musicman hat geschrieben:Minarett notwendig zur Religionsausübung > Religionsfreiheit> Menschenrechte> Minarett ist OK
Das funktionier aber auch so:
Beschneidung Minderjähriger notwendig zur Religionsausübung > Religionsfreiheit > Menschenrechte > Genitalverstümmelung ist OK
Merkst Du was?
Und du?
=>
musicman hat geschrieben:Das ist ja schon ein pawlowscher Reflex, voraussehbar wie Silvester am 31.Dezember, man rückt eine andere Meinung in die dunkle Ecke und schon wähnt man sich selbst im Licht.
Schade, dass es anscheinend nötig ist, den fundamentalen Unterschied zwischen der körperlichen Misshandlung eines Kindes und dem Aufstellen einer Steinsäule neben einem Gebäude zu erläutern, aber ok:
Einen Minderjährigen, nicht Einwilligungs- und Verständnisfähigen zu beschneiden, ist eine Verletzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit, das gegenüber dem Recht auf freie Religionsausübung in diesem Fall selbstverständlich höherrangig ist - zumal ja die Eltern mit der Beschneidung des Kindes
ihre Religion ausüben wollen, das Kind hat noch gar keine und somit kann man sogar mit dem Recht auf Religionsfreiheit
des Kindes argumentieren, die Beschneidungsbefürworter, die die Menschenrechte heranziehen, also sogar mit den eigenen Waffen schlagen.
Hingegen frage ich mich, wer beim Bau eines Minaretts denn der Geschädigte sein soll. Mal davon abgesehen, muss in einem Rechtsstaat gleiches Recht für Alle gelten, d.h. entweder man verbietet generell den Bau vertikaler architektonischer Objekte an sakralen Gebäuden, also auch Kirchtürme, oder man lässt es eben.
musicman hat geschrieben:Der ganze Diskussionsverlauf hier driftet doch ab auf eine vermeintlich moralische Ebene, initiert von Leuten, die nicht damit umgehen können, das eine Abstimmung nicht in ihrem Sinne gelaufen ist, immer wieder amüsant das zu verfolgen.
Wenn das heißen soll, dass der mündige Bürger seinem Unwillen über ein bestimmtes Abstimmungsergebnis keinen Ausdruck verleihen und es nicht kritisieren darf, dann haben wir beide ein unvereinbares Verständnis von politischem Diskurs.
Ein Zitat dazu von Heribert Prantl aus der heutigen SZ:
"Das Plebiszit kann (aber) auch etwas Furchtbares sein, wenn sich darin nur die Egoismen addieren und Vorurteile gegenüber Minderheiten verfestigen. Demokratie ist mehr als blanke Statistik, mehr als eine Abstimmungsprozedur. [...] Demokratie ist eine Gemeinschaft, die ihre Mitglieder achtet und schützt. [...] Und es wäre absurd zu unterstellen, dass bestimmte Menschen Rechte nur dann haben, wenn auch die Mehrheit dieser Ansicht ist."
Es lohnt sich, den
ganzen Text zu lesen.