stine hat geschrieben: Im Gegensatz zu vielen anderen hier im Forum bin ich für den rigorosen Umbau des heutigen Sozialprinzips. Jeder soll für sich selbst aufkommen. Wer mehr Netto zur Verfügung hat, kann selbst entscheiden, worein er sein Geld investiert: Ins Alter, in die Gesundheit, in Klamotten oder ins Auto. Die Selbstbestimmung hat aber ihren Preis. Das Gejammere um den feinen Sozialstaat, wo für alle rundum gesorgt ist, muss dann aber aufhören. Man kann nicht beides haben. Dass der Umbau für umsonst zu haben ist, hat nie jemand behauptet.
Zumindest sollte mal eine Diskussion darüber möglich sein, wo die Grenzen des Sozialstaates liegen. Susanne Wiest forderte in ihrer Grundeinkommenspetition an den Bundestag 1.500 Euro (Netto) BGE für jeden Erwachsenen und 1.000 Euro für jedes Kind, monatlich. Damit würde die Kinderproduktion zum unschlagbaren Geschäftsmodell: Ohne Ausbildung und möglichst schon mit 14 oder 15 Jahren beginnend könnte man sich mit 9 Kindern ein BGE von über 10.000 Euro monatlich (Netto) erwirtschaften. Keine Frage: Menschen würden das tun. In einigen Fällen würden sogar Eltern ihre Töchter frühzeitig auffordern, doch möglichst bald mit dem Kinderkriegen anzufangen, denn das lohne sich mehr als die Schulbank zu drücken. Eine Diskussion über dieses offenkundige Problem des Vorschlags ist in D nicht möglich.
stine hat geschrieben: Die weltweit hohen Geburtenraten wären eigentlich durch die hohe Kindersterblichkeit ausgeglichen. Aber unser Sozialkodex verbietet solches.
Exakt. Genauso wie die verbesserte Hygiene und Medizin ab ca. 1700 in Europa für eine enorme Bevölkerungsexplosion und darauf aufbauend zu zwei Weltkriegen, einer Auswanderungswelle, der Ausrottung der nordamerikanischen Indianer geführt hat, so führen unsere Hilfen für die Dritte Welt dort indirekt zu Elend und Krieg. Es ist der gleiche Prozess.
stine hat geschrieben:Auch die Geringschätzung der Frauen (und ich bin wahrlich keine Emanze!) ist in vielen Ländern der Grund, warum Geburten nicht kontrollierbar sind. Wo Männer sich nehmen, was sie wollen, folgt Schwangerschaft auf Schwangerschaft.
Das ist so. Deshalb kann die Lösung nur in einer stärkeren Selbstbestimmung der Frauen gerade in der Geburtenfrage bestehen. Wenn man den Frauen dort Bildung und die Möglichkeiten zur effizienten Geburtenkontrolle verweigert, kommt genau das heraus, was wir dort jetzt sehen. Und deshalb helfen auch die Verweise darauf, dass wir in unserem gleichberechtigten Deutschland keine Kinder mehr in die Welt setzen sollten, weil ja in patriarchalischen afrikanischen Gesellschaften schon genug produziert werden, nichts: Das wäre dann Ignoranz im doppelten Sinne.