Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Das Angebot der AG EvoBio ist...

sehr gut und überaus wichtig
3
38%
gut und wichtig
2
25%
ganz brauchbar
1
13%
eher unwichtig
0
Keine Stimmen
verzichtbar
2
25%
 
Abstimmungen insgesamt : 8

Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon darwin upheaval » Di 19. Jan 2010, 17:40

Hi,

die Gründung der AG EvoBio - Evolution in Biologie, Kultur & Gesellschaft - ist (zur Bekanntmachung und aus Gründen der Mitgliedsaquise) sicher einen separaten Thread wert:

http://www.ag-evolutionsbiologie.de

Bild

Was sind unsere Ziele?

Wenige Theorien haben das Selbstverständnis des Menschen in ähnlicher Weise revolutioniert wie die Evolutionstheorie. Allerdings ist im Laufe des 20. Jahrhunderts das moderne Theoriengebäude der Evolutionsbiologie aufgrund der Einbeziehung vieler Disziplinen (Genetik, Populationsgenetik, Molekulargenetik, Spieltheorie, Entwicklungsbiologie u.a.) äußerst komplex und abstrakt geworden; für den Laien ist es daher kaum noch verständlich. So ist es zu einer weitgehenden Entfremdung zwischen dem biologischen Nichtfachmann und Wissenschaftlern gekommen, die sich mit dem Thema Evolution befassen. Diese Lücke nutzen die weltanschaulich motivierten Gegner der Evolutionstheorie, um die moderne Evolutionsforschung in breitenwirksamen Publikationen und Filmen zu diskreditieren.

Zudem ist, trotz eines breiten Angebots an Sachbüchern und TV-Dokumentationen, das allgemeine Verständnis für die Evolutionstheorie immer noch sehr gering. Es ist zu befürchten, dass viele Schüler, Studenten und naturwissenschaftliche Laien ein zentrales Stück Bildung verlieren werden: das Wissen und Staunen über die innige Verflechtung von Ursachen und Wirkungen in der belebten Natur, wissenschaftsorientiertes Denken und nicht zuletzt das Verständnis für unsere biologische Geschichte. Damit ist unsere Wissenskultur gefährdet: Die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft wären erheblich, falls wir Wissen und Bildung - die einzigen Standortvorteile unseres Landes - verlören.

Vor diesem Hintergrund hat sich die AG EvoBio u. a. folgende Ziele gesetzt:


1.) Zusammenschluss evolutionsbiologisch versierter Personen zur Vermittlung von Sachinformationen zur Evolution

Sämtliche evolutionär ausgerichteten biologischen Fachrichtungen sollten vertreten sein, z.B. Abiogeneseforschung, Biologiedidaktik, Biologiegeschichte, Biophilosophie, Botanik, evolutionäre Entwicklungsbiologie, Genetik, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Paläontologie, Physiologie, Populationsgenetik, Verhaltensbiologie, Zellbiologie, Zoologie und die In-silico-(Computer)-Evolutionsforschung.


2.) Öffentlichkeitswirksame Abwehr ideologisch begründeter Strategien gegen die Evolutionstheorie

Zu den wichtigsten Aufgaben der Arbeitsgruppe zählt die Veröffentlichung evolutionsbiologischer sowie wissenschaftstheoretischer Beiträge, in denen wir die Zusammenhänge und Grundlagen der Evolutionswissenschaften allgemeinverständlich darstellen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Widerlegung parawissenschaftlicher Evolutionskritik, die oftmals so geschickt dargestellt wird, dass der Nicht-Fachmann kaum Chancen hat, die darin enthaltenen Fehler zu erkennen. Auf diese Weise wollen wir allen, die sich mit antievolutionistischer Argumentation auseinandersetzen wollen oder müssen, Argumentationshilfen anbieten und begründen, weshalb Schöpfungslehren keine wissenschaftlichen Alternativen zur Evolutionstheorie sein können. Darüber hinaus wollen wir Informationsmaterial zu aktuellen Geschehnissen rund um das Thema Evolutionskritik/Kreationismus bereitstellen.

3.) Bereitstellung ausgewählter Pressemitteilungen & Fachartikel

Die meisten Fachartikel sind für Laien nicht nachvollziehbar. Gleichwohl sind gerade diese originären Forschungs- und Übersichtsartikel die Informationsquellen für Fach-, Lehr- und Schulbücher. Einige dieser Originalpublikationen und Übersichtsartikel können insbesondere für Schüler und Lehrer hilfreich sein; solche Artikel werden von der AG bereitgestellt.

4.) Vortrags- & Fortbildungsangebote

Die Mitglieder der AG EvoBio stehen auf Anfrage für Vorträge, Seminare, Fortbildungen und Podiumsdiskussionen zur Verfügung.


5.) Hinweis auf empfehlenswerte Bücher



Wer kann Mitglied werden?

Zur Mitarbeit eingeladen ist jeder, der Inhalte der Evolutionsforschung kompetent darstellen kann:

* Fachleute aus dem Bereich Evolutionsbiologie / Evolutionsforschung
* Biologen und Nicht-Biologen, die im Bereich Evolutionstheorie kompetent sind.

Die Naturwissenschaften verdanken ihren Erfolg unter anderem der konsequenten Anwendung und Beherzigung einer Reihe philosophischer Voraussetzungen wie etwa des erkenntnistheoretischen Realismus und (mindestens) des methodologischen Naturalismus. Daher wird von den Mitgliedern erwartet, dass sie den Naturalismus uneingeschränkt als Grundlage wissenschaftlicher Theorienbildung und Erklärung akzeptieren. Die AG ist offen in dem Sinne, dass darüber hinausgehende Weltanschauungen, politische Überzeugungen und Mitgliedschaft in anderen Organisationen und Gruppierungen (sofern sie auf den Grundsätzen unserer Demokratie und Rechtsstaatlichkeit fußen) für die Mitarbeit in der AG EvoBio ohne Bedeutung sind. Interessenten sind herzlich eingeladen, sich an den Vorstand zu wenden.

Kontakt: andreas.beyer(at)gmx.li

Zum Schluss eine kleine "Umfrage": Was haltet Ihr vom Angebot der AG EvoBio bzw. von der Wichtigkeit dieses Arbeitskreises? Falls Euch die Site gefallen sollte, bitte ich um Verlinkung. :yes:
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon smalonius » Di 19. Jan 2010, 21:10

darwin upheaval hat geschrieben:Allerdings ist im Laufe des 20. Jahrhunderts das moderne Theoriengebäude der Evolutionsbiologie aufgrund der Einbeziehung vieler Disziplinen (Genetik, Populationsgenetik, Molekulargenetik, Spieltheorie, Entwicklungsbiologie u.a.) äußerst komplex und abstrakt geworden; für den Laien ist es daher kaum noch verständlich. So ist es zu einer weitgehenden Entfremdung zwischen dem biologischen Nichtfachmann und Wissenschaftlern gekommen, die sich mit dem Thema Evolution befassen.

Guter Punkt. :up: Wird mir eigentlich jetzt erst bewußt, wo du es so klar hinschreibst.

Relativitätstheorie, Quantenphysik, Schwarze Löcher, Schrödingers Katze, String-Theorie - diese Schlagwörter aus der Physik des zwanzigsten Jahrhunderts kennt fast jeder.

Evolutionsbiologie ist dagegen unterrepräsentiert. Darwin kennt man, Dawkins vielleicht auch noch. Dann ist aber schon wieder Ende. Wer Edward Wilson oder Stephen Gould kennt, hat sich bereits etwas näher mit der Sache befasst. Die Evolutionsbiologie des zwanzigsten Jahrhunderts und ihre Erkenntnisse sind terra incognita. Im Wissenschaftsteil unserer Tageszeitungen und in Magazinen a la Spiegel oder Focus liest man kaum was darüber.

Zumindest zu meiner Zeit war im Biologie-Unterricht nicht viel von Evolutionstheorie zu hören. Stattdessen gab's detailversessenen Stoff über den Bau des Bienenbeins. Mit sowas kann man sogar interessierte vergrätzen. Wie sieht das eigentlich heute aus?
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon xander1 » Mi 20. Jan 2010, 21:39

Ich finde, dass Chef-Biologen den ganzen Konflikt mit der Kirche nur für ihr Merchandising nutzen. Sie brauchen den Konflikt, damit sie mehr Geld machen können oder damit sie mehr Ruhm ernten können. Die Kirche dagegen setzt aus anderem Grund auf die Masse. Beide Seiten sind aber in einer Sache nicht besser: und zwar dass sie die Masse für ihre Zwecke nutzen.

Für unser wirkliches Leben hat das Wissen über Evolution nur mäßige Bedeutung. Es wird meistens auf die Natur bezogen. Letztendlich sind es nur Modellbeschreibungen, die mit anderen Modellbeschreibungen konkurrieren, wie der systemischen Evolutionstheorie. Das heißt man sollte sie nur mit Vorsicht auf das eigene Leben anwenden und wie auch?
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon El Schwalmo » Do 21. Jan 2010, 00:26

xander1 hat geschrieben:Ich finde, dass Chef-Biologen den ganzen Konflikt mit der Kirche nur für ihr Merchandising nutzen.

Hier läuft es genau anders herum. Theologen nutzen die Chef-Biologen dazu, um ihren Konflikt mit den Kreationisten auszutragen.
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon El Schwalmo » Do 21. Jan 2010, 00:32

smalonius hat geschrieben:Zumindest zu meiner Zeit war im Biologie-Unterricht nicht viel von Evolutionstheorie zu hören. Stattdessen gab's detailversessenen Stoff über den Bau des Bienenbeins. Mit sowas kann man sogar interessierte vergrätzen. Wie sieht das eigentlich heute aus?

besser. Allerdings wird Evolution in den Lehrplänen der meisten Bundesländer in das Abschluss-Halbjahr gelegt, mit negativen Konsequenzen (meist kürzer, aufgrund der Prüfungen interessieren sich die Schüler vor allem für die prüfungsrelevanten Fächer, im schriftlichen Abitur kommt Evolution nicht vor).

Hier in Hessen kommt noch dazu, dass im Lehrplan explizit steht, dass man auch alternative philosophische Deutungen behandeln muss. Das ist für Menschen wie mich eine Chance (man kann die philosophischen Hintergründe aufzeigen, die für ein Weltbild mit Evolution sprechen), für andere aber auch (man kann Evolutionskritik im Unterricht behandeln).
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon xander1 » Do 21. Jan 2010, 13:58

El Schwalmo hat geschrieben:Hier läuft es genau anders herum. Theologen nutzen die Chef-Biologen dazu, um ihren Konflikt mit den Kreationisten auszutragen.

Theologen wollen gegen Kreationisten vorgehen?
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon El Schwalmo » Do 21. Jan 2010, 15:01

xander1 hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:Hier läuft es genau anders herum. Theologen nutzen die Chef-Biologen dazu, um ihren Konflikt mit den Kreationisten auszutragen.

Theologen wollen gegen Kreationisten vorgehen?

natürlich. Kreationisten werfen denen 'Christentum light' vor. Daher ist es für die liberalen Theologen sehr hilfreich, sich auf Biologen stützen zu können, die gegen Kreationisten argumentieren. Die liberalen Theologen machen sich aber meist gar nicht klar, dass das, was die Biologen vertreten, mit dem Typ Christentum, das in den üblichen Glaubensbekenntnissen steht, nicht kompatibel ist.
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon Julia » Do 21. Jan 2010, 15:06

Ich habe überhaupt nichts über Evolution in der Schule gelernt, seltsamerweise. In der 10ten auf der Realschule kam es nicht dran, in der Übertrittsklasse (nochmal eine 10te) hatten wir kein Biologie und in der Oberstufe hatte ich Physik-LK und Chemie und konnte Biologie dann nicht mehr belegen. Gut, dass ich kein Kreationist bin.
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon El Schwalmo » Do 21. Jan 2010, 15:39

Julia hat geschrieben:Ich habe überhaupt nichts über Evolution in der Schule gelernt, seltsamerweise. In der 10ten auf der Realschule kam es nicht dran, in der Übertrittsklasse (nochmal eine 10te) hatten wir kein Biologie und in der Oberstufe hatte ich Physik-LK und Chemie und konnte Biologie dann nicht mehr belegen. Gut, dass ich kein Kreationist bin.

ich glaube nicht, dass jemand Kreationist wird, weil er zu wenig Ahnung von Biologie hat. Das Schlimmste, was Dir als Lehrer passieren kann, ist, dass eine Gruppe 'von denen' in der Klasse sitzt und sich bei jedem Detail für Evolution, das Du zu vermitteln suchst, verständnisinnig anlächeln und weise den Kopf schütteln ('Auf S. xxx im Buch von Y steht, dass Evolutionisten genau das sagen. In Wirklichkeit aber ...'). Wenn Du versuchst, darauf einzugehen, brauchst Du sehr viel Zeit, die Du in der Schule nicht hast.

Noch viel schwieriger wird es, wenn die gar keinen Kreationismus (tm), sondern Intelligent Design vertreten. Dann hast Du auf der Basis des Wissens, das in der Schule vermittelbar ist, kaum eine Chance. Denn die erkennen eine alte Erde und eine Deszendenz an, bestreiten aber die Reichweite der naturalistischen Mechanismen. Hier kann man dann 'nur' noch wissenschaftstheoretisch argumentieren, aber mach das mal in den paar Stunden, die Du für Evolution zur Verfügung hast.
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon smalonius » Do 21. Jan 2010, 16:18

xander1 hat geschrieben:Ich finde, dass Chef-Biologen den ganzen Konflikt mit der Kirche nur für ihr Merchandising nutzen. Sie brauchen den Konflikt, damit sie mehr Geld machen können oder damit sie mehr Ruhm ernten können.

Da kannst du eigentlich nur Dawkins meinen.

Vielleicht auch noch P. Z. Myers oder Panda's Thumb, aber diese beiden betreiben ihre Sache wohl kaum aus kommerziellen Gründen. Dawkins würde ich das auch nicht unterstellen.
xander1 hat geschrieben:Für unser wirkliches Leben hat das Wissen über Evolution nur mäßige Bedeutung.

Naja, die selbe Behauptung hört man nicht selten auch über Quantenphysik. Tatsächlich aber ist unser moderner Alltag voll von Quantenphysik.

Evolutionsbiologie ist in der praktischen Anwendung noch nicht so fortgeschritten wie die physikbasierte Ingenieurskunst, aber es gibt bereits jetzt Beispiele. Ein weiteres Stichwort wäre synthetische Biologie.

Präsent ist Evolution im Alltagsleben auch über diese Beispiele hinaus. Kürzlich wurden 600 000 000 EUR ausgegeben im "Kampf" gegen ein mutiertes Grippevirus - oder zum öffentlichen Support der notleidenden Pharmaindustrie, je nach Standpunkt. :veg:

xander1 hat geschrieben:Es wird meistens auf die Natur bezogen.

Über die Evolution von Kultur am Beispiel der kulturellen Evolution von Religion habe ich mich bereits ausgelassen - auch wenn's mir niemand geglaubt hat. :pfeif:

Ich bin sogar der Überzeugung, daß Vegetarismus für die Menschheit evolutionär zwingend sein wird - darüber werde ich mich noch auslassen, auf die Gefahr hin, daß mir wiederum keiner glaubt. ;-)

xander1 hat geschrieben:Letztendlich sind es nur Modellbeschreibungen, die mit anderen Modellbeschreibungen konkurrieren, wie der systemischen Evolutionstheorie.

Systemischen Evolutionstheorie, haha. Mit ein bißchen Grundwissen in der Evolutionsbiologie des zwanzigsten Jahrhunderts erscheinen die Mersch'schen Thesen einfach nur albern. Aber ich will keine schlafenden Hunde wecken.

El Schwalmo hat geschrieben:Hier in Hessen kommt noch dazu, dass im Lehrplan explizit steht, dass man auch alternative philosophische Deutungen behandeln muss.

Daß es keine sinnvollen alternativen Deutungen gibt, steht bereits in deiner Signatur. Bestenfalls könnte man sich noch über NOMA, Non-overlapping magisteria, unterhalten. Was davon zu halten ist, schreibst du ja dann auch.

Julia hat geschrieben:Ich habe überhaupt nichts über Evolution in der Schule gelernt, seltsamerweise.

Seltsam, allerdings. Eine der wichtigsten Ideen in der Wissenschaftsgeschichte läßt man unter den Tisch fallen. Tsk. :ka:
Muß an den Affen im Kultusministerium liegen. :mg:
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon El Schwalmo » Do 21. Jan 2010, 18:19

smalonius hat geschrieben:Daß es keine sinnvollen alternativen Deutungen gibt, steht bereits in deiner Signatur.

und die ist älter als Darwins magnum opus ...

smalonius hat geschrieben:Bestenfalls könnte man sich noch über NOMA, Non-overlapping magisteria, unterhalten. Was davon zu halten ist, schreibst du ja dann auch.

In dem Link, den Du angegeben hast, stehen alle relevanten Quellen zur Verfügung. Gould hat, in dem Zitat am Ende des Texts (er schrieb das nicht allzu lange vor seinem Tod), selber das Problem benannt: Diese Scheidung ist nicht möglich. Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass die Naturwissenschaftler den Theologen die Beschäftigung mit dem Himmel überlassen, und dabei nicht nur andeuten, dass sie bezweifeln, ob es den Himmel überhaupt gibt.

Interessanterweise verfolgen tragende Mitglieder der neu gegründeten AG (vor allem Hemminger) im Prinzip auch diesen Ansatz. Religion befasst sich mit dem Sinn, und es ist Hose wie Jacke, was die Naturwissenschaften herausfinden. Allerdings merkt Hemminger selber, dass er ein Problem hat, wenn er das als 'Christentum' bezeichnet. Auch wenn man die Bibel schwurbelig nimmt (beispielsweise 'Adam' ist eine Metapher für 'Mensch'), muss man sich schon die Frage gefallen lassen, was 'Sündenfall' bedeutet haben könnte. Und in diesem Kontext, was es wohl gebracht hat, dass Jesus gekreuzigt wurde (keine Ahnung, ob der Satz 'kreuzigen lassen kann sich jeder, auferstehen ist die Kunst!' von diesem Menschen beherzigt wurde). Im Lauf der Weltgeschichte ist kein Unterschied zu entdecken.

Moderne Theologen versuchen irgendwie zwischen Kreationismus und Atheismus herumzulavieren, meist indem Sie Gott als Gott der Philosophen betrachten und dann irgendwie das herzallerliebste Jesulein in die Mogelpackung stecken. Die zunehmend leerer werdenden Kirchen zeigen, dass die Botschaft ankommt. Der Zulauf der Sektenbewegungen zeigt, dass Menschen ein Bedürfnis nach einer Übernatur haben. Schwere Aufgabe für die Naturwissenschaften, ihr Weltbild zu verkaufen, und da hilft es nicht viel weiter, sich mit Schwurbel-Theisten gegen Kreationisten zu verbünden.
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon darwin upheaval » Mo 25. Jan 2010, 12:51

xander1 hat geschrieben:Ich finde, dass Chef-Biologen den ganzen Konflikt mit der Kirche nur für ihr Merchandising nutzen. Sie brauchen den Konflikt, damit sie mehr Geld machen können oder damit sie mehr Ruhm ernten können. Die Kirche dagegen setzt aus anderem Grund auf die Masse. Beide Seiten sind aber in einer Sache nicht besser: und zwar dass sie die Masse für ihre Zwecke nutzen.


Es ist doch völlig wurscht, wer aus welchen Gründen "merchandising" betreibt. Kreationismus und ID sind absurde Positionen, denen eine intellektuelle Gefahr innewohnt. Wenn das die Mehrheit derer, die an ein "herzallerliebstes Jesulein" glauben, erkannt hat, weil sie die Naturwissenschaften ernst nimmt, und wenn sich in deren Reihen oft genug honorige Naturwissenschaftler befinden, dann wäre ich doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn ich die mit den Kreationisten zusammen in einen Sack stecken und sinnlos draufdreschen würde, wie MSS und Konsorten. Man ist sich in der Sache einig, darauf kommt es an. Differenzen bestehen nur im philosophischen High-End-Bereich.
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Re: Neu gegründete AG EvoBio / Umfrage

Beitragvon folgsam » Mo 25. Jan 2010, 18:35

Keiner drischt auf honorige Wissenschaftler ein. Das wär' auch viel zu schade, die wertvollen Gehirne könnten dabei Schaden nehmen.
Wenn aber einer meint, Jesulein, Sündenfall, Schöpfungsgeschichte und dergleichen ließen sich mit dem, was wir von der Welt wissen, auf irgendeine redliche Weise vereinbaren, dann darf ich denjenigen auch auslachen wenn er mit Sätzen kommt, wie: "Jesus ist in die Verkündigung auferstanden", "Einen Gott den es gibt, gibt es nicht" und "Gott schöpft durch die Evolution, irgendwie"
Einen guten Einblick in aktuelles, liberal-evangelisches High-End geschwurbel gibt das hier: http://www.univerlag.uni-goettingen.de/ ... -12-01.mp3
Sehr viel mehr als eine einzige große 'Deepity' ist das wahrlich nicht.

Wenn dann mit Hilfe der butterweichen Apologeten endlich der letzte Kreationist seinen Irrtum erkannt hat, bleibt immer noch die Frage, was handverlesene Versatzstücke eines 2000 Jahre alten Buches heute noch für eine Berechtigung haben.
Mir persönlich kann es auch schnuppe sein: Wenn jemand sich Christ nennen will, aber genauso handelt und letzendlich denkt wie ein Atheist, dann ist das als allerletztes mein Problem. Darf sich aber keiner aufregen wenn ab und an mit dem heißen Stock ins da-tuts-weh metaphysischer Schwammigkeit gepiekst wird.
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