Trotzallem ist die Frage nach dem Spezifischen des Lebens noch nicht hinreichend beantwortet, also die, nach der substanziellen Verschiedenheit zwischen belebter und unbelebter Natur.
(Wenn ich, auch wenn es überhaupt nichts mit der eigentlichen Sache zu tun hat aber dennoch witzig ist, das vorbringen darf: ob die russische Sprache solchen Erkenntnissen nach geändert würde? In jener nämlich, wird nicht nur nach Genus, sondern auch nach Animus dekliniert; obwohl: wir wissen ja eigentlich auch, dass die allermeisten Dinge weder weiblich noch männlich sind, und trotzdem halten wir in unserer Sprache daran fest. Egal...)
russellsteapot hat geschrieben:Gerade weil ich nichts nach Aussen transzendiere und mein Gewissen die oberste Moralinstanz ist, bin ich bemüht den Anforderungen und Pflichten die mir die Vernunft aufgibt auch nachzukommen. Das ist meiner Meinung nach das Ultimative, das uns Menschen über den Rest der Natur erhebt! Die Möglichkeiten des Bewusstseins, die Triebe und animalischen Instinkte zu übertrumpfen und aus dem reinen "Fressen und gefressen werden"-Kreislauf auszubrechen ist das Beste was uns die Evolution beschert hat - und natürlich auch das Schlechteste - denn es eröffnet auch den Weg zur Selbstvernichtung und zur Vernichtung des ganzen Planeten!
Gut, also dass das, was du da sagst, nicht stimmt, weißt du hoffentlich; - es tut mir leid, wenn es angreifend wirkt, weil es ja anscheinend ein Fundament deines Lebens darstellt, wie du deine Überzeugung schilderst - also rate ich dir, den Thread zur Willensfreiheit zu lesen, in dem diese oder dieser aufgeweckte Pia Hut, so eifrig Daten auswertet und zu synthetisieren versucht.
Das Maßhalten - was du fälschlicherweise als Vernunft titulierst - ist ebenso von einem Trieb motiviert, wie auch die aus christlicher Tradition heraus gemeinhin verrufeneren triebhaften Äußerungen, wie die Wollust eine ist. Bei den Instinkhandlungen gebe ich dir recht: die sind wirklich stark vemrindertin ihrem Auftreten, aber man hört inzwischenauf von Instinkten zu sprechen, weil dieser Begriff durch sein Alter nicht mehr klar definierbar ist; man spricht demnach von "angeborenen Verhaltensweisen".
Und willst du behaupten, du würdest all die kognitiven Prozesse b e w u s s t steuern? Kognition ist eine angeborene Verhaltensweise - "Instinkt". Das Neue - nicht das Erhebende - am Menschen, ist z.B. der starke Intellekt; welcher, bildlich gesprochen, der Vermittler zwischen den widerstreitenden Trieben ist; der kreative Lösungsmacher, (der dadurch ziemlich coole Dinge zur Welt gebracht hat! auf solche Sachen muss man erst einmal kommen: Stolz durch göttlichen Ursprung, Stolz durch Geist, Stolz durch Bewußtsein, Stolz durch Moral: Stolz durch erfundene, sich selber zugeschriebene Eigenschaften im allgemeinen - jaja, Stolz, das Vorrangs-Gefühl...)
Überhaupt "Mensch und Welt" zu sagen, und somit den Menschen von der Welt/Natur durch "die sublime Anmaßung des Wörtchens 'und' zu trennen", sah schon Nietzsche als den Ursprung nihilistischen Denkens. (Nein, Nietzsche
ist kein Nihilist: er hat die heile Welt zerschmissen, in der es sich selsbt heute die meisten immer noch behaglich machen - doch damit hat er die Welt nicht verneint: nur ein falsches Abbild derselben im Menschen; doch für Leute, die nur jene Welt mit Hinterwelten auch als Welt sehen wollen, meinen natürlich, er habe die Welt verneint... wie billig!)
stine hat geschrieben:Ist der Mensch dann auch noch eine besondere Materie? Oder einfach ein Teil der Natur und muss sich seines Egoismus nicht mehr schämen, weil er sich ganz natürlich benimmt, wenn er feststellt, dass er Kraft seiner Intelligenz über allem steht?Braucht es keine Sinnfrage mehr, weil Mensch dann endgültig weiß, dass er keinen Sinn und Zweck erfüllen muss?
Stine, Werte sind nicht für die Ewigkeit geschaffen: vielleicht kommt der Tag, an dem jenes von dir geschilderte Vorurteil das vorherrschende wird; vielleicht kommt aber auch wieder eine Sache wie der Nationalsozionalismus und misst die Welt nach seinen Zielen - Werte sind die eine Sache; Erkenntnis ist eine andere. Durch Erkenntnis ist man vielleicht geneigt weniger vorurteilhaft im Schaffen zu sein - aber wie man sieht, wird heute Erkenntnis genutzt, um es sich bequem zu machen, und nicht um tätig zu werden - wenig faustisch, der Westen (deswegen wird auch so unnötig viel Geist an Wirtschaft und Politik verschwendet, d.h. durchaus nicht unentbehrliche Dinge.)
stine hat geschrieben:Die Kraft des Geistes ist ein wesentlicher Teil des Menschen - genau hier ist der Mensch mehr als reine Materie.
Sag uns jetzt bitte einmal, was du unter dem Begriff "Geist" verstehst; und sag uns auch, was seine Kraft sein soll.
Ich meine, dass "Geist", im naturalistischen Sinne begriffen, die Gesamtheit der kognitiven und metakognitiven Fähigkeiten eines Menschen umschreibt.
Romantische, naturphilosophische Begrifflichkeiten des beginnenden 19. Jh., wie "Lebenskraft" eine ist, entsprechen weder der naturalistischen Weltsicht (selbst wenn diese immer noch gemeinhin von Mythen überflutet ist - aber das ist menschlich, allzumenschlich) noch dem Erkenntnisstand der modernen "Wissenschaft" (sie ist eben doch eher ein Lumpenverein.)