Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Glaubst du denn redlich? Schränkst du nicht deinen Gott immer weiter ein, nur um ihn irgendwie noch ein Stück weiter behalten zu können? Schleifst du ihn nicht vielmehr durch den Dreck der geringsten Zweifel? Erträgt dein Glaube denn keinen Zweifel? Ist er so schwach, dass er weit weg von den Zweifeln geborgen sein muss? Indem du Gott einfach überall hineinsteckst? Indem du ihm sophistizierst? Als causa primae und Weltseele auslegen musst, damit er dir nicht fortflattert? Dass du diese Vernünfteleien anstellen musst, damit "die Welt" ihn dir nicht nimmt, deinen Gott? Stine, ich meine doch stark, du habest Gott getötet.
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:"Der alte Gott" ist also tot. Dass es als Angst nicht jederman in die Knochen fährt, fürderhin ohne den vorgegebenen Horizont, der durch Gott gesetzt wurde, weiterleben zu müssen und nun all seines Fatums ledig sich zu befinden, liegt daran, dass all das, was auf jenem "Glauben an den alten Gott" sich gründetete - immer noch in uns fortlebt! Vielmehr zeigt sich auch, dass der spezielle Gottesglauben etwas nachträgliches ist und die eigentlichen Glaubenssätze, welche ihn möglich machten, durch den Verlust des "alten Gottes" nicht angegriffen wurden. Welche Glaubenssätze aber sind es denn, die den "alten Gott" möglich machten?
Wer redlich glaubt musste sich immer schon mit Zweifel herum schlagen, denn nur dann ist es überhaupt erst möglich Gott zu
finden.
Naturalistische Atheisten denken, dass sie dem Gläubigen den Boden entziehen könnten, wenn sie immer weiter forschen und damit die logischen Möglichkeiten eines Bibelgottes einschränken oder gar zunichte machen. In Wahrheit sind es die Religionsstifter, die dies zu verantworten haben, da sie es waren, die einen beschriebenen Gott mit menschlichen Zügen zum Kult erklärten, denn nur dadurch ist er überhaupt erst angreifbar geworden.
Das Phänomen Gott wird mit aller Logik nicht so schnell aus der Welt zu schaffen sein.
Gerade jetzt zu Weihnachten beweisen wieder einmal viele Menschen auf der ganzen Welt, dass das Göttliche durch den Geist der Menschen und erst durch ihr Handeln auf die Welt wirkt. Was wir tun und was wir sagen, was wir denken und was wir fühlen, welche Ziele wir haben und wie wir im Leben stehen, hinter all dem steckt der Geist des göttlichen Gedankens.
Atheisten die sich damit beschäftigen Gott zu widerlegen leisten, ohne es zu wissen, dem Glauben Vorschub, denn ein logisch eingeschränkter Gott, der in der menschlichen Wissenswelt, und schon gar in einem Buch, keinen Platz mehr hat, hat damit gar keine andere Wahl mehr, als übergroß zu werden und letztlich über allem zu stehen.
So wie die Ameise nichts vom Menschen weiß, so weiß der Mensch nichts von Gott.
Für Informatiker: So wie die programmierte Spielfigur nichts von ihrem Gestalter weiß, so wissen wir nichts über unser Dasein.
Letztlich sind die alten Dichter und Denker doch an der Tatsache gescheitert, dass sie ihr Wissen zwar konsolidieren konnten, aber damit nicht mehr in der Lage waren, Gott noch einen Raum in ihrer Seele zu bewahren. Das war es, was sie richtig fertig gemacht hat. Als Nietzsche erkannt hat, dass er Gott so nicht finden kann, war er sicherlich untröstlich. Genau, wie Richard Dawkins.
LG stine