Stirbt der Mann aus?

Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon jackle » Mi 11. Nov 2009, 03:46

platon hat geschrieben: Das ist wiederum Deine persönliche Meinung.
Ich kenne Kinder, die waren todunglücklich, wenn die Krippe Ferien gemacht hat und sie nicht hin konnten. Der "Stress pur" fing zu Hause an, wenn sie vor lauter Langeweile nichts mit sich anzufangen wussten und Mama wegen Hausarbeiten sie nicht auf Kommando "bespielen" konnte.
Zwei- und Dreijährige sind (von Einzelfällen abgesehen) sehr gerne unter Gleichaltrigen, auch wenn sie mit denen noch gar nicht richtig zusammen spielen.


Ich finde, da wird die falsche Diskussion geführt. Das Problem der Gleichberechtigung in der jetzt druchgeführten Form ist nicht, dass dann die Kinder zu sehr in Krippen abgeschoben werden. Das Problem ist, dass dieses Modell überhaupt nicht funktionieren kann (weder in der Natur noch beim Menschen). Es wird unseren Sozialstaat restlos ruinieren. Auf Amazon sind von einer Mersch-Rezensentin die Argumentationen aus Merschs Evolutionsbuch zusammengefasst worden. Interessant ist ja, dass selbst die 100% weiblichen Bienen nicht ohne eine Arbeitsteilung zwischen Arbeiterinnen und Hausfrauen (Königinnen) auskommen. Es wird in aller Deutlichkeit gezeigt: Diese Arbeitsteilung ist eine organisatorische Notwendigkeit. Lässt man sie wegfallen, geht der Staat zugrunde:

In einem Bienenstaat werden alle Aufgaben von den Weibchen (Königinnen, Arbeiterinnen) erledigt. Die männlichen Drohnen dienen nur der Fortpflanzung. Es gibt sie bei der westlichen Honigbiene ohnehin nur von April bis Juni. Deshalb denken wir sie uns einfachheitshalber weg. Ein Bienenstaat ist also weiblich. Stellen wir uns jetzt vor, die Königinnen verlangten Gleichberechtigung, und zwar exakt so wie in menschlichen Gesellschaften: sie wollten ebenfalls von Blüte zu Blüte durch die wunderschöne Natur fliegen und köstlichen Nektar und Blütenpollen sammeln, d.h. eine Arbeiterin und nicht länger die 'Queen' von jemand anderem sein. Jede Biene sollte ihre eigenen Eier legen dürfen, und zwar so viele, wie sie haben möchte. Man überlegte sich, wie man dafür die Vereinbarkeit von Nektarsammeln und Eierlegen verbessern könnte.

Einfache Frage: Könnte dieses Modell funktionieren? (Offenkundig meinten die Bienen, es sei nicht sinnvoll, denn sie haben sich für ein ganz anderes Modell entschieden.)

Die Verwandtenselektion gibt darauf kryptische Antworten. Sie behauptet nämlich, dass die Arbeiterinnen mit ihren Schwestern stärker verwandt sind (75%), als mit ihren eigenen Nachkommen (50%), weswegen es sich für sie aus genetischen Gründen mehr lohne, die Königin bei der Produktion weiterer Schwestern zu unterstützen, als eigene Nachkommen zu haben. Leider gilt das Argument in der Form nur für Ameisen, nicht jedoch für die westliche Honigbiene (eine Königin paart sich mit mehreren Männchen, einige Stämme haben mehrere Königinnen), und für Termiten sowieso nicht.

Die Antwort der Systemischen Evolutionstheorie ist: Der Insektensozialstaat würde dann an den Opportunitätskosten für Nachkommen zugrunde gehen. Denn es würden diejenigen die meisten Nachkommen haben können, die die wenigste soziale Arbeit leisten (wie in menschlichen Gesellschaften). Altruistisches Verhalten hätte auf Dauer keine Chance mehr, und der Sozialstaat löste sich auf (wie bei uns).

Das Argument funktioniert für alle eusozialen Fortpflanzungsgemeinschaften, und nicht nur für Feuerameisen.

Es handelt sich hierbei um haarklein das gleiche Argument, mit dem Richard Dawkins in Das egoistische Gen: Jubiläumsausgabe begründet, warum Tiere ihre Nachwuchszahlen bei knappen Ressourcen nicht im Sinne der Arterhaltung reduzieren. Denn würden altruistische Individuen das tun, dann hätten sie weniger Nachkommen als die egoistischen Individuen. Egoismus würde sich dann in der Population ausbreiten. Egoisten wären im dem Sinne Trittbrettfahrer der Geburtenreduzierung der Altruisten.

Bei einem Sozialstaat werden die sozialen Arbeiten gemeinschaftlich erbracht. Die Resultate gehören nicht den einzelnen Individuen, sondern allen, d. h. der Gemeinschaft. Die Nachkommen enthalten jedoch die Gene der Eltern. Aus einer gen-egoistischen Sicht sind sie privat. Wer mehr Nachkommen als der Durchschnitt hat und hierdurch seinen Beitrag zur sozialen Arbeit reduziert, verhält sich egoistisch. Er ist ein Trittbrettfahrer der sozialen Arbeit der anderen. Wer weniger Nachkommen als der Durchschnitt hat und entsprechend mehr soziale Arbeit leistet, verhält sich altruistisch. Altruistische Gene sind hierdurch in der nächsten Generation schwächer vertreten, egoistische Gene dafür umso stärker.

Aus exakt diesen Gründen empfiehlt Mersch übrigens auch den Beruf der Familienmanagerin für gleichberechtigte menschliche Gesellschaften. Man braucht dann neben "Arbeiterinnen" auch noch Königinnen (Familienmanagerinnen). Das ist keine beliebige politische Forderung unter vielen, sondern eine zwangsläufige Folgerung aus der Evolutionstheorie. Es sind sicherlich gewisse Varianten dieses Konzeptes möglich. Gesellschaften, die nichts dergleichen machen (wie aktuell unsere), dürften jedoch verarmen, da sie sich aufgrund der ungünstigen Opportunitätskostenverteilung in der Population selbst zugrunde richten werden. Allein das zeigt, wie leistungsstark die Systemische Evolutionstheorie tatsächlich ist.
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon stine » Mi 11. Nov 2009, 09:22

Wenn die Mäuse schon nicht taugen zum Vergleich, wieso dann die Bienen?
Wir sind als Menschen Säugetiere und ich kenne sonst keins, das sein Baby nach der Geburt freiwillig her gibt.

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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon jackle » Mi 11. Nov 2009, 10:51

stine hat geschrieben:Wenn die Mäuse schon nicht taugen zum Vergleich, wieso dann die Bienen?
Wir sind als Menschen Säugetiere und ich kenne sonst keins, das sein Baby nach der Geburt freiwillig her gibt.


Darum ging es mir nicht. Man weiß z. B. längst, wie günstig sich Stillen auf die Entwicklung eines Kindes auswirken kann. Auch wüsste ich nicht, wie man Menschen (insbesondere Frauen) dazu motivieren will, Kinder in die Welt zu setzen, wenn die Kinder in aller Regel nach der Geburt in irgendwelche Erziehungseinrichtungen abgegeben werden, damit Mutti wieder arbeiten gehen kann. Ich habe mich primär ein bisschen gegen die gleichheitsfeministische Argumentation verwehrt, die immer nach dem gleichen Muster abläuft: Meldet man Bedenken gegenüber der heute propagierten Form der Nachwuchsarbeit an, heißt es gleich: "Wieso? Kinder, die in den Kindergarten geschickt werden, entwickeln sich nicht schlechter als Kinder, die zu Hause großgezogen werden. Im Gegenteil."

Was der Gleichheitsfeminismus eigentlich möchte, ist ein neuer Mensch. Alice Schwarzer hat das in "Die Antwort" (S. 168) so gesagt: "Befreien wir Frauen wie Männer von den Rollenzwängen und geben wir ihnen gleiche Rechte wie Pflichten sowie real gleiche Chancen - und wir werden sehen, was dabei herauskommt. Ja, es stimmt, die schlimmsten Albträume der Fundamentalisten und Biologisten müssten wahr werden: Das werden nicht mehr die gewohnten 'Frauen und Männer' sein - die sind es schon heute nicht mehr -, sondern herauskommen wird ein 'neuer Mensch'. Ein Mensch, bei dem die individuellen Unterschiede größer sein werden als der Geschlechtsunterschied. Ein Mensch, der sich nicht mehr mit der Reduktion auf die Hälfte begnügt, sondern der nach der ihm geraubten anderen Hälfte greift. Ein Mensch, der weder nur 'weiblich' noch nur 'männlich' ist, sondern vollständig. Ich bin überzeugt, dass dies letztendlich für beide Geschlechter eine große Erleichterung wäre."

Simone de Beauvoir wollte dies gar erzwingen: “No woman should be authorized to stay at home to raise her children. Society should be totally different. Women should not have that choice, precisely because if there is such a choice, too many women will make that one.”

Das von mir gepostete Argument zeigt dagegen deutlich: Selbst die rein weiblichen (feministischen) Honigbienen haben spezialisierte Reproduktionsmitarbeiterinnen, die bei ihnen übrigens nicht Bäh-dumme-Hausfrauen heißen, sondern Königinnen (die von allen Arbeiterinnen versorgt werden), weil ein Sozialstaat eine solche Spezialisierung erzwingt. Der Punkt ist hier also nicht Maus, Biene oder Mensch, sondern Sozialstaat. Das, was der Gleichheitsfeminismus durchsetzen möchte, wird das Ende des Sozialstaates zur Folge haben, weil dies in einem Sozialstaat nicht funktionieren kann!
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon smalonius » Mi 11. Nov 2009, 17:51

jackle hat geschrieben:Man braucht dann neben "Arbeiterinnen" auch noch Königinnen (Familienmanagerinnen).

Wer selektiert die Königinnen dann eigentlich?
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon jackle » Mi 11. Nov 2009, 19:39

smalonius hat geschrieben:
jackle hat geschrieben:Man braucht dann neben "Arbeiterinnen" auch noch Königinnen (Familienmanagerinnen).

Wer selektiert die Königinnen dann eigentlich?


Das würde man so machen, wie man es in unserer Gesellschaft immer macht:

a) Der Staat benennt die Zahl an Familienmanagerinnen, die er gemäß diverser internationaler Absprachen, der sozialen und ökologischen Entwicklung etc. in den nächsten Jahren einzustellen gedenkt.
b) Er benennt die Einstellungsbedingungen (insbesondere Ausbildung, Quereinstiegsmöglichkeiten, Non-Brights-Zugehörigkeit etc. :mg: )
c) Er benennt die Arbeitsbedingungen (Bezahlung, erlaubte Nebentätigkeiten, Prostitutionsverbot, ggf. Väterregelung, Urlaub, Rente, Springerdienste etc.).

Und darauf können sich dann Frauen und Männer (die auch Familienmanagerinnen heißen würden :mg: ) bewerben, die das gerne machen wollen. Gemäß Simone de Beauvoir wären das viele, gemäß Catherine Hakim auch.

Etwa so läuft's bei den Honigbienen auch.
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon stine » Mi 11. Nov 2009, 20:22

@jackle, komm, das ist doch irgendwie ganz schön an den Haaren herbeigezogen. Es würde durchaus ausreichen, wenn man Mütter oder Vätern drei Jahre Auszeit und anschließend drei Jahre Teilzeit gönnen könnte. Geht doch bei den Beamten auch!
Die Frage ist doch nur, welcher Arbeitgeber, außer dem Staat selbst stellt unter solchen Bedingungen noch ein?
Und wenn die Ausfallzeit bezahlt werden müsste, wer soll das zahlen?

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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon jackle » Mi 11. Nov 2009, 20:45

stine hat geschrieben:@jackle, komm, das ist doch irgendwie ganz schön an den Haaren herbeigezogen. Es würde durchaus ausreichen, wenn man Mütter oder Vätern drei Jahre Auszeit und anschließend drei Jahre Teilzeit gönnen könnte. Geht doch bei den Beamten auch!


Das geht bei vielen Berufen mit sehr hohen Anforderungen definitiv nicht. Im Wissenschaftsbereicht kannst du z. B. nicht mal eben drei Jahre aussteigen. Dann ist die wissenschaftliche Karriere dahin. Gilt aber im Grunde für sehr viele Berufe.

M. E. brauchen wir auch hier Spezialisten. Und das Interessante daran: Dafür würden sich viele finden.
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon platon » Mi 11. Nov 2009, 21:18

Hör mal, Mersch,
Du hast ja schon viele schräge Vergleiche angestellt, aber Der von der Bienenkönigin und der Familienmanagerin schlägt dem Fass die Krone mitten ins Gesicht, wenn Du verstehst, was ich meine.
Eine Bienenkönigin - vielleicht weißt Du das ja nicht - sorgt sich ihr ganzes Leben nicht für eine Sekunde um ihren Nachwuchs. Sie produziert ihn und geht sofort weiter ihrer Beschäftigung nach, weiteren Nachwuchs zu produzieren. Bienenköniginnen managen überhaupt nichts - sie werden gemanagt. Sie lassen sich beim Hochzeitsflug von beliebig vielen Drohnen mit Sperma vollstopfen und legen danach Eier. Ihre einzige Entscheidung, die sie in ihrem restlichen Leben noch treffen ist die Erzeugung neuer Drohnen, indem sie bestimmte Eier bei der Ablage nicht befruchten.
Und das ist ein erfolgreiches Evolutionsmodell! Die Dame gebiert und schafft sofort weiter. Nix von wegen Brutpflege, dafür sind Spezialkräfte (anderes Wort für Fachleute) da. Keine junge Biene entwickelt sich schlechter, nur weil Mutti nicht nach ihr schaut.
Denk Dir mal bessere Vergleiche aus.
Im Übrigen, dass Arbeitsteilung vorteilhaft ist, ist eine Binsenweisheit, aber elterliche Kindererziehung ist keinesfalls besser als nichtelterliche, weder für die Eltern, noch für die Kinder.
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon Nanna » Mi 11. Nov 2009, 21:39

Jein. Im Großen und Ganzen stimme ich dir zu, allerdings gab es vor kurzer Zeit eine Studie, die zeigte, dass Männer ihren Adoptivkindern weniger Aufmerksamkeit zukommen lassen als ihrem leiblichen Nachwuchs (in entsprechender Familiensituation; Ich weiß nicht, ob das auch für Familien gilt, die ausschließlich Adoptivkinder haben. Fraglich wäre auch, ob die Ungleichbehandlung auch gegeben ist, wenn der Mann gar nicht weiß, dass er nicht der Vater ist). Trotzdem halte ich es für vertretbar, Kinder nach einer gewissen Zeit, die für die Mutter-Kind-Bindung wichtig ist (keine Ahnung, wieviel das wäre, da gibt es bestimmt entwicklungspsychologische Zahlen dazu) täglich in eine Betreuungseinrichtung zu geben. Entscheidend ist, ob das Kind da ausreichend feste und verlässliche Bezugspersonen und Beschäftigung hat, nicht, ob eine 24h-Betreuung durch die leibliche Mutter stattfindet. Ich verstehe sowieso nicht, wo der große Unterschied zwischen einer Krippe und einer Familienmanagerin ist. Die Spezialisierung der Betreuer können beide Modelle gewährleisten.
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon platon » Mi 11. Nov 2009, 21:46

Ist auch ein Fehler in meinem Text: Sollte im letzten Satz statt "keinesfalls besser als nichtelterliche, weder für die Eltern, noch für die Kinder" heißen: "keinesfalls generell besser als nichtelterliche, weder für die Eltern, noch für die Kinder"
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon jackle » Mi 11. Nov 2009, 22:38

Nanna hat geschrieben:Ich verstehe sowieso nicht, wo der große Unterschied zwischen einer Krippe und einer Familienmanagerin ist. Die Spezialisierung der Betreuer können beide Modelle gewährleisten.


Der Unterschied ist ganz einfach. Vergleiche einmal eine Tagesmutter mit einer Familienmanagerin (sehr schönes Beispiel: Tagesmutter Susanne Wiest, die im Bundestag die Grundeinkommenspetition einreichte, und zwar wohl aus genau den Gründen, die jetzt kommen):

Eine Tagesmutter muss fremde Kinder aufnehmen, um soviel Geld zu verdienen, dass sie ihre eigenen Kinder finanzieren kann. Also wird sie sich auf wenige Kinder beschränken. Dann kann sie mehr fremde Kinder aufnehmen, und gleichzeitig sind ihre eigenen Kinder nicht zu teuer. Sie hat also gewissermaßen hohe Opportunitätskosten für zusätzliche Kinder.

In einer ähnlichen Situation sind andere berufstätige Eltern. Die können zwar ihre Kinder in einer Krippe abgeben, haben dann aber nicht viel von ihnen. Sie müssen arbeiten gehen, um ihre Kinder zu finanzieren. Abends bereiten die Kinder noch immer Arbeit, und wenn eins krank wird, dann sowieso. Solche Eltern werden sich folglich auf wenige Kinder beschränken. Sie haben ebenfalls hohe Opportunitätskosten. Das gilt sogar für Paare, die soviel Geld verdienen, dass sie sich ein Ganztagskindermädchen leisten können. Auch die wissen üblicherweise, dass dennoch viel Arbeit bei ihnen hängen bleibt. Diese Zeit haben sie aber nicht.

Anders sieht es bei der Familienmanagerin aus. Die bekommt für das Aufziehen ihres eigenen (!) Kindes Geld und zwar für jedes Kind entsprechend mehr. Die befindet sich nicht in der Opportunitätskostenfalle wie die obige Tagesmutter. Ihre Opportunitätskosten von Kindern sind gleich Null (wie sonst nur bei HartzIV-Empfängern). Nichts hindert sie daran, viele Kinder zu haben. Und viele Familienmanagerinnen würden deshalb auch tatsächlich viele Kinder haben. Unser Geburtenproblem könnte schlagartig gelöst werden. Zusätzlich würden die Kinder in einer sehr gut betreuten Umgebung aufwachsen (und nicht in Armut und Bildungsferne). Wenn eine Familienmanagerin dies möchte, könnte sie trotzdem tagsüber noch ein paar zusätzliche Kinder - ggf. gegen Geld - betreuen (z. B. 2 Klassenkameradinnen ihrer Tochter, die gerade in die Grundschule geht).

Susanne Wiest hat deshalb ein absurdes Grundeinkommen gefordert. Sinnvoll wäre dagegen für sie der Familienmanager-Beruf. Dann könnte sie genau das tun, was sie wohl eigentlich am Liebsten getan hätte. Und wenn die schon in der Lage ist, ein paar fremde Kinder über Tag zu betreuen, dann wird ihr das mit 6 eigenen Kindern wohl auch gelingen.
Zuletzt geändert von jackle am Mi 11. Nov 2009, 23:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon jackle » Mi 11. Nov 2009, 22:43

platon hat geschrieben: Eine Bienenkönigin - vielleicht weißt Du das ja nicht - sorgt sich ihr ganzes Leben nicht für eine Sekunde um ihren Nachwuchs. Sie produziert ihn und geht sofort weiter ihrer Beschäftigung nach, weiteren Nachwuchs zu produzieren.


Das spielt überhaupt keine Rolle. Das von mir zitierte Argument funktioniert völlig unabhängig davon, ob die Bienenkönigin nur Eier legt oder ihren Nachwuchs auch noch aufzieht. Die Reduktion auf Nur-Eier-legen hat sicherlich für den Bienenstaat große Vorteile, weil sich dann die Arbeitsteilung noch mehr verbessert. Es können dann mehr Nachkommen durchgebracht werden.

Du wirst aber sicherlich zugestehen, dass ein solches Modell in menschlichen Gesellschaften erst mit der Einführung von Brutkästen, d.h. einem Heranwachsen des Fötus außerhalb eines menschlichen Körpers möglich würde. Dass man Frauen in menschlichen Gesellschaften zu reinen Gebärmaschinen abrichten könnte, ist dann wohl doch zu absurd. Außerdem sind die elterlichen Aufwände beim Menschen in der Natur ohne Beispiel. Ein Kind wächst 9 Monate im Bauch der Mutter und ist dann 2-3 Jahre lang ziemlich hilflos. Das ist bei Bienen anders.
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon stine » Do 12. Nov 2009, 07:49

Nanna hat geschrieben: Entscheidend ist, ob das Kind da ausreichend feste und verlässliche Bezugspersonen und Beschäftigung hat, nicht, ob eine 24h-Betreuung durch die leibliche Mutter stattfindet. Ich verstehe sowieso nicht, wo der große Unterschied zwischen einer Krippe und einer Familienmanagerin ist. Die Spezialisierung der Betreuer können beide Modelle gewährleisten.
Genau diese Bezugsperson ist in öffentlichen Einrichtungen eben nicht gewährleistet. In Kinderkrippen und -gärten herrscht ein Kommen und Gehen. Nicht selten sind alle untereinander zerstritten, weil gegenteiliger Ansicht über das Eine oder Andere. Größere Kinder, ab drei (ich finde: besser ab 4) können das übergehen. Für Babys ist das aber ein Fiasko. Welche Schäden das anrichtet, kann man leider erst im späteren Alter feststellen, wie fehlendes Selbstbewusstsein, Lernschwäche, Zukunftsängste bis hin zu Depressionen - alles ist möglich.

platon hat geschrieben:Ist auch ein Fehler in meinem Text: Sollte im letzten Satz statt "keinesfalls besser als nichtelterliche, weder für die Eltern, noch für die Kinder" heißen: "keinesfalls generell besser als nichtelterliche, weder für die Eltern, noch für die Kinder"
Generell ist die Mutter die Berzugsperson der ersten Stunde. Geruch, Herzschlag, Stimme,... hier wird von Anfang an Vertrauen aufgebaut.
Wenn man aber mal wieder alle über einen Kamm schert, wie das hier gerne gemacht wird, stimmt die Aussage vielleicht, dass es keinen Unterschied macht, wer sich kümmert. Alles ist gleich, alle sind gleich und allen hat es in Folge gleich schlecht zu gehen. Der Mensch als seelenloses Säugetier. Da hat jeder andere Primate mehr Verständnis für seinen Nachwuchs.

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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 11:55

stine hat geschrieben:Größere Kinder, ab drei (ich finde: besser ab 4) können das übergehen. Für Babys ist das aber ein Fiasko. Welche Schäden das anrichtet, kann man leider erst im späteren Alter feststellen, wie fehlendes Selbstbewusstsein, Lernschwäche, Zukunftsängste bis hin zu Depressionen - alles ist möglich.


Das interessiert aber bei uns niemanden, weil Familienpolitik längst Wirtschaftspolitik ist. In der Welt war zu lesen (7.4.2009):

Unter von der Leyen hat in der Familienpolitik ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Früher stand das sozialpolitische Ziel im Vordergrund, Familien materiell vor allem durch Kindergeld und steuerliche Vorteile zu fördern. „Das Ziel heute ist es, die Erwerbstätigkeit der Mütter zu steigern“, sagt Familienexperte Stefan Fuchs vom Institut für Demografie, Allgemeinwohl und Familie (IDAF). An der Norm der doppelt berufstätigen Eltern setze nicht nur das einkommensbezogene Elterngeld an, sondern auch der Krippenausbau und die Reform des Unterhaltsrechts.

Wir brauchen billige Arbeitskräfte für die Wirtschaft (trotz Millionen Arbeitslose). Und diesem Ziel opfert man dann gerne unsere Kinder.
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon platon » Do 12. Nov 2009, 23:51

jackle hat geschrieben:Anders sieht es bei der Familienmanagerin aus. Die bekommt für das Aufziehen ihres eigenen (!) Kindes Geld und zwar für jedes Kind entsprechend mehr. Die befindet sich nicht in der Opportunitätskostenfalle wie die obige Tagesmutter.

Das ist ein Denkfehler! Eine Herdprämie ist nicht die Lösung des Problems. Denn die "Familienmanagerin" wird nicht für die ordentliche und qualifizierte Erziehung der Kinder bezahlt, sondern pro Kopf, also robust gesagt, fürs Werfen! Was aus dem Nachwuchs wird, ist egal, und zwar einkommensunabhängig.
Was ist an diesem System erstrebenswert?
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon jackle » Fr 13. Nov 2009, 00:07

platon hat geschrieben: Das ist ein Denkfehler! Eine Herdprämie ist nicht die Lösung des Problems. Denn die "Familienmanagerin" wird nicht für die ordentliche und qualifizierte Erziehung der Kinder bezahlt, sondern pro Kopf, also robust gesagt, fürs Werfen! Was aus dem Nachwuchs wird, ist egal, und zwar einkommensunabhängig.
Was ist an diesem System erstrebenswert?


Erstrebenswert ist daran, dass die Herdprämie von Leuten wie dir zu finanzieren wäre.
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon platon » Fr 13. Nov 2009, 19:19

jackle hat geschrieben:... dass die Herdprämie von Leuten wie dir zu finanzieren wäre.

Und warum von mir? Ich habe selbst genug Kinder, die eine gute Ausbildung genießen!
Ich muss niemanden fürs Werfen subventionieren.
Es fällt übrigens auf, dass Du auf Argumente anderer in keiner Weise eingehst, ein Verhalten, das Du anderen permanent vorwirfst.
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Re: Stirbt der Mann aus?

Beitragvon jackle » Fr 13. Nov 2009, 19:38

platon hat geschrieben: Es fällt übrigens auf, dass Du auf Argumente anderer in keiner Weise eingehst, ein Verhalten, das Du anderen permanent vorwirfst.


War das denn ein Argument?

Ich hatte 100x erklärt, dass eine Familienmanagerin eine Ausbildung zur Familienmanagerin besitzen muss. An sie werden auch sonst diverse Auflagen gestellt. Dennoch redest du etwas von Herdprämie und dass sie nur für das Werfen bezahlt wird. Das ist kein Argument, sondern dummes Zeug. Die Ausbildung war doch gerade das Feature der Familienmanagerin, weswegen der Vorschlag ständig angepöbelt wird. Es heißt dann, das wäre Rassismus, Unterschichtenfeindlichkeit oder was auch immer. Und dann kommst du, und meinst, die würden nur für's Werfen bezahlt.

Ich finde eine Diskussion hier wirklich sehr schwierig, wenn alle Beteiligten sich nicht die Mühe machen, einmal für 3 Sekunden zu überlegen, was der andere eigentlich sagt, sondern Beiträge immer reflexartig wie die Notdurft entrichtet werden.
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