterlichen Chromosomen während der Meiose, und anschließend, das Überleben der neugeschaffenen Zygote.
Hinzu kommt, dass mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit potentiell günstige Gen-Kombinationen durch Umwelteinflüsse vernichtet werden.(Erdbeben, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche etc.) Die Bevorzugung bestimmter Genotypen, durch die natürliche Selektion kann nicht stattfinden.
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon Myron » Mo 1. Sep 2008, 18:57

HFRudolph hat geschrieben:Wo liegt der Unterschied zwischen einem übernatürlichen Vorgang und einem echt akausalen Vorgang?


Ein übernatürlicher Vorgang muss nicht ursachenlos sein; aber einer übernatürlichen Verursachung liegt kein physischer Wirkungsmechanismus zugrunde.
Benutzeravatar
Myron
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 4808
Registriert: So 1. Jul 2007, 17:04

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon ganimed » Mo 1. Sep 2008, 20:03

Ich musste mir die Ausgangsfrage mehrere Male durchlesen. Irgendwas stimmt da in der Fragestellung nicht.

1) Übernatürlicher Vorgang
Einen übernatürlicher Vorgang gibt es nicht, darin sind wir uns hier ja sicher einig. Definiert ist der wohl dadurch, dass irgendwo beim Vorgang etwas Übernatürliches im Spiel ist, also etwas außerhalb unseres Universums, außerhalb der Physik.

2) Akausaler Vorgang
Einen akausalen Vogang gibt es auch nicht. Darin sind wir uns hier hoffentlich auch einig. Definiert ist er dadurch, dass etwas ohne Grund geschieht. In diesem Universum ist so etwas noch nie beobachtet worden und, soweit ich weiß, auch nicht vorgesehen. Unser Universum ist kausal.

Ich würde denken, der Unterschied ist, dass 2) ein Spezialfall von 1) ist. Jeder akausale Vorgang ist ein übernatürlicher Vorgang, aber nicht umgekehrt.

HFRudolph hat geschrieben:Mit "echt akausal" meine ich wirklich zufällig

Da ist er, der Fehler in der Fragestellung, der mich ein wenig irritierte. Zufall ist für dich Akausalität?
Wenn ich mit dem Würfel eine 6 würfele, dann hat das ganz klar Ursachen. Es liegt an den Kräften, die ich und die Tischplatte auf den Würfel ausüben und an der Ausgangsposition, wie ich den Würfel gehalten habe. Die Wechselwirkungen sind allerdings so unübersichtlich, dass es (meistens) völlig unmöglich ist, das Ergebnis vorauszuberechnen. Aber Zufall (also Unberechenbarkeit) hat nichts mit Akausalität (also Ursachenlosigkeit) zu tun.

Edit: ich habe gerade noch einmal, zur Sicherheit, unter Wikipedia bei "Zufall" nachgeschaut. Ich muss zugeben, da ist auch von akausal die Rede. Nicht immer ganz eindeutig zwar, aber immerhin. Ist dieser Artikel nun ein Beispiel für einen unzuverlässlichen Wikipedia-Artikel, vor denen kürzlich hier in einem anderen Thread gewarnt wurde? Oder hat Wikipedia recht und ich spinne nur?
Benutzeravatar
ganimed
 
Beiträge: 1687
Registriert: Sa 23. Aug 2008, 22:35

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon sun » Di 2. Sep 2008, 00:17

ganimed hat geschrieben:Ich musste mir die Ausgangsfrage mehrere Male durchlesen. Irgendwas stimmt da in der Fragestellung nicht.

Für mich ergibt Sie Sinn. Ich werd versuchen das zu erklären.

ganimed hat geschrieben:1) Übernatürlicher Vorgang
Einen übernatürlicher Vorgang gibt es nicht, darin sind wir uns hier ja sicher einig. Definiert ist der wohl dadurch, dass irgendwo beim Vorgang etwas Übernatürliches im Spiel ist, also etwas außerhalb unseres Universums, außerhalb der Physik.

Der Vorgang wird durch einen Vorgang außerhalb der Physikalischen Gesetze und Ketten unser bekannten materiellen Welt verursacht. Meist natürlich sogar durch einen Intelligenten Beweger. Da unser Universum als physikalisch abgeschlossen betrachtet werden kann (ich kenne kein Argument, dass diesem wirklich widerspricht) ist diese Sorte von Vorgängen wohl eher selten.

ganimed hat geschrieben:2) Akausaler Vorgang
Einen akausalen Vogang gibt es auch nicht. Darin sind wir uns hier hoffentlich auch einig. Definiert ist er dadurch, dass etwas ohne Grund geschieht. In diesem Universum ist so etwas noch nie beobachtet worden und, soweit ich weiß, auch nicht vorgesehen. Unser Universum ist kausal.

Ob unser Universum wirklich kausal ist ist nach momentanem Wissenstand nicht mehr hundertprozentig zu halten. Kausal im Sinne von determinert. Dann müsste ich für einen Vorgang ja die Ursache angeben können. Beim sogenannte Doppeltspaltversuch kommt das "Teilchen, die Welle" an einem unvorhersagbaren Punkt an. Warum es dort ankommt können wir zumindest momentan nicht sagen. Hier können wir akausale Vorgänge vermuten.

ganimed hat geschrieben:Ich würde denken, der Unterschied ist, dass 2) ein Spezialfall von 1) ist. Jeder akausale Vorgang ist ein übernatürlicher Vorgang, aber nicht umgekehrt.
Zustimmung!

ganimed hat geschrieben:
HFRudolph hat geschrieben:Mit "echt akausal" meine ich wirklich zufällig

Da ist er, der Fehler in der Fragestellung, der mich ein wenig irritierte. Zufall ist für dich Akausalität?
Wenn ich mit dem Würfel eine 6 würfele, dann hat das ganz klar Ursachen. Es liegt an den Kräften, die ich und die Tischplatte auf den Würfel ausüben und an der Ausgangsposition, wie ich den Würfel gehalten habe. Die Wechselwirkungen sind allerdings so unübersichtlich, dass es (meistens) völlig unmöglich ist, das Ergebnis vorauszuberechnen.

Das Würfeln ist ja nur ein angenäherter Zufall. Das System ist so komplex, das es nicht in annehmbarer Zeit vorherberechnet werden kann (da auch schon kleine Ungenauigkeiten das Ergebnis grandios verfälschen können). Damit können wir es als Zufall akzeptieren. Es wäre aber natürlich theoretisch möglich den Würfel genau genug zu erfassen, dass ein Wurfergebnis vorherberechnet werden kann.

ganimed hat geschrieben:Aber Zufall (also Unberechenbarkeit) hat nichts mit Akausalität (also Ursachenlosigkeit) zu tun.

Wenn man unter Zufall Komplexität versteht mag das Stimmen. Wie Wikipedia würde ich Zufall aber anders definieren. Wenn mein Versuch ein zufälliges Ergebnis produzieren kann, kann ich nicht behaupten die Ursache in meinem Versuch würde das Ergebnis bedingen. Bzw. es bedingt verschiedene Mögliche Ergebnisse und damit ist die Ursache für die verschiedenen Ergebnisse unklar. Es müsste eine Ursache gefunden werden, die entscheidet wann welches Ereigniss eintrifft. Gibt es diese Ursache nicht haben wir es mit einem akausalen Vorgang zu tun. Das tut uns in unserem Ursache Wirkung Schädel verdammt weh, aber ich kann mir das nicht anders erklären.

ganimed hat geschrieben:Oder hat Wikipedia recht und ich spinne nur?

Wikipedia hat immer recht :applaus:
Nein niemand spinnt hier, aber wir müssen halt die Begriffe einheitlich definieren. Sonst gibt es Chaos!
sun
 
Beiträge: 76
Registriert: Mo 11. Aug 2008, 21:54

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon Myron » Di 2. Sep 2008, 03:06

ganimed hat geschrieben:1) Übernatürlicher Vorgang
Einen übernatürlicher Vorgang gibt es nicht, darin sind wir uns hier ja sicher einig. Definiert ist der wohl dadurch, dass irgendwo beim Vorgang etwas Übernatürliches im Spiel ist, also etwas außerhalb unseres Universums, außerhalb der Physik.


Als Naturalisten können wir es freilich wie folgt formulieren:
"Wenn es übernatürliche Vorgänge gäbe, dann lägen ihnen keine physischen Wirkungskräfte zugrunde."
(Das gilt zumindest für die Einleitung, d.i. die Erstverursachung, eines übernatürlichen Vorgangs. Wenn z.B. Gott über dem Meer einen Sturm hervorzaubert, der einen sehr hohen Wellengang verursacht, welcher wiederum ein von Gott verdammtes Schiff mitsamt seiner Besatzung kentern und untergehen lässt, dann ist der ursächliche Zusammenhang ab der übernatürlichen Hervorzauberung des Sturmes ein natürlicher, weil ab da rein physische Kräfte am Werke sind. Das wäre nicht der Fall, wenn Gott das Schiff direkt auf übernatürliche Weise, d.h. ohne sekundäre physische Kräfte, versenken würde. Es ist also zu unterscheiden zwischen übernatürlichen Vorgängen, in die keinerlei physische Ereignisse als Zwischenglieder in einer komplexen Wirkungskette einbezogen sind, und solchen, bei denen dies der Fall ist.)

Es gibt ein selten gebrauchtes Synonym zu "übernatürlich", das es in meinen Augen verdient, viel häufiger gebraucht zu werden: "hyperphysisch" (http://www.textlog.de/8314.html)
(Im Englischen gibt es das Adjektiv "hyperphysical".)
Das aus lateinischen Wörtern gebildete "Supernaturalismus" und das aus griechischen Wörtern gebildete "Hyperphysikalismus" entsprechen einander genau.
Das Übernatürliche ist das (absolut) Hyperphysische, d.h. dasjenige, das im Physischen weder wurzelt noch davon abhängig ist.

ganimed hat geschrieben:2) Akausaler Vorgang
Einen akausalen Vogang gibt es auch nicht. Darin sind wir uns hier hoffentlich auch einig. Definiert ist er dadurch, dass etwas ohne Grund geschieht. In diesem Universum ist so etwas noch nie beobachtet worden und, soweit ich weiß, auch nicht vorgesehen. Unser Universum ist kausal.


Es ist oft davon zu lesen, dass es zu einem physischen Ereignis wie dem Zerfall eines radioaktiven Atoms zum Zeitpunkt T kein bestimmtes anderes Ereignis gebe, das dessen Zerfall zum Zeitpunkt T verursache. Das heißt, der radioaktive Zerfall zum Zeitpunkt T sei ursachenlos. Das ist ein schwieriges Thema, aber ich möchte mögliche ursachenlose Ereignisse jedenfalls nicht von vornherein als übernatürlich bezeichnen.
Benutzeravatar
Myron
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 4808
Registriert: So 1. Jul 2007, 17:04

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon Aeternitas » Di 2. Sep 2008, 18:45

Klaus hat geschrieben:Nun echter Zufall, wie ich es sehe, finden wir in der natürlichen Selektion.
Einzelne Mitglieder einer Population überleben eben nur durch Zufall, ebenso basiert die Fortpflanzung auf einem nicht unerheblichen Zufallsfaktor. Gerade bei der Fortpflanzung spielen Zufälle eine sehr große Rolle, angefangen beim Crossing-Over der elterlichen Chromosomen während der Meiose, und anschließend, das Überleben der neugeschaffenen Zygote.
Hinzu kommt, dass mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit potentiell günstige Gen-Kombinationen durch Umwelteinflüsse vernichtet werden.(Erdbeben, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche etc.) Die Bevorzugung bestimmter Genotypen, durch die natürliche Selektion kann nicht stattfinden.


Ist aber nicht akausal was du da sagst/beschreibst. Auch wenn hier die Ursache nicht immer ganz klar ist, kann man dennoch davon ausgehen das es eine gibt.
Benutzeravatar
Aeternitas
 
Beiträge: 339
Registriert: Sa 16. Jun 2007, 22:49
Wohnort: Hamburg

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon ganimed » Di 2. Sep 2008, 21:32

Ich möchte nochmal bekräftigen: eigentlich bin ich recht sicher, dass ich nicht spinne. Ich wollte es nur vorsichtig formulieren.

Und jetzt mal Tacheles: unser Universum ist kausal.
Es gibt unzählige Dinge, die wir bisher beobachtet haben und eine Ursache benennen können.
Es gibt ein paar Dinge, wo wir die Ursache bisher nicht kennen (Genauer Zeitpunkt radioaktiver Emission, Quantenvorgänge, Doppelspaltexperimente).

In der Quantentheorie, da weiß man halt noch zu wenig. Und wegen der Heisenbergschen Unschärferelation wird man, auch wenn man die Ursachen im Prinzip kennen würde, konkrete Ereignisse niemals berechnen bzw. vorhersagen können. Vermutlich wird also der radioaktive Zerfall für alle Zeiten ein toller Zufallsgenerator bleiben. Aber die Abstrahlung hat natürlich eine Ursache und es hat natürlich auch eine Ursache, dass dies gerade dann und dann passiert.

Wieso sollte man jetzt, gerade wo die Wissenschaftler im Bereich Quantenphysik langsam warm werden, plötzlich die Flinte ins Korn werfen und davon überzeugt sein, dass irgendetwas in unserem Universum nun doch keine Ursache hat? Ich denke, wir Naturalisten sind doch gerade die, welche solange von Ursachen ausgehen, von natürlichen Erklärungen, bis uns mal wirklich einer ein Gegenbeispiel nachweist.

Ich bleibe also vorerst dabei: übernatürlich gibt es nicht und akausal gibt es auch nicht. Wie um Himmels Willen könnte man anderer Meinung sein?
Benutzeravatar
ganimed
 
Beiträge: 1687
Registriert: Sa 23. Aug 2008, 22:35

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon sun » Di 2. Sep 2008, 23:46

Nun lieber ganimed.
Die Lücken in unserer kausalen Erklärung die du sehr schön aufgezählt hast sind eben Grund genug nicht mehr breit herauszutönen, dass die Welt kausal ist.
Die meisten Vorgänge sind klar mit Ursache und Wirkung zu beschreiben. Durch das Einräumen möglicher akausaler Vorgänge begibt man sich noch lange nicht aus dem Gebiet des Naturalismus.

Weiterhin sind diese akausalen Vorgänge ja kein Einfallstor für das Übernatürliche.
Den Gottesbegriff, der sich damit zufriedengibt zu entscheiden wann ein Atom zerfällt und sich dabei an eine Halbwertszeit hält, oder der einen Doppelspalt schön gaußverteilt aussehen möchte ich einmal in einer Kirche angebetet sehen. :irre:
Diese Dinge haben auf unser Leben keinen wesentlichen Einfluss, weshalb sie sich für Götter nicht besonders eignen.

Keine Bange!
sun
 
Beiträge: 76
Registriert: Mo 11. Aug 2008, 21:54

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon Kurt » Mi 3. Sep 2008, 07:16

sun hat geschrieben:Durch das Einräumen möglicher akausaler Vorgänge begibt man sich noch lange nicht aus dem Gebiet des Naturalismus.

Weiterhin sind diese akausalen Vorgänge ja kein Einfallstor für das Übernatürliche.


Könnte es nicht sein, dass durch eine Folge solcher akausaler Vorgänge ein (letzten Endes) akausaler Effekt auf die Makrowelt hervorgerufen wird? Ich sehs wie ganimed, akausale Vorgänge sind für mich Miniwunder. Und ich glaube weder an große noch an kleine Wunder.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 3. Sep 2008, 08:33

sun hat geschrieben:Durch das Einräumen möglicher akausaler Vorgänge begibt man sich noch lange nicht aus dem Gebiet des Naturalismus.
Weiterhin sind diese akausalen Vorgänge ja kein Einfallstor für das Übernatürliche.

Es mag auch eine Interpretationssache sein, aber ich meine durch die Anerkennung der Existenz von Zufällen und möglicher Akausalitäten werden Hirngespinnste von übernatürlichen Vorgängen und Wundern sogar obsolet.
Mit höherem Grad des Wissens und der Forschung mag es zukünftig gelingen, einige oder viele Sachen die einem Realisten heute als zufällig oder akausal erscheinen, erklärbar, berechenbar und wiederholbar sein. Oder auch nicht. Die Ablehnung, dass etwas (wirklich) zufällig passieren kann, finde ich etwas kleingeistig, ängstlich, ... (mir fehlt gerade der richtige Begriff - ist das Zufall?), der freie Geist, kann auch mit Unbestimmtheiten leben.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon emporda » Mi 3. Sep 2008, 11:27

HFRudolph hat geschrieben:Mit "echt akausal" meine ich wirklich zufällig, also nicht bloß ein Sachverhalt, bei dem einem die Ursache nicht bekannt ist, sondern ein solcher, bei dem es einfach keine Ursache gibt.
Irgendwie passt das Wort zufällig da nicht rein.

6 Richtige im Lotto sind "zufällig" bei etwa 1:13,8 Millionen Chancen, setzen aber voraus, dass es Lotto überhaupt gibt und dass der Gewinner mitgespielt hat. Einen echten Zufall als umgangsprachlichen Ausdruck gibt es nicht, es gibt nur wahrscheinliche Ergeignisse, die an bestimmte Bedingungen gegknüpft sind.

Damit ein Stern irgendwann zur Supernova zusammenfällt, muss es ein Universum mit diesem Stern geben; damit ein Knopf abplatzt, muss es ein Kleidungsstück mit diesem Knopf geben uw.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 3. Sep 2008, 11:38

emporda hat geschrieben:6 Richtige im Lotto sind "zufällig" bei etwa 1:13,8 Millionen Chancen, setzen aber voraus, dass es Lotto überhaupt gibt und dass der Gewinner mitgespielt hat. Einen echten Zufall als umgangsprachlichen Ausdruck gibt es nicht, es gibt nur wahrscheinliche Ergeignisse, die an bestimmte Bedingungen gegknüpft sind.
Unfug. Gibt es nur in deinem Weltbild nicht. Die Voraussetzung, dass es z.B. Lotto überhaupt gibt, schränkt die Existenz des Zufalls welche Zahlen "gezogen" werden, überhaupt nicht ein. Der Zufall (zufälliges Ereignis) ist durchaus eine Definition in der Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon HF******* » Mi 3. Sep 2008, 18:08

@Emporda: Gibt es auch im Gehirn keine akausalen Vorgänge, ist unser Wille determiniert? In Deinem ersten Beitrag hast Du ein "a" vergessen, wenn ich mich nicht täusche.

@Myron: Nicht naturwissenschaftliche Kausalität hört sich spannend an - es muss dann in einem (wenn auch noch so kleinen) Bereich behauptet werden, dass etwas passiert, was sich als normaler Kausalvorgang so nicht ereignen kann, was also entweder widerlegbar ist oder ohnehin noch nie betrachtet wurde oder auch der Beschreibung nach nicht nachvollziehbar wäre. Es sind also übernatürliche Vorgänge nicht mit klassischer Kausalität beschreibbar: Die Beschreibung erfolgt normalerweise unter Hinzuziehung einer größeren Blackbox, d. h. riesige Bereich des Kausalvorgangs werden ausgelassen und mit dem Schlagwort "Übernatürlich" ersetzt.

Was ist die Behauptung der Akausalität anderes?
Was ist es dann anderes, wenn ich sage, dass sich ein und derselbe Ablauf zwei mal unterschiedlich ereignet, ich die Abläufe nicht beschreiben kann und dann auch noch sage, dass das auch bei noch so hohem Wissensstand niemals möglich wäre: Nehme ich da nicht auch eine Blackbox, die ich mit dem Schlagwort "akausal" belege, ebenso wie ich sie auch mit dem Schlagwort "übernatürlich" belegen könnte?

Ist es in diesem Fall "nur" akausal, nicht aber übernatürlich, weil der Bereich kleiner ist, der in die Blackbox gestopft wird? Kann nicht jeder übernatürliche Vorgang mit Akausalität "erklärt" werden, wobei Akausalität ja gerade beinhaltet, dass man die Abweichung zweier identischer Sachverhalte auch theoretisch nicht erklären können soll, die also nicht nur praktisch, sondern theoretisch unerklärbar sein sollen?

@Ganimed und Aeternitas: Volle Zustimmung :mg:

@1von6,5Milliarden: Mit echtem Zufall meine ich einen akausalen Vorgang (s.o.), über den Terminus kann man sich streiten. Die Lottozahlen haben mit kausalität nichts zu tun, die sind so kausal wie nur irgendetwas, da sind wir uns wohl einig, auch wenn wir die Kausalkette schon aufgrund fehlender Variablen nicht vorausberechnen können.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:... aber ich meine durch die Anerkennung der Existenz von Zufällen und möglicher Akausalitäten werden Hirngespinnste von übernatürlichen Vorgängen und Wundern sogar obsolet.

:lachtot: Ja eben, ist das nicht das selbe?

@Klaus: Die Evolution ist doch nicht akausal!?

sun hat geschrieben:Da unser Universum als physikalisch abgeschlossen betrachtet werden kann (ich kenne kein Argument, dass diesem wirklich widerspricht) ist diese Sorte von Vorgängen wohl eher selten.

Ach, und wor ward soetwas bereits beobachtet? :lachtot:
HF*******
 
Beiträge: 2651
Registriert: Do 19. Okt 2006, 11:59

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon Klaus » Mi 3. Sep 2008, 20:08

Holger hat geschrieben:@Klaus: Die Evolution ist doch nicht akausal!?

Das hat niemand behauptet, dass die Evolution zufällig ist. In ihr laufen aber, siehe natürliche Selektion, echte Zufälle ab, insbesondere bei der Meiose. Umwelteinflüsse können ebenso auf eine Population Einfluß nehmen.
Evolution wirkt nicht im Genotyp, sondern im Phänotyp.
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon folgsam » Mi 3. Sep 2008, 20:16

Klaus hat geschrieben:Nun echter Zufall, wie ich es sehe, finden wir in der natürlichen Selektion.


Da hast du was falsch verstanden, natürliche Selektion ist eigentlich das genaue Gegenteil von Zufall. Nun kommt es darauf an wie du Zufall definierst. Ein absolut zufälliger Vorgang wäre etwas, dass nicht durch äussere oder innere Faktoren beinflusst werden kann (weniger zufällig gemacht machen kann), das ist nicht möglich. Ein zufälliges System müsste also ein sehr einfaches Gebilde sein.
Nun ist aber schwerlich ein komplexeres System denkbar, als das eines Ökosystems oder gar der gesamten Biosphäre mit all ihren unzähligen miteinander verbundenen Faktoren, Variablen und Beinflussungen.
Natürliche Selektion passt Populationen auf gegebene Umweltbedingungen an, die in vielen Fällen durch die Populationen selber mitgestaltet werden. Die Mechanismen der natürlichen Selektion sind ein anderes Thema, dort spielen randomisierte Vorgänge eine wichtige Rolle um die genetische Variabilität zu gewährleisten, doch wäre es falsch von der Natürlichen Selektion und der aus ihr folgenden Evolution von Zufall zu sprechen.
Benutzeravatar
folgsam
 
Beiträge: 1307
Registriert: Fr 28. Dez 2007, 16:18

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon folgsam » Mi 3. Sep 2008, 20:18

Klaus hat geschrieben:Evolution wirkt nicht im Genotyp, sondern im Phänotyp.


Das ist so erstmal eine bloße Behauptung. Es gibt Besonderheiten im genetischen Code (bspw. Transposone) die sich direkt ohne Umweg der Translation auf die fitness des Organismus auswirken können. Die Unterscheidung zwischen Genotyp und Phänotyp wird zunehmend eine künstliche und obsolet.
Benutzeravatar
folgsam
 
Beiträge: 1307
Registriert: Fr 28. Dez 2007, 16:18

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon Klaus » Mi 3. Sep 2008, 20:48

Ein Vulkanausbruch ist bis heute zufällig, und du wirst nichts finden, dass ein solcher Ausbruch nicht auch die Populationen von Tieren und/oder Pflanzen beeinflussen kann und es auch tun.
Noch etwas, beim vertikalen Gentransfer spielt der Zufall ebenso eine Rolle.
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Re: Übernatürliches und Nichtkausalität

Beitragvon Myron » Mi 3. Sep 2008, 20:56

folgsam hat geschrieben:Nun kommt es darauf an wie du Zufall definierst.


Das zu tun, erweist sich als nicht einfach.
Hier ein Versuch:

Ein Ereignis ist genau dann zufällig, wenn sein Eintreten zum Zeitpunkt T_2 > T_1 nicht durch den Gesamtzustand der Welt zum Zeitpunkt T_1 naturnotwendig bedingt ist.

Das heißt, selbst mithilfe vollkommener Kenntnis der Naturgesetze und des Gesamtzustandes der Welt zu T_1 wäre es unmöglich gewesen, treffsicher vorherzusagen, ob das betreffende Zufallsereignis nach T_1 eintritt oder nicht.

Zufälligkeit in diesem Sinne bedeutet Unbestimmtheit, Unbedingtheit.

"Nach WINDELBAND ist Zufall (Subjektiv) 'das durch keine Notwendigkeit bedingte Wirklichwerden einer Möglichkeit' (Die Lehren vom Zufall 1870, S. 4 f.)."
(http://www.textlog.de/5519.html)
Benutzeravatar
Myron
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 4808
Registriert: So 1. Jul 2007, 17:04

Nächste

Zurück zu Religion & Spiritualität

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste

cron