stine hat geschrieben:Ich weiß auch nicht, weshalb sich hier die Mitdiskutanten wieder alle an der dritten Todsünde festbeißen, da waren doch noch mehr...
Kein Problem, gehen wir doch mal alle durch und prüfen auf Sinnhaftigkeit.
1. der Hochmut (Eitelkeit, Stolz, Übermut)
Übermut ist manchmal fatal, manchmal unerlässlich, um Grenzen auszutesten - strikt schlecht ist er keinesfalls.
Stolz ist ein ganz wichtiges Gefühl für Menschen und es als Sünde zu bezeichnen einfach dumm. Wenn Menschen nicht stolz auf ihr geleistetes Tageswerk sein können, oder auf eine gute Entscheidung ("Ich werde jetzt Vegetarier und bin stolz darauf"), dann fehlt der Antrieb, überhaupt etwas zu machen. Extrem wichtiges Gefühl, dieser Stolz.
Hochmut kommt vor dem Fall - geläufiges Sprichwort. Also: Irgendwann fliegt man damit vermutlich auf die Schnauze. Und der Mensch lernt immer noch am besten aus Fehlern und wenn er eben mal auf die Schnauze fällt. Und für die paar, die nicht auf die Schnauze fallen damit, ist Hochmut ja nix Schlechtes.
2. der Geiz (Habgier)
Gier gehört (leider?) zum Menschen. Wäre der Mensch nicht gierig nach mehr, sähe unsere Gesellschaft völlig anders aus (vielleicht ein bißchen wie einige Indianer-Gesellschaften oder Urwaldstämme das halten/hielten?) ... oder wir hätten überhaupt keine mehr. Zuviel davon ist sicherlich oft schlecht, aber das ist schwer zu beurteilen. Wenn irgendwo in Asien zwanzig kleine Stämme ständig in Stammeskriege verwickelt waren, und ein gieriger Mensch danach strebte, die Stämme zu besiegen und zu vereinen und ein großes, gemeinsames Reich zu schaffen, dann hatte das auch viele gute Seiten, hat Stabilität gebracht und weniger Stammeskriege ...
3. die Wollust (Ausschweifung, Genusssucht)
Wurde schon ausgiebig drüber diskutiert.
4. der Zorn (Rachsucht, Vergeltung, Wut)
Sind alles menschliche Bedürfnisse, die meist einen guten Grund haben und die Psyche kaputtmachen können, wenn man sie nicht zulässt. Wer seinen Zorn und seine Wut ständig in sich hinein frisst, rastet irgendwann vielleicht aus und tötet mal schnell zehn Leute in einem Amoklauf, statt mal ordentlich jemanden anzuschreien und auf den Tisch zu hauen und jut is.
5. die Völlerei (Gefräßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht)
Der Begriff Maßlosigkeit ist völlig relativ. Für einen Afrikaner, der sein Lebtag lang einen Liter Wasser am Tag zur Verfügung hat, ist selbst gemäßigter Umgang mit Wasser, den viele in Deutschland betreiben, maßlos. Für uns wiederum ist Maßlosigkeit der russische Millionär, der sich ne Yacht für 20 Millionen kauft, weil er grad Lust drauf hat.
Selbstsucht ist oft nicht schlecht, denn man wird kein sehr erfülltes Leben haben, wenn man sich selbst nicht mag. Ein bißchen Selbstsucht, einfach Mal Zeit für sich nehmen und sich verwöhnen oder verwöhnen lassen, ist nicht verkehrt.
6. der Neid (Eifersucht, Missgunst)
Ebenfalls eine Triebfeder des Menschen, die überhaupt erst zu unserer heutigen Gesellschaft führen konnte. Kann ebenso gut wie auch schlecht sein. Wenn die Bevölkerung von Land Sowieso mit Neid sieht, dass es im Nachbarland deutlich besser läuft, kann das zu positiven Umwälzungen im eigenen Land führen. Oder zu einem Krieg mit dem anderen Land.
7. die Faulheit (Feigheit, Ignoranz, Trägheit des Herzens)
Faulheit könnte für manch einen Workaholic, der bald am Burnout zu Grunde geht, eine Tugend sein. Tatsächlich ist "faul sein, einfach mal die Seele baumeln lassen" ganz wichtig für unser allgemeines Wohlbefinden. Auch hier gilt natürlich, dass zuviel davon schädlich sein kann.
Auch Feigheit ist oft wichtig: Lieber feige und den nächsten Tag erleben, als mutig und tot, ist früher oft die Devise gewesen. Und heute auch oft noch.
Gut, und Ignoranz ... die ist vielleicht wirklich in den meisten Fällen eher schädlich ...