ganimed hat geschrieben:Also: ich halte eine Wahl nur dann für frei, wenn sie nicht vollständig abhängig von kausalen Faktoren ist (deren Ursachenketten zudem irgendwann außerhalb des Entscheiders führen, also letztlich externe Faktoren sind). Wenn ich mich also nur deshalb für E entscheide, weil es die Ursache X gibt, dann ist das keine freie Wahl, sondern lediglich eine Prozessierung der Ursache-Wirkung-Beziehung von X nach E.
Ich nicht. warum Du? Was ist Dein Grund dafür, was Dein Argument, wie willst Du das plausibel machen? Oder bleibt es lediglich bei dem: "isso, weil ich es so sehe"?
Wie könnte eine akausale Wahl, (was doch wohl bedeutet "völlig zufällig"), frei sein? Bzw. wie könnte jemand für eine völlig zufällige Wahl - was bedeutet, dass die außerhalb seiner Kontrolle lag - verantwortlich sein? Du meinst vielleicht, das sei sei per se selbstverständlich, bedürfe also keiner weiteren Begründung, aber leider halte ich das für per unverständlich und unplausibel.
Was ist nun eine "freie Wahl" Deiner Ansicht nach?
Wenn sie:
1. zu 100% akausal erfolgt?
2. oder zu NICHT-[100%-kausal] erfolgt?
3. oder: 1 oder 2
und hinzukommen muss noch: [...] <- dies muss von Dir ausgefüllt werden
Falls nur 2, und nicht mehr als 2: dann wäre der oben erwähnte Roboter mit eingebautem akausalem Zufälligkeitsmodul frei, wäre freier als Du und ich. Oder der Mensch mit Tourette-Syndrom, falls dieses akausal aufträte, wäre frei (freier).
Aber: niemand anderes als Du würde das so sehen, davon bin ich überzeugt. Damit stündest Du völlig alleine auf weiter Flur. Also musst Du Dir etwas anderes überlegen. Du müsstest genauer definieren, was eine "freie Wahl" und was "Willensfreiheit" in Deinem Sinne sein soll. Es reicht schlicht nicht, wenn Du immer und immer wieder behauptest, auf jeden Fall sei eine freie Wahl/Willensfreiheit mit Determinismus unvereinbar.
Denn eben das ist, was ich anzweifle, wofür ich mindestens ein Argument sehen möchte!ganimed hat geschrieben:Wieso kann es denn nicht sein, dass auch im Indeterminismus kein freier Wille möglich ist?
Ja, stimmt, das kann schon sein. Es gibt diese Auffassung. Allerdings konntest Du mE bisher nicht plausibel machen, dass Determinismus und Willensfreiheit sich auschließen.
Du hast dafür kein einziges Argument gebracht, Du hast das bisher nur als Dogma verkündet!Du musst mal explizit die notwendigen und hinreichenden Bedingungen für Willensfreiheit in Deinem Sinne auflisten!!!!ganimed hat geschrieben:Nach meiner Intuition ist totale Abhängigkeit und ein totales Festgelegtsein keine Freiheit. Ich kann das mit deiner Intuition vergleichen. Deiner Intuition nach ist eine Wahl dann frei, wenn sie total festgelegt, zu 100% abhängig von kausalen Faktoren, aber vernünftig und informiert war.
Meiner Intuition nach nenne ich eine vernünftige Wahl einfach erstmal nur "vernünftig". Es widerspricht meiner sprachlichen Intuition, "vernünftig" mit "frei" gleichzusetzen. Ein Gefängnis kann schließlich auch vernünftig sein, aber frei nicht.
Wir haben dann wohl unterschiedliche Intuitionen. Wenn eine Entscheidung und Handlung wesentlich
von mir abhängt, dann nenne ich sie
meine Entscheidung und Handlung, für die ich geradestehe, weil ich sie als die meinigen ansehe.
Keinen Hauch einer Ahnung, inwiefern die "freier" sein könnten als insofern, als ich sie erzeuge.
Du willst hoffentlich nicht auf völlig ursachenlose und somit völlig beliebige Entscheidungen und Handlungen hinaus. Gäbe es sowas, dann wären das sicher nicht meine Entscheidungen und Handlungen, damit könnte ich mich nicht identifizieren. Ist mir dabei völlig egal, ob Du die "frei" nennen würdest oder nicht, ich würde sie nicht so nennen, denn das könnten weder meine Entscheidungen, noch meine Handlungen sein. Damit etwas
meine Entscheidungen und Handlungen sein können,
müssen sie notwendigerweise von mir abhängen, von meinen Überlegungen, Bewertungen etc.
(Dazu ist es aber nicht notwendig, dass die Entscheidung und darauffolgende Handlung "vernünftig" (bzw. wohlüberlegt) sein muss. Auch eine Entscheidung und Handlung "aus dem Bauch heraus" ist meine Entscheidung und Handlung.)
Aber gut, in Deinem Sinne sind also nun Entscheidungen und Handlungen, die von mir abhängen, deswegen nicht frei, weil sie überhaupt von etwas abhängen. Ich halte das zwar für völlig absurd, aber das wäre erst mal nur eine Definitionssache. Die Fragen für mich hier wären:
1. wieso könnte ich nicht für meine Entscheidungen und Handlungen verantwortlich sein, falls die von mir abhängen, auf meinem Mist gewachsen sind?
2. und wieso, bitteschön. könnte ich im Umkehrschluss dür Entscheidungen und Handlungen, die
nicht von mir abhingen, die mir also rein zufällig nur zustießen, die also außerhalb meiner Kontrolle lägen - wieso könnte ich dafür verantwortlich sein?
Beides halte ich für völlig absurd, ist mir absolut unklar, wie man sowas behaupten kann. Dafür muss es doch einen Grund geben, mindestens - und sei es auch nur so klein - ein einziges Mini-Argument. Aber wo ist das? Bisher kam keines, kam nur: "sehe ich so und deswegen ist es auch so".
ganimed hat geschrieben:Ich behaupte tatsächlich, dass ein freier Wille in beiden Welten nicht möglich ist (im Determinismus ist er nicht frei und im Indeterminismus ist es kein Wille). Insofern brauchen wir also tatsächlich nicht über Determinismus reden. Aber die Gründe sind jeweils unterschiedlich. Wenn mich jemand fragt, wieso denn der freie Wille nicht existiert, muss ich doch über Determinismus reden, denn ich benötige die Kausalabhängigkeit als Begründung für meine Behauptung. Und für den indeterministischen Fall gibt es eine ganz andere Begründung. Ein red hering ist der Determinismus also durchaus nicht.
Mag sein, aber wenn so, dann benötigst Du dennoch mindestens ein Argument, warum Determinismus und Willensfreiheit sich auschließen. Du magst das vielleicht selber nicht sehen, aber alles, was Du bisher vorgebgeracht hast, ist die schlichte Behauptung, dem sei einfach nun mal so, weil Du das sagst und Dir das irgendwie richtig vorkommt. Aber das ist leider kein Argument. Dass Zufall und Willensfreiheit sich ausschließen, bzw. dass Zufall Willensfreiheit nicht herstellen kann, keine notwendige Bedingung für Willensfreiheit ist: darüber haben wir keinen Dissens. Fehlt also nur noch das Argument, wieso Determinismus Willensfreiheit ausschlösse. Irgendwas muss es doch da geben! Ein kleines, klitzekleines Argument!
Ich weiß, dass ich Dich damit nerve und ich weiß auch, dass Du fest davon überzeugt bist, schon gute Argumente gebracht zu haben. Aber, nein, das hast Du wirklich nicht. Eigentlich ist es doch nicht so schwer, man muss sich ja nicht alle Argumente aus den Rippen schneiden, man muss nicht das Rad neu erfinden. Man kann auch auf bestehende Argumente zurückgreifen, zum Beispiel
diese hier in der SEP.
Aber, klar, was interessiert Dich, was andere sagen. Du hast einfach recht und brauchst kein Argument. Tief in Dir drinnen weißt Du, das Du recht hast. Aber womit eigentlich, das sagst Du auch nicht. "Es gibt keine Willensfreiheit"! Aber solange Du nicht explizit sagst, was Du damit eigentlich meinst, hast Du har nichts gesagt. Nicht mehr als "es gibt keine sdfuiehjklöfhreuitg". Das mag zwar sein oder nicht, aber das kann niemand beurteilen.
ganimed hat geschrieben:Also nochmal: ja, wir haben unterschiedliche Möglichkeiten zu handeln. Und auf der anderen Seite behaupte ich keineswegs, dass wir keine Handlungsoptionen haben. Wir haben sie. Nur können wir sie nicht frei wählen. Wir geraten aufgrund kausaler Faktoren einfach in andere Situationen und dort gibt es dann neue Optionen. Wir haben also einen Willen, ja, und wir haben eine Wahl, ja, aber beide sind nicht frei. Und Schuld gäbe ich nur jemandem, der seine Handlung frei gewählt hat.
Aber Dein "frei gewählt" ist ein leerer Begriff, ist ohne Bedeutung. Du kannst nicht erklären, was Du damit meinst, Du gibst aber zu, dass "frei gewählt" in jeder logisch möglichen Welt unmöglich ist. Selbst ein hypothetischer allmächtiger Gott könnte nicht in Deinem Sinne "frei wählen".
Du redest einfach nur Unsinn. Du sagst "freie Wahl", Du sagst "Willensfreiheit", aber Du kannst nicht erklären, was Du damit meinst.
Aber ich kann es: Deiner Ansicht nach müssen für eine freie Wahl und für Willensfreiheit folgende zwei Bedingungen erfüllt sein:
1. eine freie Wahl und damit Willensfreiheit muss völlig akausal sein
2. eine freie Wahl und damit Willensfreiheit müssen von einem selber abhängen, dürfen also nicht völlig akausal sein
Und, Entschuldigung, aber das ist so einfach nur unplausibler Unsinn. Oder aber Du kannst das herleiten und begründen und plausibel machen.
(Oder aber: ein ganz kleines bisschen Akausalität reicht schon aus, um eine Entscheidung/Handlung frei zu machen. Es wäre halt schon sehr schön, wenn Du das mal explizit darlegen würdest. Nichts daran ist so selbstverständlich, wie Du zu meinen scheinst - Du musst Dich erklären.)
Und überhaupt: wem Du Schuld gibst oder nicht, ist doch dann völlig irrelevant, wenn Du keine Kontrolle über diese Zuweisung hast. Dann tust Du es eben, weil das unerkennbare und von Dir unbeeinflussbare Schicksal es so bestimmt hat. Und andere tun es anders. Und zwar ebenfalls wegen des unerkennbaren Schicksals, dem wir dann nun mal unterliegen, einfach so halt.
Dieser Punkt von mir ist noch lange nicht beantwortet: Du meinst offensichtlich, Du habest recht und daraus folge eine moralische Forderung an andere, ("niemand kann etwas für das, was er tut, also darf keiner den anderen für schuldig halten"). Aber da wird es völlig absurd. Entweder kann niemand etwas für das, was er tut, dann geht Deine moralische Forderung völlig ins Leere oder aber die anderen können Deine Argumente berücksichtigen und danach handeln. Aber dann hätten sie einen freien Willen in meinem Sinne und dann könnten sie auch verantwortlich und schuldig sein.
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Mir ist absolut unverständlich, wieso Du nicht einsehen willst, dass Du
mindestens ein Argument für Deine Ansicht bringen musst, dass sich Willensfreiheit und Determinismus ausschließen.
Wenn Du das aber nur per definitionem behaupten willst, dann fragt sich dennoch, wie Du von dort auf Schuld kommst.
Auch für die Aussage "in einer determinierten Welt kann es keine berechtigte Schuldzuweisung geben" braucht es mindestens ein Argument. Zusätzlich aber muss in diesem Falle dargelegt werden, wie man in einer determinierten Welt von "Berechtigung" reden kann. Bzw. wie man in dem Falle von anderen mit Geltungsanspruch verlangen kann, unberechtigte Handlungen zu unterlassen. Für mich sieht das immer noch aus wie ein dicker, fetter logischer performativer Widerspruch.
"Niemand kann etwas dafür, was er tut, also darf niemand andere für schuldig halten, wenn er es dennoch tut, ist er schuld daran" -diese Aussage ist in sich widersprüchlich, sie hebt sich selber auf. Verstehe nicht, dass Du das nicht sehen kannst.