Lumen hat geschrieben:Ist die Kooperation einiger Akteure besonders intensiv, kann sich eine neue Systemebene an Evolutionsakteuren - per Selbstorganisation - bilden, für die nun wieder das Gleiche gilt. Der unterschiedliche Erfolg der Evolutionsakteure bei der Reproduktion ihrer Kompetenzen bewirkt schließlich Evolution.
(http://knol.google.com/k/systemische-evolutionstheorie)
Ich kannte die Systemische Evolutionstheorie bisher nicht, jedoch scheint diese Stelle genau das zu beschreiben, was auch die Mem-Theorie beschreibt — sofern »Reproduktion der Kompetenzen« meint, dass sie (die Ideen) aufgrund ihrer 'besseren' Beschaffenheit leichter weiterverbreitet werden als andere Ideen. Gerade die 'bessere' Beschaffenheit ist aber meiner Ansicht nach der interessante Teil. Ich hoffe die Antwort ist nicht, weil der Verbreiter bestimmter Ideen die Reproduktion seiner Gene befördert. Das kann einmal der Fall gewesen sein, es muss sich beim Menschen aber entkoppelt haben (neue Systemebene?)
Die Systemische Evolutionstheorie unterscheidet 4 unterschiedliche Kompetenzebenen: 1. Genetisch, 2. epigenetisch, 3. speicherbar im Gehirn, 4. speicherbar in externen Medien in symbolischer Form. Nur der Mensch verfügt über die 4. Ebene. Aus diesem Grund ist er in der Natur einzigartig.
Reproduktion der Kompetenzen heißt: Tut man nichts, verliert man die Kompetenzen wieder, einerseits wegen des Entropiesatzes, andererseits weil die Konkurrenz ihre Kompetenzen erneuert und man zurückfällt (Red Queen). Individuen können sich ggf. entscheiden, welche Kompetenzen auf welcher Ebene sie erneuern. Beispielsweise erneuert ein Schachspieler seine Schach-Kompetenzen dadurch, dass er Eröffnungen lernt, Spiele nachspielt und an Turnieren teilnimmt. Schreibt er noch ein Schachbuch, gibt er einen Teil seiner Kompetenzen an die Nachwelt weiter. Ggf. hat er keine Nachkommen. Dann würde er seine genetischen Kompetenzen nicht reproduzieren.
Das alles hat aber nichts mit einer leichteren Verbreitung von Ideen zu tun. Die Systemische Evolutionstheorie hat nichts mit der Memetik zu tun. Sie ist auch mit materialistischen Ontologien vereinbar (im Gegensatz zur Memetik). Eine Gegenüberstellung der beiden Ansätze findet sich hier:
Memetik contra Systemische Evolutionstheorie
Für die Systemische Evolutionstheorie sind Lebewesen Evolutionsakteure, für die Memetik der Replikator Mem (den man aber noch nicht gesichtet hat).