Game over wegen Unsterblichkeit

Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon Mark » So 10. Jan 2010, 06:39

Wie würden die Religionen auf eine faktische Unsterblichkeit (Zukunftsphantasie meinetwegen..) reagieren ?
Das wäre ja ein Exit aus ihrem Jenseits-Spielchen. Gibt es für die Religionen ein Leben nach "dem Tod" ? :mg:
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon platon » So 10. Jan 2010, 14:00

Aus welchem Erdloch haben sie Dich denn letzte Woche entfliehen lassen?
Hattest Du nie irgendwelchen Kontakt mit den christlichen oder irgendwelchen anderen Religionen?
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon Mark » So 10. Jan 2010, 15:20

Ich kenne genug Religiöse aber ich kann trotzdem schlecht beurteilen ob sie angesichts der Möglichkeit auf dieser Erde unsterblich zu werden trotzdem dankend ablehnen würden.. Kannst Du das etwa mit Sicherheit sagen ?
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon platon » So 10. Jan 2010, 16:00

Die Religiösen sind genauso eine homogene Gruppe wie die Blonden oder die Brillenträger.
Da die Frage, die Du stellen willst aber definitiv hypothetisch bleiben wird, ist das Ergebnis sicher irrelevant. Was willst Du hören? Dass auch die meisten Religiösen nicht den kleinen Finger für ein Leben nach dem Tod mit Manna und Hosiannasingen verwetten würden? Davon solltest Du ausgehen.
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon JustFrank » So 10. Jan 2010, 19:46

Das Leben nach dem Tod ist doch die Hauptwerbelüge fast aller Religionen. Ist sehr praktisch, weil die Gläubigen, die's in Anspruch nehmen ja die Wahrheit nicht mehr berichten können. Die sind ja schließlich tot.
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon smalonius » So 10. Jan 2010, 19:53

Mark hat geschrieben:Wie würden die Religionen auf eine faktische Unsterblichkeit (Zukunftsphantasie meinetwegen..) reagieren ?

Ich kann's mir denken, wie die Antwort ausfiele: es würde heißen "der Mensch soll nicht Gott spielen."

Man würde wegen Unsterblichkeits-Medizin- und -Technik vor eine Ethikkommission ziehen und sie als das Verwerflichste seit dem Turmbau von Babel brandmarken. Oder zumindest seit dem Latex-Kondom und der Gentechnik. :hust:

Auch könnte sein, daß die Kirchen von ihrer starren Haltungen gegen Sterbehilfe abrücken und selbst welche für über zweihundertjährige organisieren: "Donum Metuschelach", "Come-to-Daddy-Gateway"

Und von den Kanzeln würde es tönen: "Hunde, wollt ihr ewig leben?!" und "Hell ain't a bad place to be - verglichen mit dem Kältetod des Universums." ;-)


Mark hat geschrieben:Das wäre ja ein Exit aus ihrem Jenseits-Spielchen. Gibt es für die Religionen ein Leben nach "dem Tod" ? :mg:

Lustiger Gedanke. :up:

Kommt wohl auf die Religion an.

Die Christen und Moslems können sich natürlich mit dem Entropie-Tod des Universums herausreden, und sagen, früher oder später kriegen wir dich schon.
Die Buddhisten und Hindus mit ihrer Wiedergeburt hätten es da schwerer.

Andererseits, wenn die Christen ihre eigene Religion verstünden, dann wüßten sie, daß Himmel und Hölle Geisteszustände sind, und keine Orte im Jenseits. Aber eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Gläubiger ernsthaft über seine Religion nachdenkt. :pfeif:


Das fällt mir auch noch ein:
Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon Atanar » Sa 30. Jan 2010, 17:15

Ich denke viele Angehörige der Religionen würden sich dann umbringen weil sie denken die "andere Unsterblichkait" wäre besser.
Aber ich halte den Gedanken der Faktischen Unsterblichkeit nicht nur für nicht abwegig, ich bin sogar davon überzeugt, das es irgendwann so weit sein wird den Körper komplett zu "reparieren", oder den Verstand "auszulagern".
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon wolfgang » Sa 30. Jan 2010, 23:35

Wer von Euch kennt nicht den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“? Er gehört zu meinen Lieblingsfilmen und zeigt beeindruckend, wie unendlich langweilig Unsterblichkeit ist. Ich frage daher: Ist Unsterblichkeit wirklich wünschenswert? Für mich sicher nicht! Und sie wäre für mich auch dann nicht wünschenswert, wenn die Rahmenbedingungen andere wären als im „Murmeltierfilm“. Wenn sich Religiöse hierzu einmal Gedanken machten, dann wäre für sie die Vorstellung eines ewigen Jenseits wohl nicht so erstrebenswert und nicht so religionsstiftend. Aber ich fürchte, da erwarten wir von Religiösen wohl zu viel.
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon stine » So 31. Jan 2010, 15:52

Wenn wir davon ausgehen, dass uns nach dem eigenen Tod alles egal sein kann, warum sollte dann nicht jeder nach dem Prinzip: "Nach mir die Sintflut" leben?

LG stine
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon ganimed » So 31. Jan 2010, 16:09

Ich glaube, jeder lebt im Grunde jetzt schon nach dem Prinzip "nach mir die Sintflut". Alle altruistischen und nächstenliebenden Anwandlungen in uns sind doch letztendlich nur Egoismus und das Streben nach Glück. Und bei den meisten sozial normal entwickelten Menschen bedeutet Glück glücklicherweise auch, dass es den eigenen Kindern gut geht, dass es allen irgendwie gut geht und dass man das Gefühl haben kann, dass es der Menschheit gut geht und dass sie es noch lange machen wird. Ist sicher einer von diesen tief sitzenden, psychologischen Mechanismen, den die Evolution zur Arterhaltung in uns eingebaut hat.
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon Zappa » So 31. Jan 2010, 16:49

stine hat geschrieben:Wenn wir davon ausgehen, dass uns nach dem eigenen Tod alles egal sein kann, warum sollte dann nicht jeder nach dem Prinzip: "Nach mir die Sintflut" leben?


Ich gehe davon aus, dass nach dem Tod für mich nichts mehr "wert" ist, weil ich nicht mehr bin. Deswegen ist trotzdem nicht alles egal, schon alleine aus dem Grund heraus, weil Menschen die mir wichtig sind (u.a. meine Kinder) weiter leben werden.

Ich verstehe auch nicht, was moralische Werte mit der Dauer meiner Existenz zu tun haben sollen.

Wo Du Recht hast, ist der Aspekt, dass ich als Person sicherlich nicht irgendwelche "Gelüste" auf das Jenseits verschieben werden. Aber Hedonismus ist nicht mit Fatalismus und Egoismus gleich zu setzen.
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon Mark » Di 2. Feb 2010, 01:29

Interessant wäre auch zu erfahren wie sich ein sehr sehr langes Leben auf den CHarakter auswirkt.. müssten wir durch die endlose Lebensdauer nicht auch im Laufe der Zeit unseren Charakter aneinander angleichen ? Oder könnten wir uns die Individualität auch langfristig bewahren ? Wirkt das immer weiter anwachsende Wissen nicht gleichschaltend ? Vielleicht nicht schon nach 1000 Jahren... aber nach 100000 Jahren ?
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 2. Feb 2010, 08:29

Mark hat geschrieben: müssten wir durch die endlose Lebensdauer nicht auch im Laufe der Zeit unseren Charakter aneinander angleichen ?
Nein warum, wie kommst du darauf? Meinst du irgendwo im existierenden realen Leben solche Tendenzen zu sehen?
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon stine » Di 2. Feb 2010, 09:16

Viele Menschen haben im Alter keine Lust mehr sich zu "verstellen" und nehmen für sich das Recht in Anspruch "so zu sein, wie sie eben sind", im schlimmsten Fall alte Nörgler. Das macht den Umgang oft nicht leichter. Ist schon gut, wenn sich das Leben immer wieder mal erneuert.
Allerdings gibts auch ältere Menschen, die "gnädig" werden und für alles Verständnis zeigen. Aber selbst die Wurschtigkeit kann nerven.

LG stine
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon Arathas » Di 2. Feb 2010, 11:26

stine hat geschrieben:Allerdings gibts auch ältere Menschen, die "gnädig" werden und für alles Verständnis zeigen.


Das nennt man nicht gnädig, sondern weise. :^^:
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon Mark » Mi 3. Feb 2010, 13:31

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Mark hat geschrieben: müssten wir durch die endlose Lebensdauer nicht auch im Laufe der Zeit unseren Charakter aneinander angleichen ?
Nein warum, wie kommst du darauf? Meinst du irgendwo im existierenden realen Leben solche Tendenzen zu sehen?


Aber Hallo !

Je älter ich werde, desto mehr werde ich so wie die mir bekannten ruhigen und überlegten Denkervorbilder an denen ich mich immer orientiert habe. Ich denke länger nach, reagiere weniger gereizt und beziehe die Gedankengänge anderer ernsthaft ein als kreative Quelle.
Ich denke wir würden uns immer mehr aneinander im Denken und urteilen angleichen, je länger wir leben und denken und urteilen..denn es gibt keine konkurrierenden Modelle wie man effizient und vernünftig denkt. Man lernt das voneinander. Und wenn man ewig lernen kann, dann kann man auch irgendwann alles gelernt haben. Und wer das gleiche gelernt hat der gleicht sich statistisch mehr als wer anderes im Kopf hat.
Ich habe meine Art zu denken nun mal nicht erfunden sondern nur erlernt.
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon ujmp » Mi 3. Feb 2010, 13:54

Mark hat geschrieben:Ich habe meine Art zu denken nun mal nicht erfunden sondern nur erlernt.

Weder noch - sie ist zu 99% angebohren. Popper vertrat die Ansicht, dass nicht nur elementare Vorstellungen wie Raum und Zeit apriori wären, sondern nahezu unser ganzes Wissen (ich find ein guter Beleg dafür ist, das Babies schwimmen können, guckst du das Intro hier, oder das Srechenlernen funktioniert so gut wie automatisch). Damit meinte er sicher nicht das Wissen, das in Bibliotheken gespeichert ist, er meinte das Vorwissen, das nötig ist, um das Wissen der Bibliotheken verstehen zu können. Menschen unterscheiden sich außerdem individuell in der Art, wie sie Lernwissen aufnehmen, abspeichern und abrufen, mit welcher Qualität sie Gedanken verfolgen und bewerten u.v.m. Wenn man nicht direkt an deinem Gehirn rumschraubt oder an Organen, von denen die Befindlichkeit des Gehrins abhängt, wirst du immer Mark bleiben.
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 3. Feb 2010, 18:35

@ Mark, du orientierst dich an Vorbildern und wirst diesen dann ähnlicher. Soweit so gut. Nur es orientiert sich nicht jeder an deinen Vorbildern.. Die Vorbilder mögen grundverschieden sein.
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon wolfgang » Mi 3. Feb 2010, 20:04

@Mark
Auch wenn wir unendlich lebten, bliebe unsere Hirnkapazität begrenzt. Diese knappe Ressource zwänge uns, so wie jetzt schon, weiterhin damit sorgsam umzugehen. Im Laufe des Lebens würden wir zunehmend genauer unsere unterschiedlichen, angeborenen Stärken kennenlernen und besonders diese fördern, sofern für diese Stärken Bedarf vorhanden ist. Gibt es in einem System, in dem alle unendlich alt werden, noch Kinder? Wenn ja, dann müsste auch der Lebensraum unbegrenzt sein. Wenn nicht, darf nur der unsterblich werden, der keine Nachkommen hat? Und diejenigen, die unsterblich sind, werden im Vergleich zu denen, die Nachkommen haben, irgendwann nicht angepasste, veraltete Auslaufmodelle sein.
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Re: Game over wegen Unsterblichkeit

Beitragvon Charles Dawkins » Mi 3. Feb 2010, 22:12

Angenommen, man würde als menschlicher Intellekt ewig weiterexistieren, egal ob mit unbegrenzter oder begrenzter Hirnkapazität, ich könnte mir keine schrecklichere Strafe vorstellen als diese! :explodieren:

Da könnten die Engel noch so vor Freude jauchzen oder es soviele Jungfrauen im Himmel geben wie es will (wo sollen die eigentlich alle herkommen?).
Ewigkeit ist schlicht unvorstellbar für Menschen, da der menschliche Erfahrungshorizont lediglich einige Jahrzehnte umfasst, maximal vielleicht ein Jahrhundert.
Selbst erdgeschichtlich popelig kurze Zeiträume wie 2000 Jahre erscheinen uns unglaublich lang, und nicht umsonst sind Mythen aus dieser Zeit heute als Religionen konserviert.

Aber wie ist es mit Jahrmillionen? Jahrmilliarden? Die müssen in Erdalterdarstellungen bereits logarithmisch dargestellt werden. Trotz diesem Trick sind die Zeiträume nichtmehr richtig vorstellbar. Nicht zuletzt deshalb erscheint wahrscheinlich sovielen Menschen der Zufall der Entstehung des Lebens so unwahrscheinlich, hätten die Menschen eine bessere Vorstellungen dieser gigantischen Zeitspannen würden wohl weniger Menschen die Evolution in Frage stellen. Mal angenommen das Universum würde ewig existieren, ebenso die Erde (was zumindest bei der Erde zu 100% nicht der Fall sein wird), so würden die ewig lebenden ganz gehörig abstumpfen mit der Zeit.

Außerdem bekämen sie sicherlich eine Vorstellung wahrer Bedeutungs- und Sinnlosigkeit. Menschen essen, schlafen, arbeiten, machen Sport, gehen ihren Hobbys nach, haben Sex etc.

Unsinnigerweise mal angenommen, alle diese Tätigkeiten könnten nach dem Tode, im Ewigen Leben, weiter ausgeübt werden... es würde sich trotzdem sehr schnell eine Übersättigung einstellen. Ewige Glückseligkeit klingt in meinen Ohren wie ein grausamer Hohn. Der Mensch kann durchaus mal einige Tage oder Wochen "dauerglücklich" sein, aber irgendwann ist diese Harmonie auch dem Harmoniebedürftigsten zuviel.

Meiner Meinung nach wird der größte Wunsch eines ewig lebenden der endgültige Tod sein, der zweitgrößte Wunsch wäre eventuell eine Alzheimererkrankung... um nocheinmal das wunderbare Gefühl zu haben etwas neues zu sehen oder zu lernen, und um einfach nocheinmal staunen zu können.

Wie gut das ich mir absolut sicher sein kann das ich irgendwann sterben werde. Endgültig.
Aber eventuell mit Nachkommen, die wiederum große Freude an ihren endlichen Leben haben werden, wenn sie mit offenen Augen durch die Welt gehen.
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