Religiöse Politik? Politische Religion?

Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon Mark » Fr 15. Okt 2010, 22:39

Auch die CDU-Vorsitzende versicherte: "Wir fühlen uns dem christlichen Menschenbild verbunden, das ist das, was uns ausmacht." Wer das nicht akzeptiere, "der ist bei uns fehl am Platz".
(http://www.sueddeutsche.de/politik/inte ... -1.1012708)


Das "christliche" Menschenbild erhebt sich aus den Abgründen in die es zu Recht vom humanistischen Menschenbild hinabgestossen wurde. Wie dumm und ungebildet ist die Nation ? Kommt jetzt der neochristliche Leitkulturismus ? Ein "würdiger" Nachfolger für den Faschismus ?
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon xander1 » Sa 16. Okt 2010, 10:38

Das sind doch nur hohle Worte aus dem Mund einer Politkerin.
Wie soll das denn praktisch aussehen in der Poltik?
Die CDU ist doch nur schein-christlich.
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon Sappy » Sa 16. Okt 2010, 12:38

xander1 hat geschrieben:Die CDU ist doch nur schein-christlich.


100 Punkte!

http://www.tagesspiegel.de/politik/wer- ... 08134.html
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon stine » Sa 16. Okt 2010, 13:48

Mark hat geschrieben:Das "christliche" Menschenbild erhebt sich aus den Abgründen in die es zu Recht vom humanistischen Menschenbild hinabgestossen wurde.
Das ist doch genau das, was ich immer sage: Es gibt keine humanistische Erziehung als solches. Unsere Kultur (und nicht nur unsere) ist vor allem immer noch eine religiös geprägte Kultur. Wir nähren unsere Werte immer noch aus denen, wie sie die christliche Religion vermittelt. Die christliche Religion ist sozusagen der Hut über dem Ganzen.
Humanismus ja, aber wo genau? Als Maßstab bei Gericht, wenn die Fehltritte geahndet werden?

Es braucht in einer Gesellschaft ein Leitbild, sowas wie eine Grundvorrausetzung zum Erziehen der Kinder. Das war und ist immer noch die Religion. Ich kenne keine Familie in meinem Umfeld, die nicht wenigstens Weihnachten feiert und so mindestens zu den sogenannten "Jahreschristen" gehören. Eine Leitkultur ist notwendig und die muss begründet werden. Solange Humanisten nichts anderes tun, als die Religion zu verteufeln und nicht in der Lage sind eine alternative Leitkultur von der Basis weg aufzubauen, solange wird die Religion Leitbild und Kulturbasis bleiben.
Bis jetzt konnte eine alternative Leitkultur immer nur da aufgebaut werden, wo staatliche Vorgaben durch Führungsstärke und einseitige Bildungsangebote das Volk erzogen haben.

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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon Zappa » So 17. Okt 2010, 13:43

@Stine: Widerspruch!

Unsere Kulturgeschichte ist auch und - was die modernen Bürgergesellschaften angeht - im Wesentlichen von aufklärerischen und damit antireligiösen Bestrebungen geprägt. Schau Dir doch nur mal an wie stark und wie lange (in Deutschland bis in die 50er Jahre) die Kirchen aus ideologischen Gründen gegen die Menschenrechte waren! Für die moderne Rechts- und Verfassungstheorie spielen religiöse Überzeugungen doch überhaupt keine Rolle mehr. Auch bei der Gründung der USA (die sich jetzt ja zunehmend als christlich generieren) war die Abgrenzung von Religion und Politik ein ganz wesentlicher Aspekt.

Natürlich sind im abendländischen Diskurs auch christliche Werte und Vorstellungen eingeflossen, aber letztendlich glücklicherweise nur so wenig, dass man eben nicht mit recht von einem christlichen, sondern von einem aufgeklärten Abendland sprechen kann.

In der Tat geht das in der aktuellen Debatte unter und sollte wieder stärker betont werden, sonst fängt hier nämlich bald auch in Deutschland einer an zu fordern neben der Evolution die Schöpfungsgeschichte im Biologieunterrricht zu lehren :erschreckt:

Dazu auch mal ein paar Worte eines Theologen: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/512648
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon stine » So 17. Okt 2010, 17:09

Du hast insofern recht, Zappa, als dass sich das deutsche Recht, (auch das europäische) auf keine Religion festlegt. Es richtet sich nach den humanrechtlichen Gesetzen der Neuzeit. Die Kirchen stellen nicht mehr die Staatsoberhäupter.
Das ist der Rahmen!
Aber im Inneren, in der Keimzelle Familie, da herrscht bei den meisten noch der liebe Gott. Da geht man noch Taufen, zur Kommunion und zur Firmung oder Konfermation. Da pflegt man Rituale und Feste im Kirchenjahr. Und was, wenn es das nicht mehr gäbe? Was kann ein System anbieten, außer staatlich verordneten Richtlinien?
Honeckers Geburtstag wäre vielleicht weiterhin eine Feier wert :erschreckt: , aber was sonst noch?

Der Glaube und die Religion sind ja gerade die Basis für eine freie Gesellschaft, auch wenn das immer wieder bestritten wird. Kein gewähltes oder eingeborenes (Monarchie) Staatsoberhaupt kann bieten, was die Menschen in der Religion, im Glauben finden, nämlich: Über mir ist nur der liebe Gott... ! ( :^^: )
Es ist gut, dass die Kirchen auf ihren Platz gedrängt wurden, die zweite Reihe ist immer noch gut genug, aber wegzudenken sind sie noch lange nicht, sondern im Gegenteil, man muss daran arbeiten, dass sie den Menschen dienlich sind.

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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 17. Okt 2010, 17:27

stine hat geschrieben:Der Glaube und die Religion sind ja gerade die Basis für eine freie Gesellschaft,
sicherlich nicht. Ist nur die Basis für Unfreiheit, Streit und deine Träume.
Unfreiheit bedingt aber nicht zwangsläufig einen imaginären Gott, aber Glaube und Religionsartiges ist ein wunderbares Hilfsmittel dafür.
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon stine » So 17. Okt 2010, 18:20

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Ist nur die Basis für Unfreiheit, Streit und deine Träume.
Ich glaube, du verstehst mich nicht. :/
Ohne Spiritualität ist der Mensch nichts weiter, als ein irdisches Werkzeug. Egal für wen. Ob das Gotteskrieger sind oder weltliche Staatsdiener.
Und schon gar nicht gibt es sie im säkularen Humanismus. Der lehrt nämlich nur, dass wir uns benehmen müssen.

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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon Myron » So 17. Okt 2010, 18:24

stine hat geschrieben:Ohne Spiritualität ist der Mensch nichts weiter, als ein irdisches Werkzeug.


Fragt sich nur, was das eigentlich ist.
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon stine » So 17. Okt 2010, 18:28

Arbeiter, Bauer, Schüler, Kindergartenkind, Krippenkind, Staatsdiener, Wirtschaftsfaktor, human resources, Soldat, Hilfeempfänger, Steuerzahler, Wähler, usw, usf. - Such dir was aus.

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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon Klaus » So 17. Okt 2010, 18:31

stine hat geschrieben:Ohne Spiritualität ist der Mensch nichts weiter, als ein irdisches Werkzeug. Egal für wen. Ob das Gotteskrieger sind oder weltliche Staatsdiener.
Und schon gar nicht gibt es sie im säkularen Humanismus. Der lehrt nämlich nur, dass wir uns benehmen müssen.

LG stine

Oh man stine, hast du einen Rückfall in alte Zeiten?
Mit Spiritualität ist der Mensch ein spirituelles, irdisches Werkzeug, leicht lenkbar, manipulierbar, ein gefälliger Untertan, wie eben Gotteskrieger oder Staatsdiener auch. =)

Der säkulare Humanismus lehrt Benehmen? Oh, Frau stine, du warst wohl heute beichten? :santagrin:
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon Myron » So 17. Okt 2010, 18:38

stine hat geschrieben:Arbeiter, Bauer, Schüler, Kindergartenkind, Krippenkind, Staatsdiener, Wirtschaftsfaktor, human resources, Soldat, Hilfeempfänger, Steuerzahler, Wähler, usw, usf. - Such dir was aus.


Meine Frage bezieht sich auf den Begriff der Spiritualität.
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon Zappa » So 17. Okt 2010, 19:05

stine hat geschrieben: Der Glaube und die Religion sind ja gerade die Basis für eine freie Gesellschaft, auch wenn das immer wieder bestritten wird. Kein gewähltes oder eingeborenes (Monarchie) Staatsoberhaupt kann bieten, was die Menschen in der Religion, im Glauben finden, nämlich: Über mir ist nur der liebe Gott... ! ( :^^: )


Was Du hier beschreibst fand ich früher auch immer gut nachvollziehbar: Die monotheistische Religion als wesentlicher Befreiungsimpetus gegen die weltliche Willkürherrschaft der Fürsten. Da ich nur Gott gegenüber verantwortlich bin, hat das ja einen subversiven Einfluss auf jede weltliche Herrschaft. Die Mär vertreten Theologen ja heute noch (Marx - im mein den Bischoff - hat das in einem seiner Bücher auch beschrieben). Natürlich negiert das auch immer ein bisschen, dass die Kirche ja vor allem einen Institution der weltlichen Herrschaft ist, was denn sonst?

Nur passt der Islam hier überhaupt nicht in das Bild. Eigentlich müsste die befreiende Wirkung des Islam sogar noch größer sein: Hier ist wirklich nur der Gott über dem Menschen, noch nicht einmal eine Kirche steht zwischen ihm und dem Gott. Und wie sieht die Realität aus?

Nein, ich denke schlicht die Entwicklung des Bürgertums, allgemeine Verbreitung der Bildung und der radikale Anspruch der aufklärerischen Vernunft gegen die Anmaßungen der weltlichen und geistlichen Willkürherrscher haben die offene, freie Gesellschaft begründet. Die Kirche möchte sich hier halt gerne nachträglich mit fremden Federn schmücken.

Dein anderes Argument zieht nicht wirklich, wieviele Menschen, die schlicht religiöser Tradition folgen, beschäftigen sich wirklich intensiv mit ihrer Religion? Eine verschwindende Minderheit und auch die meist nur in der Pubertät :mg:
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon stine » So 17. Okt 2010, 22:07

Zappa hat geschrieben:Die Kirche möchte sich hier halt gerne nachträglich mit fremden Federn schmücken.
Da könnte was dran sein. Das ist ja das Fatale an der Bibel, dass man sie, egal in welcher Zeit man lebt, immer anpassen kann. Theologen interpretieren geschickt zu allem passend.

Zappa hat geschrieben:Dein anderes Argument zieht nicht wirklich, wieviele Menschen, die schlicht religiöser Tradition folgen, beschäftigen sich wirklich intensiv mit ihrer Religion? Eine verschwindende Minderheit und auch die meist nur in der Pubertät :mg:
Ich denke, dass die meisten Christen die Kirchen und ihre Traditionen nur noch als überliefertes Kulturgut sehen.
Doch genau das ist der Punkt: Menschen brauchen eine kulturelle Heimat. Trachten-, Kegel- und Sportvereine sind kein Ersatz im Sinne der Tradition, sondern im Gegenteil sogar Werkzeug für die Ausübung religiöser Traditionen: Sie lassen sich ihre Fahnen weihen und ihre Kostüme segnen - eine ganze Reihe religiöser Handlungen geben dem Vereinsleben doch erst die richtige Anerkennung.

Ich würde gerne den Naturalismus in die Mitte der spirituellen Andachten stellen, aber ich weiß nicht wie das gehen soll. Religionen sind älter und über die ganze Menschheit gewachsen. Die Theologen wissen, dass sie dem gebildeten Neuzeitmensch schon mit besseren Argumenten kommen müssen und so ist der neueste Ausspruch von Marx: Gott spricht zu uns über die Wirklichkeit! Was soll man dem noch entgegensetzen?

Klaus hat geschrieben:Oh man stine, hast du einen Rückfall in alte Zeiten?
Keine Sorge, ich bin noch hellwach! xD

Klaus hat geschrieben:Oh, Frau stine, du warst wohl heute beichten? :santagrin:
Ich weiß gar nicht mehr, was das ist! :wink:

Myron hat geschrieben:Meine Frage bezieht sich auf den Begriff der Spiritualität.
Ich meine damit das selbe Gefühl, das schon mancher hier beschrieben hat, wenn er nächtlings in die Sterne sieht: Wir Menschen auf der Erde sind vielleicht der größte Zufall, den es im All gibt. Sich als Teil dieses großen Ganzen zu fühlen ist atemberaubend und alles andere wird plötzlich zur Nebensache.
Manche brauchen dazu die Religion und andere einen Joint, aber ich kann das auch ohne diese Hilfsmittel fühlen. :ohm:

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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon Arathas » Mo 18. Okt 2010, 07:49

stine hat geschrieben:Aber im Inneren, in der Keimzelle Familie, da herrscht bei den meisten noch der liebe Gott. Da geht man noch Taufen, zur Kommunion und zur Firmung oder Konfermation.


Was hältst du von diesem aktuellen Beispiel: Ein Freund von mir ist Atheist. Er hat vor kurzem geheiratet und wohnt in einem bayerischen Dorf. Das erste Kind ist vor ein paar Wochen auf die Welt gekommen. Es wurde getauft. Es wird zur Kommunion gehen. Auch zur Firmung.

Auf meine Frage hin, warum das Ganze, erklärte er mir: Das ist die einzige Möglichkeit für das Kind, dort wo sie wohnen, auf dem Land, "normal" aufzuwachsen. Wäre das Kind nicht getauft, wüsste das in dem jeder-kennt-jeden-Dorf nach zwei Tagen alle, und die neue kleine Familie sowie das Kind würden von allen schräg angeguckt und man würde sich ständig das Maul darüber zerreißen, und er möchte halt mit seinen Mit-Dorfbewohnern möglichst gut auskommen und sich nicht gleich alle zum Feind machen.

Das ist doch echte Nächstenliebe und religiöse Gemeinschaft, mh? Wenn Andersgläubige, die vielleicht sogar ihr Kind nicht taufen lassen (oh beware!), als Aussätzige behandelt werden, und mit einem falschen Lippenbekenntnis (mein Freund ist nicht weniger Atheist, nur weil er das Kind jetzt hat taufen lassen) plötzlich zum Inneren Kreis gehören.

Gaaaaaaaanz toll. :up:
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon stine » Mo 18. Okt 2010, 08:59

Arathas hat geschrieben:...mit einem falschen Lippenbekenntnis (mein Freund ist nicht weniger Atheist, nur weil er das Kind jetzt hat taufen lassen) plötzlich zum Inneren Kreis gehören.
Müsste sich dein Freund halt umhhören, vielleicht gibt es noch andere in seinem Sinn.
Von Ächtung Nichtgetaufter habe ich noch nichts gehört. Aber ich wohn auch nicht auf dem Land :mg: . Vielleicht ist das dort so.
Ich glaube dein Freund sucht gute Ausreden, um nicht zugeben zu müssen, dass er ganz gerne "traditionell" lebt.

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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon Arathas » Mo 18. Okt 2010, 09:49

stine hat geschrieben:Ich glaube dein Freund sucht gute Ausreden, um nicht zugeben zu müssen, dass er ganz gerne "traditionell" lebt.


So kann man sich die Welt natürlich auch hinbiegen, wie man sie haben möchte.


Er wohnt übrigens in unten verlinktem Dorf mit 2500 Einwohnern. Das ist wirklich was anderes, als in der Stadt zu wohnen. Da kennt man sich. Dieses "Problem" hast du in der Stadt nicht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Horgau


(und anderes Beispiel in Bezug auf das dörflerische Jeder-kennt-jeden: Mein Freund raucht auch gern mal nen Joint, so wie ich. Er kauft allerdings NIE seine langen Papers samt Tabak im Dorfladen. Ebenfalls, weil er nicht will, dass im Dorf darüber geredet wird. Die langen Blättchen holt er irgendwo außerhalb vom Dorf an der Tanke. Vermutlich kommt das auch daher, dass er gern traditionell lebt und man halt traditionell Blättchen an der Tanke kauft. :mg: )
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 18. Okt 2010, 10:32

stine hat geschrieben:Von Ächtung Nichtgetaufter habe ich noch nichts gehört. Aber ich wohn auch nicht auf dem Land :mg: . Vielleicht ist das dort so.
Na, das ist teilweise schon noch dort so.
Wobei man sich auch manchmal durchaus täuschen kann und in "vorauseilendem Gehorsam" so auftritt. Wer will schon den Test wagen.
Aber manchmal sind selbst die schwärzesten Seelen (Katholiken auf dem Land) erstaunlich tolerant - manchmal aber eben absolut nicht. Würdest du mit deinem Kind ein Experiment wagen, wenn dich die Anpassung dem Anschein nach wenig kostet?
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon stine » Mo 18. Okt 2010, 11:54

Ich habe sogar schon meine ländlichen Schwiegereltern davon überzeugt, dass Pfarrer auch NUR Menschen sind.
Da staunst du was?

:mg: stine, die tut, was sie kann!
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Re: Religiöse Politik? Politische Religion?

Beitragvon Zappa » Mo 18. Okt 2010, 12:38

Das mit dem Dorfleben ist schon so, ich lebte mal in einer 800 Seelen Gemeinde. Zum Glück war das ein Akademikerdorf in Uninähe (50% katholische Ureinwohner / 50% Akademiker) da ging das dann.

Aber wir kommen von @stine Einwand weg, den ich nicht so ganz an den Haaren herbeigezogen finde. Religion war und ist ein mächtiger Tradierer von Werten. Man kann das auf hoher Ebene leicht kritisieren, denn selbst religiöse Wertebegründung ist letztendlich ja nur ein logischer Zirkelschluss, aber als soziologische Komponente könnte Religion durchaus fehlen.

Ich bin zwar der Meinung, dass eine humanistische Ausbildung besser Werte vermitteln kann als Religion (Werte sind eben nicht gesetzt, sondern müssen begründet werden, ändern sich, sind diskursiv), dazu braucht es aber eine intellektuelle Kapazität, die ein erheblicher Teil der Erziehungsberechtigten nicht aufzubringen vermag. Seht Ihr das auch so?
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