donquijote hat geschrieben:Offenbar stellen die Vuvuzela-Töne (obwohl sie recht ähnlich klingen) für die meisten Strandbesucher keine Information von Bedeutung dar, das Tsunamie-Tröten aber sehr wohl. Also kann die Semantik einer Information doch eigentlich nur etwas wirklich Subjektives sein.
Die Bedeutung wird den Warntönen sicher verliehen. In diesem Fall sind die Töne ein Symbol, das eine herannahende Katastrophe bezeichnet. Ein Symbol ist ein Zeichen, auf dessen Bedeutung sich Menschen einigen — es ist im Prinzip willkürlich ausgewählt und seine Bedeutung kann individuell sein, oder mehrere Menschen können sich auf dessen Bedeutung einigen (z.B. Sprache). Die Bedeutung selbst müsste aber ein Stückchen mehr sein. Wäre das Signal identisch mit einem beliebigen Signal oder wäre es nicht kognitiv verarbeitbar, könnte es keine Bedeutung bekommen (ja, dieser Punkt ist moot). Das heißt, das Signal als solches (der Referent) hat eine bestimmte Funktion (so wie die Gravitation sozusagen die Funktion hat, die Bahnen eines Planeten mitzubestimmen. Diese Funktion wird aber auch wieder nur verliehen, sie ist ein Produkt des menschlichen Verstandes, eben ein Modell, eine Theorie usw.).
Die Kommunikation über den Warnton oder jedes andere Konzept läuft nach der klassischen Semiotik nie direkt. Es ist demnach unmöglich, ein Konzept direkt an einen anderen Denkenden zu übertragen. Es wird dabei angenommen, es gäbe Referenten (also Dinge an Sich), die Menschen durch Bezeichnung für sich erschließen. Menschen können nur die Bezeichnung austauschen und durch Sprachspiele, Kontexte usw herausfinden, zu welchem Inhalt (Referent) das Etikett passt. Aus den Informationen gewinnt der Denkende wieder sein eigenes Konzept oder Modell der Sache an Sich, die wieder nicht direkt kommunizierbar ist.
ujmp hat geschrieben:Folgendes Modell: auf einer Ebene z.B. Tischplatte liegt ein Würfel und eine Kugel. Wenn man die Ebene ein wenig neigt, rollt die Kugel weg, aber der Würfel bleibt liegen. Sagen wir, die Kugel rollt vom Tisch und fällt in einen Mülleimer. Der Würfel "überlebt". Der Würfel überlebt aber nicht, weil er das will, sondern einfach, weil er so beschaffen ist. Er hat auch keine "Information" über seine Umwelt. Evolution bedeutet Aussieben. Diesen Prozess kann man vollständig ohne Zuhilfenahme des Informationsbegriffes erklären.
Das ist korrekt, man würde aber im Sinne der Diskussion sagen, der Würfel ist Information, er hat eine Beschaffenheit die ihn von der Kugel unterscheidet. Der Würfel selbst existiert außerhalb der Wahrnehmung aber nicht. Dass die Materie als Würfel gedacht wird, liegt wahrscheinlich an der Art wie der Würfel wahrgenommen wird. Der Wahrnehmende stellt sozusagen fest, das eine bestimmte Masse »zusammenklebt« und sich wie eine Einheit verhält, jedenfalls stellt es sich so dar — somit wird seine Kognition diesem Klumpen erstmal in eine Art Konzept umwandeln, also als Würfel denken, der bestimmte Eigenschaften hat (diese sind wiederum mit der Information verknüpft, also den Eigenschaften des Würfels). Schon das Einteilen der Welt in Konzepte ist eine Form der Etikettierung. Aber das Etikett wird nicht an das Ding an Sich (immer vorausgesetzt wird nehmen dessen Existenz an), sondern an ein Konzept geklebt, dieses Konzept enthält bereits die Eigenschaften. Jedenfalls kann die Unterschiedenheit eines Würfels und einer Kugel in einer Welt ohne Denker prinzipiell eine Bedeutung erhalten, die Bedeutung müsste dem, was wir hier Information nennen sozusagen angeklebt werden. Auch wenn das teilweise an Trvialität grenzt, muss »irgendetwas« da sein, also Eigenschaften die Unterscheidbar machen, sobald ein Denker sich dessen kognitiv bedient. Dieses Irgendwas müsste das sein, was durch knappe Definitionen häufig »Information« genannt wird. Wenn der Denker den Würfel untersucht, stellt er zudem bestimmte Eigenschaften fest, teilweise auch einigermaßen erstaunliche (z.B. der Teil der den Denker veranlasst Stochastik zu erfinden etwa), auch hier müssen wir erstmal annehmen, dass es sie gibt.