von Jarl Gullkrølla » Do 18. Jun 2009, 15:39
In deiner Einführung hast du ja meinen Lehrer erwähnt und es auf das damals sehr beliebte Problem vom Verstande bezogen, oder allgmeiner gesprochen, das der Thema der Erkenntnistheorie. Allerdings muss ich finden, dass das durch die menschliche Natur gesetze Erkenntnisvermögen, zwar einen Hinweis auf die Natur des Menchen liefern kann, jedoch nicht die Natur des Menschen als solches zu begreifen vermag.
Deswegen sprach ich von jenen "zwei Wegen", wie Schopenhauer es nannte. Nietzsche hat selbiges Problem auch ständig aufgegriffen; berühmt wurde damit aber erst Bergson, der, wie es mir immer mehr scheinen mag, von Nietzsche abschrieb (er hat zur Erklärung ein und des selben Phänomens, genau das gleiche Beispiel wie Nietzsche gewählt!!)
Ich rede sonst nicht soviel davon, aber bei der "Menschennatur" ist jener doppelte Weg der Erkenntnis besonders zu beachten - und, du hast recht, irgendwie führt es immer wieder zurück zum Problem der Erkenntnis... (ich empfehle gewogenen Brights die Lektüre des genialen, wenn auch kleinen Werkes "Die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde")
Da Schopenhauer so vorzüglich schreibt, ist es auch sehr leicht verständlich. Er eröffnet darin auch ein größeres Verständnis seiner Phiosophie indem er eben nicht bechreibt, wie es stine z.B. oft ungerechterweise tut, der wissenschaftlichen Erkenntnis ihren gesamten Rang abzuerkennen, sondern eben zu sagen, dass das, was wir objektiv mit Hilfe unserer Verstandes- und Vernunftskategorien zu erkennen vermögen, die "Welt als Vorstellung" sei; ein sehr greifbarer Begriff zum Verständnis dessen, was im transzendentalen Idealismus das Reich der Erscheinung ausmacht und was in der Phänomenologie der Gegenstand der Beschäftigung ist - das, was wir eben durch die menschlichen Gehirnfunktionen als Welt erkennen, aber eben nicht die "Welt an sich".
Doch Schopenhauer glaubt an das Ding an sich und der Weg, der zur Erkenntnis jenes Dinges an sich führt, ist eben "der innere Weg".
Und über diesen Umweg will ich auch endlich deinem Thema nahe kommen:
Man kann mit den Mitteln des Verstandes und der Vernuft, also durch die richtige Anwendung des Satzes vom Grunde, den Menschen beschreiben; und doch ist es beim Menschen so gestellt, dass er jenerweise als Subjekt den Objekten gegenübergestellt ist; und dergestalt auch der Leib des Erkennenden ein Erkanntes für ihn ist - ABER (jetzt kommts!), jeder Mensch hat schon ein Wissen davon, was das Menschsein ausmacht, ohne dass er seinen Leib in Zahlen und Begriffe zerlegte, ohne, dass er von einer Erbinformation wusste, ohne, dass er zwischen genetischer Disposition und Umwelteinfluss unterschied; dieses Wissen gewannen wir nicht durch die Anschauung des Menschen als Objekt, nein, wir wissen davon, weil wir l e b e n ! weil wir e r - leben!
Wie schon gesagt, Schopenhauer gluabt noch an das Ding an sich und meint nun, durch jenen "inneren Weg", "der Erfahrung der Welt als ein Wollendes", würde man das Ding an sich zu fassen bekommen; so eben auch einen "Mensch an sich".
Nietzsche nun, behält den Ansatz der "zwei Wege" bei, baut ihn in hunderten Aphorismen aus, sodass es später vllt hundert Wege sind, die auf ein Prinzip zurückzuführen sind (Jenseits von Gut und Böse, § 8) - aber so genau soll es mir jetzt darum nicht gehen, sondern um das, was damit dann zusammenhängt, nämlich, dass der Mensch seines Erkenntnisvermögens nach gar nicht berechtigt sei, eine Welt der Dinge und somi die Dinge an sich anzunehmen - so wenig, also, auch einen Menschen an sich!
Gerade im Modus menschlicher Erketnntnis leigt viel "Natur", viele Kategorien "a priori"; wenn man z.B. bedenkt, dass eine Reizung der Sinneszellen unter der Haut in einen elektronischen Impuls umgewandelt wird, und nun unser Gehirn gemäß gegebener Kategorien, jenen Impuls auf eine Ursache außer uns zurückführt, wir also die Dinge "nur" durch ihre Wirkungen auf uns erfahren, insofern unser Verstand die jeweils erforderlichen Katagorien in sich trägt und wir mit den nötigen Sinneszellen ausgestattet sind. (UV-Strahlen wirken ja auch auf uns, und trotzdem nehmen wir sie durch unseren Leib nicht war, müssen sie erst durch techn. Hilfsmittel für unseren Verstand erkennbar machen.)
Also - tja...