Evolution, Medizin und Krankenkassen

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Beitragvon xander1 » Mo 8. Mär 2010, 07:26

Ich stelle folgende These auf: Durch die bessere Medizin findet die evolutionäre Selektion anders statt. Menschen die eigentlich eine geringere Chance auf dem Markt der Partnerwahl hätten, weil sie krank sind, steigern diese durch den Gang zum Onkel Doc. Dazu kommt, dass die Krankenkasse das meiste bezahlt.

Das kann bedeuten, dass Menschen, die genetisch bedingt geringere Abwehrkräfte haben eine höhere Chance bekommen sich fortzupflanzen.

Meine Frage ist also: Schaden Gesellschaften dem Erbgut des Volkes, wenn sie Medizin für alle anbietet? Und die zweite Frage lautet: Schaden Gesellschaften dem Erbgut des Volkes, wenn sie Krankenkassen für alle zum Zwang macht?

Eigentlich arbeitet bei dieser ganzen Überlegung die eine Moral gegen die andere: Die Ethik des Erbgutes und die Ethik der sozialen Gerechtigkeit.

Es sei gesagt: Ich schade mir mit dieser Fragestellung enorm selbst. Es ist eigentlich von mir aus eine Dummheit das in Frage zu stellen. Aber es war nur die Neugier die mich dazu getrieben hat.
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon stine » Mo 8. Mär 2010, 07:58

Lieber Xander, du redest dich hier um Kopf und Kragen. Meine Feststellung in einem anderen Thread, dass der Zusatz in Stellenausschreibungen, "bei gleicher Qualifikation sind Schwerbehinderte vorzuziehen", einen Gesunden zum Hilfeempfänger stempeln kann, fand hier im Forum gewaltigen Gegenwind.
Bin mal gespannt, auf die Antworten zu deiner naturalistischen Frage. :pfeif:

Die Prinzipfrage wäre eigentlich, müsste der Naturalismus nicht jede menschliche Manipulation in Frage stellen?

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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon xander1 » Mo 8. Mär 2010, 08:30

Also ich will ja nichts behaupten, sondern suche nur nackte Tatsachen. Gegenwind würde ich bekommen, wenn ich eine Behauptung aufstellen würde. Denkst du mir gefällt meine These? Ich finde sie abscheulich.
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon Arathas » Mo 8. Mär 2010, 10:17

Die Evolution hat dennoch die Nase vorn: Immer mehr Menschen glauben ja an Alternative Heilmittel wie Homöopathie und so weiter. Wenn das so weitergeht, werden immer mehr Menschen nur mit Placebos behandelt und deine Sorge, xander, dass das allgemeine Erbgut immer schlechter wird, ist hinfällig. :mg:
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon xander1 » Mo 8. Mär 2010, 19:12

Das Erbgut wird nicht schlechter, es wird nur in einer Hinsicht schlechter, und zwar in dem Punkt der Erbkrankheiten.
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon spacetime » Mo 8. Mär 2010, 23:17

In 20 Jahren gibt es keine Erbkrankheiten mehr. Die Gentherapie wird es den Reichen und Schönen ermöglichen, ihr Erbgut zu verbessern. Am Ende steht eine neue Art Mensch, die maßgeschneidert für ihre Aufgaben erzeugt wird. Möglich, dass es noch 20 oder 30 Jahre dauert, aber die ersten Produkte, dieser schönen neuen Welt sehen wir in den Sportstätten - schon heute.
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon stine » Di 9. Mär 2010, 07:28

Und bei den Arbeitslosen und bildungsfernen Haushalten. Wer nicht beweglich ist, ein bisschen fett, dumm und hässlich, hat einfach wenig Chancen wenigstens reich zu werden. :fies:

Wenn man ganz ehrlich ist, so haben wir hier ebenso ein Kastensystem wie die Inder. Auch hier kann man sich nur über das nächste Leben verbessern. :ohm:

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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon Pete » Di 9. Mär 2010, 07:44

Gehört die Fähigkeit Medizin herstellen zu können nicht zu unserer Evolution? :up:
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon Arathas » Di 9. Mär 2010, 08:25

Zur kulturellen Evolution schon, aber nicht zur physischen.
Zuletzt geändert von Arathas am Di 9. Mär 2010, 09:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon stine » Di 9. Mär 2010, 09:14

Weiß nicht. Wenn sich die genetische Konstitution aufgrund medikamentöser oder operativer Eingriffe verändert...
Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft zB.

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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon pluto » Di 9. Mär 2010, 10:21

xander1 hat geschrieben:Eigentlich arbeitet bei dieser ganzen Überlegung die eine Moral gegen die andere: Die Ethik des Erbgutes und die Ethik der sozialen Gerechtigkeit.

Wo soll man anfangen? Vielleicht hier, dann erübrigt sich der Rest.

Das 'Erbgut' hat keine 'Ethik'

Keine 'Richtung', kein 'Gut' kein 'Böse', kein Bedauern, keine Moral, pöse, pöse Evolution :motz:
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon Nanna » Di 9. Mär 2010, 20:52

Eben. Es gibt auch kein schlechtes Erbgut. Wenn man heute Erbgut hat, das einen vor zweihundert Jahren noch umgebracht hätte, etwa, weil man Diabetes hat, dann ist das im heutigen Umfeld eben nicht mehr so. Diabetes stellt heute keinen Hinderungsgrund mehr da genug überlebensfähige Nachkommen zu zeugen und das, soweit ich das überblicke, alles, worum es bei Evolution im Grunde geht: Lange genug überleben um das eigene Erbgut weiterzutransportieren. Ob man da mit einem medizinischen Industrie- und Forschungskomplex nachhilft, ist doch zweitrangig. Wer überlebt, hat, egal wie unelegant seine Methode auf den ersten Blick erscheinen mag, evolutionär gesehen "recht".
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon spacetime » Di 9. Mär 2010, 21:47

pluto hat geschrieben:Das 'Erbgut' hat keine 'Ethik'

Die Naturwissenschaften haben generell keine Ethik. Da sind die Philosophen für zuständig. Es ist auch nicht 'gut', Erbgut in der Welt zu verstreuen. Dieses 'gut' hat rein gar nichts Reales. Man kann auch nicht sagen, dass es das 'Ziel' sei, sich fortzupflanzen. Die Nazi-Ideologie hat uns gezeigt, wohin das führt. Ich sag' immer: "Everything is just happening"

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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon Kurt » Di 9. Mär 2010, 22:31

xander1 hat geschrieben:Meine Frage ist also: Schaden Gesellschaften dem Erbgut des Volkes, wenn sie Medizin für alle anbietet?


Das ist eine ziemlich wichtige Frage, über der ich auch ziemlich lange gegrübelt habe. Ich glaube nicht, dass Medizin unserer Genqualität schadet. Der Selektionsdruck kommt nur von einer anderen Seite. Der Wind hat sich quasi gedreht. Das hat er in der Evolution schon viele Male an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten. Mal war es vorteilhaft, möglichst viele Fettreserven mit sich herumzutragen. Keiner würde heute einem "Normalgewichtigen" unterstellen, er hätte schlechtere Gene als ein Fettsack. Eine Brille ist heute auch kein evolutionärer Nachteil mehr. Umgekehrt kommt man mit viel Muskeln und wenig Hirn heute nicht mehr weit. Ich bin aber ziemlich sicher, dass gerade in unserer dynamischen Zeit die genetischen Änderungen am Menschen am schnellsten gehen. Ich prophezeie mal: Wir werden in den nächsten 1.000 Jahren mehr genetische Änderungen am Menschen sehen als in den 20.000 Jahren davor. Wollen wir wetten? ;-)
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon Kurt » Di 9. Mär 2010, 22:34

stine hat geschrieben:Wenn man ganz ehrlich ist, so haben wir hier ebenso ein Kastensystem wie die Inder.


Ich weiß nicht. Wenn ich bei uns durch die Fußgängerzone gehe, dann sehen die allermeisten Menschen ziemlich "durchschnittlich" aus. Ok, ein paar Benachteiligte stechen heraus.
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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon stine » Mi 10. Mär 2010, 08:11

...und die Bevorzugten auch :mg:

Auch wenn die große Mehrheit in der Mittelkaste zu finden ist, widerlegt das nicht das System. Der Aufstieg zu den oberen 20000 dürfte ihnen nur in Ausnahmefällen gelingen. Nur das Abrutschen geht leichter!

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Re: Evolution, Medizin und Krankenkassen

Beitragvon stine » Mi 10. Mär 2010, 08:12

Nanna hat geschrieben:Wer überlebt, hat, egal wie unelegant seine Methode auf den ersten Blick erscheinen mag, evolutionär gesehen "recht".
Naja, wenn die "unelegante Methode" nicht mehr bezahlt werden kann, dann sieht die Sache schon wieder anders aus.

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