HFRudolph hat geschrieben:@Myron: Zum einen kann sich jeder Bright positionieren, wie er oder sie will. So etwas wie „jeder Bright muss das vertreten“ geht schon mal gar nicht.
Ich habe nicht "muss", sondern "müsste[n] eigentlich" geschrieben, was ein feiner Unterschied ist.
Und wenn wir Brights schon kaum philosophische Gemeinsamkeiten haben, dann sollten sich wenigstens einige klare politische Ziele formulieren lassen, die der Gleichberechtigung der Atheisten und Naturalisten dienen.
Ich muss mir doch ständig anhören, dass die Brights-Bewegung keine philosophische, sondern eine politische Bewegung sei.
HFRudolph hat geschrieben:Und wenn Du eine realpolitische Position einnimmst, weil Du im vorauseilenden Gehorsam meinst, mit einer solchen (inkonsequenten) Position weiter zu kommen, als mit einer solchen, die offen und ehrlich sagt, was sie meint, dann ist das eigentlich Deine Sache.
Wir beide können radikale Forderungen noch und nöcher aufstellen und damit unsere Egos befriedigen; doch das wird uns der für eine Grundgesetzänderung erforderlichen Zweidrittelmehrheit sowohl im Bundestag als auch im Bundesrat keinen Schritt näherbringen.
Und blicken wir den unschönen, aber unleugbaren faktischen Machtverhältnissen in Deutschland doch mal direkt ins Gesicht: Die CDU/CSU und die SPD werden auch in Zukunft an §7.3 und damit am konfessionellen Religionsunterricht festhalten, sodass die benötigte Zweidrittelmehrheit auf unabsehbare Zeit nicht zustande kommen wird. (Ich habe Zweifel, dass ich das überhaupt noch erleben werde.)
Als "inkonsequent" empfinde ich meine Kompromiss—Position übrigens nicht, sondern als taktisch klug; denn wenn man den Religiösen selbst das Recht auf Einrichtung eines freiwilligen Religionsunterrichtes als Wahlfach abspricht, wie ließe sich dann das Fach "Humanistische Lebenskunde" an den öffentlichen Schulen verteidigen?
(Man kann sich natürlich generell gegen jeglichen freiwilligen Weltanschauungsunterricht an den öffentlichen Schulen aussprechen.)
HFRudolph hat geschrieben:Grundsätzlich wird die Luft aber ganz dünn, wenn wir eine Position vertreten, die es zulässt, dass der Staat Aberglauben unterrichtet.
GG §4.1: "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich."
Ob es uns gefällt oder nicht, die Glaubensfreiheit beinhaltet allgemein auch Aberglaubensfreiheit!
HFRudolph hat geschrieben:Im Grunde forderst Du eine staatliche Benachteiligung der nicht organisierten Naturalisten!
Sicher nicht.
HFRudolph hat geschrieben:Weiter ist es so, dass Kinder unter 14 Jahren auch gegen ihren Willen am Religionsunterricht teilnehmen müssen. Und diese Unterrichtsfächer haben die Befugnis, ihre Auffassung als Wahrheit zu lehren. Insbesondere der Religionsunterricht fällt dabei zwangsläufig manipulativ aus. Wenn das auch nur zu einem Bruchteil dazu beiträgt, dass Menschen ihr Leben lang in einem bestimmten Bereich nicht mehr zur rationalen Überlegung in der Lage sind, dann ist das ein Missbrauch der Machtverhältnisse der Erwachsenen gegenüber den Kindern. Eine solch amoralische Regelung kann ich daher kaum unterstützen…
Ich rede von einem rein freiwilligen Wahlfach, das auch frühestens ab der 5. Klasse, d.h. noch nicht an den Grundschulen, angeboten werden sollte. Und natürlich sollen grundsätzlich die SchülerInnen allein entscheiden dürfen, ob sie daran teilnehmen wollen oder nicht.
HFRudolph hat geschrieben:Und noch etwas: Es gibt Bereiche, in denen auch die Atheisten ihren „Lebenskundeunterricht“ auf der selben Basis errichtet haben, wie die Religiösen ihren Unterricht. Von diesen Personengruppen ist eine sachliche, überparteiliche Argumentation nicht zu erwarten! Es ist doch völlig klar, dass die ihren eigenen Unterricht nicht sabotieren wollen. Das ändert nichts daran, dass Myrons Kompromissposition grundfalsch und kein akzeptabler Kompromiss ist.
Wie oben schon gesagt, Du kannst natürlich auch die Humanistische Lebenskunde und damit jeglichen freiwilligen Weltanschauungsunterricht an den öffentlichen Schulen ablehnen.