Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon stine » Sa 26. Mär 2011, 19:25

Nanna hat geschrieben:Die Holocaustbilder sehe ich mehr als Prävention. Keiner soll behaupten können, er wisse nicht, wohin blinder Hass und Populismus führen können.
Das ist richtig, aber Gedenktage, Gedenkstätten und viele Geschichtsbücher zum Thema reichen aus, um Deutschland selbst und die ganze Welt damit zu versorgen.
Der Zeigefinger auf ein "schuldiges" Volk ist nicht mehr gerechtfertigt. Die "Erinnerungskultur" muss überdacht werden.

Der zweite Weltkrieg warf einen schwarzen Schatten auf Deutschland, aber auch in unseren Nachbarländern waren die Juden vor populistischer Hetze nicht sicher.
Ich denke, dass der Stoff bis heute geeignet ist um Geld damit zu verdienen, anders kann ich mir nicht vorstellen, warum man immer wieder außerhalb der Geschichtsbücher mit Einzelschicksalen Geschichten schreibt.

Und heute wieder: In Deutschland lebende Minderheiten werden über die Medien so populär gemacht, dass man den Eindruck gewinnen könnte, sie wären schon längst in der Überzahl. Nur so lässt es sich überhaupt erklären, dass Fremdenfeindlichkleit selbst in den abgelegensten Käffern zu spüren ist, wo man mit Fremden überhaupt noch nie etwas zu tun hatte. Unsere Medien wissen sehr wohl um ihren Einfluss, wenn es darum geht im Volk Stimmung zu machen.
Vielleicht sollte man das mal anklagen.

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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon Nanna » Sa 26. Mär 2011, 21:31

Selbstverständlich muss die Erinnerungskultur überdacht werden. Das schlimmste ist ja, wenn nur pflichtgemäß irgendwo Kränze abgeworfen werden und das ganze zum lieblosen Ritual erstarrt. Da finde ich die Idee, die Erinnerung in den neuen öffentlichen Raum der sozialen Netzwerke hineinzuholen durchaus überlegenswert. Was mich stört, ist, wenn es so wirkt, als sei jegliche Form von Erinnerungskultur per se schlecht.

Der Fingerzeig auf ein "Tätervolk" ist meiner Meinung übrigens etwas, was von denen, die manchmal verächtlich die "politisch Korrekten" genannt werden, längst nicht mehr praktiziert wird. Ich sehe darin eher ein überspitztes Feindbild des rechtskonservativen Milieus. Das ist ähnlich wie die These, dass man über Probleme mit Ausländern hierzulande angeblich nicht reden dürfe, obwohl es ein latentes Thema der öffentlichen Debatte ist. Da wird ein Tabu postuliert, das man hinterher poppig brechen kann, um sich als mutig inszenieren zu können. Mit der Lust an der Herabwürdigung der Deutschen als Kollektiv hat meines Erachtens aber kaum etwas zu tun, was in der zeitgenössischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust praktiziert wird. Wer sich bei jeder Erwähnung des Holocaust gar so schlecht fühlt, sollte sich vielleicht mal überlegen, ob seine ethnische Herkunft vielleicht einen etwas zu großen Anteil an der Formung seines Selbstwertgefühls hat.
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon stine » So 27. Mär 2011, 10:23

@Nanna, du weißt, ich schätze deine Beiträge sehr und schon oft hast du konträre Meinungen elegant zusammengefasst und sie perfekt neutralisiert.
Aber mit dieser Aussage irrst du:
Nanna hat geschrieben:Wer sich bei jeder Erwähnung des Holocaust gar so schlecht fühlt, sollte sich vielleicht mal überlegen, ob seine ethnische Herkunft vielleicht einen etwas zu großen Anteil an der Formung seines Selbstwertgefühls hat.
Ich kann dir versichern, dass meine Generation mit dem Holocaust nichts zu tun hatte und die Generation meiner Eltern selbst Leidende im Krieg waren, die große persönliche und materielle Verluste erleiden mussten. Der große Anteil ethnischer Herkunft ist längst verwässert durch Zusammenheirat von Flüchtlingen und Fremdarbeitern aus den späten 50 und 60ern. Und das dürfte nicht nur in meiner Familie so der Fall sein. Den "echten" Deutschen gibt es praktisch hier nicht mehr.
Umso erstaunlicher, dass "wir" immer noch zum Tätervolk gestempelt werden, das offenbar immer wieder andere, neue Hinweise braucht, um nur ja nicht zu vergessen, wie grausam "wir" werden könnten, wenn man uns nur lassen würde.

Nanna hat geschrieben:Ich sehe darin eher ein überspitztes Feindbild des rechtskonservativen Milieus. Das ist ähnlich wie die These, dass man über Probleme mit Ausländern hierzulande angeblich nicht reden dürfe, obwohl es ein latentes Thema der öffentlichen Debatte ist.
Jawohl, es ist ein latentes Thema. Latent ist aber zu wenig. Und man darf über dieses Thema nicht öffentlich diskutieren, weil sonst obig Erklärtes zur Gültigkeit gelangt.
"Wir" sind längst ein Mischvolk und schon längst ist die "ethnische" Herkunft nicht mehr geradlinig. Aus diesem Grund regt sich auch längst niemand mehr über "die Ausländer" auf, sondern nur noch über große kulturelle Unterschiede, die das Leben miteinander extrem schwierig machen. Ich bin der Meinung, dass Gedenktage den Frieden ausreichend sichern und dass niemand von uns einen gefakten Juden in Facebook braucht.

Der Erfolg der generationenübergreifenden Schuldfrage ist, dass heute in Deutschland weltweit das größte Völkergemenge siedeln kann und dass man sich hierzulande weltweit am ehesten positiv damit auseinanderzusetzen in der Lage ist. Wenn Erinnerung immer wieder neu installiert wird, um nur ja sicherzustellen, dass vergangenes Leid nicht wieder gutzumachen ist und niemals vergessen werden kann, dann endet das in einer permanenten Schuldzuweisung die langfristig mehr Schaden als Nutzen entstehen lässt, weil sich der nichtschuldige Angeklagte irgendwann zur Wehr setzen möchte.
Du weißt ja, der berühmte Topf, der überlaufen kann...

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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon xander1 » Fr 3. Jun 2011, 21:49

Ich finde mittlerweile, dass wenn es eine Erinnerungskultur geben sollte, dann sollte diese nicht nur in Deutschland stattfinden.
Die Problematik findet statt zwischen Realpolitik und Idealismus.
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon xander1 » Sa 17. Dez 2011, 17:26

Man sollte sich noch lange am Holocaust erinnern.
Man hätte doch etwas tun können. Man hätte die NS-Opfer verstecken können, so wie in Schindlers Liste.
Darauf bin ich vorher nicht gekommen.
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