Fertigkeiten im Deutschunterricht

Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon xander1 » Sa 23. Jul 2011, 18:07

stine hat geschrieben:Heute ist das so: Das letzte Wort hat der Elternwille.

oder der Aufnahmetest

stine hat geschrieben:Die Folge sind zu Restschulen verkommene Hauptschulen, Mittelschulen als Auffanglager gescheiterter Gmynasiasten und Gymnasien

Das klingt ja witzig. Willst du lieber eine Einheitsschule? Ich finde schon, dass jemand der mehr drauf hat aufs Gymnasium gehen sollte und in der Regel ist das auch so. Ausnahmen bestätigen die Regel.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon stine » Sa 23. Jul 2011, 21:42

ujmp hat geschrieben:Die "Vorsortierung" erfolgt in Deutschland nicht nach Begabung und Talent, sondern nach dem Status der Eltern. Statistisch gesehen sind 2/3 der Schüler durchschnittlich begabt. Da bleibt für Begabtere eigentlich nur 1/6 übrig -- es tummeln sich aber fast 40 Prozent der Schüler auf den Gymnasien. Die talentgemäße Bildung ist offensichlich nur ein Vorwand. Im Ergebnis haben die sozial Schwächeren die schlechteren Lehrer.
Sag ich doch, Himmel, bin ich wirklich so schwer zu verstehen?
Es zählt der Elternwille.

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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon ujmp » So 24. Jul 2011, 07:21

stine hat geschrieben:Es zählt der Elternwille.


Nein.

"Die Chancen eines Kindes aus einem Elternhaus mit hohem sozialen Status, eine Gymnasialempfehlung (nach der vierten Klasse) zu bekommen, sind rund 2,7-mal so hoch wie die eines Facharbeiterkindes." Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung 2006

Was hier noch fehlt ist "bei gleichem Zensurendurchschnitt". Dieser Missstand ist leider in Deutschland besonders stark ausgeprägt. M.E. ist es auch ein Fehler, Menschen "vorzusortieren". Die Kompetenz dazu haben Lehrer ganz sicher nicht - wie man sieht. Und die Eltern auch nicht. Man muss ein Schulsystem haben, in dem ein Schüler sich jeder Zeit seinen Begabungen gemäß entfalten kann. Das ist einerseits eine Frage, wie man den Lehrstoff und die Bewertung gestaltet und andererseits eine Frage, wie man die Schulen rein räumlich organisiert.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 24. Jul 2011, 07:42

stine hat geschrieben:Es zählt der Elternwille.
Das ist abhängig vom Bundesland (noch) vollkommen richtig - sollte man wissen, wenn man mitreden will.
Natürlich kann ein total ungeeignetes Kind dann aber auch wieder mehr oder weniger schnell vom Gymnasium fliegen.
Andererseits wundert mich warum du diese These so starkt vertritts, denn in deinem (momentanen ?) Bundesland ist es eben nicht so.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon ujmp » So 24. Jul 2011, 08:01

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Es zählt der Elternwille.
Das ist abhängig vom Bundesland (noch) vollkommen richtig - sollte man wissen, wenn man mitreden will.


Hier kann man es übersichtlich nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Lehrerempfehlung

Es ist aber beides m.E. falsch. Man muss objektive Kriterien finden.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon stine » So 24. Jul 2011, 08:24

Die Liste ist wunderbar, danke, aber für Bayern stimmt das nur bedingt, denn selbst bei misslungenem Probeunterricht kann der Elternwille noch etwas anderes bestimmen. Jedenfalls ist das hier in einer städtischen Schule so gesagt worden. Und klar, diese Kinder halten das nur ein oder zwei Jahre aus und fallen dann zurück, meistens auf die Realschule. Mir alleine, und ich kenne wirklich nicht viele Menschen hier um mich herum so genau, sind innerhalb eines Jahtrgangs 5 Kinder bekannt, die das Gymnasium wieder verlassen mussten. Und das ist für die Kinder wirklich frustrierend und demütigend; sie fühlen sich selbst als Versager.
Würde man alle Schulzweige gleichwert behandeln, dann dürften diese Kinder stolz sein, in ihrer Klasse zu den Besseren zu gehören.

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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 24. Jul 2011, 09:24

stine hat geschrieben:Die Liste ist wunderbar, danke, aber für Bayern stimmt das nur bedingt, denn selbst bei misslungenem Probeunterricht kann der Elternwille noch etwas anderes bestimmen. Jedenfalls ist das hier in einer städtischen Schule so gesagt worden.
Der Probeunterricht ist bis zu einem Notendurchschnitt von 2,66 möglich. Es ist durchaus denkbar, dass ein paar Schulen um die gewünschte Anzahl von Schülern zu erreichen, da ein Auge zudrücken, falls du oder dein Informant nicht Nachprüfung mit Probeunterricht verwechseln - zumindest gab es früher so etwas wie Nachprüfung. Und in Härtefällen schiebt manche Schule auch schon mal eine verlängerte Probezeit ein. Und Vitamin B soll auch helfen. Aber "im Prinzip" gibt es klare feste Regeln, die die Eltern nicht aushebeln können.

stine hat geschrieben:Und das ist für die Kinder wirklich frustrierend und demütigend; sie fühlen sich selbst als Versager.
Sie sind es in diesem Kontext sogar tatsächlich. Dass u.U. aber eben dies drumherum von anderen (!) falsch ausgesucht wurde, ist ein Versagen dieser anderen aber das Stigma des Versagers und des Versagens und die möglicherweise extreme Demotivation trägt aber das Kind.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon ujmp » So 24. Jul 2011, 11:58

Ich könnte mir ein Schulsystem vorstellen, dass die Leistungen für alle in einem einheitlichen Punktesystem erfasst. Theoretisch müsste das Ergebnis den IQ-Punkten entsprechen. Alle Schüler kommen in die gleiche Schule, aber die Fächer werden dort in verschiedenen Leistungslevels angeboten und zwar je nach Bedarf. Angenommen an einer konkreten Schule gibt es ein Mathe-Angebot, in dem Aufgaben gelöst werden die 100 bis 150 Punkte wert sind, und ein Schüler kommt dort nicht mehr mit, weil er nur 95 Punkt-Aufgaben schafft, dann sollte es für ihn ein Angebot geben, wo er bequemer mithalten kann, dass ihn aber nicht unterfordert, z.B ein Level bis 110 Punkte. Der Schüler kann dann so oder so über seine Leistung denken, aber er wird nicht von einem "schlechten" Gymnasiasten zu einem "guten" Realschüler, seine Punktzhal bleibt gleich. Das System könnte man sehr flexibel und differenzierbar gestalten. Man muss nur einen Pool von Aufgaben im Lehrplan haben, die man entsprechend zusammenstellen kann. Dann können Schulen je nach Zusammensetzung ihrer Schülerschaft die Angebote zusammenstellen. Die Schüler könnten sogar unabhängig von ihrem Alter Angebote besuchen. Man muss dazu allerdings die Bepunktung objektivieren. Fächer, die sich nicht objektive bewerten lassen, sollte man überhaupt nicht bewerten.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon xander1 » Mo 25. Jul 2011, 22:28

@ujmp:

So ähnlich läuft das auf Gesamtschulen, in denen bestimmt wird, wer Abitur machen wird usw.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon stine » Di 26. Jul 2011, 06:32

Und? Ist das besser für die Kids, wenn in einer Gesamtschule 30% Abitur machen und der Rest ins Ofenrohr schaut?

:desperate: stine
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon ujmp » Di 26. Jul 2011, 07:10

Was meinst du mit "ins Ofenrohr schauen"?

Wenn man davon ausgeht, dass Begabungen "normalverteilt" sind - und die differentielle Psychologie geht davon aus - dann kommen in einem chancengleichen System solche Unterschiede zum Vorschein.

Übrigens würde ich analog zur Schulpflicht auch eine "Förderpflicht" einführen. D.h. nicht nur die Pflicht, überhaupt eine Schule zu besuchen, sondern eine Schule, die den individuellen Begabungen entspricht.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon stine » Di 26. Jul 2011, 11:46

ujmp hat geschrieben:... sondern eine Schule, die den individuellen Begabungen entspricht.
Ein dreigliedriges Schulsystem?
Hauptschule, Realschule, Gymnasium?
Und Sonderschulen für Kinder mit Lernstörungen?

=) stine
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon ujmp » Mi 27. Jul 2011, 06:43

ujmp hat geschrieben: ... nicht nur die Pflicht, überhaupt eine Schule zu besuchen, sondern eine Schule, die den individuellen Begabungen entspricht.


Ich meinte das rhetorisch als Analogon. Meinetwegen kann es unendlich viele verschiedene Schultypen geben. Es ist sogar gut, wenn man verschiedene Sachen erprobt. Es ist nur wichtig, dass dabei das Ergebnis messbar ist. Und dass Menschen nicht auf Grund ihres sozialen Status auf einen Bildungstand festgenagelt werden.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon xander1 » Mi 27. Jul 2011, 19:19

stine hat geschrieben:Und? Ist das besser für die Kids, wenn in einer Gesamtschule 30% Abitur machen und der Rest ins Ofenrohr schaut?

:desperate: stine


Ok machen wir das folgendermaßen.
Es gibt nur noch eine Schulform und die heißt "super-elite-gymnasium-mega-abitur für eliteschüler".
Dort bekommen alle einzen. Jeder hat 1,0 stehen am Ende.
Alternativ könnte man auch die Noten würfeln. Wobei natürlich die schlechten Schüler eher eine 1 bekommen, damit das ihre Benachteiligung ausgleicht.

In solche Schulen dürfen dann auch Jugendliche Kriminaltäter und geistig Behinderte und die bekommen immer die besten Noten, damit sie nicht benachteiligt werden.

Außerdem muss Fleiß bestraft werden. Es kann nicht angehen, dass fleißigere Schüler auf eine höhere Schulform gehen.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon stine » Do 28. Jul 2011, 06:38

So wie ich das sehe, sind wir uns einig in Sachen Lernbegabung, Lernerfolg und der jeweils entsprechenden Förderung.
Nur, wieso sehen einige dieses Bedürfnis in einer Gesamtschule befriedigt und andere in der Einrichtung verschiedener Schulzweige?
Was mich betrifft, so sehe ich die Einrichtung verschiedener Schulzweige deshalb als richtig an, weil es die Lehrer entlastet, wenn sie sich in etwa auf eine lineare Lernbegabung der Klasse einstellen können und weil die Kinder sich an ihrem Lernerfolg messen können - und das auf JEDEM Niveau.
Was die Befürworter der Gesamtschule betrifft, so vermute ich, dass es darum geht, die Gesellschaft darüber hinwegzutäuschen, dass es überhaupt Unterschiede in der Begabung gibt und dass sie denken, eine Nivellierung des Schulstoffes könnte darüber hinwegtäuschen.

Auch Gesamtschulen mit verschiedenen Leistungsgruppen verantworten letztlich eine Unterteilung in Lernbegabungen. Ist halt alles unter einem Dach. Genausogut kann aber auch ein Gebäude verschiedene Schulzweige beherbergen; nur innerhalb einer Klasse finde ich unterschiedliche Lernbegabungen nicht für sinnvoll, weil der Stoff ein anderer sein muss, genauso, wie der Vortrag des Unterrichtinhalts.

Um auf das Thema zurückzukommen: Dann muss sich jemand auch nicht ärgern, wenn er Goethes Faust analysieren soll, so fern er im richtigen Unterricht sitzt.


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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon xander1 » Do 28. Jul 2011, 14:55

Ich habe einen anderen Vorschlag.

Ich finde Schule sollte nur bis zur 10. Klasse gehen und danach kann man ein spezialisiertes Abitur machen, das noch spezialisierter ist, als das derzeitige Abitur und das mehr auf den zukünftigen Beruf ausgerichtet ist.

Also technisches Abitur, naturwissenschaftliches Abitur, Abitur mit Focus auf Biologie, Geisteswissenschaftliches Abitur, Wirtschaftsabitur.

Dazu sollten noch mehr Fächer gestrichen werden und noch mehr Fächer hinzukommen.
Außerdem sollte es Wahlfächer geben, in denen man Spezialfähigkeiten vertiefen kann, wie Robotik, Datenbanken, allgemeine Medizin, etc.

Da dies alles im ländlichen Raum schwer umsetzbar ist, sollte das ganze über Bafög finanziert werden, so dass die Kinder woanders hinziehen. Gesetzestechnisch geht das schon heute.

Und so ein Abitur brauch auch nur 12 Jahre.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon stine » Do 28. Jul 2011, 15:26

xander1 hat geschrieben:Also technisches Abitur, naturwissenschaftliches Abitur, Abitur mit Focus auf Biologie, Geisteswissenschaftliches Abitur, Wirtschaftsabitur.
So ein Abitur gab es bis vor Kurzem. Es gab Wahlfächer, die doppelt zählten.

xander1 hat geschrieben:Und so ein Abitur brauch auch nur 12 Jahre.
Bis jetzt brauchte es 9 Jahre weiterbildende Schule, also 13 Jahre Gymnasium, mit dem G8 sind es nur noch 12 Jahre, was ich persönlich für sehr gestrafft halte. Aber es dient der Wirtschaft.

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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon ganimed » Sa 30. Jul 2011, 09:22

Ihr denkt in Schubladen, und auf einer davon steht immer "Elite". Und das Kritierium für Erfolg ist bei euch, möglichst effektiv, schnell und umfangreich lernen zu können. Was gelernt wird ist nicht so wichtig. Als sei die Schule ein Langstreckenlauf und ihr als Veranstalter wollt unterschiedliche Streckenverläufe und Streckenlängen festlegen. Der Lauf für Gruppe A (Gymnasium) ist morgen um 10 Uhr, geht über 20 km und wer nicht in 3 Stunden da ist, fällt in Gruppe B zurück. Gruppe B muss nur 15 km laufen (Realschule) und die Loser von Gruppe C schaffen nur 10 km. Ihr seid schlimmer als das Sportfunktionäre. :)

Ich finde, in der Schule geht es gar nicht nur um Rennen. Es ist nicht nur ein Langstreckenlauf angesagt. Zeitmessungen und Streckenverläufe alleine machen keinen Sinn. Wir haben überhaupt keine "Sportdisziplin" vorliegen. Wir haben Kinder, die lernen wollen, weil jedes Gehirn lernen will. Jedes Kind ist aber anders. Kind A lernt schnell und gut, wäre mit einem 20km Lauf gar nicht so schlecht bedient, braucht aber gute Lehrer, die im Streckenverlauf auch immer wieder begeistern und motivieren. Kind B lernt zunächst langsam und schlecht, interessiert sich hauptsächlich für Blumen und kann sich jeweils nur kurz konzentrieren, entwickelt sich aber später mit 17 Jahren deutlich weiter und läuft zu großer Form auf, kann ausdauernder lernen, sobald die Inhalte wirklich Spaß machen und interessant sind und genug Zeit vorliegt. Mit einem individuell darauf abgestimmten Intervalllauf, der erst im letzten Drittel im Tempo anzieht wäre Kind B am besten bedient.

Ich will sagen, jedes Kind hat sein eigenes Tempo, welches sich im Verlaufe der Entwicklung auch noch sehr ändern kann. Wir brauchen eine große, chaotische Klasse ohne Schubladenettiket aber mit vielen, möglichst gut ausgebildeten Lehrern, die ihre Kinder gut kennen, gut motivieren können und jedem sein eigenes Tempo lassen. Zensuren und Zeitmessungen sind überflüssig. Die Wirtschaft schaut sich nachher an, welche Zusatzkurse, welche Themen, welche Bücher ein Kind in welchem Umfang beackert hat und kann so viel besser sehen, welch Geistes Kind das Kind ist. Es geht nicht darum, welche Tests mit welcher Note ein Kind bestand, sondern für welche Themen es sich wie stark interessiert hat.

Das Schlimmste was wir machen können, ist nur 3 Tempi anzubieten, die Streckenverläufe (Lehrpläne) genau vorzuschreiben und jedes Kind durch überforderte Lehrer da hindurch zu drängeln. Ein verkorkstes und völlig ungeeignetes System.
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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon stine » Sa 30. Jul 2011, 14:33

ganimed hat geschrieben:Ich will sagen, jedes Kind hat sein eigenes Tempo, welches sich im Verlaufe der Entwicklung auch noch sehr ändern kann. Wir brauchen eine große, chaotische Klasse ohne Schubladenettiket aber mit vielen, möglichst gut ausgebildeten Lehrern, die ihre Kinder gut kennen, gut motivieren können und jedem sein eigenes Tempo lassen. Zensuren und Zeitmessungen sind überflüssig.

Und was macht der, der erst mit 17 seinen Durchbruch hat, als 12jähriger in einer Klasse mit denen die ihren Durchbruch schon mit 12 haben? Seinem Frust freien Lauf lassen, weil er nichts versteht?
Individuelle Lernfähigkeiten brauchen individuelle Klassen, wenn man nicht riskieren will, dass sich entweder die einen langweilen oder die anderen überfordert sind. Das hat nichts, aber auch gar nichts, mit Elite zu tun.
Elite sind die Internatsschüler, die ihren Eltern über 3000 € im Monat kosten, damit es bis Cambridge auf alle Fälle reicht.

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Re: Fertigkeiten im Deutschunterricht

Beitragvon ganimed » Sa 30. Jul 2011, 19:36

Da brauchst du aber viele Klassen, eigentlich eine Klasse für jedes Kind. Könnte man natürlich auch machen, aber dann bliebe die Schulung von Sozialkompetenzen auf der Strecke.
In einer gemeinsamen Klasse für 12- und 17-Jahres-Durchbrüchler müsste sich der Unterricht vermutlich weitgehend vom "ein Lehrer steht vorne und doziert und alle Schüler hören weg"-Schema verabschieden. Stattdessen eher Gruppenarbeit, wenn es um Inhalte geht und in großer Runde würden dann nur gemeinschaftliche Belange geregelt. Der 17-Durchstarter würde aber vermutlich mitbekommen, was die 12er Gruppe immer so macht und vielleicht hin und wieder von dem einen oder anderen Thema angeregt werden. Immer dann, wenn seine eigenen Lieblingsthemen gestreift werden, könnte er sogar auch bei den besseren Schülern mitmachen und mit Fachwissen glänzen und Selbstvertrauen gewinnen. Die Gruppenzuordnung wäre also dynamisch und je nach Thema und Schülerinteresse zusammenzustellen.

Die Schule soll doch, da sind wir uns sicher einig, auf das Leben vorbereiten. Und im Leben bin ich auch nicht in einer Klasse mit Gleichbegabten kaserniert. Ich muss ständig mit schlaueren und dümmeren klarkommen. Da wäre es doch nicht schlecht, wenn man das in der Schule ganz beiläufig übte.
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