stine hat geschrieben:Und woher kommt sie, die Solidarität?ujmp hat geschrieben:b) "Nächstenliebe" ist auch nur eine Worthülze, man kann auch "Solidarität" zu diesem Verhalten sagen.
Das "natürliche" Empfinden des Menschen alles teilen zu wollen?
stine
Darauf will ich auch hinaus.laie hat geschrieben:Worauf ich hier hinaus will: der Atheismus in seiner westlichen Ausprägung zehrt von der christlichen (und neuplatonischen und stoischen und arabischen) Tradition seines Umfelds. Er ist ohne dieses Umfeld nicht denkbar. Ohne diese Tradition wüsste ich nicht zu sagen, woher der Atheismus überhaupt irgendwelche Werte nimmt.
Wenn keine religiöse Historie die Nächstenliebe je propagiert hätte, was könnte einen durch und durch naturalistischen Menschen dazu bringen, sein Revier zu teilen? Wäre er nicht viel zu nüchtern und selbstbezogen und würde er seine Hilfsbereitschaft nicht nur seinem Clan zukommen lassen? Und, auch die alten Philosophen kannten schon einen strafenden Gott, selbst sie waren im Geiste nicht mehr vogelfrei.Nanna hat geschrieben:So kann ein Naturalist Solidarität (vulgo "Nächstenliebe") befürworten, und zwar, betonterweise mit demselben Recht wie ein Gläubiger, nur begründet er diese Norm nicht-supernaturalistisch.
laie hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:stine hat geschrieben: Nein, wenn ihr "christliche Werte" als historische Grundlage für unsere Gesellschaft negieren wollt, dann müsst ihr mir beweisen, woher der erzieherische Aspekt zur Zurückhaltung und zum sozialem Engagement kommen.
Das ist ein Zirkelschluss. Du setzt das, was du belegen möchtest schon als Prämisse voraus, namlich, dass die Erziehung dabei ein besondere Rolle spielt. Aber wenn schon. Selbstverständlich hast du auch dafür keinen konkreten Beleg - selbstgefälliges Christengeschwätz!
Warum soll das ein Zirkelschluss sein?
Ja, für sich und die Seinen.ujmp hat geschrieben:Der Mensch ist von Geburt an ein soziales Wesen.
Genau darum geht es doch, Nichtreligiöse sind genauso in einer historisch religiösen Kultur aufgewachsen, sie sind keine Kulturexoten. Oder erzähl mal, woher die nichtreligiöse vorweihnachtliche Solidarität mit afrikanischen Kindern herkommt?ujmp hat geschrieben:Beleg doch mal, dass nichtreligiöse Menschen weniger sozial denken!
stine hat geschrieben:Ja, für sich und die Seinen.ujmp hat geschrieben:Der Mensch ist von Geburt an ein soziales Wesen.Genau darum geht es doch, Nichtreligiöse sind genauso in einer historisch religiösen Kultur aufgewachsen, sie sind keine Kulturexoten. Oder erzähl mal, woher die nichtreligiöse vorweihnachtliche Solidarität mit afrikanischen Kindern herkommt?ujmp hat geschrieben:Beleg doch mal, dass nichtreligiöse Menschen weniger sozial denken!
LG stine
stine hat geschrieben:Wenn keine religiöse Historie die Nächstenliebe je propagiert hätte, was könnte einen durch und durch naturalistischen Menschen dazu bringen, sein Revier zu teilen?Nanna hat geschrieben:So kann ein Naturalist Solidarität (vulgo "Nächstenliebe") befürworten, und zwar, betonterweise mit demselben Recht wie ein Gläubiger, nur begründet er diese Norm nicht-supernaturalistisch.
stine hat geschrieben:Wäre er nicht viel zu nüchtern und selbstbezogen und würde er seine Hilfsbereitschaft nicht nur seinem Clan zukommen lassen? Und, auch die alten Philosophen kannten schon einen strafenden Gott, selbst sie waren im Geiste nicht mehr vogelfrei.
stine hat geschrieben:
Im Augenblick weiß ich nicht, wo das eigentliche Problem ist.
Ist es denn so schauderhaft eine Kultur gut zu heißen, die sich bisher entwickelt hat, auch wenn religiöse Hintergründe sie bis hierher brachten? Dann nennt man das eben heute nicht mehr Nächstenliebe, sondern Solidarität, na und? Das hebelt aber den Ursprung dieses Denkens nicht aus.
Genau richtig: Wenn also Religionen aufgelöst werden sollen, dann braucht es Alternativen. Die müssen aber ganauso überzeugend an den Menschen gebracht werden, wie das Religionen über hunderte von Jahren gemacht haben.Nanna hat geschrieben:Religiöse Vorschriften sind zwar ohne Frage eine starke Motivation für überzeugte Gläubige, aber der evolutionär erworbene Impuls zur Kooperation dürfte um ein Vielfaches stärker sein und sich durch persönliche Glaubensinhalte im statistischen Mittel zwar ausgestalten, aber nicht grundlegend modifizieren lassen. Das heißt, eine auf naturalistischen Überzeugungen gegründete Gemeinschaft würde vielleicht andere Formen der Kooperation finden als religiöse, aber diese würden sich wohl nur strukturell und organisatorisch, nicht qualitativ unterscheiden.
Vielleicht ist es doch zufällig oder es hat damit zu tun, dass es dort mehr Menschen gibt, die sich langweilen und sich nicht anderweitig beschäftigen können. Eine religiöse Ursache hat das sicher nicht, weil kaum ein Religiöser sich den Vorgaben seiner Religion diesbezüglich unterordnet. Wenn man nur die Kandidaten betrachtet, die sich einer strengen Askese beugen, dann würden diese sicherlich nicht die Mehrheit bilden oder sogar der Askese wegen dem Internet ganz fernbleiben.Nanna hat geschrieben:Nicht zufällig sind in stark religiös geprägten Landstrichen wie Pakistan, Saudi-Arabien oder den USA die Suchanfragen nach sexuellen Inhalten im Internet deutlich höher als in säkularen.
Das Christentum wäre heute nicht so weit verbreitet, wenn es nicht friedliche Menschen hervorgebracht hätte.Lumen hat geschrieben:Wenn das Christentum wie von stine beschrieben und erwünscht wirkt, müßte sich das in der Geschichte ja gezeigt haben.
Davon abgesehen, dass das wirklich nur verkürzt und plakativ ist, aber was beweist das? Je dominanter der Diktator, umso friedlicher und kleinlauter das Volk.Lumen hat geschrieben:Die Kirchen fanden und finden sich mit schöner Regelmäßigkeit auf der Seite des Bösen wieder um das mal verkürzt und plakativ zu umschreiben.
Wenn du meinst.ujmp hat geschrieben:...es sieht leider sehr nach stumpfer Ignoranz aus.
ujmp hat geschrieben:Der Mensch ist von Geburt an ein soziales Wesen.
stine hat geschrieben:Ich nenne dauernd Beispiele, im Gegensatz zu euch. Jedes Beispiel kann natürlich mit einem säkularen Begriff den Religionen entwendet und dem weltlichen Sozialgefüge zugeordnet werden. Aus Nächstenliebe wird dann Solidarität und aus Hingabe wird Altruismus. Anscheinend ist alles natürlich vorhanden. Ich persönlich kann das nicht nachempfinden, weil ich von altruistischen Atheisten noch nichts gehört habe, wohl aber von hingebungsvollen Religiösen.
LG stine
Lumen hat geschrieben:Demnach setzen sich die meisten Menschen dauernd im Kleinen oder Großen für ihre Mitmenschen ein, es ist aber fast unmöglich es "wegen" des Atheismus zu machen.
Lumen hat geschrieben:Demnach setzen sich die meisten Menschen dauernd im Kleinen oder Großen für ihre Mitmenschen ein, es ist aber fast unmöglich es "wegen" des Atheismus zu machen.
laie hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Der Mensch ist von Geburt an ein soziales Wesen.
Er wird dazu gemacht! Er mag die Anlagen mitbringen, daß man ein soziales Wesen aus ihm machen kann, aber tatsächlich wird er erst durch Erziehung zu einem solchen.
Erziehung ist Vorleben und Erziehung geschieht durch das Umfeld. Ich wiederhole das ja nur sehr ungern, weil es mir schon fast selber lästig ist: Unsere Gesellschaft ist bis Dato christlich geprägt.Lumen hat geschrieben:Wenn es keine Erziehung gibt, wird aus dem Nachwuchs trotzdem kein Mörder und Dieb.
Genau so ist es und deshalb ist hier auch nicht alles nur religiös, aber eben auch nicht nur unreligiös. Vermutlich macht es die sinnvolle Mischung.Lumen hat geschrieben:Die Welt ist aber nicht schwarz/weiß
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