sapere aude hat geschrieben:Religionskritik ist per defintionem intolerant.
Das hat gesessen. Du hast recht, es ist sofort intolerant, wenn man Kritik übt. Eine für mich überraschende und interessante Einsicht. Hatte ich mir vorher noch gar nicht überlegt. Also muss ich meine Kritik am Forum umformulieren und einschränken: Es ginge mir nun um die Frage, was kann man an den Religionen tolerieren und was nicht, was sollte man demnach kritisieren und was nicht?
Die Antworten wären naturgemäß subjektiv und je nach Geschmack zu geben. Auswüchse wie Fundamentalismus, einige katholische Kapriolen oder auch der Kreationismus, da werden wir hier sicher breiten Konsens finden, sind bestimmt kritikwürdig.
Der relativ 'vernünftige' Real-Katholik und viele Evangelen zum Beispiel hier in Deutschland aber auch anderswo viele Glaubensrichtungen und -ausprägungen, würde ich hingegen als völlig tolerierbar einschätzen.
Da also, demnach zumindest, nicht alle Gläubigen untolerierbar und unerträglich sind, verbietet sich, wenn ich das richtig verstehe, also jede Pauschalkritik an allen Gläubigen. Sätze wie : "alle Gläubigen sind dumm wie Türnagel".
sapere aude hat geschrieben:Ein gutes Beispiel ist der Begriff "Gotteswahn". Dieser Begriff ist weder beleidigend noch bedrohlich.
Du willst ja offenbar darauf hinaus, dass der Begriff Wahn ganz objektiv auf alle Gläubigen anzuwenden ist, also der Vorwurf einfach nur die Wahrheit ist und deshalb keine Beleidigung sein kann. Aber dem folge ich nicht.
Erstens kann Kritik auch dann, wenn sie der Wahrheit entspricht, eine Beleidigung ersten Ranges sein.
Und zweitens ist das mit dem Wahn genau nur für unsere kleine Gruppe der Atheisten die Wahrheit. Das müssen wir aber schon aushalten, dass das nur unsere Meinung, nur unsere Wahrheit ist, es ist keine absolute Wahrheit. Das absolut zu setzen hieße ja dasselbe machen wie eben genau viele der Kritisierten: wir wären dogmatisch und stur. Und auch noch intolerant.
sapere aude hat geschrieben:Religionskritik richtet sich an (nicht gegen) eine Überzeugung zu den Ursachen und Zwecken der Welt. Diese Argumentation muß in aller Härte und Rücksichtslosigkeit geführt werden.
Wieso Härte und Rücksichtslosigkeit ein Muss ist, erschließt sich mir noch nicht so ganz. Da wo ich herkomme, gelten Härte und Rücksichtslosigkeit als ziemlich fiese und unsympathische Wörter. Da mache ich also lieber nicht mit.
sapere aude hat geschrieben:Drohungen und persönliche Beleidungen sind dabei zu vermeiden, da sie 1. ethisch inakzeptabel und 2. - ganz pragmatisch - dem Reifeprozess nicht dienlich sind und somit der Intention einer seriösen Kritik widersprechen.
Volle Zustimmung.
Mein Fazit: Das mit der Intoleranz war von mir nicht gut überlegt. Mein Anliegen müsste statt "Religionskritik ist Intoleranz" vielleicht richtiger heißen: "Hier wird mir viel zu viel pauschale Religionskritik geübt und ihr seid mir viel zu intolerant"