Dale Carnegie?

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Dale Carnegie?

Beitragvon musikdusche » Do 12. Apr 2007, 22:29

Moin,

Was haltet ihr eigentlich von Dale Carnegie und seinen Lebenshilfe-Büchern, z.B. dies:
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Sorge dich nicht, lebe! Sonderausgabe.
Dale Carnegie
Fischer (Tb.), Frankfurt 2003-06 Taschenbuch 416 Seiten


Gehaltloses Geseiere oder erbauliche Geschichten für den Tag?
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Beitragvon Kurt » Do 12. Apr 2007, 23:37

Hab ich vor ewigen Zeiten (als 14jähriger?) mal gelesen und damals ganz wohltuend gefunden. Heute würde ich es nicht mehr lesen. Es ist etwas oberflächlich, bietet nicht wirklich Lösungen für meine Probleme und ich glaube auch nicht, dass solche Lebenshilfebücher wirklich eine Persönlichkeit ändern können. Der einzige Praxistipp, der in manchen Situationen hilft, ist sich immer mal den schlimmsten Fall vorzustellen und sich in Gedanken damit abzufinden. Das erleichtert manchmal ungemein. ;-)

Das andere Buch ("Wie man Freunde gewinnt") ist vom Stil her ähnlich. Heute würde man eher ein "Networking"-Buch lesen, das ist moderner. ;-) Damals wusste ich noch nicht, dass "Freunde machen" im Grunde was egoistisches ist und Kosten und Nutzen für beide Seiten hat. Im Prinzip kann man diese Bücher wie richtig gute Predigten auffassen. Man fühlt sich nach dem Lesen besser, man fasst vielleicht auch ein paar gute Vorsätze, aber man (wir) hat das Gefühlt, es steckt nichts greifbares dahinter.

Ich hoffe, meine konfusen Erklärungen helfen ein bisschen. ;-)
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Beitragvon musikdusche » Sa 14. Apr 2007, 10:24

Ich hab das Buch vor ein paar Wochen von einer Freundin geschenkt bekommen und lese ab und zu etwas darin. Um auf die Frage "Gehaltloses Geseiere oder erbauliche Geschichten für den Tag?" zu antworten: Irgendwie stimmt m.E. beides:
Selbstverständlich ist die Aneinanderreihung von Anekdoten, die eigentlich nur Binsenweisheiten zum Besten geben, bestenfalls "Gehaltloses Geseiere". Aber ich oute mich mal, momentan auf dem Stand zu sein, auf dem du, Kurt, als 14jähriger warst: Ich finde es ebenfalls ganz wohltuend.

Es gibt ja Leute, die deswegen soviel in der Bibel lesen, weil sie dort viele Geschichten finden, die sie auf ihr Leben anwenden können. Und es ist offenbar so, dass der Mensch sehr empfänglich für plastische Geschichten ist (jedenfalls i.d.R. empfänglicher als z.B. für eine Statistik).
Ich möchte damit nun nicht sagen, das obige Buch wäre meine persönliche Bibel. Es sind lediglich schöne Anekdoten darin, die sich mal mehr mal weniger auf mein Leben anwenden lassen.

Behauptet nun jemand in einer Diskussion, der Glaube oder die Bibel würde ihm/ihr persönlich so wahnsinnig weiterhelfen, weil es wohltuend ist, wenn man sich Krisen darauf stützen kann etc. so kann ich jedenfalls ernsthaft und mit ruhigem Gewissen sagen, dass mir das sogar mit einem läppischen Dale-Carnegie-Buch gelingt...
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Beitragvon lorenz » Sa 14. Apr 2007, 14:47

"Gehaltloses Geseiere oder erbauliche Geschichten für den Tag?" zu antworten: Irgendwie stimmt m.E. beides:

Das dürfte daran liegen, dass die persönlichen Probleme der Leute, und also auch, wie sie sich EIGENTLICH selbst helfen könnten, oft enorm trivial sind. Man braucht keine hohe Philosophie oder ähnliches! Also dürfen solche Bücher trivial sein, das ist nichts negatives.
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Beitragvon Kurt » Sa 14. Apr 2007, 19:32

musikdusche hat geschrieben:Behauptet nun jemand in einer Diskussion, der Glaube oder die Bibel würde ihm/ihr persönlich so wahnsinnig weiterhelfen, weil es wohltuend ist, wenn man sich Krisen darauf stützen kann etc. so kann ich jedenfalls ernsthaft und mit ruhigem Gewissen sagen, dass mir das sogar mit einem läppischen Dale-Carnegie-Buch gelingt...


Jetzt fällt mir wieder ein, was ich an diesen Büchern nicht mag: Es fördert bei vielen Menschen eine Art Realitätsflucht. Man kann tagelang drin lesen und sich gut fühlen, und wenn man aufhört fangen die Probleme wieder an. Da liest man lieber weiter. Aus meiner Sicht ist das wie Alkoholismus. So lange man nicht unter einem Promill hat, bleiben die Probleme schön fern. Aus meiner persönlichen Erfahrung würde ich sagen, dass solche Lebensratgeber von Menschen gelesen werden, die auch Bücher über Astrologie, Schutzengel usw. lesen.

Die Grenze zwischen guten und schlechten Ratgebern ist schwer zu ziehen, es kommt wohl auch auf die Dosis an. Ich bin nach den Carnegie-Büchern auf handfesteres und praktischeres umgestiegen, mehr richtung Lebensplanung (Napoleon Hill, "Denke nach und werde reich", ein Klassiker, Rhetorikbücher, Gedächtnistraining) und richtigen Fähigkeiten. Diese Bücher helfen sicherlich, aus einem bürgerlichen Kleingeist einen freier denkenden Menschen zu machen. Aber nachdem die Bücher gelesen und die Lektionen gelernt sind, müssen Aktionen folgen, nicht weitere Bücher.
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Beitragvon gavagai » Sa 14. Apr 2007, 20:18

Dale Carnegie habe ich auch vor Jahrzehnten gelesen. Dazu speziell kann ich nix sagen.
Ansonsten schliesse ich mich Denis Scheck an, der bemerkenswerterweise im evangelischen chrismon zur Sachgeber-Flut Stellung bezog:
Denis Scheck ist Literaturkritiker im DLF (Deutschlandfunk) und ARD
U.a. bespricht er 1 x monatlich alle 10 Bestseller Belletristik und alle 10 Bestseller sachbuch.
Dabei steht er mit dem Stapel von 10 Büchern an einer abschüssigen Rollbahn und am Ende steht die Mülltonne. Die meisten der Bücher legt er auf die Rollbahn.
http://www.chrismon.de/1182.php

Dann gibt es noch die versteckten Slogan-Büchern von Paulo Coehlo, Eric-EmmanuelSchmitt, und neuerdings wohl Francois Lelord: Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück (ein buch, das Scheck auch "zerriss"). Sie kommen als Belletristik daher und sind doch nur Phrasendrescher unterhalb von "Carpe diem".
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