Was ist eigentlich Information?

Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon Lumen » Mi 24. Nov 2010, 10:51

donquijote hat geschrieben:Offenbar stellen die Vuvuzela-Töne (obwohl sie recht ähnlich klingen) für die meisten Strandbesucher keine Information von Bedeutung dar, das Tsunamie-Tröten aber sehr wohl. Also kann die Semantik einer Information doch eigentlich nur etwas wirklich Subjektives sein.


Die Bedeutung wird den Warntönen sicher verliehen. In diesem Fall sind die Töne ein Symbol, das eine herannahende Katastrophe bezeichnet. Ein Symbol ist ein Zeichen, auf dessen Bedeutung sich Menschen einigen — es ist im Prinzip willkürlich ausgewählt und seine Bedeutung kann individuell sein, oder mehrere Menschen können sich auf dessen Bedeutung einigen (z.B. Sprache). Die Bedeutung selbst müsste aber ein Stückchen mehr sein. Wäre das Signal identisch mit einem beliebigen Signal oder wäre es nicht kognitiv verarbeitbar, könnte es keine Bedeutung bekommen (ja, dieser Punkt ist moot). Das heißt, das Signal als solches (der Referent) hat eine bestimmte Funktion (so wie die Gravitation sozusagen die Funktion hat, die Bahnen eines Planeten mitzubestimmen. Diese Funktion wird aber auch wieder nur verliehen, sie ist ein Produkt des menschlichen Verstandes, eben ein Modell, eine Theorie usw.).

Die Kommunikation über den Warnton oder jedes andere Konzept läuft nach der klassischen Semiotik nie direkt. Es ist demnach unmöglich, ein Konzept direkt an einen anderen Denkenden zu übertragen. Es wird dabei angenommen, es gäbe Referenten (also Dinge an Sich), die Menschen durch Bezeichnung für sich erschließen. Menschen können nur die Bezeichnung austauschen und durch Sprachspiele, Kontexte usw herausfinden, zu welchem Inhalt (Referent) das Etikett passt. Aus den Informationen gewinnt der Denkende wieder sein eigenes Konzept oder Modell der Sache an Sich, die wieder nicht direkt kommunizierbar ist.

ujmp hat geschrieben:Folgendes Modell: auf einer Ebene z.B. Tischplatte liegt ein Würfel und eine Kugel. Wenn man die Ebene ein wenig neigt, rollt die Kugel weg, aber der Würfel bleibt liegen. Sagen wir, die Kugel rollt vom Tisch und fällt in einen Mülleimer. Der Würfel "überlebt". Der Würfel überlebt aber nicht, weil er das will, sondern einfach, weil er so beschaffen ist. Er hat auch keine "Information" über seine Umwelt. Evolution bedeutet Aussieben. Diesen Prozess kann man vollständig ohne Zuhilfenahme des Informationsbegriffes erklären.


Das ist korrekt, man würde aber im Sinne der Diskussion sagen, der Würfel ist Information, er hat eine Beschaffenheit die ihn von der Kugel unterscheidet. Der Würfel selbst existiert außerhalb der Wahrnehmung aber nicht. Dass die Materie als Würfel gedacht wird, liegt wahrscheinlich an der Art wie der Würfel wahrgenommen wird. Der Wahrnehmende stellt sozusagen fest, das eine bestimmte Masse »zusammenklebt« und sich wie eine Einheit verhält, jedenfalls stellt es sich so dar — somit wird seine Kognition diesem Klumpen erstmal in eine Art Konzept umwandeln, also als Würfel denken, der bestimmte Eigenschaften hat (diese sind wiederum mit der Information verknüpft, also den Eigenschaften des Würfels). Schon das Einteilen der Welt in Konzepte ist eine Form der Etikettierung. Aber das Etikett wird nicht an das Ding an Sich (immer vorausgesetzt wird nehmen dessen Existenz an), sondern an ein Konzept geklebt, dieses Konzept enthält bereits die Eigenschaften. Jedenfalls kann die Unterschiedenheit eines Würfels und einer Kugel in einer Welt ohne Denker prinzipiell eine Bedeutung erhalten, die Bedeutung müsste dem, was wir hier Information nennen sozusagen angeklebt werden. Auch wenn das teilweise an Trvialität grenzt, muss »irgendetwas« da sein, also Eigenschaften die Unterscheidbar machen, sobald ein Denker sich dessen kognitiv bedient. Dieses Irgendwas müsste das sein, was durch knappe Definitionen häufig »Information« genannt wird. Wenn der Denker den Würfel untersucht, stellt er zudem bestimmte Eigenschaften fest, teilweise auch einigermaßen erstaunliche (z.B. der Teil der den Denker veranlasst Stochastik zu erfinden etwa), auch hier müssen wir erstmal annehmen, dass es sie gibt.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon ujmp » Mi 24. Nov 2010, 11:15

Lumen hat geschrieben:Wenn der Denker den Würfel untersucht, stellt er zudem bestimmte Eigenschaften fest, teilweise auch einigermaßen erstaunliche (z.B. der Teil der den Denker veranlasst Stochastik zu erfinden etwa), auch hier müssen wir erstmal annehmen, dass es sie gibt.


Das würde ich so ausdrücken: Wir haben Anlass dies anzunehmen. In der Genetik gibt es aber keinen Anlass, den Begriff "Information" einzuführen, solange wir mit den vorhandenen Begriffen der Physik oder der Chemie auskommen.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon donquijote » Mi 24. Nov 2010, 11:35

ujmp hat geschrieben:Das entspringt, wie mir scheint, dem klassischen Missverstehen von Evolution. Ein Lebewesen versucht nicht Kompetenzen zu bewahren. Sondern: Es hat ein Verhalten geerbt, welches zu einer bestimmten Umgebung passt (survival of the fittest - des passendsten). Die Evolution ist ziellos. Alle Organismen, die ein Verhalten erben, das nicht zu ihren Umweltbedingungen passt, reproduzieren sich schlicht und einfach nicht.

Folgendes Modell: auf einer Ebene z.B. Tischplatte liegt ein Würfel und eine Kugel. Wenn man die Ebene ein wenig neigt, rollt die Kugel weg, aber der Würfel bleibt liegen. Sagen wir, die Kugel rollt vom Tisch und fällt in einen Mülleimer. Der Würfel "überlebt". Der Würfel überlebt aber nicht, weil er das will, sondern einfach, weil er so beschaffen ist. Er hat auch keine "Information" über seine Umwelt. Evolution bedeutet Aussieben. Diesen Prozess kann man vollständig ohne Zuhilfenahme des Informationsbegriffes erklären.


Deshalb können Lebewesen evolvieren, Kugeln aber nicht.
Charles Darwin hat dieses "Wollen" in Nebensätzen untergebracht. Bei ihm hieß es "Kampf ums Dasein" und "mehr Nachkommen, als der Lebensraum ernähren kann". Bei Dawkins heißt es "Egoismus".

Evolution wird man auf die Weise, wie du es versuchst, nicht beschreiben können. Lebende Systeme sind Systeme, die nach Kompetenzbewahrung streben. Das unterscheidet sie von toter Materie.

Gemäß Darwin und Dawkins streben alle Lebewesen in gleicher Weise danach, ihre Gene in die nächste Generation zu bringen. Darwin entnahm diesen Gedanken der Bevölkerungslehre von Malthus. Seine Vorstellung: Je mehr Ressourcen erlangt werden, desto mehr Nachkommen hinterlässt man.

Hier widerspricht die Systemische Evolutionstheorie. Sie behauptet, Lebewesen können unterschiedlich starke Reproduktionsinteressen besitzen. Während die einen vielleicht ganz stark danach bestrebt sind, ihre Gene fortzupflanzen, sind es die anderen vielleicht eher wenig. Mit anderen Worten: Auch das Streben nach Erhalt der genetischen Kompetenzen unterlag und unterliegt einer Evolution. Und es können auf diese Weise sehr leistungsfähige Sozialstaaten entstehen, die arbeitsteilig vorgehen, auch beim "Wollen".

Bei dem, was du als zusätzliche Bedingung kritisierst, handelt es sich in Wirklichkeit - wie Mersch irgendwo sehr genau erklärt - um eine fundamentale Abschwächung der Voraussetzungen gegenüber der herkömmlichen biologischen Evolutionstheorie, auch dem gegenüber, was du als Evolution darstellst. Das ist einer der Gründe für das viel größere Anwendungsspektrum der Systemischen Evolutionstheorie.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon donquijote » Mi 24. Nov 2010, 11:38

ujmp hat geschrieben: Das würde ich so ausdrücken: Wir haben Anlass dies anzunehmen. In der Genetik gibt es aber keinen Anlass, den Begriff "Information" einzuführen, solange wir mit den vorhandenen Begriffen der Physik oder der Chemie auskommen.


Bei der Genetik vielleicht ja. Sobald es aber ums Leben geht, werden Begriff wie Information und auch Interesse erforderlich. Und das sind keine physikalischen oder chemischen Begriffe, sondern emergente Begrifflichkeiten des Lebendigen.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon ujmp » Mi 24. Nov 2010, 12:27

Schön gesagt, aber was hilft uns das? "Das ist..."- oder "Das sind..."-Aussagen beinhalten nichts weiter, als Begriffsdefinitionen, die zunächst willkürlich, dann evtl. nützlich sind. Die Frage lautet also, was dein Begriff der "Information" erklären soll, und ob dies nicht mit anderen Begriffen bereits erklärbar ist. Was aber nicht läuft ist, alles was man nicht erklären kann unter den Begriff der Information zu bringen - will sagen: kann sein, dass die Physik Leben nicht erklären kann, es gibt aber auch keinen Anlass, deshalb die "Information" als Erklärung heranzuziehen. Dann wissen wir eben nicht, was Leben ist!
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon donquijote » Mi 24. Nov 2010, 16:17

ujmp hat geschrieben:Schön gesagt, aber was hilft uns das? "Das ist..."- oder "Das sind..."-Aussagen beinhalten nichts weiter, als Begriffsdefinitionen, die zunächst willkürlich, dann evtl. nützlich sind. Die Frage lautet also, was dein Begriff der "Information" erklären soll, und ob dies nicht mit anderen Begriffen bereits erklärbar ist. Was aber nicht läuft ist, alles was man nicht erklären kann unter den Begriff der Information zu bringen - will sagen: kann sein, dass die Physik Leben nicht erklären kann, es gibt aber auch keinen Anlass, deshalb die "Information" als Erklärung heranzuziehen.


Es hilft uns klar zu erkennen, dass die reine Physik bei Themen wie Information, Leben und Evolution nicht greift. Hier haben wir es mit Ermergenzen zu tun, die mit der Physik nicht beschreibbar sind.

ujmp hat geschrieben:Dann wissen wir eben nicht, was Leben ist!

Das sowieso.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon ujmp » Mi 24. Nov 2010, 22:28

donquijote hat geschrieben:Evolution wird man auf die Weise, wie du es versuchst, nicht beschreiben können. Lebende Systeme sind Systeme, die nach Kompetenzbewahrung streben. Das unterscheidet sie von toter Materie.


Es mag sein, dass man das Leben nicht mit den Gesetzen der Physik beschreiben kann. Das bedeutet aber noch nicht, dass es neben den physikalischen Gesetzen noch etwas anderes geben muss. Die Beschreibung ist von unserem begrenzten Intellekt abhängig und der hat möglicherweise nicht das nötige Fassungsvermögen, Leben zu erklären, weil es zu komplex ist. Wie eine Billardkugel sich verhält, wenn sie gegen die Bande prallt, lässt sich noch gut vorherberechnen. Aber wie sie sich verhält, wenn sie mit fünf anderen Kugeln nacheinander zusammenstößt, kann schon kaum noch ein Computer vorherberechnen (nicht zu verwechslen mit simulieren!). Welche Zahlen die Bälle beim Zahlenlotto ergeben bezeichnen wir dann als "Zufall". Der Witz ist nur, dass auch am Zahlenlotto qualitativ nichts anderes abläuft, als bei einer einzelnen Kugel - wir bekommen es nur nicht mehr in die Rübe, weil es zu komplex ist. Das besagt aber nicht, dass deshalb eine unsichtbare Informationsfee das Schicksal der Lottospieler lenkt.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon donquijote » Do 25. Nov 2010, 00:30

[MOD]unnötiges Vollzitat entfernt. 1v6,5M[/MOD]

Diese Aussage steht im unmittelbaren Widerspruch zu Grundannahmen der Systemtheorie (siehe etwa Emergenz) und auch des systemischen Materialismus gemäß Bunge/Mahner.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon ujmp » Do 25. Nov 2010, 23:46

Emergenz ist ein höchst problematischer Begriff. Was ist ein Turm aus Bauklötzern? Etwa mehr als die einzelnen Bauklötzer? Nein, er ist nur eine andere räumliche Anordnung, als lose herumliegende Bausteine, deren Ordnung mir vielleicht nur nicht auffällt. Der "Turm" ist bestenfalls als Begriff emergent, wenn ich noch keinen gesehen hatte. "Turm" ist ein Begriff und keine Eigenschaft. Auch der oberste Stein des Turmes macht nichts anderes, als herumliegen. Von den unzähligen Möglichkeiten von Anordnungen, wie Steine herumliegen können, bezeichnen wir eine als "Turm". Mir fällt kein überzeugendes Argument ein, warum ich in diesem Turm mehr sehen sollte, als physikalisch herumliegende Steine. Die Beziehungen, die die Steine zueinander haben müssen, damit sie unter meinen Begriff "Turm" fallen, kann ich vollständig mit Masse, Weg und Zeit beschreiben.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon Lumen » Fr 26. Nov 2010, 01:13

Bei dem Turm-Beispiel würde ich den Emergenz-Begriff nicht bemühen, Emergenz würde ich durch solche Muster (Langtons Ameise) veranschaulichen.

Meine Frage wäre dann, wie würde/könnte man die Beschaffenheit einer Struktur nennen, die eine bestimmte Wechselwirkung mit einer anderen (oder sich selbst) bewirkt? Oder wie lautet der Name der Summe der Eigenschaften, die eine Kugel von einem Würfel (meinetwegen für Wahrnehmende) unterscheidbar macht? Oder nochmal anders, was genau veranlasst mich dazu, das eine Würfel, das andere Kugel zu nennen? Was veranlasst ein Enzym dazu, eine Sequenz mal so, eine andere anders zu verarbeiten, wenn beide aus denselben Basen bestehen, die lediglich eine andere Reihenfolge haben?
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon ujmp » Fr 26. Nov 2010, 07:40

Lumen hat geschrieben:Bei dem Turm-Beispiel würde ich den Emergenz-Begriff nicht bemühen, Emergenz würde ich durch solche Muster (Langtons Ameise) veranschaulichen.

Die Klötzer wirken über die Zeitachse genau so kontinuierlich und algorithmisch aufeinander, nur dass daraus keine Änderung in den Raumkooridinaten resultiert ( zumindest nicht im Inertialsystem, bei genauer Betrachtung aber schon).

Lumen hat geschrieben:Meine Frage wäre dann, wie würde/könnte man die Beschaffenheit einer Struktur nennen, die eine bestimmte Wechselwirkung mit einer anderen (oder sich selbst) bewirkt?

Na "Wechselwirkung"! Allerdings auch ein problematisches Wort, weil man "niemals in den selben Fluss steigt".

Lumen hat geschrieben: Oder wie lautet der Name der Summe der Eigenschaften, die eine Kugel von einem Würfel (meinetwegen für Wahrnehmende) unterscheidbar macht?

Sie lauten "Kugel" und "Würfel". Ich versuche mich davor zu hüten, Eigenschaften mit Attributen zu verwechslen. Unterscheidbarkeit ist keine physikalische Eigenschaft, auch keine emergente.

Lumen hat geschrieben: Oder nochmal anders, was genau veranlasst mich dazu, das eine Würfel, das andere Kugel zu nennen? Was veranlasst ein Enzym dazu, eine Sequenz mal so, eine andere anders zu verarbeiten, wenn beide aus denselben Basen bestehen, die lediglich eine andere Reihenfolge haben?

Das weiß ich nicht, ich bin aber offen für prüfbare Erklärungen... Ich tippe aber, dass man sich von Begrifflichkeiten wie "veranlassen" - "verarbeiten" gelöst haben wird, wenn man es raus hat.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon Myron » Fr 26. Nov 2010, 09:16

ujmp hat geschrieben:Emergenz ist ein höchst problematischer Begriff. Was ist ein Turm aus Bauklötzern? Etwa mehr als die einzelnen Bauklötzer?


Der Emergenzbegriff bezieht sich auf Eigenschaften, nicht auf Dinge. Es geht dabei im Grunde darum, dass durch die evolutionäre Selbstorganisation der Materie neuartige systemische ("ganzheitliche") Eigenschaften hervorgebracht worden sind, die nicht bereits von den einzelnen Systemelementen besessen werden. Ohne Emergenzphänomene gäbe es in der Natur keine echte Kreativität.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon ujmp » Fr 26. Nov 2010, 17:15

Wieso ist "Turmsein" keine Eigenschaft? Wieso ist "Informationsein" eine Eigenschaft?
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon Myron » Fr 26. Nov 2010, 19:23

ujmp hat geschrieben:Wieso ist "Turmsein" keine Eigenschaft?


Ja, das Turmsein ist eine Eigenschaft; aber Türme sind keine Eigenschaften.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon ujmp » Sa 27. Nov 2010, 15:50

Lumen hat geschrieben:Bei dem Turm-Beispiel würde ich den Emergenz-Begriff nicht bemühen, Emergenz würde ich durch solche Muster (Langtons Ameise) veranschaulichen.


Zellluäre Automaten sind für mich eigentlich gerade der Beleg dafür, dass sich komplexe Muster oder Zyklen auf einfache Regeln zurückführen lassen.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon Dissidenkt » Di 30. Nov 2010, 23:16

Information ist zunächst mal in unserer Wahrnehmung die mentale Repräsentation eines Zustands.
Das ist banal und deshalb ist die Frage: Was ist Information ohne Wahrnehmung? Gibt es Information überrhaupt ohne Wahrnehmung? Das kann wohl mit ja beantwortet und es wäre sinnvoll das Konzept "Information" auf die kleineste Einheit herunter zu brechen, denn dass ein Buch Information ist, ist wiederum auch trivial.

Betrachten wir also ein Quark, ist dieses Quark eine Information?
Aus sich selbst heraus sicherlich noch nicht, denn es muss erst in Beziehung gesetzt werden, um zur Information zu werden. Es muss also als solches von einem anderen etwas - das zB. auch ein Quark sein kann - "wahrgenommen" werden. In diesem Augenblick entsteht Information. Das kann duch subatomare Kräfte sein, also Anziehung oder Abstossung. Hätten wir ein Universum mit nur einem einizgen Quark, gäbe es keine Information, denn nicht mal das Quark selbst könnte wahrnehmen, dass es etwas anderes ist als nichts. Erst ein zweites Quark, das in Wechselwirkung tritt, ermöglich also "Information". Philosophisch würde ich diesen Augenblick als die allererste Erkenntnis betrachten. Darauf folgen alle anderen Erkenntnisse, in denen sich Quarks und Menschen nur qualitativ unterscheiden. Es gibt zur Information "da ist etwas" zwei mögliche Haltungen in unterschiedlicher Quantität: Ich fühle mich angezogen oder abgestoßen. Diese Grundkräfte der Physik sind ebenfalls Informationen. Auf diesen Grundkräften und Grundprinzipen "Anziehung" und "Abstossung" beruht letztlich das Universum und unsere Existenz bis ins kleinste Detail. Jeden noch so kleinen Aspekt der menschlichen Existenz kann man auf "Anziehung" und Abstossung" und das Bedürfniss nach einem Gleichgewicht zurückführen.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon ujmp » Mi 1. Dez 2010, 09:28

Dissidenkt hat geschrieben: denn dass ein Buch Information ist, ist wiederum auch trivial.

Nein, es ist nicht trivial und es ist keine Information. Ein Buch ist eine Codierung von Information und wird nur Information, wenn der Code decodiert wird. Das "Handbuch des Walfangs" nützt dem Wal gar nichts, wenn er es verschluckt hat.

Dissidenkt hat geschrieben:... Es muss also als solches von einem anderen etwas - das zB. auch ein Quark sein kann - "wahrgenommen" werden. In diesem Augenblick entsteht Information. ...Diese Grundkräfte der Physik sind ebenfalls Informationen. Auf diesen Grundkräften und Grundprinzipen "Anziehung" und "Abstossung" beruht letztlich das Universum und unsere Existenz bis ins kleinste Detail.


Dieser Informationsbegriff ist nur eine Tautologie des Begriffes "Physik" - so kann man dem Universum auch "Geschmack" oder "Zorn" oder "Liebe" andichten.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon ujmp » Mi 1. Dez 2010, 17:19

@Dissidenkt: Das eine Eine ist, wie ein Ding heißt, und das Andere ist, welchen Namen es hat. Man weiß noch nichts über ein Ding, dessen Namen man kennt. Man kann aber schon etwas über ein Ding wissen, dessen Namen man nicht kennt oder das noch keinen Namen hat. Namen werden recht willkürlich vergeben . Nennen wir z.B. den Impuls p "Information über kinetische Energie" oder "Wucht" oder "Trieb" (oder "Pause" geht auch) oder wie wir wollen - dann haben wir kein neues Ding und keine neue Beziehung zwischen Dingen entdeckt, nur einen neuen Namen. Bestenfalls haben wir damit erklärt, welche Wörter wir gleichsetzen, aber nicht was der Impuls ist. Der Witz ist, dass der Impuls mit "Masse mal Weg pro Zeit" vollständig beschrieben ist. Alle Begriffe und Beziehungen dieser Definition kann man wiederum mit unendlich vielen Namen belegen ohne dem Gehalt dieser Aussage das geringste bisschen hinzuzufügen. Man kann es immer wieder auf die kühle Formel reduzieren: p=mv. Solange dies möglich ist, sind alle Aussagen oder Benennungen darüber nur "Tautologien" (im rhetorischen Sinne: "dasselbe mit anderen Worten gesagt").

Interessant wird es da, wo sich etwas nicht auf die bekannten Größen ("Dimensionen" Masse, Raum, Zeit...) der Physik reduzieren lässt. Da fällt mir aber kein Beispiel ein. "Information" ist m.E. keins.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon Dissidenkt » Mi 1. Dez 2010, 19:43

ujmp hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben: denn dass ein Buch Information ist, ist wiederum auch trivial.

Nein, es ist nicht trivial und es ist keine Information. Ein Buch ist eine Codierung von Information und wird nur Information, wenn der Code decodiert wird. Das "Handbuch des Walfangs" nützt dem Wal gar nichts, wenn er es verschluckt hat.


Es ist vollkommen unerheblich, ob eine Information codiert ist oder nicht. Es ist auch unerheblich, ob du mit der Information etwas anfangen kannst. Die Information "Buch" hat mehr Ebenen und enthält mehr Informationen, als wir hier diskutieren könnten.

ujmp hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:... Es muss also als solches von einem anderen etwas - das zB. auch ein Quark sein kann - "wahrgenommen" werden. In diesem Augenblick entsteht Information. ...Diese Grundkräfte der Physik sind ebenfalls Informationen. Auf diesen Grundkräften und Grundprinzipen "Anziehung" und "Abstossung" beruht letztlich das Universum und unsere Existenz bis ins kleinste Detail.


Dieser Informationsbegriff ist nur eine Tautologie des Begriffes "Physik" - so kann man dem Universum auch "Geschmack" oder "Zorn" oder "Liebe" andichten.


Es ist keine Tautologie, aber es ist zweifellos der Beginn der Physik und mit "sinnlicher" Wahrnehmung hat das noch gar nichts zu tun, auch wenn dieses letztlich auf die physikalischen Grundprinzipien zurückgeführt werden kann.
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Re: Was ist eigentlich Information?

Beitragvon ujmp » Mi 1. Dez 2010, 21:50

Dissidenkt hat geschrieben:Es ist keine Tautologie, aber es ist zweifellos der Beginn der Physik und mit "sinnlicher" Wahrnehmung hat das noch gar nichts zu tun, auch wenn dieses letztlich auf die physikalischen Grundprinzipien zurückgeführt werden kann.


Was ich meinte ist, dass deine Herleitung nichts Wert ist, weil man sie mit beliebigen anderen Begriffen genau so durchführen kann. Ist das Universum nicht auch Sex? Oder Politik? Du erweiterst willkürlich und ohne Not den Gehalt physikalischer Begriffe durch deinen Informationsbegriff. Keine Frage, das kann widerspruchsfrei und sehr phantasievoll sein, aber es führt zu keiner Erkenntnis.
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