HFRudolph hat geschrieben:Myron hat geschrieben:...eine Vielzahl von Leuten, die den Supernaturalismus nicht explizit negieren, sondern sich ihm gegenüber neutral, d.h. entweder reflektiert agnostisch oder einfach nur unreflektiert indifferent, verhalten.
Du meinst, diese Leute haben heute ein naturalistisches Weltbild, weil sie alles heute Bekannte für erklärbar halten, haben aber keine grundsätzlich
methodisch naturalistische Herangehensweise?
Das mit dem Agnostizismus und dem Indifferentismus bezieht sich primär auf den
ontologischen, nicht auf den methodologischen Naturalismus, und dabei noch nicht einmal speziell auf den
szientistischen Naturalismus und dessen Formen:
"1. The ontological scientific naturalist [OSN] holds that the entities posited by acceptable scientific explanations are the only genuine entities that there are. A weaker version holds that scientific posits are the only unproblematic (or nonqueer) entities that there are.
2. The methodological (or epistemological) scientific naturalist [MSN] holds that it is only by following the methods of the natural sciences—or, at a minimum, the empirical methods of a posteriori inquiry—that one arrives at genuine knowledge. A weaker version holds that the methods of the natural sciences are the only unproblematic methods of inquiry. On this view scientific knowledge is the only unproblematic (or unmysterious) kind of knowledge that there is, thus provisionally allowing for nonscientific knowledge in some loose or practical sense."(De Caro, Mario, and David Macarthur. "The Nature of Naturalism." In
Naturalism in Question, edited by Mario de Caro and David Macarthur, 1-17. Cambridge, MA: Harvard University Press, 2004. p. 7)
(Ich als Freund der Phiolosophie und der Metaphysik im Besonderen würde nur die schwächere Version des OSN unterschreiben, weil ich nicht der Meinung bin, dass
prinzipiell nichts außer den ontologischen Setzungen, d.i. den theoretischen Objekten der Naturwissenschaften als existent, als real anzuerkennen ist. Beim MSN tendiere ich zur starken Version, weil ich die apriorischen "Einsichten" der Philosophie und die aposteriorisch gewonnenen Erkenntnisse der Naturwissenschaften nicht auf die gleiche Stufe stelle.)
HFRudolph hat geschrieben:Solche Leute haben überhaupt kein naturalistisches Weltbild.
Agnostische oder indifferente Nonsupers haben zwar kein positiv-naturalistisches Weltbild, aber auch kein supernaturalistisches.
Ob man sich als einer mit einem nonsupernaturalistischen Weltbild auch dem MSN gegenüber agnostisch oder indifferent verhalten darf, ist allerdings fraglich. Hier ist wohl mindestens die schwächere Version zu bejahen.
HFRudolph hat geschrieben:In dem Sinne bin ich immer davon ausgegangen, dass man nur dann ein naturalistisches Weltbild haben kann, wenn man eine grundsätzlich naturalistische Methode verfolgt, also Herangehensweise.
Wenn Du an den Naturalismus denkst, denkst Du offenkundig vor allem an eine methodologische und nicht an eine ontologische Einstellung.
Ein ontologischer Naturalist muss an sich weder ein
starker szientistischer ontologischer noch ein
starker szientistischer methodologischer Naturalist sein, wobei ich vermute, dass so gut wie alle ontologischen Naturalisten de facto zumindest die beiden schwächeren Versionen bejahen, welchen zufolge die naturwissenschaftlichen Verfahren die einzigen unproblematischen, unmysteriösen Verfahren zur Wissensgewinnung sind und das dadurch gewonnene naturwissenschaftliche Wissen das einzige unproblematische, unmysteriöse Wissen ist.
HFRudolph hat geschrieben:Die ist gewissermaßen durchaus Bestandteil des Weltbildes, weil es eine grundsätzliche Vorstellung von der Welt beinhaltet. Wer das nicht akzeptiert, hat kein naturalistisches Weltbild und kann auch kein Bright sein!
Für mich steht der ontologische Aspekt des Naturalismus im Vordergrund, und wenn im Rahmen der Brights-Bewegung von übernatürlichen oder mystischen
Elementen die Rede ist, dann geht es in meinen Augen klar um die Frage, welche
Entitäten man in den ontologischen "Setzkasten" seiner Weltanschauung hineintun darf und welche nicht.
Mit dem ontologischen Aspekt sind allerdings durchaus auch epistemologische und methodologische Aspekte verknüpft, die aber von Brights Central nicht thematisiert werden. (Schon der ontologische Aspekt bleibt ja weitestgehend unartikuliert.)
Wie Du sicher schon bemerkt haben wirst, haben wir es hier mit einer sehr komplexen und komplizierten Thematik zu tun, auf die Brights Central nicht eingeht, weil das ja alles unerwünschter "Philosophenkram" ist.
Brights Central gibt sich ganz offensichtlich mit einem oberflächlichen "Vulgärnaturalismus" zufrieden. Denn man will ja eine Volksbewegung sein. Linkszwodreivier ...
HFRudolph hat geschrieben:Deshalb steht auch schon lange auf Brights-Hamburg.de:
Naturalistisch ist jedes Weltbild, dass sich zur Ermittlung der Realität der wissenschaftlichen Methode bedient.
Du bist also in erster Linie ein
starker methodologischer szientistischer Naturalist:
"The methodological (or epistemological) scientific naturalist holds that it is only by following the methods of the natural sciences—or, at a minimum, the empirical methods of a posteriori inquiry—that one arrives at genuine knowledge." (Quelle: siehe oben)
Ich würde die folgende Formulierung bevorzugen, denn ein naturalistischer Philosoph/Metaphysiker betreibt ja selbst keine empirische Forschung:
"Naturalistisch ist jedes Weltbild, das sich an den Methoden oder zumindest den Resultaten der empirischen Wissenschaften, insbesondere der Naturwissenschaften, orientiert."Ich schätze, Du würdest das noch verschärfen:
"Naturalistisch ist jedes Weltbild, das sich ausschließlich an den Methoden und den Resultaten der empirischen Wissenschaften, insbesondere der Naturwissenschaften, orientiert."HFRudolph hat geschrieben:Meinst Du, man sollte das noch deutlicher schreiben?
Man könnte Deine Beiträge in dieser Diskussion hier mit copy/paste zu einem Artikel zusammen fügen.
Mal schaun.