AgentProvocateur hat geschrieben:- es kann keine absolute Freiheit geben - wenn man darunter verstehen will: Unabhängigkeit von absolut allem - bezogen auf Entscheidungen, Handlungen, einen Willen usw. All dies wäre, wenn es unabhängig von allem wäre, logischerweise auch unabhängig von der Person, die diese Entscheidung trifft, die Handlung ausführt, den Willen hat - und das kann sich wohl niemand ernsthaft wünschen, denn das wäre dann eine Entscheidung, eine Handlung, ein Wille, der völlig aus dem Nichts käme, der oder die auch ebenso entgegengesetzt/völlig anders sein könnte - ohne Einflussmöglichkeit der Person. Es wäre eine Entscheidung, eine Handlung, ein Wille, die außerhalb der Kontrolle der Person liegen würde, ihr nur zustoßen würde. Diese Person wäre daher in diesem Falle nicht frei - denn notwenige Bedingung für Freiheit einer Person ist, dass ihr Wille, ihre Entscheidungen, ihre Handlungen ihrer Kontrolle unterliegen und sie diese nicht unkontrolliert / zufällig ausführen muss. Genau genommen würde man all dies noch nicht mal Entscheidung, Handlung und Willen nennen wollen. Jemand, der unaufhörlich willkürliche Zuckungen hat, dem permanent Zwangsgedanken durch den Kopf schießen, der einen von ihm nicht gewünschten Trieb hat, den er nicht unterdrücken / kontrollieren kann, der wäre unfrei. Ich glaube nicht, dass es darüber allgemein einen großen Dissens geben würde, selbst wenn das jemand hier anders sieht.
Ob es das geben kann oder nicht, das ist die Definition von absoluter Freiheit, um die es letztendlich geht. Und jetzt solltest Du noch bedenken, dass es um den freien Willen, nicht um die freie Person geht, das heißt tatsächlich dann auch, dass nicht die Person den Willen, sondern der Wille die Person bestimmt. Der Wille hat das Attribut „frei“, nicht die Person!
AgentProvocateur hat geschrieben:- mir erscheint es völlig absurd und es ist für mich nicht nachvollziehbar, einen (nicht existierenden) "god's point of view" zu postulieren und von diesem ausgehend bestimmen zu wollen, ob eine Person frei sei oder nicht. Denn dann wäre die hypothetische Person 1 in der (determinierten) Welt A unfrei und die hypothetische Person 2 in der (nicht-völlig-determinierten) Welt B frei - auch dann, wenn Person 1 und Person 2 eine vollkommen identische Lebensgeschichte hätten, immer das gleiche denken und tun würden, vom Zeitpunkt ihrer Geburt bis zum Zeitpunkt ihres Todes. Sie unterschieden sich nur durch die hypothetische Möglichkeit, dass, spulte man hypothetisch Welt A und Welt B zurück, es sein könnte, dass das Weltgeschen in Welt B daraufhin anders ablaufen könnte als beim ersten Mal. Also: alles läuft nur nur einmal ab, Person 1 und Person 2 sind identisch bis ins allerletzte Detail, bis auf die unterste Ebene - von einem hypothetischen "god's point of view" aus gesehen - aber trotzdem soll Person 1 unfrei sein und Person 2 frei? Tut mir leid, aber das erscheint mir absurd.
Mag ja sein, aber wir willst Du diese hypothetische Situation sonst betrachten? Wenn Du eine Hypothese aufstellst, bist Du doch von Anfang an in genau der Position des „god“, der diesen „point of view“ hat.
AgentProvocateur hat geschrieben:- oder aber: es reicht nicht, dass Welt B hypothetisch indeterminiert ist, um Person 2 frei zu machen, es muss noch etwas Grundlegendes, Wichtiges hinzukommen, damit der Inkompatibilist sagen würde: "ja, jetzt ist Person 2 frei". Gut, aber was? Das muss der Inkompatibilist darlegen, ansonsten ist er er - zumindest für mich - einfach nur unglaubwürdig, unverständlich, unlogisch. Es reicht jedenfalls nicht, mal eben schnell - furchtbar schwammig, weil nicht näher bestimmt - von einem "unbewegten Beweger" oder von "Propensitäten" redet. Das müsste näher dargelegt werden. Und es reicht auch nicht, einfach mal eben so zu behaupten, Freiheit und Determinismus würden sich einfach so schlicht per definitionem ausschließen. Da reicht ein einfaches "nö" als hinreichende Widerlegung dessen, mehr kann man dann dazu nicht sagen. Sprich: jeder kann alles und das Gegenteil behaupten, aber er muss es belegen, falls ernst genommen werden will.
Willst Du mich irgendwie verarschen oder so?
Ich habe das jetzt fast 100 Millionen mal hier belegt (und damit meine ich nicht die Propensitäten, sondern den Gegensatz, der sich ausschließt), Du ignorierst es nur einfach und wiederholst den gleichen Käse, dass ich zu belegen hätte, was ich sage …
Ich bin ja in der Lage eine klare Definition vom freien Willen zu liefern, Du bist es nicht, weil es nicht in Dein Weltbild passt, allerdings ist hier vielleicht auch einfach das Problem, dass das Konzept des freien Willens zu einer Zeit entstanden ist, indem es dieses Weltbild nicht gab und dass es einfach nicht kompatibel ist und somit da nur selbstwiedersprechender Blödsinn bei rauskommen kann, wenn man trotzdem versucht es zu integrieren (auf der einen wie auf der anderen Seite).
AgentProvocateur hat geschrieben:- und: wenn derjenige Inkompatibilist, der harter Determinist ist, also, der sagt: in einer determinierten Welt (und unsere Welt sei eine solche Welt) sei niemand verantwortlich für seine Taten, niemand könne zur Rechenschaft gezogen werden, an niemanden dürfe!? eine moralische Forderung gestellt werden, weil niemand etwas steuern könne, weil niemand etwas dafür könne, was er denke und überlege, weil alles unabänderlich so abliefe, wie es abliefe, ohne Eingriffsmöglichkeit; wieso, zum Teufel, fordert er dann von anderen, z.B. das Strafrecht zu ändern, eine andere Politik zu machen, gerechter zu sein? Das kann er sich doch dann in die Haare schmieren, er sagte das doch dann nur, (wenn er recht hätte), weil er es sagen müsste, weil er so determiniert wäre. Wäre er anders determiniert, (und: wie jemand determiniert wäre, könnte man nicht wissen, man könnte dann garnichts wissen), würde er was anderes sagen, eventuell genau das Gegenteil davon. Warum sollte mich das jucken, was ein harter Determinist sagt, wenn er gleichzeitig aussagt, dass er gar nichts aus eigenen Gründen sagen kann? Wieso sollte ich unlogische Aussagen akzeptieren? Das kann ich gar nicht, dazu bin ich nicht determiniert, ich bin dazu determiniert, nur logische Aussagen anerkennen zu können.
Und wie soll ich Dir diese Frage beantworten können? Ich muss es nicht mal, weil es gar nicht meine Position ist, die Du da angreifst. Komm mal von dem Kategoriendenken runter und lies, was ich schreibe, anstatt Dir zu denken, was ich meinen könnte, weil Du glaubst, dass ich diese oder jene Position vertrete, weil Du mich in dieser oder jenen Kategorie eingeordnet hast. So kommt man nicht weiter.
AgentProvocateur hat geschrieben:- und wieso eigentlich soll ich gnädig, nachsichtig, moralisch gut, verzeihend usw. usf. sein und die anderen nicht? Wenn jemand mein Kind tötet, warum soll ich nicht ihn, seine Kinder, seine Familie, seine Verwandten, sein Dorf, sein Land und seinen Kontinent vergewaltigen und zerstören? Wieso wäre er in diesem Falle nicht böse, aber ich? Wo wir doch dann beide gleichermaßen determiniert wären (falls der harte Determinist recht hätte) das zu tun, was wir tun, ohne etwas dafür zu können. weil wir dann (bach Argumentation des hartren Deterministen) seltsame, merkwürdige dualistische Entitäten in einer (für mich Naturalisten überhaupt nicht nachvollziehbaren) Sphäre außerhalb der eigentlichen physikalischen Welt wären, die nur Zuschauer eines Geschehens, ohne eigene Einflussmöglichkeit, wären. Ich fühle mich bei einer solchen Argumentation in Absurdistan: "niemand kann etwas für seine Taten, weil alles determiniert ist, also existierst Du gar nicht in der physikalischen Welt, also kannst Du gar nichts tun, also kannst Du auch von niemandem etwas verlangen und nichts erwarten, es wäre moralisch falsch, eben das zu tun, was Du gar nicht tun kannst, also darfst Du (und die anderen) das auch nicht tun". Dümmer geht nimmer.
Am dümmsten ist es immer noch, seine Untaten damit zu rechtfertigen, dass andere auch Untaten begangen haben. Der Clou ist doch gerade, dass Du dadurch, dass Du erkennen kannst, dass etwas eine „schlechte“ Tat ist, diese in jedem Fall vermeiden solltest. Dass Du keine Rache übst bedeutet nicht, dass die Tat nicht „böse“ war. Keine Rache zu üben ist sogar in gewisser Hinsicht die gewaltsamste Reaktion, die Du zeigen kannst, weil Du eben nicht auf die erwartete Art reagierst, die den gleichen Kreislauf am leben hältst. Die Fähigkeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen (das ist eben die Gewalt), indem Du statt Vergeltung eine positive Tat ausübst, das macht die Freiheit aus.
AgentProvocateur hat geschrieben:- wie kann Zufall Freiheit bedeuten / Freiheit herstellen?
Das habe ich einige Posts vorher anhand eines Würfels zu erklären versucht.
AgentProvocateur hat geschrieben:1. entweder gestehen wir uns gegenseitig Freiheit zu, halten uns gegenseitig für frei (d.h.: die Fähigkeit haben, zu verstehen, nach Gründen zu handeln, zu begründen, nicht einfach nur völlig willkürlich aus uns nicht verständlichen, weil völlig auf in der Vergangenheit liegenden und uns unbekannten Umständen Zurückführbares etwas für uns aus prinzipiellen Gründen Unverständlich abzusondern)
Noch mal, Willkür und freier Wille sind Synonyme. Wenn Deine Position nicht mehr hergibt als dass freier Wille kein freier Wille ist, dann solltest Du Deine Position wirklich überdenken (oder überlegen wie von mir vorgeschlagen, ob Du vom Willen oder viel eher von der Vernunft sprichst).
AgentProvocateur hat geschrieben:2. oder 1. gilt nicht; was wir sagen und schreiben, tun wir nur, weil es so determiniert ist, ob wir sagen: "A ist wahr" oder ob wir sagen: "A ist unwahr" ist völlig irrelevant, für uns gar nicht unterschedbar, wir sind nur Papageien, die das sagen und schreiben, was die Vergangenheit, die wir nicht kennen, für uns bestimmt hat.
Diese Position vertritt ein Determinist. Ich halte sie für falsch, aber sie ist kaum zu widerlegen, weil ihr eine Immunisierungsstrategie innewohnt.
AgentProvocateur hat geschrieben:Falls 1.: das ist aber die kompstibilistische Freiheit. Mehr Freiheit gibt es nicht, jedenfalls wüsste ich nicht, wie die auch nur im Ansatz aussehen könnte. Hier ist der Inkompatibilist gefordert, er muss zeigen, was es noch mehr als das geben jkönnte. Er muss einen Freiheitsbegriff präsentieren, der mehr und zwar Wesentliches mehr umfasst.
Die kompatibilistische Freiheit ist aber eben keine. Genausowenig wie die bürgerlich liberale Freiheit eine tatsächliche Freiheit ist (das war die Parallele, auf die ich hinauswollte). Tatsächliche Freiheit ist eben die Freiheit, die die Naturwissenschaft nicht denken kann. Die Freiheit die einer Sache innewohnt, die aus einer Kraft, die aus der Sache selbst kommt, geschöpft wird. Du kannst natürlich sagen, dass es eine solche Kraft nicht gibt, in dem Fall ist aber auch Freiheit nicht möglich und es bleibt nur noch die Möglichkeit auf semantischen Umwegen eine Pseudofreiheit zu argumentieren, wenn man trotzdem unbedingt auf Freiheit bestehen will.
AgentProvocateur hat geschrieben:Falls 2.: Papageien können keine moralischen Forderungen an andere stellen, die Geltung beanspruchen. Es wäre absurd, überhaupt mit Papageien diskutieren zu wollen. Was immer der Papagei sagt: danach wird sich keiner richten, der noch alle Tassen im Schrank hat.
Mag ja sein, aber das spielt keine Rolle, weil es im Determinismus trotzdem passieren würde oder eben nicht (was auch ein Teil der eingebauten Immunisierungsstrategie ist, wie man an der Formulierung schon merkt).
AgentProvocateur hat geschrieben:a) Du schwafelst ("radikale Dimension des Seins")
Mach mal halblang. Wenn Du auf solch einem Niveau diskutieren willst, dann breche ich die Diskussion mit Dir ab. Deine Weigerung zu verstehen werde ich schon gar nicht mit einem solchen Vorwurf gegen mich dulden. Solche eristrischen Tricksereien kannst Du Dir echt sparen.
AgentProvocateur hat geschrieben:und b) - was viel schlimmer ist - Du tust hier so, als ob Du die Definitionshoheit über Begriffe - z.B. über den "freien Willen" hättest. Aber die hast Du nicht - Du musst im Gegenteil darlegen und begründen, wieso Deine Definition/Dein Verständnis besser ist als die/das der Kompatibilisten. Eine reine Behauptung reicht dazu nicht, da kann jeder mit derselben Berechtigung das Gegenteil behaupten. Und: als Allererstes musst Du das, was Du vertrittst, erst mal nachvollziehbar darlegen. Und wenn Du das schon getan hast: eine stichpunktartige Definition/Darlegung der notwendigen und hinreichenden Bedingungen für einen freien Willen in Deinem Sinne wäre dennoch hilfreich.
Das hat mit einer Definitionshoheit überhaupt nichts zu tun.
Das hatten wir schon mal, ich habe keine Lust mich andauernd zu wiederholen, das ist doch auch bloß nur noch ein rhetorischer Bluff.
Du hast Dich kaum argumentativ damit auseinander gesetzt, was ich geschrieben habe. Immer kommt nur der gleiche Mist mit irgendwelchen Wischiwaschi-Aussagen, die ich schlucken soll und immer wieder irgendwelche Behauptungen, ich würde schwafeln, die Ideen irgendwelcher Inkompatibilisten, die ich gar nicht vertrete, wären absurd, ich wäre in der Begründungspflicht, obwohl ich die Begründung zigtausendmal geliefert habe, was einfach ignoriert wird.
Im Ernst: was soll das? Das ist für mich nicht der Sinn einer Diskussion.
PS: Ich bin nicht dafür verantwortlich, dass eine Definition mit Deinem Weltbild kompatibel sein muss. Nehmen wir mal ein ganz einfaches Beispiel, nehmen wir an, ich spreche von einem Drachen. Würdest Du mir dann entgegnen, dass eine solche Kreatur absurd ist (was sie ja ist, wie soll so ein fettes Viech mit so kleinen Flügeln fliegen können? Und Feuer spucken wird auch schwierig) und ich deswegen einen anderen Drachenbegriff brauche, der in Dein Weltbild passt? Hier haben wir immerhin aber noch den Fall, dass die einzelnen Signifikanten in den meisten Weltbildern vorstellbar sind. Nur gibt es auch Begriffe, bei denen es komplizierter wird.
Die Evolutionstheorie wird für einen Kreationisten auch absurd klingen, da ist sogar der Fall gegeben, dass einzelne Signifikanten nicht mal vorstellbar sind. Bin ich jetzt dem Kreationisten gegenüber in der Beweispflicht, weil er ansonsten recht hätte?