platon hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Beleidigungen werden aber nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt.
Die Darstellung eines Mohammed mit einer stilisierten Bombe im Turban stellt weder in Dänemark noch sonst irgendwo in Europa eine stafbewehrte Beleidigung dar. Und wie JustFrank sagte, wenn wir uns vor jeder Satire fragen, wessen empfindlichen religiöse oder sonstwie weltanschauliche Gefühle wir eventuell verletzen könnten, dann graben wir unserer Meinungsfreiheit vorsätzlich ihr Grab. Und dafür werde ich keine Schaufel in die Hand nehmen.
Ich kann halt an der Karikatur weder etwas treffendes finden, noch glaube ich, dass sie als Aufforderung zum Dialog gemeint war. Mir ist auch klar, dass Satire manchmal vom Tabubruch lebt, aber in diesem Fall fand ich es einfach nicht treffend. Aber gut, ich denke, wir beide haben unsere Standpunkte ausgetauscht und werden da auch nicht auf einen gemeinsamen Nenner als den kommen, dass es prinzipiell erlaubt bleiben muss, solche Karikaturen zu veröffentlichen. Davon werde ich, so wenig ich diese Bilder treffend finde, sicherlich ebenfalls nicht abrücken.
ujmp hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Übrigens, ujump, fehlende Argumente durch persönliche Diffamierungen zu ersetzen ("Terrorschaden, der therapiert werden muss"), das ist genau die Art von Umgang, die ich Herrn Weestergard und einer Reihe weiterer Personen vorwerfe. Aber danke für die Demonstration.
Ich mach mir halt Sorgen... "Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein" (kennst du sicher schon). Xenophobie ist nicht per se unbegründet, es gibt ein gesundes Maß, genau wie ein gewisses Maß Egoismus überlebensnotwendig ist.
Das mit der Xenophobie ist so eine Sache. Ich habe eine Vorliebe für Graustufen und eine starke Abneigung gegen Schwarz-Weiß-, Freund-Feind-, Ingroup-Outgroup-Denken. Das gesunde Maß an Skepsis gegenüber dem Fremden gibt es sicherlich, aber muss mit einer ausreichenden Fähigkeit und Bereitschaft zur Analyse einhergehen, um herauszufinden, was genau einem am Fremden nicht behagt und was nur präventiver Beißreflex ist. Die besagte Karikatur gehört für mich mehr in die Beißreflexkategorie als in die Ecke der gerechtfertigten Sachkritik.
Sorgen mache ich mir übrigens auch, finde ich auch gut von dir, ich bin nur dafür, dass wir alle den Kopf aufbehalten. Meine Sorge geht halt derzeit in die Richtung, dass einige Leute hysterisch werden was den Islam angeht. Dabei wäre es das klügste, den Gemäßigten zu helfen, die Extremisten zu isolieren. Ich habe die Befürchtung, dass diese Chance ein ums andere Mal vergeben wird.
ujmp hat geschrieben:Außerdem hast du meine Argumente nur nicht verstanden. Du denkst, wenn jemand so herum topt und Fahnen verbrennt, muss man ihm wohl furchtbaren Schmerz zugefügt haben. Möglicherweise hat er aber einfach nicht alle Tassen im Schrank. Möglicherweise will er dich aber gezielt einschüchtern.
Ich kann diese Menschen nicht ernst nehmen. Wirklich nicht.
Um diese Debatte jetzt mal ein bisschen zu entschärfen: Dass ein extremes Missverhältnis zwischen dem Anlass und der Reaktion darauf vorliegt ist mir vollkommen bewusst. Ich verteidige auch diesen wehleidigen Schwachsinn nicht, den diese Islamofaschisten da absondern. Mir geht es um etwas anderes, nämlich, dass eine Kommunikation, wie sie von Yllands-Posten gewählt wurde nicht dienlich ist, wenn es um die Verständigung unterschiedlicher Kulturen geht. Dass hinter diesen Gewaltausbrüchen etwas noch ganz anderes steckt ist völlig klar und das hat weniger etwas mit Religion zu tun. Die Karikaturen waren ein konstruierter Anlass, genau wie der Islam eine konstruierte Rechtfertigung für diese Leute, wahrscheinlich vor allem zornige junge Männer, war und ist, ihre Gewalt- und Machtfantasien auszuleben.
Subtrahieren wir aber den Mob mal, dann bleiben sehr viele Menschen muslimischer Weltanschauung übrig, die sich tatsächlich nicht über diese Karikaturen gefreut haben werden, ohne dass sie aber auf die Idee gekommen wären, Gewalt auszuüben - die gemäßigten Gläubigen, also diejenigen, mit denen wir als Brights auch gut zusammenleben können, um mal wieder zurück auf das vorherige Thema zu kommen.
Indem Weestergard Mohammed mit Bombe zeichnet, hat er sich dem Diktat der Terroristen unterworfen und Mohammed als Symbol des Terrors akzeptiert. Das ist doppelt unklug: Erstens verschafft er den Terroristen eine unnötige Aufwertung, indem er sie von außen als Vertreter des Islam hinstellt (und die werden sich darüber insgeheim sehr gefreut haben), zweitens bringt er Millionen Normalmuslime in Misskredit, für die der Islam ein Teil ihrer Kultur ist und die genauso friedlich und sicher leben wollen, wie Millionen westliche Normalbürger auch.
Kurzum: Statt mitzuhelfen, dass sich die Mitte gegen die Extremisten beider Seiten zusammenschließt, treibt er einen kontraproduktiven Keil zwischen zwei mögliche Verbündete. Denn die Normalbürger Europas und Arabiens haben viel mehr an grundlegenden Interessen gemeinsam, als z.B. die arabischen Terroristen mit den arabischen Normalbürgern. Xenophobie ist eben da nicht mehr maßvoll, wo alles in einen Topf geworfen wird. Die Karikaturen stehen daher für mich auch nur exemplarisch für eine bestimmte Art von Geisteshaltung Muslimen oder generell Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund gegenüber, wo undifferenziert alles über einen Kamm geschoren wird.