Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon El Schwalmo » Di 23. Sep 2008, 20:09

Myron hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:hmmm, auch hier stellt sich für mich die Frage, warum sich das 'Sein des Seienden' nach unserer Logik richten muss.

Weil ihm nichts anderes übrig bleibt. :^^:

wow, wie unglaublich mächtig doch die Sprache von uns Erdenbürgern, links hinten in einer durchschnittlichen Galaxis, auf einem Stäubchen im Universum, exisitierend seit einem Wimpernschlag der Geschichte des Universums, sein muss!

Und da sage noch einer, die Schreiber der Bibel hätten an Hybris gelitten, als sie meinten, ein frischgetöpfertes Menschlein habe durch das Freveln einer Baumfrucht die ehemals als 'gut' kategorisierte Schöpfung versaubeutelt.
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon folgsam » Di 23. Sep 2008, 20:19

Sagen wie lieber, für uns macht es keinen Unterschied. Wenn es nicht so ist, dass wir zumindest logisch die Gesamtheit der Realität erfassen und Aussagen über ihre grundlegende Beschaffenheit machen können, dann ist der Rest den wir nicht erfassen können für uns völlig unerheblich.
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon El Schwalmo » Di 23. Sep 2008, 20:28

folgsam hat geschrieben:Sagen wie lieber, für uns macht es keinen Unterschied. Wenn es nicht so ist, dass wir zumindest logisch die Gesamtheit der Realität erfassen und Aussagen über ihre grundlegende Beschaffenheit machen können, dann ist der Rest den wir nicht erfassen können für uns völlig unerheblich.

es sei denn, 'der Rest', sollte es ihn denn geben, sieht das anders ;->

Okay, dagegen machen könnten wir eh' nichts. Daher stellt sich nur die Frage, ob wir ruhiger schlafen, wenn wir 'beweisen' können, dass wir vor Überraschungen sicher sind, oder ob einem diese Frage einfach egal sein kann.
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon Qubit » Di 23. Sep 2008, 20:43

Myron hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:hmmm, auch hier stellt sich für mich die Frage, warum sich das 'Sein des Seienden' nach unserer Logik richten muss.


Weil ihm nichts anderes übrig bleibt. :^^:

Diese Aussage macht Sinn, insofern wir sie auf den Kontext menschlichen "Daseins" beziehen.
Ansonsten ist sie sinnfrei ;-)
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon Qubit » Di 23. Sep 2008, 20:56

El Schwalmo hat geschrieben:Daher stellt sich nur die Frage, ob wir ruhiger schlafen, wenn wir 'beweisen' können, dass wir vor Überraschungen sicher sind, oder ob einem diese Frage einfach egal sein kann.


Es ist denkbar, dass es Fragen gibt, die im kritisch-rationalen Diskurs grundsätzlich nicht entscheidbar sind, insbesondere auch nicht logisch.
Dies würde durchaus die Position des "Agnostizismus" gegenüber diesen Fragen rechtfertigen. Ist ein entsprechender Nachweis der grundsätzlichen "Nichtentscheidbarkeit" nicht erbracht, handelt es sich bei dieser Position mE bestenfalls um "Skeptizismus" (schlechtenfalls um "Opportunismus") =)

"Agnostizismus" bedeutet also in diesem Sinne zB bzgl. 'Gott' einen "Metakontext", der in jedem Kontext, in dem 'Gott' sich sinnvoll begründen lässt, nachweist, dass 'Gott' in diesen Kontexten eine unentscheidbare Frage ist. Ein nicht leichtes Unterfangen ;-)

"Atheismus" bedarf keines solchen "Metakontextes". Es reicht ein Kontext wie zB "Naturalismus", in dem 'Gott" sich nicht sinnvoll begründen lässt, also sinnfrei ist. Die Frage nach 'Gott' stellt sich also in diesem Kontext gar nicht.

"Theismus" - verstanden als historische Religionen - wiederum kann keinen 'Gott' in einem kritisch-rationalen Kontext begründen. Alle (ernsthaften) Versuche dürfen als gescheitert betrachtet werden ;-). Ihr Kontext kann nur "irrational" sein.

Die Frage bleibt: Welcher Kontext "trifft zu"? Welcher Kontext erweist sich als "nützlich" (in erweitertem Sinne)?
Hier hilft wohl weniger "Theorie" als "Erfahrung": Ich denke die bisherigen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und ihre "naturalistische Ontologie" weisen den Weg ;-)
Die "Tragik" dabei ist jedoch, dass hiermit kein wie auch immer "irrationaler Kontext" ausgeschlossen wird.. ja, nicht einmal prinzipiell ausgeschlossen werden kann. Oder lässt sich das "Irrationale" doch etwa "rationa"l erklären? =)
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon sapere aude » Di 23. Sep 2008, 22:16

El Schwalmo hat geschrieben:
sapere aude hat geschrieben:Nur folgt daraus definitiv nicht "Gott",

ACK. Nicht vergessen, ich bin Agnostiker.
sapere aude hat geschrieben:im Gegenteil.

Dafür hast Du kein Argument.


Nur damit ich das richtig verstehe, Du möchtest, dass ich Dir die Nichtexistenz einer Sache, die nicht existiert und die darüber hinaus in einem Bereich liegt, über den wir nicht reden können, mit Hilfe logischer und/oder naturwissenschaftlicher Mittel nachweise. Solange ich dies nicht getan habe, hältst du es für richtig, hier stattdessen mit der möglichen Existenz einer nichtexistenten Sache zu argumentieren, indem Du einen leeren Begriff durch die Äußerung "es sei denn, 'der Rest', sollte es ihn denn geben, sieht das anders ;->" anthropomorphisierst?

Du hältst die Existenz eines "Gottes" nicht für unmöglich. Woran machst Du das fest?

Ich bin der Ansicht, dass ich durch die folgenden Sätze einen argumentativen Vorsprung habe:

1. Die Nichtexistenz einer echt nichtexistenten Sache ist grundsätzlich nicht beweisbar

Du hast hier eingewandt, dass ich die "Konklusion in die Prämisse gemogelt" hätte.
Das habe ich allerdings nicht, da ich in diesem Fall weder die Existenz, noch die Nichtexistenz irgendeiner Sache festgelegt habe. Ich habe nur festgestellt, dass eine nichtexistente Sache ganz generell nicht als nichtexistent bewiesen werden kann.

Der Beweis der Existenz einer existenten Sache ist jedoch für jede Gültigkeit der Inbetrachtziehung ihrer Existenz nicht nur möglich, sondern auch nötig! Sonst gilt weiterhin die Nullhypothese. Wo kämen wir denn da hin, wenn wir permanent die Existenz von nichtexistierenden Dingen in unsere Überlegungen einbeziehen würden. Wir würden gänzlich verrückt.

Für einen gültigen und machbaren Nichtexistenzbeweis sind konkrete Existenz-Annahmen notwendig, die sich widerlegen lassen. (siehe auch an Myrons Argument, das gezeigt hat, dass man natürlich die Nichtexistenz einer größten natürlichen Zahl beweisen kann, wenn konkrete Annahmen dazu gemacht werden). Es bedarf hier also einer irgendwie begründeten Vermutung, die dann ins Reich der Phantasie verwiesen werden kann. So geschehen auch mit bisher allen Vermutungen eines "Gottes".

Jeder, der behauptet, die Existenz eines "Gottes" ist nicht ausgeschlossen, ist also in der Begründungs- und Beweispflicht - noch vor jedem, der irgendeine wie auch immer geartete Nichtexistenz wovon auch immer behauptet.

Mich würde also interessieren, wie der "Gott", den Du nicht ganz grundsätzlich in Zweifel ziehen willst, aussieht, welche Eigenschaften "er" haben soll.

2. Ist es denkbar, ist es nicht Gott, ist es Gott, ist es nicht denkbar.


Wie wir gezeigt haben, ist jede Definition von einem "Gott" widersprüchlich. Sagt das etwas über Undefinierbares aus? Nein. Ist Undefinierbares fassbar? Nein. Können wir deshalb irgendwelche epistemologischen oder ontologischen Aussagen darüber treffen? Nein.

Ich denke, wir sind uns darüber im Klaren, dass Denken nicht ausschließlich logischen Prinzipien folgt. Wir wissen auch, dass unser Denken beschränkt ist und eines häufigen Realitätschecks bedarf. Also wieso denkt mancher, dass das, was man sich so zusammendenkt und vorstellt, wirklicher sein müßte als die Wirklichkeit?
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon El Schwalmo » Di 23. Sep 2008, 22:27

sapere aude hat geschrieben:Nur damit ich das richtig verstehe, Du möchtest, dass ich Dir die Nichtexistenz einer Sache, die nicht existiert und die darüber hinaus in einem Bereich liegt, über den wir nicht reden können, mit Hilfe logischer und/oder naturwissenschaftlicher Mittel nachweise.

nein.

Ich sehe ein, dass unter der Prämisse, dass eine 'Sache' nicht existiert, eine Diskussion über diese 'Sache' nicht möglich ist. Die Diskussion kann sich daher nur um die Prämisse drehen.
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon Qubit » Di 23. Sep 2008, 22:33

sapere aude hat geschrieben:Ich denke, wir sind uns darüber im Klaren, dass Denken nicht ausschließlich logischen Prinzipien folgt. Wir wissen auch, dass unser Denken beschränkt ist und eines häufigen Realitätschecks bedarf. Also wieso denkt mancher, dass das, was man sich so zusammendenkt und vorstellt, wirklicher sein müßte als die Wirklichkeit?


Mal abgesehen von dem nicht unproblematischen Begriff "Wirklichkeit".
Hälst du es für möglich, dass etwas (prinzipiell) nicht Denkbares existiert in dem Sinne, dass es Wirkungen auf die "Wirklichkeit" haben könnte (also als unmittelbare oder mittelbare Ursache)?
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon sapere aude » Di 23. Sep 2008, 23:03

El Schwalmo hat geschrieben:nein.

Ich sehe ein, dass unter der Prämisse, dass eine 'Sache' nicht existiert, eine Diskussion über diese 'Sache' nicht möglich ist. Die Diskussion kann sich daher nur um die Prämisse drehen.


Das heißt?
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon sapere aude » Di 23. Sep 2008, 23:05

Qubit hat geschrieben:Mal abgesehen von dem nicht unproblematischen Begriff "Wirklichkeit".
Hälst du es für möglich, dass etwas (prinzipiell) nicht Denkbares existiert in dem Sinne, dass es Wirkungen auf die "Wirklichkeit" haben könnte (also als unmittelbare oder mittelbare Ursache)?


Nein, dann wäre es nämlich - im Rahmen seiner Wirkungen - denkbar und nicht mehr undenkbar.
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon Qubit » Di 23. Sep 2008, 23:12

sapere aude hat geschrieben:Nein, dann wäre es nämlich - im Rahmen seiner Wirkungen - denkbar und nicht mehr undenkbar.

Und du kannst begründen, dass eine "denkbare" Wirkung auf eine "denkbare" Ursache schliessen lässt?
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon folgsam » Di 23. Sep 2008, 23:50

Bitte nicht alles im Block quoten, das führt zu unübersichtlichkeit - habs mal geändert.
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon Myron » Mi 24. Sep 2008, 02:32

Qubit hat geschrieben:Was möglich ist und was nicht bestimmt der (sinnvolle) Kontext ;-)

logische Möglichkeit: Im Kontext eines logischen Systems lässt sich eine Aussage widerspruchsfrei zur Axiomatik herleiten.
logische Unmöglichkeit: Im Kontext eines logischen Systems gibt es einen Widerspruch zur Axiomatik oder einer "logischen Möglichkeit" dieses Kontexts.


Gut, streng genommen ist logische Möglichkeit systemrelativ.
Eine widersprüchliche Aussage verträgt sich aber bestenfalls mit Systemen der dialethischen oder parakonsistenten Logik, die Ausnahmen vom Satz des Widerspruchs zulassen. In allen anderen Systemen, insbesondere der klassischen Standardlogik, ist das Ende der Fahnenstange erreicht, sobald irgendetwas der Form A & ~A auftaucht. Denn darin sind Widersprüche absolut tabu, zumal deren Nichtverbannung fatale Folgen hätte:

|- (A & ~A) -> B

Das heißt, aus einem wahren Widerspruch ließe sich absolut alles ableiten, alles beweisen, selbst dessen Negation: ~(A & ~A)
(Die parakonsistente Logik ist dadurch definiert, dass darin das "Explosions-Theorem" nicht gilt.)

Qubit hat geschrieben:ontologische Möglichkeit: Es existiert ein Kontext mit entsprechender "logischer Möglichkeit" oder ist logisch nicht entscheidbar (s. Gödel).
ontologische Unmöglichkeit: Es existiert kein Kontext mit entsprechender "ontologischer Möglichkeit".


Wenn sich eine Aussage A mit einem logischen System S verträgt, d.h. wenn A und die Axiome von S eine konsistente Aussagenmenge bilden, dann repräsentiert A im Rahmen von S eine mögliche Tatsache auf der (nichtsprachlichen) ontologischen Ebene.

Die logische Möglichkeit (relativ zum System S) der Wahrheit einer Aussage entspricht der ontologischen Möglichkeit (relativ zum System S) des Bestehens oder Wirklichseins eines Sachverhaltes. Denn Aussagen repräsentieren Sachverhalte und wahre Aussagen repräsentieren bestehende, wirkliche Sachverhalte, d.i. Tatsachen.

Wenn eine Aussage der Form "Fa & ~Fa" logisch möglich, d.h. möglicherweise wahr, ist, dann ist nicht nur die Existenz einer entsprechenden widersprüchlichen Tatsache ontologisch möglich, sondern auch, dass ein entsprechendes widersprüchliches Ding existiert, d.h. dass der Gegenstand a existiert und sowohl unter den Begriff F fällt als auch nicht darunter fällt.

Qubit hat geschrieben:Ich sehe also noch nicht, wie ontologische Fragen rein logisch entschieden werden können =)


Es gibt zumindest eine ontologische Frage, die logisch und damit apriorisch entschieden werden kann:
Gibt es widersprüchliche Dinge oder Tatsachen?
Antwort: Nein, weil Derartiges notwendigerweise nichtexistent, nichtreal ist!
(Es versteht sich, dass ich dieses Urteil nicht im formalen Rahmen der dialethischen oder parakonsistenten Logik gefällt habe—und mich auch genuin philosophische Überlegungen dazu bewogen haben.)
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon Myron » Mi 24. Sep 2008, 03:22

Man darf nicht vergessen, dass auch der dialethischen Logik ein außerformaler, philosophischer Gedanke zugrunde liegt:

"A dialetheia is a true contradiction, a statement, A, such that both it and its negation, ~A, are true. Hence, dialeth(e)ism is the view that there are true contradictions. Dialetheism opposes the so-called Law of Non-Contradiction (LNC) (sometimes also called the Law of Contradiction): for any A, it is impossible for both A and ~A to be true."

(http://plato.stanford.edu/entries/dialetheism)

Die Gretchenfrage ist also:

Ist die Wahrheit einer Aussage von deren Widerspruchsfreiheit abhängig, d.h. ist diese eine unabdingbare Voraussetzung ihrer Wahrheit?

Graham Priest, der ungekrönte König der Dialethisten, meint nein; ich meine ja!

(Ich teile Priests Standpunkt zwar nicht, aber seine Bücher finde ich trotzdem toll. Der Mann ist zweifellos ein hochbegabter und hochinteressanter Logiker und Philosoph, dessen "ketzerische" Thesen ihm in der orthodoxen Logikerszene den Ruf eines "enfant terrible" eingebracht haben.)
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon El Schwalmo » Mi 24. Sep 2008, 08:05

sapere aude hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:nein.

Ich sehe ein, dass unter der Prämisse, dass eine 'Sache' nicht existiert, eine Diskussion über diese 'Sache' nicht möglich ist. Die Diskussion kann sich daher nur um die Prämisse drehen.

Das heißt?

genau das, was ich geschrieben habe: wenn Du als Prämisse von einer Nichtexistenz ausgehst, macht es keinen Sinn, über diese 'Sache' zu diskutieren.

Die Frage war doch, ob wir ein Sein ausschließen können, und nicht, was wir über etwas aussagen können, das nicht existiert.

Eine Diskussion über das 'ob' ist eine Diskussion über Deine Prämisse.

Was uns trennt ist die Frage der Beweislast. Ich bürde die dem Menschen auf, der ein bestimmtes Gottesbild vertritt. Du versuchst die mir aufzubürden, der nur davon ausgeht, dass es einen wie auch immer gearteten Gott geben könnte. Und ich bürde Dir die Beweislast auf, zu zeigen, dass es keinen wie auch immer gearteten Gott geben kann.
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon El Schwalmo » Mi 24. Sep 2008, 08:15

Myron hat geschrieben:Die Gretchenfrage ist also:

Ist die Wahrheit einer Aussage von deren Widerspruchsfreiheit abhängig, d.h. ist diese eine unabdingbare Voraussetzung ihrer Wahrheit?

Graham Priest, der ungekrönte König der Dialethisten, meint nein; ich meine ja!

eigentlich ist schon die Tatsache, dass Du 'ja' und andere 'nein' sagen ein Hinweis auf das, was ich vertrete: diese Frage ist nicht entscheidbar. Offenbar gibt es kein Argument, das zwingend ist.

Trivial wäre natürlich, zu defnieren, dass eine wahre Aussage widerspruchsfrei sein muss. Im Bereich der Naturwissenschaften kommt noch dazu, dass man interne und externe Konsistenz unterscheiden muss. Eine intern konsistente Aussage muss noch lange nicht extern konsistent sein. Spannend wäre natürlich die Frage, ob eine intern inkonsistente Aussage extern konsistent sein kann. Dann muss man aber interpretierte Kalküle betrachten, auf der Ebene der Aussage könnte aber immer noch gelten, dass die nicht intern inkonsistent sein darf.

Ich tendiere eher zu Deinem Standpunkt, den ich allerdings als Hypothese vertrete.
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon sapere aude » Mi 24. Sep 2008, 09:20

El Schwalmo hat geschrieben:Was uns trennt ist die Frage der Beweislast. ... Du versuchst die mir aufzubürden, der nur davon ausgeht, dass es einen wie auch immer gearteten Gott geben könnte.


Ok, Du hältst die Existenz eines "Gottes" nicht für unmöglich. Woran machst Du das fest?
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon sapere aude » Mi 24. Sep 2008, 09:35

Qubit hat geschrieben:
sapere aude hat geschrieben:Nein, dann wäre es nämlich - im Rahmen seiner Wirkungen - denkbar und nicht mehr undenkbar.

Und du kannst begründen, dass eine "denkbare" Wirkung auf eine "denkbare" Ursache schliessen lässt?


Klar. :kg: "Denkbar" ist auch "etwas" im Rahmen seiner Wirkungen, die einen Rückschluss zulassen. Damit ist es keine undenkbare Sache. Das definitorische Kriterium des Undenkbaren ist seine Undenkbarkeit. Eine "Wirkung" von Undenkbarem auf Denkbares gibt es nicht. Undenkbares ist nicht "etwas", kann also auch keine "Wirkungen" haben. Es ist undenkbar. Dass wir Undenkbarem eine Bedeutung oder "Wirkung" zuschreiben, liegt nur daran, dass es den Begriff "Undenkbares" in unserem Kopf gibt. Der suggeriert, dass es "etwas" sei. Undenkbares ist aber kein "Etwas". Der Begriff "Undenkbares" ist der Ausdruck einer Grenze: ("Non plus ultra!") und nicht das unendlich weite Land dahinter. Wenn Du dem "Undenkbaren" "Wirkungen" zuschreibst, ist das so als würdest Du behaupten, ein Wegweiser sei der Ort, auf den er hinweist selbst, dass also z.B. auf ihm Häuser stünden und Menschen ein und aus gingen.
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon El Schwalmo » Mi 24. Sep 2008, 10:41

sapere aude hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:Was uns trennt ist die Frage der Beweislast. ... Du versuchst die mir aufzubürden, der nur davon ausgeht, dass es einen wie auch immer gearteten Gott geben könnte.

Ok, Du hältst die Existenz eines "Gottes" nicht für unmöglich. Woran machst Du das fest?

weil ich die Möglichkeit nicht ausschließen kann.

Auf die Frage, woran Du fest machst, dass die Existenz eines Gottes nicht möglich ist, hast Du, zumindest nach meinen Kriterien, noch kein Argument gebracht.
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Re: Naturwissenschaftliche Forschung ist naturalistisch ...

Beitragvon Qubit » Mi 24. Sep 2008, 11:08

sapere aude hat geschrieben:
Qubit hat geschrieben:
sapere aude hat geschrieben:Nein, dann wäre es nämlich - im Rahmen seiner Wirkungen - denkbar und nicht mehr undenkbar.

Und du kannst begründen, dass eine "denkbare" Wirkung auf eine "denkbare" Ursache schliessen lässt?


Klar. :kg: "Denkbar" ist auch "etwas" im Rahmen seiner Wirkungen, die einen Rückschluss zulassen. Damit ist es keine undenkbare Sache. Das definitorische Kriterium des Undenkbaren ist seine Undenkbarkeit. Eine "Wirkung" von Undenkbarem auf Denkbares gibt es nicht. Undenkbares ist nicht "etwas", kann also auch keine "Wirkungen" haben. Es ist undenkbar. Dass wir Undenkbarem eine Bedeutung oder "Wirkung" zuschreiben, liegt nur daran, dass es den Begriff "Undenkbares" in unserem Kopf gibt. Der suggeriert, dass es "etwas" sei. Undenkbares ist aber kein "Etwas". Der Begriff "Undenkbares" ist der Ausdruck einer Grenze: ("Non plus ultra!") und nicht das unendlich weite Land dahinter. Wenn Du dem "Undenkbaren" "Wirkungen" zuschreibst, ist das so als würdest Du behaupten, ein Wegweiser sei der Ort, auf den er hinweist selbst, dass also z.B. auf ihm Häuser stünden und Menschen ein und aus gingen.


Hm, irgendwie scheinst du dir den Wesensunterschied logischer und ontologischer Aussagen noch nicht wirklich bewußt gemacht zu haben. Da läuft bei dir in der Argumentation noch etwas kreuz und quer =)

Wie dem auch sei, bleiben wir vorderhand auf begrifflicher, logisch denkender Ebene.
Du hast die Begründung in Aussicht gestellt, dass "denkbare Wirkungen" auf "denkbare Ursachen" schliessen lässt.
Also logisch zu begründen: "denkbare Wirkung" -> "denkbare Ursache" ist wahr

Du jedoch willst mir anscheinend etwas anderes zeigen, was zum einen eine andere Aussage macht, andererseits aber auch nicht von dir logisch schlüssig dargestellt wird:
Dein Ansatz (als Widerspruch): 'Eine "Wirkung" von Undenkbarem auf Denkbares gibt es nicht.'
Also logisch formuliert: "undenkbare Ursache" -> "denkbare Wirkung" ist falsch

Deine Voraussetzung: 'Undenkbares ist nicht "etwas"'
Also logisch formuliert: "undenkbare Ursache" ist falsch

Also logisch gefolgert:
einserseits
"undenkbare Ursache" -> "denkbare Wirkung" ist falsch
andererseits
"undenkbare Ursache" ist falsch

Du willst also eine Implikation mit Voraussetzung "Falsch" selbst als "falsch" erweisen. Das ist nach klassischer Logik widersprüchlich: "Ex falso quodlibet", d.h. "undenkbare Ursache" -> "denkbare Wirkung" muss wahr sein.

Also muss entweder dein Ansatz falsch sein, also folgt "undenkbare Ursache" -> "denkbare Wirkung" ist wahr oder deine Voraussetzung falsch, also folgt "undenkbare Ursache" ist wahr.

Mir ging es jedoch vorerst "nur" um die Begründung, dass "denkbare Wirkungen" auf "denkbare Ursachen" schliessen lässt.
Es wäre schön, wenn du eine schlüssige Begründung hierfür noch liefern würdest ;-)
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