Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon stine » Mo 3. Nov 2008, 07:40

Klingt ja alles sehr einleuchtend, ganimed.

Ich sehe aber, dass es in der Realität meist anders läuft.

ganimed hat geschrieben:Ganz einfache humanistische Grundregeln und ein paar praktische Vernunftregeln für den Alltag und das tägliche Zusammenleben, das kann doch nicht so schwer sein.

Offensichtlich ist es das doch!

Es kann schon sein, dass sich der Mensch im Laufe seines Lebens selber erzieht und sich nach und nach die Werte sucht, die er braucht, um einigermaßen unbeschadet und eingepasst durchs Leben zu kommen. Aber gerade das kritische Alter in der Pubertät zeigt, dass Kinder aus traditionell erziehenden (christlichen) Elternhäusern in der (Schul)Gemeinschaft weniger Probleme machen.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon ganimed » Mo 3. Nov 2008, 21:27

@stine:
Christliche erzogene Kinder machen weniger Probleme in der Schule?
Hast du dafür Belege? Schonmal was drüber gelesen? Oder ist das nur eine Vermutung von dir?
Selbst wenn es so wäre, müsste man noch klären, ob der Grund dafür nicht vielleicht einfach nur ist, dass christlich erzogene Kinder möglicherweise und tendenziell nur eingeschüchterter sind und etwas geübter darin sind, zu gehorchen, Autoritäten anzuerkennen und das alles ohne viel zu hinterfragen.

Autoritäten anerkennen, das muss man lernen, keine Frage. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Aber die Frage ist immer, wo der richtige Mix liegt. Nur alles anerkennen und allem blind zu gehorchen, finde ich persönlich jedenfalls dann schon wieder schlecht. Ich habe keine genaue Vorstellung, wie meine Kinder später einmal werden sollen. Aber ein paar Probleme mit 'schlechten' Lehrern dürfen sie in der Schule gerne haben, wenn sie danach frei denkende, unbeschwerte und unerschrockene Erwachsene werden. Problemfreiheit in der Schule ist längst nicht das Wichtigste.

Und was ich dich sowieso noch fragen wollte: wieso nimmst du deine Tochter von der bisherigen Schule? Du schreibst, sie sei eine "motivierte, wissbegierige Einserschülerin". Klingt für mich nicht nach Schulproblemen.
Benutzeravatar
ganimed
 
Beiträge: 1687
Registriert: Sa 23. Aug 2008, 22:35

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon stine » Di 4. Nov 2008, 16:50

Hallo ganimned, ich hab dir heute morgen zum Thema eine lange PN geschrieben, weil ich unsere ganz persönlichen Erfahrungen nicht öffentlich aufarbeiten möchte. Hab dann aber irgendwas falsch gedrückt und den Text wieder verloren. Danach hatte ich keine Lust mehr das alles neu zu formulieren und einzutippen. :/
Aber mal soweit:
Ja, natürlich kann ich das
ganimed hat geschrieben:Christliche erzogene Kinder machen weniger Probleme in der Schule?
Hast du dafür Belege? Schonmal was drüber gelesen? Oder ist das nur eine Vermutung von dir?
ein Stück weit belegen. Mir ist zwar klar, dass ich immer nur ganz persönliche Erfahrungen wiedergeben kann, aber diese sind für mich symptomatisch für eine ganze Gesellschaft. Was sonst an Theorie verbreitet und gutgeheißen wird interessiert mich nur bedingt, weil mir wichtig ist, wie die Welt um mich herum aussieht und was ich warnehme. Und da schneiden Kinder aus traditionell christlichen Elternhäusern eben anders ab.

Ich glaube auch nicht, dass Kinder darunter leiden, wenn sie traditionell religiös erzogen werden und die kirchlichen Feste feiern "müssen". Taufe, Kommunion, Firmung oder Konfirmation haben auch noch niemanden umgebracht oder zum Heiligen werden lassen.
Im Gegenteil, hier wissen die Kinder noch, gegen welche Grenzen sie anlaufen können. Strikte Regeln bedeuten ja nicht nur Unterdrückung und blinden Gehorsam, sondern auch Sicherheit und Halt innerhalb einer Ordnung.
Religiöse Erziehung ist ein nicht zu unterschätzender Weg zur Vermittlung menschlicher Verhaltensweisen.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon stine » Di 4. Nov 2008, 16:56

Übrigens, ich finde dass die letzten Beiträge eigentlich nicht in diesen Thread gehören, weil Erziehung mit religiösen Einblicken, im Sinne wie ich sie verstehe, rein gar nichts mit irgendwelchen Sekten zu tun hat.
Von der Gesellschaft extrem abgeschottete Systeme halte auch ich für bedenklich.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon ganimed » Mi 5. Nov 2008, 22:17

stine hat geschrieben:Mir ist zwar klar, dass ich immer nur ganz persönliche Erfahrungen wiedergeben kann, aber diese sind für mich symptomatisch für eine ganze Gesellschaft. Was sonst an Theorie verbreitet und gutgeheißen wird interessiert mich nur bedingt, weil mir wichtig ist, wie die Welt um mich herum aussieht und was ich warnehme.

Das sehe ich ja ganz anders. Wer sich auf seine eigene Wahrnehmung verlässt, der ist verlassen. Das entnehme ich jedenfalls dem, was ich so über die Jahre in Sachen Psychologie und wissenschaftlichen Studien gelesen habe. Selektive Wahrnehmung, ganz gefährlich. Das Gehirn sieht oft nur das, bzw. erinnert nur das, was es auch erwartet. Der Trick bei gut gemachter Wissenschaft ist ja gerade, Objektivität anzustreben, durch Doppelblindtests, durch Kontrollgruppen, durch von Unabhängigen getestete Ergebnisse.

Wenn du dich also explizit lieber auf deine eigenen Erfahrungen verlässt, dann ist das für mich schon fast die Absage an die Wahrheit. Ich gebe ja gerne zu, dass man sich sehr oft auf seine Erfahrungen stützen muss, weil man nicht anders kann oder in vielen Fragen auch nichts anderes hat. Aber wenigstens sollte man sich dann umso unsicherer sein mit seiner Meinung und nicht auch noch damit tönen, man habe es ja schließlich selbst gesehen oder so. Das wäre in meinen Augen jedenfalls eher eine Disqualifikation.

Ich glaube auch nicht, dass Kinder darunter leiden, wenn sie traditionell religiös erzogen werden und die kirchlichen Feste feiern "müssen".

Eine sehr allgemeine Aussage. Ich bin überzeugt davon, dass viele Kinder tatsächlich nicht leiden. Aber manche eben doch. Vielleicht 5 Prozent, vielleicht 20 Prozent, wer weiß. Ich kann mir gut vorstellen, dass manche Kinder darunter leiden, die Anlässe von Festen innerlich nicht wirklich ernst nehmen zu können und dann die ganze Zeit irgendwie "mitspielen" zu müssen. Manch einer bevorzugt da eben den ehrlichen Weg, zu sich selbst stehen, nicht ständig Kompromisse eingehen, sich nicht ständig verstellen müssen. Ist bestimmt eine Frage von Charakter und genetischer Veranlagung.

Wieso also nicht auch bei dieser Frage die Vorzüge der Individualgesellschaft ausnutzen und praktisch jedem Kind selbst überlassen, was es feiern will, was es glauben will und auf welche Schule es möchte?
Benutzeravatar
ganimed
 
Beiträge: 1687
Registriert: Sa 23. Aug 2008, 22:35

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon stine » Do 6. Nov 2008, 08:22

ganimed hat geschrieben:...Vielleicht 5 Prozent, vielleicht 20 Prozent, wer weiß. Ich kann mir gut vorstellen, dass manche Kinder darunter leiden, die Anlässe von Festen innerlich nicht wirklich ernst nehmen zu können und dann die ganze Zeit irgendwie "mitspielen" zu müssen.
Das kann ich gut nachvollziehen. Ging es mir doch in meiner Kndheit ganz ähnlich und meinen Kindern heute auch.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich "zwinge" meine Kinder und andere Kinder in gar nichts, im Gegenteil, ich versuche zu erklären, warum und wie religiöse Riten entstanden sind und was sie bedeuten. Ein MUSS ist keinesfalls angebracht und ein Pfarrer ist ein Mensch mit guten und schlechten Eigenschaften, genau wie sie jeder andere Mensch auch hat. Das müssen Kinder wissen. Schon die Entscheidung zur Kommunion oder zur Firmung ist eine freiwillige. (Jedenfalls bei uns)

Meine Zweifel an der Echtheit verinnerlichten Glaubens sind sogar bei manchen Pfarrern extrem groß. Schließlich haben sie Theologie studiert und wissen daher ganz genau um die Entstehung der gelebten Rituale.
(Kleiner Witz am Rande: Früher dachte ich immer, dass die Pfarrer/Priester mit den Gläubigen nur deswegen so langsam und bedächtig sprechen, weil sie so durchgeistigt und so gläubig sind. Heute denke ich manchmal, sie sprechen nur so langsam und überlegt mit uns, weil sie denken, sie haben es mit lauter Idioten zu tun. Wer sonst könnte das alles glauben, was sie sagen? :mg: )

Meine eigene Wahrnehmung würde ich nicht herabqualifizieren, so wie auch deine nicht herabqualifizieren würde und die anderer Menschen auch nicht. Wir leben schließlich in der Welt, die wir uns schaffen und wir leben in dem, was direkt um uns herum ist. Impulse und Entdeckungen von außen werden natürlich mitverarbeitet, aber letztlich bleibt das Ergebnis das, was wir resultierend daraus zur Kenntnis nehmen.
Das Wissen, dass mehr als 30% der Amis fettleibig sind, ist ja schön und gut, aber ich muß versuchen, mit gesunder Ernährung das Gewicht und die Gesundheit meiner Familie im Lot zu halten. Was dazu objektiv nötig ist, zeigt mir meine Wahrnehmung.

Oder was verstehst du unter Objektivität im alltäglichen Leben?
Die Menschen sind so unterschiedlich, wie es extremer nicht sein könnte. Warum denken wir, dass ein Glaubender innerhalb einer Sekte ein Leidensträger ist? Er ist es erst, wenn sich seine Wahrnehmung verändert. SEINE Wahrnehmung!
Du kannst ihm von außen hundertmal sagen, er wäre in der falschen Veranstaltung, wenn er selbst das nicht wahrhaben möchte...?

Menschliches Leben im Alltag ist immer die Summe der eigenen Wahrnehmungen und dessen, was wir daraus machen. Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse können nicht unser Tun ersetzen. Und unser Tun entsteht aus Impulsen unserer Wahrnehmungen.
Wir entscheiden immer ganz subjektiv, was für uns objektiv ist. :mg:

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon ganimed » Do 6. Nov 2008, 17:59

stine hat geschrieben:Meine eigene Wahrnehmung würde ich nicht herabqualifizieren, so wie auch deine nicht herabqualifizieren würde und die anderer Menschen auch nicht.

Ich denke da gerade an dieses Experiment bei Quarks und Co. Da stellt sich im Hörsaal einer vor die Studenten und bittet um Mithilfe bei einem Experiment. Er würde gleich ein Gefäß mit einem Duftstoff öffnen und die Studenten sollen die Hand heben, sobald sie was riechen. Das Experiment solle die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Duftstoffes aufzeigen. In Wirklichkeit stimmte davon nichts und es war überhaupt kein Duftstoff vorhanden. Trotzdem finden nach kurzer Zeit die Studenten in den unteren Reihen an, aufzuzeigen. Danach dann auch die Studenten in den höheren Reihen. Sie rochen wirklich etwas. Was zwar nicht da war aber was sie erwarteten. Das Gehirn macht sich seine Realität notfalls eben selber.

Ich will also meine eigene Wahrnehmung herabqualifizieren, und deine auch und auch die anderer Menschen. Weil die menschliche Wahrnehmung eben alles andere als vertrauenswürdig ist.

Wenn du erwartest, dass religiöse Erziehung besser ist für Kinder, wirst du auf dem Schulhof auch die geeigneten Hinweise und Bestätigungen finden, alles andere entsprechend ausblenden oder zumindest weniger stark bewerten. Man kann als Mensch gar nicht anders. Mein Hirn funktioniert natürlich auch so. Aber wenigstens kann man dann doch am Ende des Tages sagen: "meine Meinung stützt sich nur auf meine eigenen Erfahrungen und stimmt deshalb wahrscheinlich nicht". Und sobald man dann bessere Informationsquellen bekommen kann, zum Beispiel etablierte Lehrmeinungen der Wissenschaft, sollte man zugreifen und seine Meinung entsprechend auf den neusten Stand setzen, finde ich. Es wäre vermessen und dumm, seinen eigenen Erfahrungen mehr zu trauen als wissenschaftlichen Erkenntnissen.

stine hat geschrieben:Menschliches Leben im Alltag ist immer die Summe der eigenen Wahrnehmungen und dessen, was wir daraus machen. Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse können nicht unser Tun ersetzen.

Aus meiner Erfahrung (also mit Vorsicht zu genießen) neigen Frauen noch mehr als Männer dazu, ihren Erfahrungen zu trauen. Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, dass Frauen ja, soweit ich las, tendenziell ganzheitlicher denken und wahrnehmen, mehr Verbindung zwischen den Gehirnhälften haben oder so ähnlich. Vielleicht suggeriert euch diese 'ganzheitliche' Wahrnehmung, dass wissenschaftliche Fragestellungen, die ja meistens recht speziell sind, für das wirkliche Leben wenig relevant sind. Vielleicht rührt daher auch eine möglicherweise geringere Bereitschaft zur Analyse, zum systematischen Auseinandernehmen von Problemen. In sozial komplexen Situationen mögt ihr mit euren Erfahrungen und dem Ignorieren von Wissenschaft noch sehr gut fahren, aber wenn ihr mal den Videorecorder programmieren sollt, dann werdet ihr hoffentlich einsehen, dass ich doch recht hatte. :^^:

Jedenfalls bewahre uns der Himmel vor Menschen, die bei Diskussionen um alle möglichen Phänomene immer beginnen mit: "unter meinen Bekannten sind zwei, die das auch mal erlebt haben, und da war es so...."
Benutzeravatar
ganimed
 
Beiträge: 1687
Registriert: Sa 23. Aug 2008, 22:35

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon pinkwoolf » Do 6. Nov 2008, 21:54

stine hat geschrieben:Die Lehrer sagen, sie hätten keinen Einfluß auf die Schüler und lehnen es ab, die versäumte Erziehungsarbeit der Eltern nachzuholen. Können sie auch oft gar nicht. Pädagogische Ausbildung ist im Lehramt eher Zufall.

Das liegt nicht nur an der mangelnden pädagogischen Ausbildung; es ist auch ein Zeitproblem. Ich unterrichte derzeit ca. 200 Schüler, davon jeweils knapp dreißig 3-4mal 45 Minuten die Woche. In dieser Zeit soll ich den Kindern ein festgelegtes Pensum Englisch beibringen. Für die Aufgaben des Klassenlehrers gibt es keine Minute Extra-Zeit. Wann, bitte schön, soll ich da nachhaltig erzieherisch tätig werden? Ich kann gerade noch verhindern, wenn sich Kinder während des Unterrichts prügeln wollen, was in unserem ländlichen Soziotop zum Glück eher selten vorkommt.

Und was kann ich überhaupt dagegen tun, dass oft die schlimmsten Dumpfbacken das größte Prestige bei den anderen Jungen genießen - und, nebenbei bemerkt, auch den größten Sex-Appeal bei den pubertierenden jungen Damen?

Religiöse Ermahnungen liegen mir, wie du unschwer erraten wirst, fern. Ich könnte natürlich im humanistischen Sinne einen Vortrag über die Überlegenheit des Geistes über animalisches Brunftgehabe halten.
:klugscheisser:
Eine ätzende Satire in der nächsten Schülerzeitung wäre mir sicher. Zu recht. Es gibt eben Erfahrungen, die jeder Mensch selber machen muss.
Benutzeravatar
pinkwoolf
 
Beiträge: 947
Registriert: Mo 17. Sep 2007, 18:58

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon stine » Fr 7. Nov 2008, 07:33

ganimed hat geschrieben:...Sie rochen wirklich etwas. Was zwar nicht da war aber was sie erwarteten. Das Gehirn macht sich seine Realität notfalls eben selber.
Ja, solche Experimente, bis hin zu homöopatischen Behandlungserfolgen kenne ich auch.
Aber soll ich deswegen jede meiner Wahrnehmungen als eingebildet abtun?
Wann ist sie denn Realität?

pinkwoolf hat geschrieben:Ich kann gerade noch verhindern, wenn sich Kinder während des Unterrichts prügeln wollen, was in unserem ländlichen Soziotop zum Glück eher selten vorkommt.
Warum könnte das im ländlichen Bereich besser laufen?
Was ist anders?
Haben wir in der Stadt doch das Rattensyndrom?

In einer Studie (aber fragt mich jetzt nicht wann und wo) wurde bereits nachgewiesen, dass je entfernter die Häuser stehen, je beser die Nachbarschaften funktionieren, weil die Menschen gelassener sind. Haben wir in der Stadt zu wenig Raum?
Zu hohe "Fließgeschwindigkeit"?

Andererseits ist meine Beobachtung, dass gerade auf dem Land die Jugend am meisten säuft, raucht und sich mit Moped oder Auto zu Tode rast.

pinkwoolf hat geschrieben:Religiöse Ermahnungen liegen mir, wie du unschwer erraten wirst, fern. Ich könnte natürlich im humanistischen Sinne einen Vortrag über die Überlegenheit des Geistes über animalisches Brunftgehabe halten.
Aber wie wir wissen, kann diese Beobachtung auch wieder nur eine homöopatische Einbildung sein :/ - und religiöse Erziehung sollte ja auch im Religionsunterricht erfolgen und vom Elternhaus unterstützt werden. Wenn schon, denn schon.
Aber klar, dort wo es ums Sprache lernen geht, kann man inhaltlich vieles verpacken. Auch das Brunftgehabe :mg: .
Ich würds probieren!

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon xander1 » Fr 7. Nov 2008, 14:22

Ist es nicht vorteilhafter Kinder so zu erziehen, dass sie wehrhaft sind, im Falle des Falles, als sie lieb zu machen?
Ist das nicht besser für die Kinder?
Sollten Kinder wirklich so erzogen werden, dass sie den Eltern hörig sind oder sollte man ihnen nicht beibringen anders zu denken, ihnen Egoismus beibringen? Egoistisch sind sie so oder so. Das ist jeder Mensch. Sagen wir nicht egoistisch, sagen wir die Kinder sollen sich nicht vergessen, sich nicht aufgeben für andere Menschen. Aber Kinder die durch das Christentum zum Geben erzogen werden, werden eine leichte Beute.

Einer meiner größten Kritiken gegenüber dem Christentum ist, dass im Christentum die Menschen tendenziell zu Opfern erzogen werden. Das ist u.a. eines der bösartigsten Dinge die geschehen können. Deshalb halte ich das Christentum für bösartig. Das ist vielleicht mein Hauptgrund gegen das Christentum zu sein.

Nett, lieb und altruistisch zu sein, so erzogen zu sein, wird unter pubertierenden Kindern und Jugendlichen gerne als Schwäche erkannt. Schwache werden wie unter Hühnern gepisakt. Damit haben die religiösen Menschen verursacht, dass das Kind Opfer seiner Umgebung wird mit ihrer Religion und angeblichen Kultiviertheit.

pinkwoolf hat geschrieben:Religiöse Ermahnungen liegen mir, wie du unschwer erraten wirst, fern. Ich könnte natürlich im humanistischen Sinne einen Vortrag über die Überlegenheit des Geistes über animalisches Brunftgehabe halten.
:klugscheisser:
Eine ätzende Satire in der nächsten Schülerzeitung wäre mir sicher. Zu recht. Es gibt eben Erfahrungen, die jeder Mensch selber machen muss.


Ja es ist das beste man hällt sich aus so etwas raus. Welcher Lehrer will schon gerne Opfer seiner Schüler werden. Wieso soll man sich mehr Probleme aufhalsen?
Benutzeravatar
xander1
 
Beiträge: 2825
Registriert: Sa 12. Jul 2008, 07:52

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon Mark » Fr 7. Nov 2008, 14:28

xander1 hat geschrieben:Ist es nicht vorteilhafter Kinder so zu erziehen, dass sie wehrhaft sind, im Falle des Falles, als sie lieb zu machen?
Ist das nicht besser für die Kinder?
Sollten Kinder wirklich so erzogen werden, dass sie den Eltern hörig sind oder sollte man ihnen nicht beibringen anders zu denken, ihnen Egoismus beibringen? Egoistisch sind sie so oder so. Das ist jeder Mensch. Sagen wir nicht egoistisch, sagen wir die Kinder sollen sich nicht vergessen, sich nicht aufgeben für andere Menschen. Aber Kinder die durch das Christentum zum Geben erzogen werden, werden eine leichte Beute.

Einer meiner größten Kritiken gegenüber dem Christentum ist, dass im Christentum die Menschen tendenziell zu Opfern erzogen werden. Das ist u.a. eines der bösartigsten Dinge die geschehen können. Deshalb halte ich das Christentum für bösartig. Das ist vielleicht mein Hauptgrund gegen das Christentum zu sein.

Nett, lieb und altruistisch zu sein, so erzogen zu sein, wird unter pubertierenden Kindern und Jugendlichen gerne als Schwäche erkannt. Schwache werden wie unter Hühnern gepisakt. Damit haben die religiösen Menschen verursacht, dass das Kind Opfer seiner Umgebung wird.


Wenn Menschen wirklich abgeschieden und unbeeinflusst von den Medien aufwachsen, besteht diese Gefahr durchaus. Es hat schon seinen Grund warum so viele christliche Sekten sich und ihre Kinder so von der Aussenwelt abschotten.
Benutzeravatar
Mark
 
Beiträge: 1683
Registriert: Do 30. Nov 2006, 18:19
Wohnort: München

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon stine » Fr 7. Nov 2008, 15:33

xander1 hat geschrieben:...Einer meiner größten Kritiken gegenüber dem Christentum ist, dass im Christentum die Menschen tendenziell zu Opfern erzogen werden...
..Nett, lieb und altruistisch zu sein, so erzogen zu sein, wird unter pubertierenden Kindern und Jugendlichen gerne als Schwäche erkannt. Schwache werden wie unter Hühnern gepisakt...
Interessant, denn ganau das habe ich so in einer Klasse mitverfolgt.
Nun sind wir aber nicht deshalb nett, lieb und hilfsbreit, weil wir katholisch erzogen wurden, sondern, weil wir uns "menschlich" verhalten wollten. Nach deiner Theorie (und nicht nur deiner) ist es aber so, dass nur die Erziehung zum Egoisten und die Tendenz lieber Täter, als Opfer zu sein, eine Erfolg versprechende Zukunft hat?

Wenn das so ist, brauchen wir unsere Kinder eigentlich überhaupt nicht mehr erziehen, denn der Mensch erzieht sich dann schon von selbst. Spätestens der erste Fußtritt ins Gesicht härtet ab.
Lehrer möchte ich aber dann auch nicht mehr sein.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon Mark » Fr 7. Nov 2008, 16:08

stine hat geschrieben:Wenn das so ist, brauchen wir unsere Kinder eigentlich überhaupt nicht mehr erziehen, denn der Mensch erzieht sich dann schon von selbst. Spätestens der erste Fußtritt ins Gesicht härtet ab.
Lehrer möchte ich aber dann auch nicht mehr sein.

LG stine


Nein, die Medien erziehen die Kinder zu einem Misch-Masch. Darum müssen die Eltern heutzutage noch mehr Zeit und Kraft investieren als jemals zuvor, auch wenn die Kinder völlig ohne Erziehung wahrscheinlich garnicht auffallen würden.
Benutzeravatar
Mark
 
Beiträge: 1683
Registriert: Do 30. Nov 2006, 18:19
Wohnort: München

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon pinkwoolf » Fr 7. Nov 2008, 22:05

stine hat geschrieben:Warum könnte das im ländlichen Bereich besser laufen?
Was ist anders? Haben wir in der Stadt doch das Rattensyndrom?

In einer Studie (aber fragt mich jetzt nicht wann und wo) wurde bereits nachgewiesen, dass je entfernter die Häuser stehen, je besser die Nachbarschaften funktionieren, weil die Menschen gelassener sind. Haben wir in der Stadt zu wenig Raum?
Zu hohe "Fließgeschwindigkeit"?

___________________________________________________________________

Aber klar, dort wo es ums Sprache lernen geht, kann man inhaltlich vieles verpacken. Auch das Brunftgehabe. Ich würds probieren!


Ich habe immer noch nicht begriffen, wie ich ein Zitat so aufspalten kann, dass auch beim 2. Mal "Stine hat geschrieben" darüber steht.

Also zunächst zu dem Teil überm Strich:
Aus eigenem Erleben kann ich das Rattensyndrom nicht nachempfinden. Ich selber wohne nicht in dem ländlichen Soziotop, wo ich lehre. Ich habe es zunächst drei Jahre lang versucht, bin aber dann ins dicht gedrängte Zentrum einer mittleren Großstadt geflohen, kurz bevor mich das kleinstädtische Ambiente zu einer schlimmeren Verzweiflungstat hinreißen konnte.

Die Tatsache, dass nun mein Kopf beim Schlafen vielleicht nur einen knappen Meter von einem anderen Kopf entfernt ist, dessen Besitzer ich nicht kenne, bereitet mir keinerlei Zerbrechen desselben. Mauern zwischen den Menschen sind eben doch nicht nur schlecht.

Ich glaube, Großstadtschulen sind deswegen problematischer, weil sich die bildungsfernen Bürgerschichten hier stärker konzentrieren und auch mehr Gelegenheit haben, sich zusammenzurotten. Rotten, nicht ratten.

Und nun zu dem Teil unterm Strich. Auf bescheidenem Niveau kann man sicherlich auch in den pubertierenden Klassenstufen im Englischunterricht Werte vermitteln. Im Lektionstext haut Kevin Ahmed eben nicht eine rein, sondern setzt sich verbal mit ihm auseinander. Niveauvoll darüber reden kann man in diesem Stadium des Spracherwerbs jedoch nicht, vor allem nicht in jenen schwierigen Klassen, die solch ein Gespräch am nötigsten brauchen.

In der Oberstufe, wenn das sprachliche Niveau differenziertere Gespräche erlaubt, ist der Zug schon abgefahren.

Überhaupt rede ich hier ja nur vom Gymnasium, dem sozialen Schutzreservat für Mittel- und Oberschichtskinder. An der Hauptschule hätte ich ja schon alle Hände voll damit zu tun, den Unterschied zwischen "you" und "they" rüberzubringen. Oder bin ich jetzt arrogant?
Benutzeravatar
pinkwoolf
 
Beiträge: 947
Registriert: Mo 17. Sep 2007, 18:58

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon stine » So 9. Nov 2008, 19:31

Völlig OT:
pinkwoolf hat geschrieben:Überhaupt rede ich hier ja nur vom Gymnasium, dem sozialen Schutzreservat für Mittel- und Oberschichtskinder. An der Hauptschule hätte ich ja schon alle Hände voll damit zu tun, den Unterschied zwischen "you" und "they" rüberzubringen. Oder bin ich jetzt arrogant?
Das Gymnasium ist hier die "Haupt"-Schule.
Niemand geht mehr woanders hin. :nosmile:
Und du kannst mir glauben, mit Bildung hat das nichts mehr zu tun und auch nichts mit Standesdünkel.
Das ist schlichte Gleichmacherei.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon xander1 » So 9. Nov 2008, 20:22

Mark hat geschrieben:Wenn Menschen wirklich abgeschieden und unbeeinflusst von den Medien aufwachsen, besteht diese Gefahr durchaus. Es hat schon seinen Grund warum so viele christliche Sekten sich und ihre Kinder so von der Aussenwelt abschotten.


Sehr sehr gut erkannt!
Und genau das macht solche Christen zu einem ideologischen Verein.
Ihre Ideale lassen sich nicht vollständig in freier Wildbahn realisieren.
Man will quasi durch einen Selbstbetrug verschiedene Ziele erreichen.
Es ist übrigens erwiesen, dass Meditieren das Gehirn verändert und
christlicher Glaube Schmerz lindern kann.
Benutzeravatar
xander1
 
Beiträge: 2825
Registriert: Sa 12. Jul 2008, 07:52

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon pinkwoolf » So 9. Nov 2008, 23:38

stine hat geschrieben:Das Gymnasium ist hier die "Haupt"-Schule.
Niemand geht mehr woanders hin.

Trifft zu auf die Mittel- und Oberklassekinder, die von ihren Eltern gepusht werden.

Das Stichwort "Gleichmacherei" führt bei mir stets zu einem überhöhten Augendruck. Gleichgemacht werden hier doch allenfalls unterbelichtete Oberschichtskinder mit dito belichteten Unterschichtskindern.

:explodieren:
Benutzeravatar
pinkwoolf
 
Beiträge: 947
Registriert: Mo 17. Sep 2007, 18:58

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon Myron » Mo 10. Nov 2008, 00:45

pinkwoolf hat geschrieben:Ich habe immer noch nicht begriffen, wie ich ein Zitat so aufspalten kann, dass auch beim 2. Mal "Stine hat geschrieben" darüber steht.


Beispiel:

(quote="pinkwoolf")Ich habe immer noch nicht begriffen, wie ich ein Zitat so aufspalten kann, ...(/quote)
KOMMENTAR
(quote="pinkwoolf")... dass auch beim 2. Mal "Stine hat geschrieben" darüber steht.(/quote)
KOMMENTAR

Du musst nur statt der runden Klammern eckige ("[...]") verwenden, und dann sieht das Ergebnis so aus:

pinkwoolf hat geschrieben:Ich habe immer noch nicht begriffen, wie ich ein Zitat so aufspalten kann, ...

KOMMENTAR
pinkwoolf hat geschrieben:... dass auch beim 2. Mal "Stine hat geschrieben" darüber steht.

KOMMENTAR
Benutzeravatar
Myron
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 4808
Registriert: So 1. Jul 2007, 17:04

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon stine » Mo 10. Nov 2008, 07:49

pinkwoolf hat geschrieben: :explodieren:


So ist es. Aber das gehört in einen anderen Thread.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Sekten sind nur psychische Kampfsportvereine?

Beitragvon stine » Mo 10. Nov 2008, 08:29

xander1 hat geschrieben:
Mark hat geschrieben:Wenn Menschen wirklich abgeschieden und unbeeinflusst von den Medien aufwachsen, besteht diese Gefahr durchaus. Es hat schon seinen Grund warum so viele christliche Sekten sich und ihre Kinder so von der Aussenwelt abschotten.


Sehr sehr gut erkannt!
Und genau das macht solche Christen zu einem ideologischen Verein.
Ihre Ideale lassen sich nicht vollständig in freier Wildbahn realisieren.
Man will quasi durch einen Selbstbetrug verschiedene Ziele erreichen.
Es ist übrigens erwiesen, dass Meditieren das Gehirn verändert und
christlicher Glaube Schmerz lindern kann.


An dieser Stelle wird es wieder interessant.
Es geht beim "Abschotten" nicht nur um religiöse Sekten. Auch wir, als Familie, neigen dazu uns das Leben so zu gestalten, wie wir es für "richtig" halten. Wir fechten sozusagen einen familiären Kampf gegen die Masse. Wir meiden dumpfe Fernsehsendungen, oberflächliche Presseblätter und leben unser Leben so ziemlich ohne medial präsentierte Werbeartikel.
Klar, dass das zum Außenseitertum führen kann.
Wir joggen nicht - wir laufen, wir biken nicht - wir fahren Rad und wir geben Keinen Cent mehr aus, nur weil ein Werbeträger seinen Namen auf das T-Shirt gedruckt hat. Wir trinken keinen Redbull und in die Ferien gehts ohne Billigflieger. Wir leben unsere eigene Ideologie so gut es eben geht.

Wäre also jeder, der seine eigene Lebensphilosophie entwickelt ein Außenseiter. Finden sich jetzt aber einige zusammen, die ein ähnliches Verlangen danach haben, ihr Leben so und nicht anders zu gestalten, dann entstehen Gruppierungen, Vereine, Sekten usw.

Und spätestens dann taucht doch wieder die alte Frage auf: Was ist schon normal?
Was die Mehrheit macht?
Aber was macht die Mehrheit?
Sind das wirklich die Fertiggerichtkonsumenten mit dem unwiderstehlichen Drang alles zu glauben und zu kaufen, was die Werbung ihnen weismacht? Sind das sexsüchtige Topmanager und Feierabendpornofilmegucker? Sind das Alkohol- und Drogenkonsumenten? Sind das die Sportfreaks? Musikfreaks? Workoholics? Gesellschaftskritische Studenten? Religionskritische Brights?
Und wer immer sich dann mit Gleichgesinnten trifft, neigt dazu, die Welt durch einen Filter zu betrachten und zu glauben, dass das was er und seinesgleichen tun, das Beste ist. Und ab wann schottet man sich dann ab?
Und ab wann sind alle anderen doof :^^: .

Ich selbst muß mich da oft über mich selbst wundern.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

VorherigeNächste

Zurück zu Religion & Spiritualität

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste