stine hat geschrieben: Der Mensch hat diese eingebaute Schwachstelle: Sein überzogenes (Selbst)Bewusstsein und damit den Drang nach einer Weltanschauung und letztlich auch die Vorahnung seines eigenen Todes.
Das sehe ich genauso, nur kann man da unterschiedliche Folgerungen draus ziehen. Zunächst einmal gebe ich Dir Recht, dass es etwas kurzgegriffen ist zu argumentieren "Man bist Du blöd, wenn Du religiös bist. Repariere gefälligst mal deine persönliche Schwachstelle und dann wird alles gut". Oft wird - auch hier im Forum - so argumentiert. Auf der Ebene kann dann der Gläubige argumentieren: "Selber Schwachstelle, Dir fehlt halt der Draht zu Gott". Auf der persönlich psychologisierenden Ebene kommt man schnell in eine Pattsituation.
Andererseits kann man die Erkenntnis, dass Menschen u.a. dazu neigen Kausalitäten zwanghaft zu suchen und lieber erfundene Geisterwesen akzeptieren, als mal zuzugeben, dass man die Ursache nicht kennt, oder das Menschen aufgrund Ihrer Unreife bei der Geburt einen autoritativ-abhängigen Wissenserwerb in der Jugend pflegen und sich oft aus dieser Abhängigkeit nicht mehr befreien können, für eine sachliche Kritik der Religion nutzen. Dennett hat das in für mich in nachvollziehbar guter Weise in seinem Buch "Den Bann brechen - Religion als natürliches Phänomen" getan. Platt gesagt: Wenn ich die Ursache für meine Gottesfürchtigkeit genau so kenne wie die Ursache für den Juckreiz unter meinen Achseln, dass verschwindet das "spirituelle" doch recht bald.
Es bleiben natürlich die sogenannten letzten Dinge, die sich menschlicher Erfahrung zumindest noch auf absehbare Bereich entziehen. Jemand der lernt auch mal mit ad hoc Thesen, Widerlegungen von solchen und auch Nichtwissen umzugehen, kann da meiner Meinung nach auch viel entspannter rangehen. Religion arbeitet ja demgegenüber leider (notgedrungen?) mit Setzungen, Dogmen, Ängsten etc. pp.