Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon stine » Di 2. Sep 2008, 18:48

Jakob hat geschrieben:Aber ich glaube, daß Du intelligent und gebildet genug bist, um die Unhaltbarkeit der Hypothese "Gott" zu erkennen. Zumal nach langer, langer Zeit in diesem Forum. Warum Du trotzdem noch glaubst bzw. glauben willst, weiß ich nicht. Vermute mal, es sind die vielzitierten Sehnsucht nach Geborgenheit und Angst vor Sinnlosigkeit.


Jakob hat geschrieben:Wenn ich über ein gewisses Maß an Intelligenz und Bildung verfüge, dann muß ich erkennen, daß die Hypothese "Gott" einfach irrsinnig unwahrscheinlich ist. Da komme ich gar nicht drumherum, wenn ich mich mit dem Thema befasse und auch nur im Ansatz logisch denken kann.
Natürlich will sich ein Gläubiger i.d.R. nicht von seinem Glauben befreien, so wie ein Dicker von seinem Speck. Aber das Schöne an Bildung ist, daß die Befreiung vom Glauben nahezu nebenher geschieht. Bloß manch einer will seinen Glauben eben um keinen Preis loslassen. Da hilft dann auch die beste Bildung nix. Solche Leute belügen sich dann selbst. Gründe dafür kann es viele geben.

Ich denke, so ist es!

Tatsächlich ist es so, dass der Glaube eher nicht gestärkt wird, wenn man sich mit reiner Rationalität auf die Suche macht.
Mein eigener rationaler Verstand sagt mir, dass da nichts ist, außer Erde im All.

Wenn ich aber mit dem "Herzen" suche, wie es immer so schön heißt, dann entdecke ich, dass Menschen sich im "wahren" Glauben an Gott plötzlich verändern. Gläubige Menschen sind zuversichtlicher, weniger neidvoll, freundlicher, hilfsbereiter und ehrlicher. (Wohlgemerkt, ich spreche von "echten" Gläubigen, nicht von Zwangsgetauften in der dritten Generation!)
Das heißt also, der Glaube "bewirkt" etwas. Wo eine Veränderung eintritt, da muß es auch eine Ursache dafür gegeben haben. Und so stellt sich die Frage nach wie vor: Was ist das? Was macht diese Menschen so zuversichtlich?

Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Glaube die Welt friedvoller und die Menschen miteinander umgänglicher machen könnte. Aber das bleibt vorerst eine rein futuristische Vision. Die Laizisten haben sicherlich recht, die Trennung von Staat und Religion ist überfällig. Aber es darf nicht vergessen werden, dass sich Staatssysteme kulturell entwickeln und daher teilweise auf gelebte Religion aufbauen. Wir wissen daher auch nicht, ob Demokratie das Allerweltsheilmittel für ein friedvolles Zusammenleben sein kann. Bis wir eine, über alle Grenzen hinweg, funktionierende Staataform in Betrieb nehmen können, müssen wahrscheinlich noch viele Menschen sterben.

Wenn man sieht, wie Aberglaube und esoterische Zirkel "ungläubige" Menschen beeinflussen und wenn man sieht, wie groß die Sehnsucht der Menschen danach ist, dann ist außerdem zu befürchten, dass der ausgetriebene Gottesglaube vielen anderen Götzen Platz machen würde. Im schlimmsten Fall sind das Sektenführer, die für ihren eigenen Wohlstand die Menschen benutzen. (Gibt´s ja heute auch schon genügend).

LG stine
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon webe » Di 2. Sep 2008, 21:47

Für 1von6,5Milliarden:

Ein gutgeführter Dialog besteht nicht darin, dass man selbst was Gescheites schreibt, sondern dass man auch etwas Dummes lesen kann.

Auf den Thead:

Hier stimme ich Jakobs Kommentar in seinen Punkten zu.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Di 2. Sep 2008, 22:12

Jakob hat geschrieben:Solltest Du in selbem Maße wie ich veranlagt sein und bist trotzdem dick, dann bist Du natürlich selber schuld daran.

Richtig. (Wenn auch alle anderen Faktoren gleich sind, wie zum Beispiel Erziehung, Lebensumstände, bestimmt auch Bildung, etc.)
Aber wie wahrscheinlich ist es, dass zwei Menschen im selben Maße veranlagt sind? Vielleicht bin ich ja 1,7 mal soviel veranlagt wie du, oder auch 0,6 mal soviel? Bevor du mir also jemals eine "Schuld" geben könntest, müssten wir beide uns erst einmal ausgiebig genetisch untersuchen lassen. Oder vermutest du, dass dieses Veranlagungsgen entweder da ist oder nicht, also nur zwei Zustände kennt? Ich bin mir recht sicher, dass die Sache mit den Genen so einfach nicht ist.
Und wie gesagt, neben den Genen gibt es ja auch immer ganz viel Durcheinander mit den anderen Faktoren.

Selbst dünn zu bleiben, dann zu sagen, es sei für andere eigentlich ebenso einfach wie für dich, und dann, wenn andere das nicht schaffen, zu folgern, dass sie nur nicht richtig wollten, das ist doch irgendwie recht simpel und einseitig gedacht, würde ich sagen.

Mit der Diskussion, ob es dieser Wille, der dich dünn bleiben lässt, überhaupt "frei" ist und inwieweit also der Erfolg überhaupt dein "Verdienst" ist, will ich hier noch nicht einmal anfangen.

Wir beide können, da sind wir uns einig, nicht recht verstehen, wieso intelligente Menschen gläubig sein können. Aber bei deiner Schuldzuweisung mit dem Dicksein geht es mir lustigerweise so ähnlich. Ich kann auch hier nur schwer nachvollziehen, wieso ein intelligenter Mensch wie du so unlogisch denken kann und einfach mal Millionen Dicke in Deutschland für dumm und selbst schuld hält (wobei ja unter diesen Dicken auch jede Menge intelligente und hochgebildete Menschen sind). Ist es so schwer, einfach mal anzunehmen, dass es höchstwahrscheinlich genetische und andere Faktoren sein werden, die bestimmen, ob jemand dick ist oder nicht und es niemals einfach nur Dummheit und mangelnder Wille ist?

Jakob hat geschrieben:Beim Glauben ist es letztlich genauso. ... Wenn ich über ein gewisses Maß an Intelligenz und Bildung verfüge, dann muß ich erkennen, daß die Hypothese "Gott" einfach irrsinnig unwahrscheinlich ist.

Wie erklärst du dir dann die 7% gläubigen amerikanischen Wissenschaftler? Die verfügen doch wohl über dieses gewisse Maß an Intelligenz und Bildung, oder? Und trotzdem erkennen die das nicht? Deine Annahme kann also nicht stimmen. Offenbar kann man beides unter einen Hut bringen, intelligent sein und glauben.

Bis vor einigen Jahren war ich in ähnlicher Lage. Vielleicht nicht wirklich intelligent und gebildet, aber immerhin leidenschaftlich interessiert an naturwissenschaftlichen Bücher und trotzdem recht gläubig und aktives Mitglied im Posaunenchor. Immerhin. Und wie habe ich diesen Spagat gemeistert? Musste ich nicht nach meinem ersten Buch von Hoimar v. Ditfurth sofort erkennen, dass es Gott nicht gibt? Nein, musste ich nicht. Nichtmal Hoimar v. Ditfurth selber musste das. Aber alles ging natürlich nicht. Die vielen Widersprüche habe ich für mich einige Jahre so aufzulösen versucht:
1) Die Bibel ist bei weitem nicht wörtlich zu nehmen, die Schöpfungsgeschichte schonmal gar nicht. Nur ein Kern stimmt: es gibt einen Gott, der uns erschaffen hat und dem wir nicht egal sind und der uns nach dem Tod in sein Kontinuum, offenbar außerhalb dieses Universums und dieser Zeit, bringt.
2) Jesus hat zwar wirklich gelebt, aber er war nicht wirklich Sohn Gottes, sondern nur ein besonders guter Prediger über den besonders viel (aber nicht besonders genau) überliefert worden ist.
3) Alle theistischen Weltreligionen haben Recht. Es ist unlogisch, dass zufällig das Christentum die Wahrheit gepachtet hat. Also muss die Wahrheit irgendwo in der Schnittmenge aller Religionen liegen. Es gibt da einen Gott, der liebt uns und hat uns erschaffen.
Ich habe meinen Glauben also im Angesicht der Wissenschaft kräftig zurecht gestutzt auf einen halbwegs haltbaren Kern. Und ansonsten habe ich, vielleicht dank meiner genetischen Begabung, Gott des öfteren förmlich gespürt, was mir als guter Beweis für seine Existenz gedient hat (wobei ich heute mit Dawkins denken würde, dass ich da einer psychologischen Täuschung, einem Wahn unterlag).

Ich kann mir aus dieser eigenen Erfahrung also sehr gut vorstellen, wie die 7% amerikanischer Wissenschaftler und die ganzen anderen gebildeten Gläubigen auf der Welt das hinkriegen, sowohl logisch zu denken als auch zu glauben.
Aber auch mir bleibt in diesem Thread eine Frage: wie kann jemand intelligent sein und trotzdem die Bibel wörtlich nehmen, seine Glaubensrichtung als die absolute Wahrheit ansehen und die Evolutionstheorie (bzw. große Teile der Naturwissenschaften) anzweifeln? Das will auch mir nicht in den Kopf.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Di 2. Sep 2008, 22:30

stine hat geschrieben:Das heißt also, der Glaube "bewirkt" etwas. Wo eine Veränderung eintritt, da muß es auch eine Ursache dafür gegeben haben. Und so stellt sich die Frage nach wie vor: Was ist das? Was macht diese Menschen so zuversichtlich?

Wir haben ja, das sagen nicht nur die Neurologen, ein assig großes Hirn und da spielt sich assig viel drin ab. Und diese Placeboeffekte, Selbstkonditionierungssachen, Autosuggestionsgeschichten und vieles mehr sind alle sehr mächtige und reale Werkzeuge. Man kann sich, das hört man ja immer wieder, sehr viele Dinge einreden, seinem eigenen Urteilsvermögen nur in den seltensten Fällen trauen und sowieso, das gesamte Bewusstsein und die Freiheit des eigenen Willens sind nur Illusionen.

Also wäre es angesichts dieses unseres Weichhirns doch nun wirklich gut vorstellbar, dass die "Veränderung" von der du schreibst, als natürliche Ursache ganz klar psychologische Effekte hat. Natürlich werde ich als Mensch in einer positiv eingestellten Glaubensgemeinschaft auch sofort positiv eingestellt. Gruppendynamik, Emphatie, Placeboeffekte, such dir was aus. Man braucht nun wirklich keinen Gott, um sich die positiven Auswirkungen von Gläubigkeit erklären zu können.

Aber ich bin überzeugt, dass auch hier der Zweck nicht alle Mittel heiligt. Ich finde es gefährlich, einem Wahn zu folgen, also sich einen Gott einzubilden, vielleicht wider besseren Wissens, nur um ein positiver, fröhlicher, zuversichtlicher Mensch zu werden. Zumal es da sicher jetzt schon Alternativen gibt. Meditationstechniken, Eigenmotivationstechniken, viele soziale Kontakte haben, sich gesund ernähren, die Liste der Tipps, wie man ganz ohne Gott oder andere Wahnvorstellungen trotzdem sein Gehirn auf einen positiven, gesunden Weg bringen kann, ist recht lang. Und diese weltlichen Methoden hätten den unschlagbaren Vorteil, dass es kein heiliges Buch und keinen heiligen Vater gibt, die einem in völlig unverdienter Autorität was vom Pferd erzählen und Vorschriften machen.

Der gottlose Weg zum Glück ist klar der bessere, würde ich jedenfalls folgern.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon stine » Di 2. Sep 2008, 22:41

ganimed hat geschrieben:Aber auch mir bleibt in diesem Thread eine Frage: wie kann jemand intelligent sein und trotzdem die Bibel wörtlich nehmen, seine Glaubensrichtung als die absolute Wahrheit ansehen und die Evolutionstheorie (bzw. große Teile der Naturwissenschaften) anzweifeln? Das will auch mir nicht in den Kopf.
Ich glaube nicht, dass rational denkende Menschen die Bibel oder andere Schriften als geschriebenes Wort Gottes gelten lassen.
Wer das dennoch tut, hat andere Gründe.
Jetzt wäre natürlich die nächste Frage: Sind Rationaldenker intelligenter, als solche, die sich auch auf Gefühle und Ahnungen einlassen?

Genetisch bedingt kann es durchaus sein, dass das Denken unterschiedlich abläuft. Wird doch schon der Hirnarbeit von Mann und Frau unterschiedliche Arbeitsweise nachgesagt. Frauen denken vernetzter als Männer und sind daher vielseitiger einsetzbar aber in der Regel nicht so tiefgründig und hartnäckig.

@ganimed: Übrigens glaube ich, dass die immer mehr verbreitete Fettleibigkeit, die heute auch schon Kinder und Jugendliche betrifft, aus verschiedenen Faktoren rührt: Bewegungsmangel, Wachstumshormone die mit Wurst- und Fleischkonsum aufgenommen werden und der vermehrte Verzehr von Fertigprodukten, die oft außer Fett und Geschmacksverstärkern nicht viel beinhalten.
Eine Ernährungsumstellung und Bewegung an der frischen Luft würde sicher helfen. Da aber nichts schwieriger ist, als sich und sein Leben zu verändern, hilfts den meisten auch nichts, das zu wissen.

Den Vergleich zum Glauben finde ich übrigens gut: Warum hält man daran fest, wider besseren Wissens?

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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon stine » Di 2. Sep 2008, 22:46

ganimed hat geschrieben:Der gottlose Weg zum Glück ist klar der bessere, würde ich jedenfalls folgern.
Wie sieht denn dieses "gottlose" Glück aus?
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon Kurt » Di 2. Sep 2008, 23:26

ganimed hat geschrieben:Mit einem Wort: ich trinke Cola wider besseren Wissens.


Da frage ich mich: Gehen die Christen auch wider besseren Wissens in die Kirche? Oder wissen sie es eben nicht besser? Ich glaube, sie wissen es nicht besser.

ganimed hat geschrieben:Intelligenz schützt eben nicht vor Gefühlen, Neigungen, möglicherweise auch genetisch gesteuerten Vorlieben und Anfälligkeiten für schlechte Angewohnheiten.


Vor allem interessieren sich intelligente Menschen eben auch nicht für alles und beschäftigen sich mit jedem Thema. Wenn jemand auf dem Wissen aufbaut, das er von seinen Eltern erbt und sich ansonsten für andere Themen interessiert, wieso sollte er dann nicht gläubig sein?
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Mi 3. Sep 2008, 20:51

stine hat geschrieben:Wie sieht denn dieses "gottlose" Glück aus?

Meinst du die Frage so: a) was ist der Sinn des Lebens wenn es nicht Gott ist?
oder eher so: b) wie kann man ohne Gott glücklich sein?

Zu a) der Sinn des Lebens ist frei wählbar, weil es keinen Gott gibt, der einem einen vorgibt und auch sonst keine Institution. Ich für meinen Teil habe mir als Sinn des Lebens die Maximierung meines Glücks ausgesucht. Was macht einen Menschen glücklich? Ich denke da an die Liste, die von den Neurologen und Hirnwissenschaftlern so langsam freigelegt wird. Viele soziale Bindungen haben, gebraucht werden, angstfrei sein, Musik machen und hören, lernen, genießen und was sonst noch alles an Bedürfnissen und Trieben in uns schlummert.

Zu b) hm, die Frage ist mit der Antwort zu a) ja doch eigentlich auch schon beantwortet. Puh, also wieder Tipparbeit gespart. :^^:
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Mi 3. Sep 2008, 20:58

Kurt hat geschrieben:Vor allem interessieren sich intelligente Menschen eben auch nicht für alles und beschäftigen sich mit jedem Thema. Wenn jemand auf dem Wissen aufbaut, das er von seinen Eltern erbt und sich ansonsten für andere Themen interessiert, wieso sollte er dann nicht gläubig sein?

Das ist ein guter Punkt. Vermutlich schließe ich zuviel von mir auf andere. Ich selber wurde aus dem Gläubigsein gekickt durch das Lesen von naturwissenschaftlichen Büchern und vielleicht noch einem gewissen zum Logischen.
Vielleicht sieht die Welt für anders interessierte auch wirklich ganz anders aus. Viel mehr "Gefühle und Ahnungen", wie stine schreibt, und dafür eben weniger wissen wollen und auf Tatsachen aus sein. Da denke ich mal drüber nach.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon apostat » Do 4. Sep 2008, 07:15

ganimed hat geschrieben:Meinst du die Frage so: a) was ist der Sinn des Lebens wenn es nicht Gott ist?
oder eher so: b) wie kann man ohne Gott glücklich sein?



Die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt sich mir gar nicht so explizit. Meiner Ansicht nach gibt es keinen konkreten Sinn des Lebens. Aber das macht auch nichts, ich brauche keinen offiziellen Sinn, um mein Leben lebenswert gestalten zu können. Hauptsächlich möchte ich mein Leben so leben, dass ich mich möglichst wohl fühle und zufrieden sein kann, ohne gleichzeitig meinen Mitmenschen zu schaden. Im Idealfalle finde ich es überdies erstrebenswert, auch einigen der Mitmenschen bei der Suche nach derem Glück behilflich sein zu können (zb. durch freundlichen, höflichen, hilfsbereiten Umgang miteinander und gegenseitige Unterstützung).

Überdies finde ich das Leben auf diesem Planeten so interessant und spannend, dass es mir nicht weiter schwerfällt, meine Lebenszeit sinnvoll und spannend auszufüllen. Es gibt so vieles zu tun, zu lernen, zu erleben - auch ohne Religion. Ich liebe es, die Welt zu entdecken, die Natur zu erleben, Menschen kennenzulernen, zu reisen, Kunst und Kultur zu wahrzunehmen und ggf selbst zu produzieren usw.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Do 4. Sep 2008, 19:48

Völlig d'accord! Das scheint mir einer der großen Vorteile dieses Forums, ich treffe hier laufend Gleichgesinnte :^^:

apostat hat geschrieben:Hauptsächlich möchte ich mein Leben so leben, dass ich mich möglichst wohl fühle und zufrieden sein kann, ohne gleichzeitig meinen Mitmenschen zu schaden.

Nur ganz beiläufig: den Zusatz "ohne gleichzeitig meinen Mitmenschen zu schaden" hört man recht oft in diesem Zusammenhang. Ich finde ja inzwischen tendenziell, dass man den auch gut weglassen könnte. Man wird, glaube ich, gar kein egoistischer Kotzbrocken, nur weil man nur an sich denkt. Wer einigermaßen vernünftig erzogen wurde und einen ausgeglichenen Charakter hat, der kann ja gar nicht anders, als Freundschaften zu suchen, Bekanntschaften zu schließen und in vielen sozialen Kontakten auch immer den anderen zu Wort kommen zu lassen. Da ist die überwiegende Mehrheit der Menschen besser als ihr Ruf, würde ich sagen. Wenn ich glücklich werden will, muss ich ganz automatisch meinen Freunden helfen, den meisten Menschen freundlich begegnen und möglichst wenig Groll gegen möglichst wenige hegen.
Insofern vermute ich, dass der Alltagsvorwurf "du Egoist!" gar nicht wirklich auf den Egoismus, sondern nur auf die unzureichende Umsetzung abzielt.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon sun » Do 4. Sep 2008, 20:20

Muss ganimed zustimmen.
Wenn man halbwegs normal erzogen wurde ist die Tatsache keinen Mitmenschen (absichtlich) zu schaden für das persönliche Wohlbefinden mit verantwortlich. Dann muss man das nicht extra aufführen.

Für mich zeigt das so ein wenig, dass viele Atheisten doch in der Defensive sind und sich gegen den Vorwurf verteidigen, dass ein gottloses Leben ein unmoralisches sei.
Dass dem nicht so ist ist ja wohl klar!
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon apostat » Fr 5. Sep 2008, 08:10

Hm, ich finde den erwähnten Zusatz meiner Aussage dennoch nicht unwichtig. Es heißt ja nicht unbedingt, dass ich in meiner Suche nach Zufriedenheit anderen Menschen absichtlich schaden würde, manchmal macht man das ja auch eher unabsichtlich (indem man z.B. die Gefühle eines anderen verletzt ohne es zu bemerken, weil das eigene Glücksstreben zu sehr im Vordergrund steht). Deswegen versuche ich, mein Handeln auch immer "von außen" zu betrachten, damit ich zumindest das Gefühl nicht dafür verliere, wie ich und mein Tun auf andere wirken.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon emporda » Fr 5. Sep 2008, 09:39

apostat hat geschrieben:Es heißt ja nicht unbedingt, dass ich in meiner Suche nach Zufriedenheit anderen Menschen absichtlich schaden würde, manchmal macht man das ja auch eher unabsichtlich Deswegen versuche ich, mein Handeln auch immer "von außen" zu betrachten, damit ich zumindest das Gefühl nicht dafür verliere, wie ich und mein Tun auf andere wirken.
Du sprichts hier ein ganz wichtigen Punkt an, die Kritikfähigkeit.

Religiösen Menschen mangelt es daran, je frommer um so hinrrissig verbohrter der Wahn alles immer richtig zu machen und alles genau zu wissen - denn Jesus hat ja schon in der Bibel bla-bla-bla-bla-bla. Wahn ist wissenschaftlich gestörte Realitätserfassung ohne Einsicht. Krankheitswert hat Wahn immer dann, wenn der Wähnende dadurch unangemessen leidet oder die Mitwelt unter seinem wahnhaften Verhalten zu leiden droht.

Glauben ist nicht die Folge schwacher Kritikfähigkeit, sondern die Ursache dafür. Gläubige werfen der Gegenseite mangelnde Flexibilität vor, mit diesem Trick arbeiten Sekten und geschlossene Denksysteme. Wer einen Glauben nur verstehen kann, wenn er kritiklos daran glaubt, dann ist es Hokuspokus oder Gehirnwäsche. Wie demaskiert der Papst in einem Dogma die Intentionen der RKK „Wer nicht die unfehlbaren Inhalte des christlichen Glaubens ohne Zweifel, ohne Kritik und Vorbehalte annimmt, der...Drohung, Drohung“. So sichert sich ein hirnloser Humbug seine zahlenden Idioten.

Appelle an die Einsicht sind generell wirkungslos, sie aktivieren allein die Netzwerke des bewusstseinsfähigen cortico-hippocampalen Systems des Gehirns; dies hat allenfals einen indirekten Einfluss auf das limbische Netzwerk. Eine Veränderung des cortico-hippocampalen Systems verändert nur unser deklaratives Gedächtnis, nicht aber unser Verhalten. Einsicht allein führt nicht zu einer Verhaltensänderung, über Einsicht kann man sich auch nicht selbst therapieren. Manche Emotions-Neurobiologen wie Joseph LeDoux bezweifeln, dass das limbische Erfahrungsgedächtnis überhaupt vergisst oder umlernt, nachdem es erst einmal emotional geprägt wurde. Zwar gibt es Fälle, in denen durch Therapien die Ursachen emotional-affektiver Störungen übertüncht aber nicht beseitigt werden. Die emotionale Aktivierung wie bei Lebenskrisen oder neuen Partnerschaft muss extrem hoch sein, damit sich unsere Persönlichkeit gegen vorhandene Prägung verändert.

Dabei spielt das Alter eine wichtige Rolle, alte Menschen kann man nicht mehr "umprogrammieren" Wir haben eine leicht behinderte Verwandte von 87 Jahren im Haus, die hat in manchen Dingen das Verhalten eines Kindes von 3 - 6 Jahren. Sie kann unter keine Umständen sagen "Tut mir leid, ich habe mich geirrt" oder "Tut mir leid, das war ein Versehen". Sie hat sich beim Duschen in ihrer eigenen Dusche am Duschschlauch festgehalten und schon waren es 2 Teile. Dann steht sie da, hat das kapute Teil in der Hand und sagt "Ich war das nicht, ich habe das nicht gemacht, das war jemand anderes"

Diese Art der Aussage ist typisch auch für die blinden Religionsidioten von den Kreationisten bis zu den überzeugten ID-Anhängern. Sie wissen immer alles es ganz genau, die anderen haben keine Ahnung und neue Erkenntnisse widerlegen etwa ihr Erkenntnisbild, sondern Gott will ja nur unseren Glauben prüfen. Der Umgang mit solchen Menschen bereitet keine körperlichen Schmerzen, aber der Nervenverschleiß ist erheblich.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Fr 5. Sep 2008, 11:42

Hi emporda,
deiner Betrachtung zur Kritikfähigkeit stimme ich erstmal zu. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie stark bei manchen diese Unfähigkeit ausgeprägt ist, eigene Fehler einzugestehen. In manchen Situationen wirkt das richtig komisch. Hat, so vermute ich manchmal, sicher auch was mit frühkindlicher Prägung zu tun, mit der Angst vor haltlosen Vorwürfen von Eltern und mit dem Erlebnis, dass man nur geschätzt wird, wenn man etwas richtig und gut macht. "Wir lieben dich nur, wenn du was richtig machst". Zumindest könnte dieser Mangel an "bedingungsloser" Liebe ein wichtiger Faktor sein.

Überhaupt nicht zustimmen kann ich dir, wenn du das Stichwort "Kritikfähigkeit" wieder einmal zum Anlass für deftigste Religionskritik nimmst. Das scheint ein Steckenpferd von dir und einigen anderen hier im Forum zu sein. Gläubigkeit in deutlichen Worten zu verunglimpfen.
emporda hat geschrieben:Glauben ist nicht die Folge schwacher Kritikfähigkeit, sondern die Ursache dafür.

Du verwechselst hier, so glaube ich, Fundamentalismus mit Religion. Eine wichtige Eigenschaft von Fundamentalismus ist in der Tat der Mangel an Kritikfähigkeit, stimmt. Aber Fundamentalismus gibt es ja nun überall, bestimmt sogar hier bei uns Naturalisten.

Ich habe heute morgen einen interessanten Podcast mit dem Philosophen Herbert Schnädelbach gehört:
http://medien.wdr.de/m/1220113101/radio/philosophischesradio/wdr5_das_philosophische_radio_20080829.mp3
Der ist Atheist, hält aber offenbar nicht besonders viel von der Schlacht Atheisten gegen Kreationisten. Das wäre zusammen mit Dawkins in den USA interessant. Hier in Europa habe die Kirche überhaupt kein Problem damit, die Evolutionstheorie anzuerkennen. Erzürnen wir uns hier im Forum also regelmäßig über Windmühlen?

Für mich war das heute morgen ein echtes Aha-Erlebnis. Vielleicht sollten wir also hier bei Brights-Deutschland die hier so oft geäußerten Verunglimpfungen aller Gläubigen überdenken und wo möglich sogar unterlassen. Mehr Differenzierung und ganz allgemein mehr Respekt vor Andersdenkenden sind doch tolle Sachen. Lasst sie uns an den Tag legen!
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon sun » Fr 5. Sep 2008, 13:01

Hallo ganimed,

natürlich können und sollten wir Verunglimpfungen von Andersdenkenden unterlassen.
Nichts desto trotz bin ich der Meinung, dass emporda, der meist sehr kräftig auftritt, recht hat.

Es ist eine Eigenschaft religiöser Menschen schlecht mit Kritik umgehen zu können.
Das beziehe ich erstmal alleine auf die Religion.
Für mich ist das die logische Folge des Glaubens. Wenn ich ohne Beweise etwas für wahr halte (meine Definition von Glaube) macht es keinen wirklichen Sinn darüber rational zu diskutieren. Da dem Widerspruch (durch anders/nichtgläubige) nicht (rational) argumentativ nicht begegnet werden kann ist dieser unerwünscht.

Eine andere Sorte von religiösen sind natürlich die, welche Religion und Vernunft unter einen Hut zu kriegen glauben. Da ist Diskussion und Kritik möglich, aber die Frage ist ob dafür eine rationale Basis und ein Vernunftverständnis auf Seite des Gläubigen vorhanden ist. Das ist natürlich meine Frage und einige gläubige werden jetzt sicher einspringen. Wir sind wieder beim Thema. Intelligenz/Vernunft und Religion, geht das zusammen?
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon achwas » Fr 5. Sep 2008, 13:58

Hallo sun!
Was bitte soll dieser pathetische Kult mit der "Beweisbarkeit"? Würde ich mein Denken und Handeln allein in Phänomene gründen die beweisbar sind, käme ich nicht weit - und das im Wortsinne: Etliche meiner Handlungen betreffen nicht den unmittelbaren Augenblick, sondern rechnen damit, ...sagen wir, am nächsten Dienstag noch am Leben zu sein - das beweis mir aber einer mal! Ich halte es unbeweisbar für wahr und lasse daraus meine Tätigkeit provozieren.

Bin hier übrigens neu, bin auch kein Bright, bin einer von jenen Zeitgenossen, die, so ein häufiger Vertreter hier, über die Intelligenz eines "Türnagels" verfügen und erwarte von dieser Umgebung intelektueller Brillianz a) mentales Wachstum und b) wenigstens ein kleines Ausgängle aus meiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.

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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon stine » Fr 5. Sep 2008, 14:15

emporda hat geschrieben:...Sie hat sich beim Duschen in ihrer eigenen Dusche am Duschschlauch festgehalten und schon waren es 2 Teile. Dann steht sie da, hat das kapute Teil in der Hand und sagt "Ich war das nicht, ich habe das nicht gemacht, das war jemand anderes"

Diese Art der Aussage ist typisch auch für die blinden Religionsidioten von den Kreationisten bis zu den überzeugten ID-Anhängern. Sie wissen immer alles es ganz genau, die anderen haben keine Ahnung und neue Erkenntnisse widerlegen etwa ihr Erkenntnisbild, sondern Gott will ja nur unseren Glauben prüfen. Der Umgang mit solchen Menschen bereitet keine körperlichen Schmerzen, aber der Nervenverschleiß ist erheblich.
Lieber emporda,
du tust mir aufrichtig leid, wenn du solche Menschen kennst. :/
Die Gläubigen die ich kenne, sind anders. Sie sind weder verbohrt noch realitätsfremd, weder dumm noch ahnungslos, sondern einfach nur nette Mitbürger! Da habe ich wirklich Glück gehabt, wie mir scheint! :^^:

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Zuletzt geändert von stine am Fr 5. Sep 2008, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon stine » Fr 5. Sep 2008, 14:19

achwas hat geschrieben:...Bin hier übrigens neu, bin auch kein Bright, bin einer von jenen Zeitgenossen, die, so ein häufiger Vertreter hier, über die Intelligenz eines "Türnagels" verfügen ...

Hallo willkommen,
die Dummheit eines Türnagels ist leider auch noch nicht bewisen, denn wenn er fehlen würde, akurat an der Stelle, wo er gebraucht wird... :^^:

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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon achwas » Fr 5. Sep 2008, 15:21

Jo! Danke! Mal 'sehn ob ich hier heimisch werde...
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