Alternativströmungen zum Naturalismus

Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon xander1 » Sa 14. Mai 2011, 09:46

Warum muss es die nichtreligiöse Strömung Naturalismus sein?

Wie wäre es mit dem evolutionären Humanismus
oder
einem atheistischen Rationalismus
oder
atheistischer Materialismus
oder
atheistischer Kritizismus

Vielleicht könnte ich noch mehr Strömungen aufzählen, die einem eine Basis bieten, die nicht religiös ist.

Oder ich frage mal so:
Was bietet einem der Naturalismus, was andere nichtreligiöse Strömungen nicht bieten?

Einen christlichen Rationalismus, Materialismus oder Kritizismus könnte ich mir nur sehr schwer vorstellen.

EDIT:
Ich habe noch eine Strömung gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lebensphilosophie
Die so genannte Lebensphilosophie aus dem 19. Jhd. z.B. Nietzsche und Schopenhauer.

Eigentlich ist jede philosophische Strömung, die nicht religiös geprägt ist und irgendwie mit dem eigenen Leben verbunden ist ein Kandidat für eine Alternative zum Naturalismus.
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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon stine » Sa 14. Mai 2011, 12:09

Das kann man sehen wie man will.
Solche philosophischen Kopfgeburten stehen im Prinzip den Religionen um nichts nach.
Naturalismus SEHE ich vor mir. Täglich, stündlich, jede Sekunde.
Da brauche ich gar nicht philosophisch werden.

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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon Myron » Sa 14. Mai 2011, 14:24

xander1 hat geschrieben:Warum muss es die nichtreligiöse Strömung Naturalismus sein?


Sie muss es nicht sein, aber sie ist es.
Die Brights definieren sich übrigens nicht über Nichtreligiosität. Es gibt auch einen religiösen Naturalismus. Und obschon die meisten Religionen, einschließlich der drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam, theistisch-supernaturalistische Religionen sind, ist der Begriff der Religiosität bzw. Religion an sich viel zu schwammig, als dass er sich als deutliches Abgrenzungskriterium eignen würde. Zwar enthalten auch fast alle (neu)heidnischen Naturreligionen allerlei magisch-mystisch-okkultes Zeugs, aber nichtsdestotrotz ist der Begriff einer naturalistischen Religiosität kein Unbegriff, was immer auch darunter verstanden werden mag.

xander1 hat geschrieben:Oder ich frage mal so:
Was bietet einem der Naturalismus, was andere nichtreligiöse Strömungen nicht bieten?


Das ist eine komische Frage.

xander1 hat geschrieben:Einen christlichen Rationalismus, Materialismus oder Kritizismus könnte ich mir nur sehr schwer vorstellen.


Der Materialismus ist per se atheistisch, aber den Deismus könnte man beispielsweise als rationalistisch bezeichnen.

xander1 hat geschrieben:Eigentlich ist jede philosophische Strömung, die nicht religiös geprägt ist und irgendwie mit dem eigenen Leben verbunden ist ein Kandidat für eine Alternative zum Naturalismus.


Das ist keine Entweder-oder-Frage, denn der Naturalismus als übergeordnete Weltanschauung ist mit vielen nichtreligiösen philosophischen Strömungen vereinbar.
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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon xander1 » Mi 18. Mai 2011, 16:15

Ok, dann sind ja die wichtigsten Fragen beantwortet.

Ich frage mich nur, warum sich von allen denkbaren ähnlichen Strömungen der Naturalismus eine größere Anhängerschaft gefunden hat, auch von Nichtphilsophen und Nichtgeisteswissenschaftlern.
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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon Nanna » Mi 18. Mai 2011, 18:57

Weil Prämissen und Schlussfolgerungen im Naturalismus naheliegend, simpel und konsistent sind.
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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon xander1 » So 22. Mai 2011, 12:35

Dann ist es allerhöchstens so in anderen Strömungen, dass die Inhalte nicht so naheliegend und einfach zu verstehen sind?

Ich denke ein Normalbürger betrachtet die Welt nicht in der Unterscheidung zwischen Prämisse und Schlussfolgerung und schon gar nicht so rational wie in einer philsophischen Strömung.

Die Irrationalität von Religionen passt viel besser für Menschen, weil die einfachen Menschen keine Rationalisten sind.
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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon Nanna » So 22. Mai 2011, 22:40

Menschen sind bequem, nicht dumm. Dass einer formale Logik nicht beherrscht, heißt nicht, dass er keine unterbewussten Ahnungen für richtiges und falsches Schließen besitzt. Die meisten Menschen haben Zweifel an ihrem Weltbild, was man schon an psychotheologischem Geblubber wie "Zweifel macht den Glauben stärker" bemerken kann. Der Naturalismus bietet eine sehr sparsame und konsequente (im mathematischen Sinne vielleicht sogar "schöne") Beschreibung der Welt, aber es erfordert intellektuelle Stärke, die damit verbundenen Unsicherheiten auszuhalten. Den meisten Menschen fehlt es wohl mehr daran als an einer grundsätzlichen Unfähigkeit zum logischen Schließen.
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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon stine » Fr 17. Jun 2011, 07:22

Nanna hat geschrieben:Der Naturalismus bietet eine sehr sparsame und konsequente (im mathematischen Sinne vielleicht sogar "schöne") Beschreibung der Welt, aber es erfordert intellektuelle Stärke, die damit verbundenen Unsicherheiten auszuhalten.
Ja, so gesehen hat überhaupt nur der Intellektuelle die Stärke aufzubringen. Die "sinnlose" Existenz und das daraus resultierende Vakuum in der nichtexistenten Seele kann, wenn überhaupt, sowieso nur der verkopfte Philosoph erkennen.
Nicht umsonst waren die ersten Schriftkundigen auch die Religionsstifter und umgekehrt. Man hat sich schon was dabei gedacht, sich einen Gott zu denken.

LG stine
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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 17. Jun 2011, 09:37

stine hat geschrieben: Die "sinnlose" Existenz und das daraus resultierende Vakuum in der nichtexistenten Seele kann, wenn überhaupt, sowieso nur der verkopfte Philosoph erkennen.
Unsinn, erkennen könnte es jeder, nur damit leben, nicht mit Hirngespinnsten auffüllen, dies mag nicht jeder. Und eventuell auf Grund seiner Persönlichkeitsstruktur "kann" dies nicht jeder.
stine hat geschrieben: Nicht umsonst waren die ersten Schriftkundigen auch die Religionsstifter und umgekehrt. Man hat sich schon was dabei gedacht, sich einen Gott zu denken.
Ach ja? Beweis das mal. Dies kannst du nicht einmal logisch begründen. Religion kann es auch ohne Schrift geben, viele Religionen leben und lebten auch teilweise vorsätzlich nur außerhalb der Schriftform. Die ältesten Schriftfunde (was nur bedingte Beweiskraft hat) sind kein religiöser Unfug sondern nüchterne Aufzeichnungen.
Ist in sich ja auch nicht so unlogisch, da es schwerer ist Hirngespinnste in Schriftzeichen zu fassen, als Schriftsymbole für existente Gegenstände, Vorgänge, Anzahl etc. zu kreieren.
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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon stine » Fr 17. Jun 2011, 12:48

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Unsinn, erkennen könnte es jeder, nur damit leben, nicht mit Hirngespinnsten auffüllen, dies mag nicht jeder.
Nein, nicht jeder kann dies erkennen, weil nicht jeder in der Lage ist, darüber nachzudenken. Es gibt noch viele kindliche Gemüter.

1von6,5Milliarden hat geschrieben: Die ältesten Schriftfunde (was nur bedingte Beweiskraft hat) sind kein religiöser Unfug sondern nüchterne Aufzeichnungen.
Und was zeichneten sie nüchtern auf? An was denkst du?
Waren es nicht doch Geschichten über zeitgemäße Weltsichten?
Und welche Rolle spielten dabei die Götter?

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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 17. Jun 2011, 13:16

stine hat geschrieben:Nein, nicht jeder kann dies erkennen, weil nicht jeder in der Lage ist, darüber nachzudenken. Es gibt noch viele kindliche Gemüter.
Ich meine auch kindliche Gemüter könnten es erkennen - zumindest wenn sie nicht indoktroniert worden wären, ihnen nicht diese Hirngespinste erzählt worden wären. Aber ob sie es könnten oder nicht, darüber lohnt es sich m.E. nicht zu diskutieren.
Aber man muss - auch wieder meines Erachtens nach - ganz, ganz sicher dafür kein Philosoph sein.
stine hat geschrieben:
1von6,5Milliarden hat geschrieben: Die ältesten Schriftfunde (was nur bedingte Beweiskraft hat) sind kein religiöser Unfug sondern nüchterne Aufzeichnungen.
Und was zeichneten sie nüchtern auf? An was denkst du?
Nun die ältestens Schriftstücke sind, wenn mich mein Hirn nicht betrügt, ganz einfache Handelsaufzeichnungen der Sumerer in Keilschrift..
Die Definition - mal ganz abseits von tatsächlichen Funden - wann eine Aufzeichnung zur Schrift wird ist selbstverständlich schwierig.
stine hat geschrieben:Waren es nicht doch Geschichten über zeitgemäße Weltsichten?
Bei dem was gefunden wurde und was als Schrift definiert wird, wohl nicht.
stine hat geschrieben:Und welche Rolle spielten dabei die Götter?
Wohl keine, warum auch. Überlieferungen mussten sowieso immer angepasst werden an die jeweilige Situation, nur beim Handel, Verträgen etc. kommt es ja auf Genauigkeit drauf an.
Natürlich kann man sagen, dass Zeichnungen an Höhlenwänden auch Aufzeichnungen sind. Und wenn hungrige Cromagnon-Menschen Mammuts an die Höhlenwand gemahlt hätten, um sich ein solches als Nahrung herbeizusehnen, es u.U. rituelle, spirituelle und religiöse Aspekte dabei gab und aus Bild-Zeichnungen wurden irgendwann Schrift-Zeichen. Es ist auch diesbezüglich vieles eine Frage der Auslegung/Definition, der Funde, der Interpretation und der Phanatsie.
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Re: Alternativströmungen zum Naturalismus

Beitragvon Lumen » Sa 18. Jun 2011, 00:06

stine hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Der Naturalismus bietet eine sehr sparsame und konsequente (im mathematischen Sinne vielleicht sogar "schöne") Beschreibung der Welt, aber es erfordert intellektuelle Stärke, die damit verbundenen Unsicherheiten auszuhalten.
Ja, so gesehen hat überhaupt nur der Intellektuelle die Stärke aufzubringen. Die "sinnlose" Existenz und das daraus resultierende Vakuum in der nichtexistenten Seele kann, wenn überhaupt, sowieso nur der verkopfte Philosoph erkennen.
Nicht umsonst waren die ersten Schriftkundigen auch die Religionsstifter und umgekehrt. Man hat sich schon was dabei gedacht, sich einen Gott zu denken. LG stine


Ich lege dir und anderen dieses Buch nahe, wie schon einmal vorgeschlagen. Interessant in diesem Zusammenhang sind dort die Anfänge des Glaubens, teilweise anhand von Beispielen mit Ureinwohnern. Dazu dann komplementär Daniel Dennett, Breaking the Spell (Religion als natürliches Phänomen).

Ich würde vorsichtig damit sein, Gläubigen irgendeine Art von Schwäche oder Unvermögen zu unterstellen. Wer nicht genötigt wird, hat im Alltag kaum die Gelegenheit sein Weltbild wirklich zu durchleuchten und dabei z.B. zu merken, dass der christliche Glaube häufig zirkular begründet ist. Viele erklärte Christen (im Gegensatz zu den latenten) merken anscheinend selbst nicht die offensichtlichsten und gröbsten Probleme. Die da z.B. wären: wie es sein kann, dass Metaphern wie "Himmel" oder "Gott Vater" nicht wirklich so gemeint sind, aber trotzdem in diesen Kategorien assoziativ gedacht wird und bei genauer Betrachtung die ganze christliche Statik in die Binsen geht (in Begriffen der Physik: Was und wohin ist Jesus genau widerfahren, als er "aufgefahren in den Himmel" ist). Oder anders gesagt, diese "metaphorischen Erklärungsmodelle" hängen ziemlich stark an der zentralen Metapher, die mutmaßlich in früheren Zeiten keine Metapher, sondern wortwörtlich so gemeint war. Wenn Gott kein bronzezeitlicher Vater ist, dann ergeben weite Teile der Bibel keinen Sinn mehr und lassen sich auch nicht einfach mal eben durch andere Erklärungen reparieren.

Gründe für die Hartnäckigkeit des Glaubens sind meiner Ansicht nach ...

  • starke emotionale Bindungen und Prägung (vergleichbar mit Erziehung).
  • Identifikation (z.B. "Christliches Abendland", Tradition, Jüdische Identität usw.)
  • fehlende Gründe oder Auslöser im Alltag, über diese Dinge wirklich nachzudenken, gepaart mit
  • generellen "Denkschwierigkeiten", fehlender Hintergrund, fehlende Anleitung oder Ansätze überhaupt über solche Dinge nachdenken zu können (aber nicht aus geistiger/emotionaler Unfähigkeit per se heraus).
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