Meine eigentliche Aufgabe ist ja nicht, hier was zu schreiben.
Warum?
Als Beobachter ist es leichter, seine Schlüsse zu ziehen, als als Teilnehmer der Tragödie.
Was will ich damit genau sagen?
Der Trog geht solange zum Brunnen, bis er zerbricht.
Diese alte Weisheit der unter Bleivergiftung leidenden
Wasserholfrauen, die damals in ihren verseuchten Trögen
über primitive Bleileitungen geliefertes Wasser aus den
römischen Brunnen holten hat mich dazu bewogen,
mich aus dem Geschehen zurückzuziehen.
Die Dummheit mit der sich so mancher der hier
Anwesenden im Leben herumschlagen muß ist nichts weiter
als ein Teil natürlicher Selektion.
Es ist nicht gut, erst einzugreifen, wenn die Lunte bereits brennt.
Deshalb beschränke ich mich darauf, wenn überhaupt, Leuten, die
es offensichtlich nötig haben, aus reiner Menschenfreundlichkeit,
möglichst effektive Tips zu geben.
So misanthrop einen die Vorgänge dieser Welt auch machen,
in meinem Umfeld achte ich auf Harmonie und dazu gehört
es leider auch, sich mit Leuten herumzuschlagen, die gewisse
Dinge anders sehen. Da sich die Perspektive eines Menschen aus
seiner Vergangenheit ergibt und er schließlich Spielball seines Milieus ist,
will ich niemandem etwas vorwerfen. Dennoch muß man manchmal
jemandem Zeigen, daß man ihn einem Anderen vorzieht.
Das nennt man Freundschaft, Kollegialität, etc...
Diese soziale Struktur ist unvermeidbar, da es leider viele
Leute gibt, für die Schuld tatsächlich existiert.
Technisch ist Schuld einfach nur eine imaginäre Größe die man
einem oder mehreren auslösenden Dingen zuteilt.
Die beängstigende Korrelation zwischen Schuldzuweisung und Antisympathie,
die sich im Denken mancher Menschen zeigt, ist für mich unbereiflich.
Besonders der häufig angewandte Umkehrschluß, der rein logisch
betrachtet völlig falsch ist, hat mir immer wieder gezeigt, wie
gut es ist, die richtigen Freunde zu haben.
Die Kluften die sich zwischen den Menschen auftun, die dieses
System aktiv nutzen sind für mich als Beobachter jene Lücken,
die ich gerne befülle, um die Harmonie in meinem Umfeld aufrechtzuerhalten.
Harmonie bedeutet für mich Ruhe.
Ich kann mich dann manchmal intensiver mit Nichts beschäftigen.
Denn das Nichts ist für mich die Quelle aller Wahrheit und Kreativität.
Genauso, wie das Chaos. Dazwischen sind alle Dinge bereits irgendwie
vorhersehbar und das langweilt mich.
Diese Sinnlosigkeit banaler Vorgänge wirkt sehr demotivierend.
Deshalb beschäftige ich mich gerne mit Dingen, die unerforscht sind,
oder ich entwickle meine eigenen Theorien, weil die anderen
zu einfach sind oder dämlich aufgebaut wurden.
Ich bin kein Bright, ich bin ich.
Und deshalb bin ich ein Stiller Leser.