xander1 hat geschrieben:Ich wurde in meiner Jugendzeit einige Jahre gemobbt. ... Aber ich wünsche nicht, dass Menschen gemobbt werden. Aber das ist nicht immer einfach umzusetzen, weil man nicht alle als Freunde haben kann.
Du solltest damit einen neuen Thread aufmachen, Xander!
Das Thema zwischenmenschliche Beziehungen scheint dir eine wichtige Größe in deinem Leben zu sein, die du noch nicht so richtig durchschaut hast - jedenfalls geht das aus mehreren deiner Beiträge so hervor.
Gab es das Thema Mobbing immer schon, oder ist es eine Erscheinung in einem Zeitalter, wo körperliche Übergriffe schon bei Kleinkindern sanktioniert werden? Haben sich die Buben früher mal kurz auf dem Pausenhof geklopft, so wird heute verbal aufeinander eingeschlagen, weil prügeln verboten ist und mit Verweisen gerechnet werden muss. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Eigentlich ist diese verbale Kriegsführung etwas sehr weibliches und Aussprüche wie "dann bist du nicht mehr meine Freundin" oder tuscheln und mit dem Finger zeigen das gab es doch nur bei den Schulmädchen, wenn ich mich nicht irre.
Mobbing ist eigentlich der Ausdruck von Hilflosigkeit miteinander umzugehen. Man hat vielleicht verlernt, wie direkte Ansprache und direkter Kontakt gehen und man tut nun so, als wäre der/die Andere nur ein Statist im eigenen Leben, jemand, den man genausogut übersehen kann, weil man ihn gerade nicht braucht. Gerade stille und intelligente Kinder leiden sehr unter dieser neuen Kriegsführung, die den meisten Mobbern als solche oft gar nicht bewusst ist oder es ihnen nicht bewusst ist, welchen seelischen Schaden sie damit bei dem anderen anrichten. Man kann die Unbetroffenheit der Mobber sehr gut erkennen, wenn zum Thema Mobbing pädagogische Seminare laufen und die Schüler ihre Rollenspiele ganz toll finden, aber hinterher gar nicht merken, dass sie dabei sind, genau das zu tun, was sie im Seminar als falsch erkannt haben.
Zum Glück haben die meisten Opfer eine große Hemmschwelle sich böse zu rächen. Ich denke, je stiller und introvertierter jemand ist, umso schwerer fällt es ihm auch, mit der Opferrolle fertig zu werden. Als Eltern ist man da sehr gefordert zu erkennen, ob es dem Kind in der Schule gut geht, denn viele Kinder, gerade die sensiblen, tragen ihre Sorgen nicht nach aussen, um die Eltern nicht zu beunruhigen.
Religiöser Fanatismus entsteht dadurch aber nicht. Eher ist es die persönliche Rache, die sich dann fundamental Luft verschaffen könnte. Religiöser Fanatismus entsteht mE durch Gehirnwäsche und die ist das Gegenteil von Mobbing - nämlich Zuwendung auf der ganzen Ebene. Ob man durch Mobbing zum Fanatiker werden kann? Ich weiß es nicht.
Vielleicht, wenn man die falschen Freunde trifft und das nicht erkennen kann, weil man froh ist, dass sich überhaupt mal jemand für einen interessiert.
LG stine